Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<186.>>

Heinrich bestätigt dem Kloster St. Maximin (bei Trier) nach dem Vorbild seiner Vorgänger die kirchliche Selbständigkeit und die Reichsunmittelbarkeit, gewährt das Recht der freien Abtwahl, trifft genaue Regelungen über die Rechte der Vögte und Untervögte sowie die Stellung der klösterlichen Bediensteten und Grundholden, verfügt die Freiheit vom Schiffszoll und restituiert genannte Besitzungen.

Bergoglio (Alessandria), 1116 Juni (drittes Viertel).

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 54 b : 60 h) in Ms. lat. 9267 no 5 der Nationalbibliothek zu Paris (A). – Rückvermerk des 14. Jh.: Privilegium de iure ministerialium.

Faks.: Kölzer, Studien Taf. 36.

Drucke: Zyllesius, Defensio 3,51 no 31 = Lünig, Reichsarchiv 16a,279 no 116 zu 1162 (aber im Text: MCXVI). – Aus A: Hontheim, Hist. Trevir. 1,501 no 328. – Beyer, Mittelrhein. UB 1,495 no 434 “aus dem Maximiner Manuscript in Berlin”, beide zu Juli 1.

Reg.: Erhard, Reg. Westf. 1,224 no 1423. – Mittelrhein. UB 2,675 no 479. – Wauters, Table chronol. 2,85. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,469 no 1690. – Ladewig-Müller, Constanzer Reg. 1,85 no 694, alle zu Juli 1. – Böhmer Reg. 2058 irrtümlich zu Juli 25. – Stumpf Reg. 3147 zu Juli 1.

Seit dem grundlegenden Aufsatz Bresslaus in Westd. Zs. 5,40f. (s.a. 55), dessen Ergebnisse durch Wisplinghoff, Untersuchungen 150f. (s.a. 169f.), Gawlik in DA 37,608ff. (s.a. 634) sowie Kölzer a.a.O. 158f. u. 206f. (s.a. 218, 228 u.ö.) und zuletzt auch durch Göldel, Servitium regis 101 bestätigt wurden, steht die Echtheit des mit echtem und einwandfrei befestigten Siegel versehenen (s. Anm. au) D.186 fest, wohingegen die zwischenzeitlichen Versuche von Oppermann, Rhein. Urk.-Studien 2,90ff., von Mayer, Fürsten u. Staat 159ff. (s.a. 162f., 168) aufgegriffen, als völlig verfehlt gelten müssen, D.186 als eine um 1139, zur Abwehr der durch das DKo.III.26 von 1139 (Ende Mai, s. auch D.27) aus politischen Gründen erfolgten Unterstellung des Klosters unter das Erzstift Trier angefertigte Fälschung zu erweisen. Diktat und Schrift des ganzen Kontextes und die Schrift der Datumzeile stammen von dem impetrierenden Abt Berengoz von St. Maximin (Bresslau, Wisplinghoff und Gawlik sprechen noch von einem den Abt begleitenden St. Maximiner Mönch), der entweder Heinrich auf dem zweiten Italienzug von Anfang an begleitet hatte oder erst später nachgefolgt war (vgl. Kölzer a.a.O. 159 Anm. 11, 232 und 239 Anm. 65). Der Notar Adalbert A hat dann lediglich, mit wesentlich hellerer Tinte und dünnerer Feder, in Elongata die 1. Zeile sowie die Unterfertigungszeilen samt dem Monogramm, wofür zwischen Kontext und Datierung reichlicher Platz in Höhe von ca. 12 cm freigelassen war, hinzugefügt (vgl. Hausmann, Reichskanzlei 67 no 82), wobei er in der Rekognitionszeile mit Rücksicht auf den Empfänger den Namen des deutschen Kanzlers Bruno von Zollern, der selbst am Italienzug nicht teilgenommen hat (s. Hausmann a.a.O. 45; Gawlik a.a.O. 609 Anm. 29), einsetzte.

Abweichend von diesem Bild von der Abfolge des Anteils der beiden Schreiber (so schon Bresslau a.a.O. 31, 41, 55; vgl. ferner Meyer von Knonau, Jahrb. 7,11 Anm. 10 und Wisplinghoff a.a.O. 150) hatte Wibel in AfU 3,84 Anm. 1 an ein vom Kanzleinotar nur mit den Elongata-Zeilen versehenes, aber noch unbesiegeltes Blankett gedacht, das Berengoz zur Ausfüllung mit dem Kontext überlassen wurde. Die Vorstellung von einem Blankett, das zudem sogar schon besiegelt gewesen wäre, vertritt nochmals Gawlik (a.a.O. 609, 611f.) mit der unzutreffenden Feststellung, mit Rücksicht auf die angeblich vorausgefertigten Unterfertigungszeilen seien die beiden letzten Zeilen des Kontextes mit verringertem Abstand eingetragen (a.a.O. 610); obwohl letzterer Befund von Kölzer (a.a.O. 159 Anm. 12) als falsch zurückgewiesen ist, hält auch dieser an einem Blankett als denkbarer Alternative fest.

Unrichtig ist auch Gawliks Ansicht (a.a.O. 610 Anm. 37), der in etwas hellerer Tinte an die Korroboratio angefügte Schluss-Satz über die Bekräftigung durch den Bann P. Paschals II. (s. Anm. aq) sei ebenfalls von Berengoz nachgetragen, indem er die richtige Feststellung Wisplinghoffs (a.a.O. 151 mit Anm. 62), dass dieser Satz von anderer Hand stamme, zurückweist; der Schreiber dieses Satzes versucht zwar, möglichst die Schriftmerkmale Berengoz’ nachzuahmen (man vgl. z.B. das dipl. Kürzungszeichen), doch verrät sich die andere Hand durch eine ganze Reihe von Abweichungen, etwa in anderer Gestaltung der beiden Rundungen des g, der ausgeprägt runden Formung des linken Bogens der Oberlängenverschleifungen, dem Verzicht auf den sanften Linksschwung der Unterlängen, insbesondere aber durch die Schreibung der per-Kürzung mittels einfachen Strichs durch die Unterlänge, wofür Berengoz immer eine geschwungene und zumeist doppelte, vereinzelt sogar dreifache Durchkreuzung verwendet. – Ob dieser Nachtrag noch vor der Besiegelung oder erst danach (dann womöglich erst in Trier) eingetragen wurde, lässt sich nicht entscheiden, da er schon vor der letzten senkrechten Falte endet und damit sein Schreiber durch ein schon vorhandenes Siegel nicht behindert worden wäre.

Auf Adalbert A geht außer der Schrift der Elongatazeilen auch das Diktat der von Berengoz geschriebenen Datierung zurück (s. schon Gawlik a.a.O. 609 Anm. 29), dem sich Berengoz unter Aufgabe seiner sonstigen eigenwilligen Sonderform (vgl. zuletzt D.169) beugen musste, jedoch nicht ohne die Vornahme einiger kleiner Veränderungen (s. Anm. ax–az und bb).

Die Verantwortlichkeit des Kanzleinotars für den Wortlaut der Datierung erlaubt nun aber auch, die durch die Auslassung der Zahl zwischen Data und kl. (s. Anm. aw; Bresslau a.a.O. 40 Anm. 3, der die Lücke erkannt hatte, behielt dennoch, wie regelmäßig auch Wisplinghoff, die herkömmliche Datierung auf den 1. Juli bei) bis heute bestehende Unsicherheit, auch hinsichtlich des Itinerars, zu beheben: Als äußerste mögliche Daten ergeben sich aufgrund des kl. die Tage des 14.–30. Juni, so dass theoretisch D.186 auch nach den drei in Pasiliano/San Germano ausgestellten DD.187–189 von Juni 22–25 angesetzt werden könnte (DD.190/*191 von Juni 30 nennen keinen Handlungsort). Doch enthält unser D. noch die in den Diplomen von Mai 10–29 (vgl. DD.174 … 183) regelmäßig gebotene richtige Zahl XI für die Königsjahre, während Adalbert A seit dem D.187 von Juni 22 (s. oben) mit äußerster Konsequenz die falsche Zahl X verwendet; die Ausfertigung von D.186 gehört demnach vor D.187 und kann dann weitgesteckt auf Juni 14–21 datiert werden (vgl. dazu inzwischen Kölzer a.a.O. 158 mit Anm. 2).

Aus diesem früheren Zeitansatz für die Ausfertigung von D.186 ergibt sich, dass der Reiseweg den Kaiser in einheitlich nördlicher Ausrichtung von Bergoglio über das ca. 22 km entfernte San Germano (DD.187–189) in die Gegend südlich von Ivrea (D.193 von Juli 28) geführt hat, während Gawlik (a.a.O. 608) annahm, dass Heinrich von dem als letzte vorangehende Station bekannten Fontanafredda aus (s. D.183 von Mai 29) zuerst San Germano aufgesucht habe und erst von dort “kurz danach” südlich nach Bergoglio gezogen sei. – Durch das Fehlen des Tagesdatums bleiben zwei Fragen offen, nämlich die nach dem Zeitpunkt der Handlung und dem Ort der Ausstellung. Am ehesten lässt sich letztere beantworten; da zwischen Bergoglio und San Germano wegen der geringen Entfernung sicher kein Zwischenhalt eingelegt wurde, erfolgte die Ausstellung entweder erst in San Germano oder, was wahrscheinlicher ist, noch in Bergoglio als dem Ort der Handlung. War letzteres der Fall, ergäbe sich möglicherweise ein relativ langer Aufenthalt in Bergoglio; denn der Zeitpunkt der dortigen Handlung könnte sogar noch vor den 14. Juni als frühesten Zeitpunkt der Ausstellung fallen. – Jedenfalls belegt die Auslassung der Tagesangabe ein zeitliches Auseinanderklaffen von Handlung und Beurkundung, also uneinheitliche Datierung; zur denkbaren Erklärung dafür vgl. weiter unten.

Wohl als bloße Unachtsamkeit ist zu werten, wenn Gawlik a.a.O. 611 (wiederholt bei Kölzer a.a.O. 158 Anm. 2) die Auslassung der Kalendenzahl so deutet, dass die Ausfertigung des Diploms zu einem Zeitpunkt erfolgt sei, “als der genaue Ankunftstermin für Bergoglio [= Ort der Handlung!] noch nicht feststand”, womit die Aufeinanderfolge von Handlung und Beurkundung auf den Kopf gestellt wäre. – Das auf dem linken Ufer des Tanaro gelegene Burgulia/Bergoglio ist einer der acht Orte, die Bestandteile der erst nach der Mitte des 12. Jh. neugebildeten Stadt Alessandria wurden, deren Schwerpunkt auf dem rechten Ufer des Tanaro liegt, vgl. u.a. Meyer von Knonau a.a.O., Angiolini-Vergano, Storia di Alessandria 1,44ff. u. 70, Opll, Stadt und Reich 183ff.

D.186 ist nicht nur inhaltlich eine Art “Generalprivileg”, das den Schluss-Stein und die Summe der Fälschungsaktion des Abtes Berengoz darstellt (so Kölzer a.a.O. 90, 94, 159, 162, 209 u.ö., ferner Tabelle 227f.), wenn auch unter Beschränkung auf die wesentlichsten Punkte der vorangehenden Fälschungen und unter teilweise verschärfter Formulierung (vgl. dazu Wisplinghoff a.a.O. 85, 167ff., 175; Kölzer a.a.O. 209, 232, 239, 281, 291f., 294), sondern es dokumentiert dies auch in seiner extrem mosaikartigen textlichen Zusammensetzung, da der Abt für den Text rund ein Drittel des gesamten damaligen Bestandes an Herrscher- und Papsturkunden seines Archivs (s. Liste bei Kölzer a.a.O. 20f.; Oppermann a.a.O. 91f. verzeichnet in seinem auszugsweisen Spaltendruck nur 7 Vorlagen, darunter 4 nicht zutreffende) ausschlachtete: Außer echten Texten (s. unten II und XV–XIX) und älteren Fälschungen (s. X, XI und XIV) benützte er insbesondere fast sein ganzes eigenes Fälschungs-Oeuvre (s. III–IX, XII, XIII, XX und XXI); von letzterem (s. Liste bei Kölzer a.a.O. 160) ließ er nur das DKo.II.†48, die DDH.IV.†159 u. †181 sowie das DH.V.†16 beiseite. Demgegenüber verblüfft die von ihr selbst als “auffällig” gewertete Feststellung Göldels a.a.O., “daß St. 3147 [= D.186] keinerlei wörtliche Passagen aus den Fälschungen übernimmt”, überdies a.a.O. 104, als Argument gegen die Entstehung der älteren Fälschungen vor 1116 (s. dazu Vorbem. zu D.†16), meint, diese seien auch “um St. 3147 zu erlangen … nicht notwendig gewesen”.

Benützt sind folgende, in der Abfolge der erstmaligen Verwendung gezählten 21 Texte (zu I s. weiter unten; zur Sigle VL. statt VU. vgl. Vorbemerkung zu D.†16): II (= D.150), III (= DH.II.†500), IV (= D.†113), V (= D.†88), VI (= D.†17), VII (= DH.III.†262), VIII (= DH.III.†372B), IX (= DH.III.†391), X (= BM2 †755, Ludwig d. Fr., Beyer a.a.O. 1 no 47), XI (= JE †2179, Gregor II., Beyer no 9), XII (= JL †4251, Leo IX., Beyer no 333), XIII (= DO.I.†442), XIV (= DKar.†39, Pippin), XV (= DO.I.280), XVI (= DO.I.53), XVII (= DO.II.42), XVIII (= DKa.III.133); XIX (= DO.III.62), XX (= D.†18), XXI (= DH.II.†502).

Die in der Liste fehlende, einleitend bei der Arenga verwendete Sigle VL.I (mit Ia/Ib) steht für ein Deperditum Heinrichs III. für St. Maximin, das wohl ins Frühjahr 1046 zu datieren ist: Wisplinghoff a.a.O. 147 mit Anm. 29 u. 30 hat erstmals darauf hingewiesen (s. auch Kölzer a.a.O. 167 Anm. 50), dass die Arenga von D.186 (s. Hausmann-Gawlik no 3749) ihre Entsprechung in vier Diplomen Heinrichs III. für vier verschiedene Empfänger hat, die alle von dem Kanzleinotar TB.II herrühren, dem DH.III.148 von 1045 November 25 und den DDH.III.154–156 von 1046 Mai 25 – Juli 2 (s. Hausmann-Gawlik no 1378). – Wisplinghoff hatte durchaus ein Deperditum in Betracht gezogen, jedoch gemeint, dass sich dies nicht mit Bestimmtheit sagen lasse. Hingegen hatte Gawlik a.a.O. 623 Anm. 77 diese Wahrscheinlichkeit für gering erklärt und stattdessen an eine andere Alternative gedacht: Da eines der vier Diplome, das DH.III.154, für das Bistum Metz ausgestellt ist, sei nicht auszuschließen, dass Berengoz, der auch das DH.V.†295 für das unter seiner Leitung stehende Metzer Kloster St. Arnulf gefälscht hat, dieses Diplom im bischöflichen Archiv kennengelernt und “exzerpiert” haben könne.

Aus diesem Metzer Stück hätte Berengoz unsere Arenga aber gar nicht übernehmen können. Es wurde nämlich bisher übersehen, dass die vier Arengen keineswegs völlig identisch sind, vielmehr gibt es, neben weitgehenden Gemeinsamkeiten (unten als VL.I bezeichnet), zwischen der Arenga des D.148 einerseits und den untereinander wortgleichen Arengen der DD.154–156 andererseits gewichtige Unterschiede. Die Arenga von D.186 ihrerseits bietet aber sowohl Formulierungen, die alleiniges Eigengut des D.148 sind (daher als VL.Ia bezeichnet; s. Anm. e und g), als auch solche, die nur in DD.154–156 begegnen (= VL.Ib; s. Anm. h).

Die einzig mögliche Erklärung für den Befund ist, dass Heinrichs III. Kanzleinotar selbst zwischen Ende 1045 und Mitte 1046 seine Arenga weiterentwickelte und in dieser Zwischenzeit ein verlorenes Diplom mit der Arengen-Variante, wie sie uns in D.186 entgegentritt, für St. Maximin ausstellte, womit Wisplinghoffs Vermutung eines Deperditums zur Gewissheit erhoben wird. Dieses Deperditum scheint sogar, über die Übernahme der Arenga hinaus, von Berengoz auch sonst für D.186 herangezogen worden zu sein, vgl. Anm. r, t, u und am. Ob es Berengoz war, der das Original dieses Deperditums nach Benützung beseitigte, bleibt unsicher; zu weiteren vermutlichen Deperdita Heinrichs III. vgl. Wisplinghoff a.a.O. 149 mit Anm. 48. – In dem oben erwähnten D.†295 (= NU.) ist D.186 von Berengoz außer für die Arenga noch an weiteren Stellen als Vorlage verwendet (dortige VL.I; s. Oppermann a.a.O. 93f.), vermutlich ist es auch in dem zu seinen spätesten Fälschungen zählenden DO.II.†160 benützt (s. Kölzer a.a.O. 224).

Um über die Vorlagen hinausgehende neue Formulierungen des Jahres 1116 sichtbar zu machen, glaubten wir uns der mühseligen Aufgabe nicht entziehen zu dürfen, die Abhängigkeit von den zahlreichen Vorlagen detailliert zu kennzeichnen. Die Methode stößt jedoch gerade in einem Fall wie dem vorliegenden an ihre Grenzen: Einerseits hat Berengoz in seiner intensiven Beschäftigung mit seinem Rohmaterial die Versatzstücke in vielen seiner Fälschungen verwendet, so dass, wie man aus den Anmerkungen ablesen kann, oft nicht sicher auszumachen ist, aus welchem bestimmten Stück eine konkrete Stelle übernommen ist; andererseits hat Berengoz sicher vieles davon im Laufe der Zeit auch memoriert, so dass es vielfach, insbesondere bei kurzen, phrasenhaften oder standardisierten Passagen, letztlich unentschieden bleiben dürfte, ob eine durch Petitsatz gekennzeichnete Übereinstimmung mit der angegebenen Vorlage auf deren unmittelbare Benützung zurückgeht oder von Berengoz aus dem Gedächtnis geschöpft wurde, was Kölzer a.a.O. mit dem treffenden Begriff “Kryptomnesie” kennzeichnet.

Aufgrund der umfangreichen Vorlagenverwendung muss Berengoz ein schon in Trier hergestelltes Konzept nach Italien mitgebracht haben (s. Gawlik a.a.O. 610). Dass die benützten Urkunden selbst der Kanzlei vorgelegt worden wären, muss man jedenfalls für die auf Heinrichs V. Namen gefälschten Diplome von vornherein vollkommen ausschließen, vgl. Kölzer a.a.O. 206 mit Anm. 258 (Boshoff in Hist. Zs. 217,129 hatte demgegenüber sogar an die Verwendung der Falsa auf Heinrichs Namen durch die Kanzlei selbst gedacht); und dass die Fälschungen “mindestens zum Teil” der Kanzlei vorlagen, wie Wisplinghoff a.a.O. 151 annimmt, womit er wohl die auf die älteren Herrscher gefälschten Stücke meint, ist nicht erweislich. Man wird sogar in Frage stellen müssen, dass die Kanzlei überhaupt Vorurkunden zu Gesicht bekam; denn die Beschränkung auf die Vorlage der echten Texte hätte zumindest die Gefahr einer Nachfrage nach den nicht vorgelegten Stücken in sich geschlossen. – Uns scheint am wahrscheinlichsten, dass die Kanzlei, die mit der Überprüfung der Übereinstimmung mit den Vorlagen ohnedies überfordert gewesen wäre, zumal D.186 die privilegia antecessorum vollständig anonym lässt, im Hinblick auf das Vertrauen, das Berengoz beim Kaiser genoss, sich mit seinem Entwurf zufrieden gab. Immerhin könnte aus der offenbaren Verzögerung der Ausfertigung, wie sie sich aus dem mangelnden Tagesdatum ergibt, auf Schwierigkeiten der Kanzlei bei der Anerkennung des Entwurfes geschlossen werden.

Erst nach Einreichung des Konzepts konnte dies mit den Namen der Intervenienten versehen werden, wobei auffällt, dass D.186 gleich zwei Intervenientenlisten bietet und dass in der zweiten Liste, die für die Mehrzahl der Namen lediglich auf die erste zurückverweist, über diese hinausgehend zusätzlich der Aachener Propst Arnold genannt wird, der in der ersten Liste vielleicht nur aus Versehen fehlt. – Die dem Diktat des Notars Adalbert A entsprechende Datierung hatte dieser vielleicht eigenhändig auf dem Konzept eingetragen, woraus sich dann das Fehlen der Tagesangabe ganz von selbst erklären würde, die Berengoz bei der Herstellung der Reinschrift, bei der er die oben angeführten eigenwilligen Veränderungen vornahm, aber sicher nicht versehentlich zu ergänzen unterließ, sondern deshalb, weil zwischen Reinschrift und Besiegelung nochmals Zeit verstrich. – Ob der Notar weitere Eingriffe im Kontext selbst vornahm, ist nicht nachprüfbar, aber auch kaum anzunehmen.

Die in einem Zuge erfolgte Reinschrift des Kontextes wurde jedenfalls erst in Italien vorgenommen, wie die Nennung der Intervenienten und des Handlungsortes zeigt; das beweist insbesondere die Verwendung südlichen Pergaments, worauf erstmals Gawlik a.a.O. 609 hinwies (s. auch Kölzer a.a.O. 158); und die große Rasurstelle von Anm. ag hätte man bei größerer Muße wohl kaum so belassen, sondern durch Anfertigung einer neuen Reinschrift geheilt.

Die dreimalige Erwähnung einer Intervention P. Paschals II., die Oppermann a.a.O. 94 als recht problematisch erscheint und die für Mayer a.a.O. 159f. eines der Verdachtsmomente gegen D.186 bildet, wird in der übrigen Literatur (vgl. Hinweise bei Gawlik a.a.O. 611 Anm. 39) als zumindest in die, besonders durch D.185 zum Ausdruck kommenden publizistischen Bemühungen Heinrichs V. des Jahres 1116 passend gewertet, in Deutschland den Eindruck besten Einvernehmens mit dem Papst zu erwecken. Da aber die Formulierung der ersten Intervention von VL.VII, dem von Berengoz gefälschten DH.III.†262, abhängig ist, wo die dortige Nennung P. Leos IX. wohl auch nicht der Realität entsprach (vgl. Oppermann a.a.O. 93; Kölzer a.a.O. 181 mit Anm. 126f.), die dritte Intervention in dem womöglich erst späteren Nachtrag von Anm. aq steht, bliebe allein die mittlere Intervention als aktuelle Äußerung, die sich in ihrem Wortlaut aber auch weitgehend mit der ersten deckt (zum dortigen, auch in D.279 verwendeten Titel apostolicus vgl. Oppermann a.a.O. 94). Bei dieser Sachlage verbietet es sich, aus diesen Passagen, die ohnedies ohne realen Hintergrund sein dürften (Gawlik a.a.O., der eine persönliche Intervention aufgrund des päpstlichen Itinerars ausschließt, hält eine schriftliche oder mündliche Fürsprache für denkbar), eine Spiegelung der kaiserlichen Interessenlage herauszulesen. Wisplinghoff a.a.O. 151 mit Anm. 60 (Verweise auf die Berengoz-Fälschungen DO.I.†442 und DDH.II.†500 u. †502; s. auch Gawlik a.a.O. 610 mit Anm. 36) sieht in der Tendenz, den Papst ins Spiel zu bringen, zu Recht (nur) eine “charakteristische Marke” des Fälscherabtes.

(C.) In nomine sanctae et individuae trinitatis. Heinricus divina favente clementia quartus Romanorum imperator augustus. Sicut antiquorum insignia regum deo ordinante gestamus, ita preclara eorum merita in preceptis seu preceptorum confirmativis aecclesiis dei concedendis per omnia imitari debemus. Quapropter fidelibus nostris tam presentibus scilicet quam futuris notum fieri cupimus, qualiter fidelis noster Berengozvs videlicet abbas sancti Maximini de Treueris ultra montes nos prosecutus in Italiam inter cętera nostram imperialem appellavit clęmentiam, quatinus privilegia predecessorum nostrorum regum vel imperatorum prefato cęnobio confirmaremus, insuper etiam quasdam curtes et possessiones violenter inde sublatas restituere vellemus. Cuius petitioni propter amorem dei et ob interventum spiritualis patris nostri domni videlicet Paschalis beatissimi papę atque dilectissimę contectalis nostre Mathildis reginę necnon Burchardi Monasteriensis, Ǒdalrici Constanciensis, Gebehardi Tridentini, Mazonis Uirdunensis, venerabilium episcoporum, et Erlolfi venerandi sanctę Fuldensis aecclesię abbatis aliorumque fidelium nostrorum assensum prebemus et hoc nostrę auctoritatis preceptum inde fieri decernimus, per quod precipimus atque iubemus, ut éadem abbatia sancti Maximini confessoris Christi preciosissimi nulli umquam sędi vel aecclesię quolibet ingenio vel quacumque occasione subdatur, nullius personę magnę vel parvę violentiam sive dominationem patiatur, sicut sub antecessoribus nostris usque ad presens ab omni inquietudine immunis extiterat, ita quoque sub nostro successorumque nostrorum mundiburdio ac defensione perpetualiter libera permaneat acsi ea, quę nulli umquam personę nisi regibus et imperatoribus decentissime subiacebat. Monachis etiam inibi deo servientibus p[er] nostrę serenitatis assensum eligendi inter se abbatem, quando opus fuerit, liberum arbitrium concedimus, quamdiu talis inter eos fuerit repertus, qui ad hoc officium probabilis videtur et idoneus. Precipimus etiam, ut nullus advocatus in curias abbatis ac fratrum temere introeat aut a villicis eorum servicia violenter exigat vel a reditibus et prebenda eorundem fratrum sibi serviri precipiat. Et licet unaqueque pene villa contra iusticiam plures, quam necesse sit, advocatos habeat, precipimus tamen, ut nullus ex illis preter unum aliquod placitum nisi tria iure debita suo loco et tempore cum rusticis possideat, in quibus placitis nihil retro vel ante, clam aut aperte, sine villicis abbatis aliquomodo disponat, nullusque eorum, sive sit dives aut pauper, summus aut infimus, in allodio sancti Maximini castrum aliquod ędificare presumat, sed liceat abbati suisque successoribus curias totius abbatię, quibuscumque velint, fratribus aut villicis committere et pro rê et tempore, quicquid sibi secundum commoditatem aecclesię melius inde visum fuerit, libere disponere. Precipimus etiam, ut servientes aecclesię, qui scaremanni dicuntur, nulli advocato vel domino preter imperatorem et abbatem violenter cogantur servire, nisi sibi placeat, aut beneficium aliquod ab eis videantur habere. Prebendarii etiam sive mansionarii fratrum circa monasterium infra miliare unum e vicino manentes sive dagescalci aut cęrearii foris ubique per villas positi nullius advocati vel hunnônis placitum, nisi pro aliqua temeritate vel negotio ab abbate vel a suis fuerint invitati, respiciant, familiaque totius abbatię in quocumque placito vel negotio bannum vel fredas nulli nisi abbati aut villicis suis persolvat; et theloneum a navibus eorum in regno nostro nullus exigat. Preterea fideles nostros tam presentes scilicet quam futuros ignorare nolumus, quia per interventum patris nostri domni Paschalis apostolici et Mathildis ęque reginę necnon fidelis nostri Arnulfi Aquensis prepositi aliorumque fidelium nostrorum, quos prenominavimus, ac pro iugi ac fideli servitio predicti abbatis B. cęnobio sibi commisso ac fratribus quasdam curtes et possessiones beato Maximino iniuste subtractas, idest Liouena, Liuthardesdarra, Mannendal etiam et Gunthereshusun, cum omnibus pertinentiis suis ad presens eis reddimus atque firmamus et, ut nullus successorum nostrorum regum vel imperatorum, nulla prorsus ęcclesiastica sive mundana persona eadem bona quoquomodo inde auferre vel a prebenda fratrum abalienare presumat, firmissime precipimus atque iubemus. Et ut hoc imperiale auctoritatis nostrę preceptum de his omnibus conscriptum firmum et stabile permaneat ulterius, manu propria subtus firmavimus et sigilli nostri impressione insigniri iussimus. – Insuper et spiritualem patrem nostrum domnum Paschalem banno suo confirmare rogavimus.

Signum domni Heinrici quarti Romanorum imperatoris invictissimi. (M.9.) (SI.3.).

Bruno cancellarius recognovit.

Data kl. iulii, indictione VIIII, anno dominicę incarnationis millesimo CXVIo, regnante domno Heinrico quinto rege Romanorum anno XIo, imperante vero VIo; actum in Italia in castro Burg[u]lię; in dei nomine feliciter amen.