Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<179.>>

Heinrich nimmt die Bürger von Bologna und ihre Besitzungen in seinen Schutz, gewährt ihnen überall freien Verkehr, insbesondere auf dem Po zwischen der Lombardei und Venedig, befreit sie von allen Abgaben, namentlich in Ferrara und dessen Territorium, sichert ihre alten Gewohnheiten und das Recht der Waldweide in angegebenen Grenzen, verbietet den Schiffsverkehr behindernde Baumaßnahmen im Bett des Reno, beschränkt das Recht der Kaufleute aus der Toskana zum Abweichen von der Straße (Via Emilia) auf zwei Messetermine, begrenzt die Höhe des Fodrum, untersagt gräfliche Herbergsansprüche gegenüber den Hintersassen, erteilt Immunität für die Zeit der Teilnahme an seinem Heerzug und gewährt dem Volk von Bologna Straffreiheit für alle Vergehen gegen ihn, vor allem für die Zerstörung der kaiserlichen Burg.

Governolo, 1116 Mai 15.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Abschrift im Registrum grossum von 1223 f. 11r–v im Staatsarchiv zu Bologna (B). – Abschrift im Registrum novum von 1257 f. 3r–v ebenda (C). – Abschrift des 13. Jh. im Liber iuramentorum f. 91r–92r ebenda (D).

Drucke: Aus BC und “Liber 2. Diversorum num. 11”: Saccus, Statuta civ. Bononiae 2,415 no 2 (nur a-Text). – Muratori, Ant. Ital. 11,601; 22,272 “ex pervetusto Regesto Reipublicae Bononiensis” (= B) (m). – Aus B: Savioli, Annali Bolognesi 1.2,155 no 96 u. 97 (s). – Ricci, I primordi 82 no 25 u. 26. – Simeoni in Atti e memorie per l’Emilia e la Romagna 2,147 Anm. 2 (a) und 149 Anm. 3 (b) = Brezzi, I comuni cittadini italiani 106 no 8 verkürzt = Spagnesi, Wernerius 71 no 9 = Fasoli, Città ed sovrani 73 Auszug. – Fasoli-Bocchi, La città medievale italiana 139 no 21 Auszug nur aus a mit it. Übers.

Reg.: Georgisch, Reg. chronol.-dipl. 1,502 no 7. – Saccus a.a.O. XIX. – Savioli a.a.O. 164f. – Indices … Muratorii 87 no 793. – Ricci a.a.O. 47 no 25 u. 26. – Spagnesi a.a.O. 12 no 9. – Böhmer Reg. 2054. – Stumpf Reg. 3140.

Savioli (s), der sich für seinen Druck selbständig auf die Abschrift B stützte (“Registro detto Grosso”), hat öfters die abweichenden Lesungen, die MURATORI (m) gegenüber der von ihm ebenfalls ausschließlich benützten Abschrift B bot, übernommen (vgl. z.B. Anm. c, l, z, c’ und öfter), vermied aber z.B. die gravierenden Fehler Muratoris von Anm. e und g’; die Lesungen von m/s sind in Auswahl notiert. Außer den beiden Texten a und b existierte im 16. Jh. offenbar noch eine davon unabhängige Textfassung, deren Vorlage heute verloren zu sein scheint, die aber Sigonius zweimal abdruckte, einmal in seinen Historiae de regno Italiae (ed. Venetiis 1574,411; unverändert in allen Nachdrucken) (= I), sodann in seiner Historia de rebus Bononiensibus (ed. Bononiae 1586,■) (= II); die beiden Fassungen unterscheiden sich, von zwei unten angegebenen kleinen Varianten abgesehen, insbesondere dadurch, daß in II der kurze – in I an sinnvollerer Stelle eingeordnet – Satz Leges … liceto erst vor In alveo Rheni … steht, was der Abfolge im a-Text entspricht und evtl. eine nachträgliche Anpassung an diesen darstellt. – Wir geben den Text, der mit gleicher Berechtigung in der eigentlichen Textwiedergabe hätte Platz finden können, in der Fassung I hier wieder (wörtliche Übereinstimmungen mit D.179 in Petit):

Civibus Bononiensibus omnes iniurias inprimisque recentem arcis eversionem condonamus. – Cives Bononienses ac posteri eorum una cum fortunis suis fidei tutelæque nostræ commendati in perpetuum sunto. Leges, mores consuetudinesque suas inviolabiles servare liceto. Liberam Padi totius navigationem quoquo versus habento necque vectigal ullum ripatici nomine, et maxime Ferrariæ, persolvunto [II: pendunto]. In alveo Rheni invito populo Bononiensi nemini mortalium operis quidquam moliri, quo deterius navigetur, liceto. Foderi aut paratæ nomine centenos tantum denarios Veronenses pendunto. Nullus comes hospitii caussa [II: causa], quod mansionaticum vocant, colonos Bononienses ulla molestia afficito. Bononienses, quandiu in castris nostris erunt, iudicium nulla de re, nisi quid ibi commiserint, patiuntor.

In I hat der Text folgenden Vorspann: … Henricus ad Gubernolum in agro Mantuano sedens Bononiensibus, cum legatos ad se misissent, facile veniam pacemque petentibus idibus maii in hæc verba concessit. In II bietet Sigonius einen längeren Vorbericht, wo er eine den beiden städtischen Abgesandten Albertus Crassus und Hugo Ansaldus in den Mund gelegte wörtliche Botschaft einrückt, mit folgendem Abschluss: His auditis Henricus rem in consilium adhibuit, deinde … legatis respondit se, quanquam iustas adversus Bononiensium populum iræ habeat causas, … quoniam libertate, quam petant, dignos iudicet, eorum voluntati nihil abnuat. Ita libertas his conditionibus confirmata ac tabulæ idibus maii confectæ, quarum nunc etiam exemplum in tabulario publico asservatur; im Anschluss an den Text heißt es: Cum hoc responso atque his tabulis ab Henrico legati profecti lætissimum Bononiam de libertate et gratia regis nuncium retulerunt.

Den Bericht des Sigonius (II) bietet wenig später Ghirardacci, Della historia di Bologna (ed. I 1596), 60ff. in fast wörtlicher italienischer Übersetzung, wobei er die dem Text vorangestellte Formulierung des Sigonius folgendermaßen abändert (61f.): “… la quale [scil. liberta] egli la confirmo con un privilegio amplissimo (come appare al Registro nuovo à fol. 3.) il die 15. di Maggio con le conditioni infrascritte; il sommario et contenuto del quale è questo”. – Der Verweis auf das Registro nuovo (= C) kann nur besagen, dass Ghirardacci die inhaltliche Übereinstimmung von C mit dem Sigonius-Text festgestellt hatte; vielleicht hat er auch von dort die Korrektur der falschen Sigonius-Angabe centenos denarios Veronenses zu cento libre di danari Veronesi bezogen. Falsch ist jedoch die Behauptung, bei dem anschließenden Text handle es sich um ein “sommario” des Textes der Handschriften, eine Behauptung, die ähnlich bei Muratori (a.a.O. 11,602; 22,272) begegnet, der den Sigonius-Text als “compendium” des “privilegium” bezeichnet.

Der Sigonius-Text, von dem übrigens nach Muratori in der Literatur keine Kenntnis mehr genommen wurde, könnte zwar theoretisch als Zusammenfassung der a/b-Texte angesehen werden, wobei durch den knappen ersten Satz auch der b-Text einbezogen wäre; wenn im anschließenden, nur mit a parallel gehenden Text von dort zwei Bestimmungen (über das pabulum und die Kaufleute der Toskana) ausgelassen sind, könnte dies auf Nachlässigkeit beruhen. – Doch schließt unseres Erachtens das andere sprachliche Gewand eine Abhängigkeit von a/b aus: Es finden sich nur äußerst geringe wörtliche Übereinstimmungen; bei den Termini findet sich nicht nur oft eine andere Wortwahl, sondern der Sigonius-Text bietet trotz seiner sonst relativ knappen Formulierung mehrfach die Verwendung zusätzlicher Termini (z.B. fidei tutelaeque statt tuitione; leges, mores consuetudinesque statt bloßem consuetudines; vectigal ripatici nomine statt ripaticum; in castris statt in expeditione, bei Ghirardacci mit “ne’ nostri alloggiamenti” wiedergegeben). Die Annahme eines selbständigen Textes wird aber insbesondere dadurch bekräftigt, dass alle Bestimmungen mit einem Imperativ schließen. Wir haben demnach offenbar den Text des kaiserlichen Beurkundungsbefehls vor Augen, in dem die von den städtischen Abgesandten vorgebrachten und im Rat behandelten (vgl. Vorspann zu II: rem in consilio adhibuit) Anliegen artikuliert waren.

Diese Deutung gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn – nach richtiger Interpretation – der a-Text in die Bewertung einbezogen wird: Wir glauben nämlich, dass wir in diesen beiden Texten Belege für die Vorstufen der Beurkundung besitzen, wie sie uns für das Hochmittelalter sonst nicht noch einmal überliefert sind. – Den a-Text hatte übrigens Muratori a.a.O. zu Unrecht verdächtigt (aut interpolatum … aut confictum), u.a. wegen seiner falschen Lesung von Anm. e, sodann wegen der diplomwidrigen Verwendung einer Datierung im Protokoll und wegen des Titels cesar; zu beanstanden gewesen wäre auch die Devotionsformel dei gratia. – Die scheinbaren Ungereimtheiten sind wohl mit Sicherheit auf einen italienischen Notar zurückzuführen; zur altrömischen Titulatur cesar, die Hessel in NA 31,470 Anm.3 der schlechten Überlieferung zur Last legen möchte, vgl. Koch, Sacrum imperium 115 Anm.3. Was nun die formale Seite des a-Textes angeht, so wollte Ficker, Beiträge 1,189f. die von Muratori festgestellten Eigentümlichkeiten durch die ungefähre Parallele des DF.I.708 von 1177 erklären: Die bestehenden Parallelen erstrecken sich jedoch in erster Linie nur auf das Protokoll, bestehend aus Invokatio, Datierung (wie hier Eröffnung mit Anno domini … und Angabe des Monats [dort ohne Tag]) und Intitulatio; eine weitere Parallele zeigt sich dann noch im Kontext-Schluss, wo wie hier auf eine Sanktio das Actum … mit Ortsangabe (ohne Rückverweis auf die Indiktion im Protokoll) folgt; jedoch steht dort anschließend der kaiserliche Befehl der Anfertigung eines instrumentum und am Schluss eine notarielle Unterfertigung.

Ficker meint nun, auch der a-Text habe eine Notarsunterschrift gehabt, die nur nicht erhalten sei, welcher Meinung sich Bresslau, Handb. 21,662 Anm.2 anschließt, der D.179 direkt als “Notariatsinstrument” anspricht.

Bei dieser Bewertung ist jedoch in erster Linie übersehen, dass der a-Text zwischen Sanktio und Act. eine dem Fridericianum fehlende Korroboratio mit Ankündigung des kaiserlichen sigillum enthält! Damit scheidet aber jede Möglichkeit der Deutung der verlorenen Vorlage als Notariatsinstrument oder auch als Placitum vollkommen aus. – Nimmt man ferner zur Kenntnis, dass der a-Text zusätzlich eine Arenga bietet, dann drängt sich die Deutung auf, dass wir es mit einem, schon mit den meisten Formeln in Protokoll und Eschatokoll ausgestatteten, Entwurf für ein Diplom zu tun haben. – Und dieser Entwurf war, wie die subjektive Formulierung der hier folgenden Unterschrift des Kanzlers beweist, von diesem eigenhändig unterschrieben – eine Praxis, die erst (wieder) durch die Reichskanzleiordnung von 1474 festgeschrieben wurde, vgl. Bresslau a.a.O. 21,147, ebenda 131ff. zur Herstellung von Konzepten in der Reichskanzlei überhaupt.

Bei aller gebotenen Vorsicht dürfte das einmalige Beispiel des D.179a den Schluss erlauben, dass in allen Fällen die aufgrund des Beurkundungsbefehls gefertigten Entwürfe/Konzepte vom Kanzler unterschrieben und damit für die Reinschrift freigegeben wurden – woher sonst bezöge das in den ohne eigenhändige Beteiligung des Kanzlers gefertigten Diplomreinschriften verwendete recognovit seine Berechtigung? Es ist übrigens wohl sicher davon auszugehen, dass Kanzleientwürfe in der Regel allein vom Kanzler abgezeichnet wurden. Die hier anzutreffende zusätzliche Unterschrift des Irnerius ist mit Hessel, Gesch. der Stadt Bologna 63 (ebenso it. als Storia di Bologna, ed. Fasoli, 35) wohl damit zu erklären, dass dieser die Aufgabe des Vermittlers zwischen seiner Vaterstadt und dem Kaiser übernommen hatte, dann hätte es sich um einen einmaligen, lokal begründeten Fall gehandelt; es wäre aber auch denkbar, dass sich darin des Irnerius Rolle als dem Kaiser besonders nahestehender juristischer Berater ausdrückte (vgl. D.162). Hessel a.a.O. 62 (= it. 35) spricht übrigens versehentlich davon, dass “Irnerius das Diplom neben dem Kaiser[!] und dem Kanzler allein unterzeichnet” habe; offenbar dachte er dabei an ein von Heinrich üblicherweise mittels [dann seiner Ansicht nach in der Abschrift nicht übernommen gewesenen] Kreuzes unterfertigtes Placitum, das auch seiner Meinung nach (s. NA 31,469) eine nur durch Mangelhaftigkeit der Abschriften des “Originals” fehlende Notarsunterschrift getragen habe.

Urheber des Entwurfes war sicher, wie schon oben angedeutet, ein italienischer Notar, wodurch sich auch die mit DF.I.708 gemeinsame Angabe der Datierung im Protokoll erklärt: Hessel a.a.O. 470 mit Anm.2 glaubt, diesen sogar wegen der Übereinstimmungen im zweiten Teil der seiner Meinung nach “eigentümlich gestalteten Pönformel” mit D.213 mit dem dortigen Notar Girardus identifizieren zu können, und in Gesch. Bolognas 63 (= it. 35) erscheint es ihm zudem sicher, dass Irnerius, neben Einflussnahme auf die Formulierung, bei der Wahl des Notars bestimmend mitgewirkt habe, was aber reine Spekulation ist.

Über die Bewertung des b-Textes ist sich die Literatur gleichfalls ganz uneins. Simeoni, der in Atti e memorie 2,147ff. unseren Texten die eingehendste Darstellung gewidmet hat, meint a.a.O. 149 mit Anm.3, der b-Text gehöre eigentlich vor den a-Text (ebenso Spagnesi, Irnerius 77 Anm.1), betrachtet ihn also als selbständigen Text, und er sei in irgendeiner Weise mit der Vorlage des a-Textes verbunden gewesen (a.a.O. 149f. Anm.3: “era materialmente legato al primo [= a], forse scritto in calce ad esso o alla sua copia”); Brühl, Fodrum 1,493 bezeichnet b als eine “Art Vorvertrag zu dem eigentlichen Privileg” [= a]; ähnlich hatte schon Hessel, Gesch. Bolognas 51 (= it. 29) Anm.1 den b-Text als “verstümmelte Wiedergabe eines Vertrages” zwischen Heinrich und der Bürgerschaft angesehen, ihn aber vor allem ausdrücklich “nicht als Zusatz zu dem Diplom” [= a] ansehen wollen.

Genau dies, keineswegs das Relikt eines irgendwie gearteten selbständigen (urkundlichen) Textes, war aber unserer Ansicht nach dieser b-Text. Dafür sprechen eindeutig zwei auf a als Diplom-Entwurf Bezug nehmende Formulierungen: das Hec omnia impetrata sunt …, Hec omnia facta sunt und insbesondere das huius precepti [= Diplom] receptioni … (Simeoni a.a.O. 150 Anm.3 interpretiert fälschlich den eindeutigen Terminus preceptum als “la riposta imperiale” auf die Bitte um Vergebung, ihn damit allein auf den b-Text beziehend). – Die den Sigonius-Text eröffnende Vergebung für die Zerstörung der kaiserlichen Burg war entweder aus Versehen, vielleicht aber auch absichtlich aus dem “Beurkundungsbefehl” nicht in den “Entwurf” übernommen worden; der Stadt musste dessen Aufnahme aber als unverzichtbar erscheinen, insbesondere im Hinblick auf die Parallele des gleichfalls in Governolo ausgestellten D.174 für die Stadt Mantua (vgl. dazu Simeoni a.a.O. 156 mit Anm.16).

Ob außerdem wenigstens ein Teil der umfangreichen Namenlisten des b-Textes in das auszufertigende Diplom Aufnahme finden sollte, muss offenbleiben. – Zu einer Ausfertigung ist es nämlich mit Sicherheit nicht gekommen, aus welchen Gründen auch immer; vielleicht hat in Governolo, wo sich der Hof mindestens seit dem 6. Mai (D.173) aufgehalten hatte, vor dessen Aufbruch einfach die erforderliche Zeit gefehlt. Weil man kein Diplom nach Hause mitführen konnte, hat man die vorläufigen Texte in Bologna umso sorgfältiger aufbewahrt – und nur dadurch sind sie uns erhalten geblieben. Namentlich der a-Text mit der eigenhändigen Kanzlerunterschrift hatte schließlich für einen italienischen Empfänger, dem eine besiegelte Urkunde nicht so wichtig erscheinen mochte, den Wert eines “Originals”. Es muss daher auch offen bleiben, ob der b-Text überhaupt noch in Governolo und nicht eher erst nachträglich in Bologna entstand.

Die Zerstörung der rocca durch die Bolognesen wird in der Literatur durchwegs mit einer angeblich durch die Nachricht vom Tode der Markgräfin Mathilde (1115 Juli 24) ausgelösten Erhebung in Zusammenhang gebracht, wozu der Umstand beigetragen haben könnte, dass ein großer Teil der im b-Text genannten Zeugen zur Vasallenschaft Mathildes gehörte (vgl. z.B. Hessel, Gesch. Bolognas 51f. [= it. 29]; zu den Personen vgl. u.a. DD.173, 177, 178). – Die damit verbundene Vorstellung canusinischer Herrschaftsrechte in Bologna (Bocchi in Storia della Emilia Romagna, ed. Berselli, 427 denkt sogar daran, dass die “amministrazione matildica” in dieser Burg ihren Sitz hatte) ist bei Simeoni a.a.O. 150ff. entschieden zurückgewiesen. – Nach Sigonius, Hist. de reb. Bonon. a.a.O., der vielleicht über verlorene Quellen verfügte, hätte es sich, was ja auch der b-Text nahelegt, um eine von Heinrich (auf dem 1. Italienzug) errichtete und mit Besatzung versehene Burg gehandelt; vgl. die oben erwähnte wörtliche Botschaft der städtischen Abgesandten: Etenim cum arcem, Henrice, in urbe nostra ædificasti, cum præsidium in arce reliquisti, quod aliud quam duros libertati nostræ … frenos iniecisti? Die Zerstörung hätte sich also gegen Heinrich gerichtet, und als Zeitpunkt wäre an die Nachricht von Heinrichs erneuter Ankunft in Italien zu denken, wozu Sigonius a.a.O. zu berichten weiß, dass die Bolognesen zur Verteidigung urbem vallo munire ac præsidiis firmare opportunis perrexerunt. – Zum Fordrum vgl. Brühl a.a.O. 1,577 (mit Anm.565) und 569; vgl. ebenda 665 Anm. 428 zum Zusammenhang von fodrum und albergaria.

(Entwurf für ein Diplom)

a) (+) In nomine sancte et individue trinitatis. Anno domini millesimo centesimo sextodecimo, idus madii, indictione nona. Henricus dei gratia Romanus imperator quartus cesar augustus. Imperialis proprium est clementie fidelium nostrorum precibus pro merito sue devotionis in beneficiis largiendis annuere. Proinde cunctorum civium Bononiensium personas, sed et res eorum mobiles vel immobiles, tam acquisitas quam acquirendas, in nostra speciali tuitione seu defensione recipimus, ubicumque contingat eos degere vel conversari, ita ut nequis hominum presumat eos iniuste molestare vel eorum personas seu res aliquibus iniuriis afficere. Omnes publicas vias tam in terris quam in aquis, et nominatim navigium Padi, et deorsum in Uenetiam et sursum in Longobardiam, ita libere concedimus eis, ut nequis hominum prorsus audeat eos in hisdem viis et itineribus aliquatenus impedire vel quibusdam molestiis implicare. Nemo eos usquam constringat, nullam prestationem quisquam ab eis exigat occasione banni vel ripatici vel alicuius talis cause nomine – et hoc nominatim in Ferraria eiusque territorio vetamus –, exceptis nostris legatis, qui per loca solent ea, que iuris et consuetudinis sunt, facere et exigere. Antiquas etiam eorum consuetudines intactas et illesas perpetuo precipimus observari; et pabulum silve a plebe Buida usque ad paludes et usque ad Centum. In toto Reni alveo nichil fiat operis, quo peius navigetur. Negotiatores de Tuscia subter stratam negotiandi causa non transeant nisi duabus per annum vicibus, idest ad mercatum olivarum et sancti Martini. Pro parata seu fodero ultra centum libras denariorum Ueronensium non exigantur. Et nullus comes eorum colonos seu inquilinos pro albergariis, quod mansionaticum dicitur, molestare audeat. Quo tempore in nostra erunt expeditione, nulla de re iuditium eis pati volumus, nisi quid ibidem commiserint. Hec omnia pro tenore supra descripto in perpetuum custodiri demandamus. Si quis vero contra prephatum nostre clementie benefitium venerit vel hoc in aliquo violaverit, centum librarum auri purissimi pene subiaceat, cuius dimidium nostris scriniis, dimidium iamdictis persolvat concivibus. Quod ut verius credatur et appareat, sigilli nostri ymagine presens scriptum precipimus insigniri. Act. in loco, qui Gubernolo nuncupatur, indictione predicta.

(+) Ego B. dei gratia cancellarius subscripsi.

(+) Ego Wernerius iudex affui et [subscripsi].

(Zusatz zu dem Diplom)

b) Idem ipse imperator remisit predicto Bononiensi populo omnem offensionem, quam ipse populus aliquomodo sibi commisit, et precipue roccam, que ab ipso populo destructa fuerat, tam ipsi populo quam omnibus, qui auxilium prebuerunt. Hec omnia impetrata sunt ab Alberto Grasso et Vgone de Ansaldo; et huius precepti receptioni cum predictis affuit Azo filius Azonis et Wit(er)nus filius Carbonis et Rolandus nepos eius et Bon(onius) de Tegerio et Donusdeus filius eius et Guido de Beatrice et Petrus de Leone et Petrus clericus de Seralio. Hec omnia facta sunt in presentia Arduini filii Widonis et Conradi comitis et comitis Alberti filii Bosii et Pelauicini et Caualcabouis marchionis et Bernardi et Alberti germani, filii Mainfredi, et Vbaldi nepotis eorum et Guidonis filii Mainfredi et Uberti comitis Bon(onie) et Ducis filii Dindonis et Nordilli de Castro Veteri et Wilielmi filii Henrici de Uerona et Opizi de Gozaga et Sassonius de Bibianello et Vbaldi causidici de Carpeneta et Gandulfi iudicis de Argellata et Girardi de Plaza et Bruni de Monte et Henrici de Uerona.