Originalplacitum (ca. 13,5/15 b : 58,5 h) im Staatsarchiv zu Modena
(A).
Faks.: Spagnesi, Wernerius tav. V. – Teilfaks.: Schlögl, Unterfertigung Taf. XXVII u. XXVIII Abb. 17a–c. Drucke aus A: Muratori, Ant. Ital. 4,685. – Tiraboschi, Mem. stor. Modenesi 2, CD 88 no
324. – Ricci, I primordi 80 no
23. – Spagnesi
a.a.O. 59 no
6.
Reg.: (Muratori), Piena esposiz. dei diritti imp. ed Estensi sopra la città di
Comacchio 134. – Guaitoli, Bibliogr. stor. Carpigiana 34 no
59. – Ricci
a.a.O. 47 no
23. – Hübner, Gerichtsurk. 2,213 no
1565. – Indices … Muratorii
37 no
789 und 83 no
1644. – Samaritani, Reg. Pomposiae 1,157 no
444. – Spagnesi
a.a.O. 12 no
6. – Böhmer
Reg. 2051. – Stumpf
Reg. 3136.
Zum Eschatokoll mit dem eigenhändigen Kreuz des Kaisers vgl. Schlögl
a.a.O. 150ff.; uns will scheinen, dass das Kreuz zunächst ohne
notarielle Beischrift geblieben war (zu Parallelen s. Vorbemerkung zu
D.158a) und diese aufgrund der Eintragsmerkmale (s. Anm. n/o) erst
ganz zuletzt, d.h. nach der Kompletionsformel, nachgetragen worden
war.
Auf der am Ostufer des Mincio nahe der Einmündung in den Po gelegenen
Burg Governolo, die Mathilde 1109 März 18 dem ca. 5 km südlich von ihr
gelegenen Kloster San Benedetto zu Lehen aufgetragen hatte (Goez, Urk. Mathildes no
113) und wo Heinrich noch bis zum 15. Mai (D.179) weilte, war
vermutlich auch schon die nach Aussage des Textes einige Tage zuvor,
also Anfang des Monats Mai, ausgesprochene Sentenz (s. Anm. 1)
zustande gekommen; von der dortigen Remigius-Kanonie ist sonst nichts
bekannt (s. Spagnesi
a.a.O. 60 Anm. 1). – Zum Attribut
imperator piissimus (Z. ■; s. auch das ebenfalls von Obertus geschriebene D.178) vgl. Koch, Sacrum imperium 104.
Klösterlicher Besitz in dem ca. 6 km sö. Carpi und ca. 10 km n. Modena
gelegenen Soliera wird in den älteren Klosterurkunden nicht
ausdrücklich genannt, er ist aber offenbar eingeschlossen in dem
Passus
cum omnibus, quę … Vgo marchio filius Vberti dedit in Heinrichs V. D.137 (vgl. dort bei Anm. 6 und Vorbemerkung), der
seinerseits über DDH.IV.177 u. 450 und DH.III.193 auf das DH.III.145
von 1045 (dort etwas anders formuliert mit
iunior
Vgo marchio filius Vberti) zurückgeht. Konkretisiert ist diese Angabe aber in DKo.II.240 von
1037, wo es zum Abschluß der weitestgehend aus den älteren DDH.II.312
und 473 übernommen und sich zumeist auf Grafschaftsnennungen
beschränkenden Besitzliste heißt:
nominatim vero terram, que prenominato monasterio Pomposie ex
iudicatu marchionis Vgonis evenit, videlicet Soleriam et Cauallarium
ac Polixinum [beide nicht sicher bestimmbar] atque in comitatu Ferariense et Gauellense (da beide Grafschaften schon in der vorangehenden Grafschaftsliste
genannt sind, bezieht sich die erneute Nennung sicher auf Besitzungen
Hugos).
Letzterer
marchio Vgo ist nun zweifellos identisch mit dem bald nach 1037 gestorbenen
Markgrafen Hugo aus dem Geschlecht der Otbertiner (Sohn Otberts II.
und Enkel des Stammvaters Otbert I.; zu letzterem s. Hlawitschka, Franken 244f.), der nach einer Urkunde von 1029 (Muratori, Delle antichità Estensi 1,90) neben anderen umfangreichen
Besitzungen auch
Solaria erworben hatte; zu sonstigen Besitzrechten der Otbertiner in Soliera
vgl. die Belege bei Tiraboschi, Diz. 2,352f., wo auch D.173 erwähnt ist. In den Genealogien der
Otbertiner/d’Este (Bresslau, Jahrb. Ko.II. 1,414ff. mit knapper Stammtafel S. 419; Gabotto, Storia di Tortona 149ff.) lassen sich
Vgo (iunior) und sein Vater
Vbertus mangels weiterer Belege nicht mit letzter Sicherheit unterbringen; Gabotto
a.a.O. 177 vermutet in
Vbertus den vor 999 gestorbenen Otbert III., Sohn von Otberts II. Bruder
Adalbert II., und in
Vgo einen zweitgeborenen Sohn Otberts III., von dem sonst nur ein Sohn
Otbert IV./Obizo (1037–1060) bekannt ist. – Tiraboschi
a.a.O. 353 äußert die Vermutung, dass sich der in unserem Text
enthaltene Ortsnamen-Zusatz
Uberti von Hugos Vater Hubert ableitete (s. auch Spagnesi
a.a.O. 61 Anm. 6).
In der Burg Soliera und in der zugehörigen Siedlung besaß Pomposa auch
zwei Kirchen, die allerdings erst im Privileg P. Anastasius’ IV. von
1154 März 19 (JL 9852; It. pont. 5,183 no
11; Muratori, Ant. Ital. 5,431 = Migne, PL 188,1048 no
58) innerhalb der Enumeratio genannt werden:
in castro Solerie ecclesiam sancti Ioannis et in villa eius ecclesiam
sancti Michaelis; wegen der Michaelskirche hatte es aber schon früher einen Streit zwischen Pomposa und dem Bischof von Modena
gegeben, der durch einen von der Markgräfin Mathilde 1106 Ende
Nov./Anf. Dez. beurkundeten und durch den Kardinallegaten Bernhard
zustande gebrachten Vergleich beigelegt wurde (Goez
a.a.O. no
97; It. pont. 5,181 no
*4). Der mehrfach in Heinrichs Umgebung als Beisitzer im Hofgericht
genannte
Guido de Maifredo gehörte einer Faentiner Familie an (s. D.*195:
Guido de Manfredo), zu seiner patronymischen Benennung vgl. D.179b mit
Guido filius Mainfredi; vgl. zu ihm Spagnesi
a.a.O. 61 Anm. 4 (mit Lit.-Ang.); vermutlich bestanden genealogische
Zusammenhänge (man beachte in D.149b das Vorkommen des Namens
Vbaldus in der Faentiner Familie) mit der Familie des Beklagten
Vbaldus, dessen Vater
Ugo de Maifredo einer der
capitanei der Markgräfin Mathilde war, vgl. Spagnesi
a.a.O. 41 Anm. 13, 61f. Anm. 4, 6 u. 8 und 139f.