Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<169.>>

Heinrich nimmt das Kloster Sant’ Apollonio zu Canossa in seinen Schutz und bestätigt ihm die einzeln aufgeführten Besitzungen.

Canossa, 1116 April 17.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Notarielles Transsumpt von 1424 Februar 16 mit zusätzlicher Beglaubigung der beteiligten Notare durch B. Theobald von Reggio (mit dessen aufgedrücktem Siegel und mit Unterschrift eines Notars der bischöflichen Kurie) von 1425 Januar 15 im Staatsarchiv zu Parma (B). – Abschrift des 18. Jh. in Arm. LIV no 3 f. 67r–68v (alt f. 65r–66v) im Vatikanischen Archiv zu Rom (C).

Drucke aus B: Tiraboschi, Mem. stor. Modenesi 2,86 no 323 unvollständig. – Drei, Carte degli archivi Parmensi 3,39 no 42 unvollständig (mit noch stärkeren Kürzungen als Tiraboschi).

Reg.: Rombaldi in Carpineti medievale 74. – Böhmer Reg. 2050. – Stumpf Reg. 3135.

Von dem Transsumpt von 1424 existierte noch ein von dem Parmenser Notar Benedictus Saccus, zugleich notarius monasterii sancti Ioannis Euangelistę , gefertigtes Transsumpt von 1694 Juli 31, überliefert in etwa gleichzeitiger Abschrift im Staatsarchiv zu Modena (Carte del Traghettino, Busta I; zitiert bei Rombaldi a.a.O. Anm. 69). Das Transsumpt hat folgende, dem Text des Transsumpts von 1424 vorangehende Eröffnung: Reperitur in archivio monasterii sancti Ioannis Euangelistę de Parma in capsula 18 sub n. 8 inter cętera adesse privilegium authenticum tenoris sequentis videlicet (zur Außenaufschrift vgl. weiter unten); dieselbe Signatur (Ex archivio s. Io. Euangelistę Parmę caps. 18 no 8) vermerkt für ihre Vorlage auch die Abschrift C, deren Kenntnis W. Hagemann verdankt wird; zum Kloster S. Giovanni in Parma vgl. It. pont. 5,423.

In dem auf Bitten des Abtes von Canossa gefertigten Transsumpt B (zu dessen Herkunft aus dem Archiv von S. Giovanni vgl. Drei a.a.O.) ist beim Eschatokoll durch ca. 2 cm Absetzung vom Kontext und starke Einrückung der ca. 6 cm voneinander entfernten Signum- und Rekognitionszeile sowie die Nachzeichnung der im Zwischenraum plazierten beiden Zeichen (s. Anm. y”; diese auch in C so plaziert) in annähernd natürlicher Größe (M. ca. 3 cm hoch) versucht, einen Eindruck vom Aussehen des Originals zu vermitteln; diesem Zweck dient auch, statt des fehlenden Chrismon, die starke Vergrößerung und Verzierung des eröffnenden In der Invokatio.

Für die Herstellung des Textes sind beide Überlieferungen verwendet, da C vermutlich nicht von B abhängig ist (vgl. bes. Anm. aa); aus B übernommen ist vor allem die Verwendung von römischen Ziffern für die häufigen Zahlenangaben, für die C jeweils Zahlwörter bietet (s. Anm. o, p, t, x, d’, k” mit zusätzlichen Verweisen), aus C hingegen die in B fehlende ę-Schreibung (s. Anm. b), die aber möglicherweise im Original nicht in dieser Regelmäßigkeit anzutreffen war; eliminiert zugunsten der Lesungen von C wurden die häufigen falschen Doppelkonsonanten in B (s. Anm. e, h, k, q, u; zu falschen Doppelkonsonanten in C vgl. Anm. i, g’, o’), denen dort umgekehrt vereinzelt falsche Konsonantenvereinfachungen gegenüberstehen (s. Anm. c, f, k, p”, x”).

Unter Verwendung einer Empfängervorlage für die umfangreiche Besitzliste verfasst von Notar Adalbert A, der nach D.155 hier erstmals wieder tätig ist (vgl. Vorbemerkung zu D.157), dem jedoch Hausmann, Reichskanzlei 66 no 75 nur das Diktat des Eschatokolls zuspricht, wo er letztmals (s. D.174) das seit D.153 falsche 10. Regierungsjahr verwendet (s. Anm. 3). – Nachdem der Notar seit dem D.147 von 1115 Dezember 13 regelmäßig ein richtiges Kaiserjahr angegeben hatte (damals V.), was dann auch für die folgenden DD.174ff. gilt (DD.174/175 von 1116 Mai 16 mit richtiger Zahl VI), kann aus der hiesigen falschen, um 1 Einheit zu niedrigen Zahl V (vgl. Anm. 4), die aus der unterbliebenen, zum Epochentag des 13. April fälligen Erhöhung resultierte, evtl. auf uneinheitliche Datierung – mit Handlung vor dem 13. April während eines demnach mehrtägigen Aufenthaltes zu Canossa – geschlossen werden.

Dem Diktat des Notars entspricht aber auch die Formulierung von Sanktio, Pönformel und Korroboratio, desgleichen diejenige der von der üblichen Formulierung mit notum fieri volumus, qualiter (vgl. z.B. DD.155 u. 183) abweichenden und, weil vielleicht ursprünglich vergessen, in eigenwilliger Weise erst nach der Intervenientenformel und mitten in der Eröffnung der Dispositio zwischen nos … suscepisse eingeschalteten Publikatio; zu deren infinitivischer Fortführung vgl. die Parallelen in DD.187 u. 189, in D.187 in Kombination mit ähnlicher substantivischer Publikatio (noverit industria … exorasse), zu noverit universitas vgl. noch D.190. – Dem Notar dürfte demnach auch die singuläre Arenga zuzusprechen sein. Die Anbringung des in seiner Gestaltung den Gewohnheiten des Notars entsprechenden (s. Anm. y”), von ihm nur selten verwendeten Signum speciale ist wohl einer spielerischen Laune zuzuschreiben, geht jedenfalls nicht auf die Verwendung einer Vorurkunde zurück; die Einzeichnung von Monogramm und Signum speciale zwischen Signum- und Rekognitionszeile, wie sie beide Überlieferungen bieten, spiegelt kaum den exakten Befund des Originals wieder, vielmehr werden dort beide nebeneinander, evtl. in abgesenkter Stellung, rechts neben der Signumzeile gestanden haben.

Dass der seit dem Sturz Adalberts von Mainz im Jahre 1112 als Leiter der Hofkapelle fungierende Aachener Propst Arnold (zu ihm s. Hausmann a.a.O. 80ff.) innerhalb der italienischen Stücke hier erstmals bei Heinrich auftaucht, danach aber bis zum Schluss des Italienzuges öfter genannt wird (s. DD.177, 185, 186, † 296), muss nicht in Widerspruch stehen zu Hausmanns Feststellung (a.a.O. 82), Arnold habe den ganzen zweiten Italienzug mitgemacht; es ist sehr wohl vorstellbar, dass Arnold von Anfang an zum Gefolge gehörte, aber in der Zwischenzeit für eine diplomatische Mission (in die mathildischen Lande?) verwendet worden war, auf der ihn womöglich sogar der Notar Adalbert A begleitet haben könnte (zu dessen längerer Abwesenheit vgl. Vorbemerkung zu D.157), womit auch das auffällige Faktum seine Erklärung fände, dass der Notar den Kapellanar als einzigen Intervenienten namhaft macht. – Obwohl das interventu auch Abt Hugo einschließt, hat dieser als Petent zu gelten.

Die Vorlage der umfänglichen Besitzliste ist sicher erst eigens für D.169 zusammengestellt worden. weshalb sie jede sachliche Systematik vermissen lässt und auch nur in stellenweisen Ansätzen eine geographische Ordnung aufweist, was die Identifizierung der Ortsnamen erschwert oder teilweise unmöglich macht. Rombaldi beschränkt sich in seiner Paraphrase auf die Nennung von insgesamt nur 28 Ortsnamen mit seiner Ansicht nach “sicura ubicazione”, identifizierbar ist aber mehr als das Doppelte. Womöglich war bei der Erstellung der Liste ein erster Abschluss schon mit dem allgemeinen (quicquid) Hinweis auf die Besitzungen zwischen Enza und Secchia (Z. ■) erreicht; das Folgende wären dann, vielleicht sogar erst sukzessiv erfolgte, Ergänzungen, darunter primär Kapellen und Burgen, aber auch die Referate zweier Gerichtsurkunden (zum Schluss vgl. weiter unten).

An vorhanderen Vorlagen, die in diese Liste einflossen, lässt sich nur das wenig ältere Privileg P. Paschals II. von 1116 Februar 26 (It. pont. 5,394 no 6; Kehr in Gött. Nachr. 1899,221 no 4 = VU.) anführen, dessen äußerst knappe Liste (vgl. die wenigen durch Petitsatz gekennzeichneten Stellen) sich. ohne jede Vollständigkeit, auf Kirchen (Burgen mit Kapellen, s. Anm. n, f”-h”; sonstige Kirchen, s. Anm. d”, z, q”, e”, in dieser Reihenfolge) beschränkt, dabei aber über D 169 hinaus auch ecclesiam sancti Abundii (s. Anm. z; vgl. unten) ohne Ortsangabe aufführt.

Auch in den jüngeren Papstprivilegien erfährt die Erfassung des – überwiegend schon älteren, nicht erst in der Zwischenzeit erworbenen – Besitzes erst allmählich Gestalt: Drei weitere, schon in D.169 genannte und vermutlich von hier übernommene Kirchen (s. Anm. r, f’ und e’, in dieser Reihenfolge) fanden Aufnahme in das Privileg P. Innocenz’ II. von 1136 September 17 (It. pont. 5,394 no 8; Kehr in Gött. Nachr. 1911,279 no 4 = NU.I). – An diesen Grundstock ist dann erst in den späteren Privilegien, nämlich P. Hadrians IV. von 1157 Mai 15 (JL 10274, It. pont. 5,395 no 9; Tiraboschi, Mem. stor. Modenesi 3, CD 33 no 409 = Migne, PL 188,1498 no 128 = NU.II), P. Urbans III. von 1186 Dezember 4 (It. pont. 5,395 no 13; Kehr in Gött. Nachr. 1912,466 no 32 = NU.III) und P. Innocenz’ III. von 1199 Juni 19 (Torelli in Arch. stor Lombardo IV.13,179 no 2 = NU.IV) die Textstelle des Deperditums D.*170 angefügt.

Im Anschluss an diese Stelle präsentieren dann dieselben Privilegien, NUU.II–IV, eine auf eine Schenkung B. Alberts von Reggio (1139–1161) zurückgeführte (das Faktum dieser Schenkung nur in NU.II) Zehntliste, die aber in ähnlicher Zusammenstellung schon in D.169 ihre Parallele hat (s. S. ■ Z. ■ff. und Z. ■ff. [letzteres die 3 Burgen von Anm. f”-h”, s. oben]; Text hier rach NU.III, Übereinstimmungen mit D 169 in Petit): decimas etiam de dominicatis, que fuerunt bone recordationis marchionis Bonifacii et comitisse Mathildis [das et … Mathildis fehlt NU.II], aut de propriis dominicatis eiusdem monasterii io curte Canosse, Paterni, Bibianelli, Cauilliani [II.IV: Caviliani], Cargnoni [so II IV; III: Garg-], Pantani et de dominicato Grassiani [II: Gnasiani; IV: Grasciani], Sarzani [II: Sor-; IV: Ser-], Casteiti [II: Cavelli] Novi, Feilile [II: Fil-, IV: Phil-; danach nur in NU.II: salvis rationibus plebium], et decimas [II: decimam] de forestis [II: foresto] curie Canosse, die Passage ist aber aufgrund der objektiven Formulierung (vgl. obiges eiusdem monasterii. ferner prefato monasterio canonice concessisse dignoscitur in NU.II) wahrscheinlich erst nachträglich in NU.II interpoliert.

Hinsichtlich des Kirchenbesitzes (zu diesem vgl. Saccani, Delle antiche chiese Reggiane 193ff.) liefert teilweise erst die Zusammenschau der Papstprivilegien einerseits, in denen sich manche Angaben nur allmählich konkretisieren, und des D.169 andererseits die richtigen Informationen: Zum Zeitpunkt der Fertigung der Besitzliste war deren Schreiber über die am Schluss des Textes – vor der sicher ebenfalls nachgetragenen Cäcilien-Kapelle zu Bologna – ohne jede konkrete Angabe verzeichneten Besitzungen in Bagnolo und in Gurgo offenbar nichts Näheres bekannt – Nach Tiraboschi, Diz. 1,369ff., Saccani a.a.O. 204f. und 206f. sowie Zagni, Mathilde di Canossa a Bondeno di Ròncore 64f. ist mit dem Zusatz in Gurgo, dem als vermutlich jünger entstandenes Synonym in Fossa entspricht, eine zwischen Bagnolo in Piano (ca. 8 km nnö. Reggio) und dem ca. 10 km nnö. davon gelegenen Novellara befindliche Akkumulation von 4 Kirchorten versehen (auf der top. Kane jeweils mit dem Zusatz “della Fossa”); wovon S. Michele und S. Tomaso (dies im Besitz von S. Prospero bei Reggio) zur com. Bagnoh und S. Maria und S. Giovanni zur com. Novellara gehören.

In der VU. erscheint davon im Besitz von Canossa nur die auch in den NUU. genannte ecclesia sancti Iohannis de Gurgo (s. Anm. q”); bei ihr handelt es sich vermutlich um die capella in Gurgo, die das Kloster, nach einer auf dem Vorsatzblatt des Autographs von Donizos Vita Mathildis eingetragenen Aufzeichnung von ca. 1116/17 (Goez, Urk. Mathildes A 11), im Jahre 1090 auf Veranlassung Mathildes vom B. von Reggio als Teilentschädigung für die 1082 erfolgte (s. Goez a.a.O. Dep. 41; s.a. Dep. 46) Überlassung des Kirchenschatzes an P. Gregor VII. erhalten hatte; bei Goez a.a.O. Register S. 568 ist die capella in Gurgo allerdings mit der gleich zu nennenden Kapelle San Michele della Fossa identifiziert.

In NU.I von 1136 ist sodann der Kirche S. Giovanni de Gurgo vorangestellt: ecclesiam sancti Michaelis de Fossa. Dies geht offenbar auf einen bald nach 1116, noch durch den impetrierenden Abt Hugo mit dem Parmenser Kloster San Giovanni getätigten Tausch zurück. Die Modeneser Abschrift des Transsumptes von 1694 trägt nämlich folgende, zweifellos auf ältere Vorlage zurückgehende Außenaufschrift: Privilegium Henrici IV. imp. ad favorem ecclesię seu abbatię S. Apollonii Canussię, de quo privilegio prętenditur monasterium S. Io. participare respectu eius bonorum positorum in villis Roaroli, Castrinovi et Campiginis ducatus Regii eidem monasterio assignatorum per Ugonem abbatem S. Apollonii prędicti in permutationem ecclesię et bonorum S. Michaelis de Fossa.

Dieser Tausch, der im Hinblick auf NU.I vor das Jahr 1136 fallen muss, gehört womöglich ins Jahr 1119: Tiraboschi, Diz. 1,370, der eine entsprechende im Archiv von S. Giovanni verwahrte Urkunde erwähnt (als von Canossa hergegebenes Objekt nennt er nur “la chiesa di Roarolo co’ beni di essa proprii”), gibt zwar als Datum dieser Urkunde das Jahr 1219 an, da er sich dafür jedoch nur auf eine mündliche Auskunft des Abtes Andrea Mazza beruft, dürfte eine Verwechslung von 1219 mit 1119 anzunehmen sein. – Eine Überprüfung dieser Annahme anhand des laut schriftlicher Mitteilung des Staatsarchivs zu Parma im Fonds von S. Giovanni verwarten Originals der Tauschurkunde (Sign.: Diplomatico, Atti privati, cassetto 19 n. 1148) war uns leider nicht möglich, da der schlechte Zustand der Vorderseite keine Herstellung eines Fotos zuließ; auf dem uns verfügbaren Foto der gleichfalls teilweise geschwärzten Rückseite ist zwar tatsächlich in zwei späten Rückvermerken die Jahreszahl 1219 genannt, im jüngsten aus dem 18. Jh. auch das Tagesdatum (1219 giug. 26), und womöglich basierte die Jahresangabe der Information an Tiraboschi auf diesen Rückvermerken, die aber ihrerseits, vielleicht wegen schlechter Lesbarkeit im vorderseitigen Text, falsch gewesen sein dürfte; jedenfalls ist für das Jahr 1219 kein Abt Hugo nachweisbar (in der Liste der Äbte von Canossa bei Ph. Schmitz in Dict. d’hist. et de géogr. eccl. 11,762, der für einen Abt Hugo nur die wohl aus D.169 geschöpfte Belegzahl 1116 angibt, fehlen Belege zwischen den Äbten Hartmann, 1193–1206, und Manfred, 1228).

Einer endgültigen Klärung stehen außerdem zwei widersprüchliche Befunde im Wege: Einerseits fehlt die Kirche San Michele wieder in NUU.II–IV, doch ist noch im Reggianer Zehntverzeichnis von 1302 (Studi e Testi 60,300 no 3651) S. Michaelis de Fossa als einziger Eintrag unter den Capelle monesterii de Canosa verzeichnet (s.a. Goez a.a.O. in Vorbemerkung zu A 11); ferner werden die nach dem Vermerk tauschweise an S. Giovanni abgegebenen Objekte in NUU.I.-IV weiterhin als im Besitz von Canossa befindlich bestätigt (zu Roarolo s. Anm. z und weiter unten; zu Castellum/Castrum Novum s. Anm. h”; Campègine fehlt zwar in NUU.I–IV, aber es war auch in VU. nicht genannt). – Andererseits verzeichnet das Privileg P. Lucius’ II. von 1144 März 17 für das Kloster S. Giovanni (JL 8525; It. pont. 5,423 no 3; Migne, PL 179,833 no 6), wiederholt von P. Eugen III. 1145 Okt. 31 (JL 8790; It. pont. 5,424 no †4; Migne, PL 180,1059 no 44; beide erwähnt bei Saccani a.a.O. 205ff.) unter dessen Besitzungen: In Regiensi vero episcopatu ecclesiam sancti Michaelis (bei Eugen III. mit dem Zusatz de Fossa), und umgekehrt wird dort keines der durch S. Giovanni von Canossa erworbenen Objekte genannt.

Statt des in NUU.II–IV fehlenden S. Michele folgt dort hinter sancti Iohannis de Gurgo der Eintrag: ecclesiam sancti Petri de Bagnolo, was sicher schon mit obigem in Bagnolo von D.169 antizipiert war. Vielleicht gehört zu diesem von D.169 nur pauschal erfassten Komplex auch noch die seit der VU. im Klosterbesitz verzeichnete ecclesia s. Abundii (s. oben), die nach dem Parmenser Zehntverzeichnis von 1230 (Studi e Testi 60,351 no 4474) in dem ca. 11 km wnw. Bagnolo gelegenen Campègine (in plebe de Campizene) lag, wo das Kloster nach D.169 ja auch eine Hufe besaß (Z. ■). Dann ist möglicherweise auch das im Text, der an dieser Stelle ausnahmsweise eine gewisse geographische Ordnung zu befolgen scheint, dem Campègine vorangehende Fossa Scismondi in dieser Gegend zu suchen, falls damit nicht das ca. 1 km n. Bibbiano gelegene La Fossa gemeint sein sollte. – Wenn es statt des im Text auf Campègine folgenden Riuarolo … capellam sancti Faustini in VU. und NU.I ecclesiam sancti Iohannis de Roarolo heißt (s. Anm. z), dann handelt es sich bei dieser Patrozinienangabe zweifellos um einen Fehler; NUU.II–IV lassen denn auch das Patrozinium ganz weg und lesen einfach ecclesiam de Roarolo, NU.IV aber fügt, damit in gewisser Übereinstimmung mit D.169, dahinter hinzu: et possessiones s. Phaustini; zur Lokalisierung des abgegangenen Riuarolo/Roarolo (in der Nähe von Cadelbosco di Sopra, ca. 5 km sö. Campègine und ca. 6 km w. Bagnolo) vgl. Saccani a.a.O. 202ff.

Zwei der Objekte von D.169 erscheinen rund 20 Jahre später in DLo.III.110 von 1137 Januar 21 (B.- Petke Reg. 550) im Besitz des Klosters S. Prospero bei Reggio: in alpe de Centum Crucibus ecclesiam sancti Laurentii et hospitale, in Saxo Albo [in] episcopatu Lunense capellam sancti Michaelis. Beide lagen an den Pässen zweier wichtiger Verkehrswege, die aus der westlichen Emilia nach Südwesten u.a. in die nördliche Toskana führten: Das Laurentius-Spital am Passo di Cento Croci (ca. 6 km n. Varese Ligure) an einer aus dem Taro-Tal ans Meer (bei Sestri Levante) führenden Abzweigung der Straße von Parma nach La Spezia/Carrara, die Michaels-Kapelle in dem ca. 2 km sw. des Passo di Cerreto gelegenen Sassoalbo (com. Fivizzano prov. Massa e Carrara) an der von Reggio/Modena aus durch das Secchia-Tal über Castelnovo ne’ Monti ebenfalls nach La Spezia/Carrara führenden Straße. Das Laurentius-Spital, das auch noch im Paschal-Privileg von 1116 am Schluss der Liste genannt war (et in alpibus hospitale sancti Laurencii), fehlt in der Tat in den jüngeren Papstprivilegien (NUU.I–IV). Die cenobilis ecclesia in Lunensi episcopio sita sancti Michaelis de Monte hingegen war dem Kloster Canossa erst mit Urkunde von 1106 Oktober 26 (It. pont. 5,394 no 5; Muratori, Ant. Ital. 5,477 zu 1105) durch den Kardinalpriester Bernhard (zu ihm s. D.268) unterstellt und übereignet worden, und sie wird im Widerspruch zum Lothar-Diplom auch in sämtlichen Papstprivilegien in dessen Besitz bestätigt, wobei der in VU. und NUU.I.II enthaltene Zusatz cum pertinentiis suis in NUU.III.IV, basierend auf der Urkunde von 1106, konkretisiert ist durch: cum tribus suis capellis, sancte Iulie videlicet de Noceto [= unbekannt], sancti Prosperi de Monzone [IV: Monzono] et sancti Blasii de Viano (Monzone und Viano beide ca. 10 km s. Sassoalbo und wie dieses in com. Fivizzano).

Das von Mathildes Urgroßvater und Großvater, dem Markgrafen Adalbert-Atto († 988) und dessen Sohn Tedald († 1012), als Kanonikerstift gegründete (vgl. das Privileg P. Benedikts VII von 975, JL. 3787, It pont. 5, 393 no 1) und von Mathilde und ihrer Mutter Beatrix im Jahre 1062 mit Benediktinern besetzte Kloster hat sicher den wesentlichen Teil seiner Dotation von der Stifterfamilie empfangen; wenn demgegenüber von den rund 80 Orten, an denen das Kloster nach Ausweis des D.169 begütert war, in der Liste der Orte mit canusinischen Besitzungen bei Gross, Lothar III. nur ein knappes Drittel begegnet, wäre es gleichwohl sicher ein Fehlschluss, in den vielen zusätzlichen Gütern insgesamt erst spätere Zuerwerbungen des Klosters sehen zu wollen; es ist nämlich als gravierender Mangel festzuhalten, dass Gross das D.169 und damit dessen Güterliste überhaupt nicht zur Kenntnis genommen hat da er Rombaldis Angabe der Modeneser Signatur der Kopie von D.169 (s. oben zu Anfang der Vorbemerkung) als Hinweis auf eine “unedierte Urkunde” mit einer “Aufstellung des Klosterbesitzes” mit “genannten 30 [vgl. oben] Höfen, Burgen oder Gütern” mißdeutete!

Bei dem Cono, der in der Sache der Söhne des Petrus von Gombola (mathildisther Vasall zu ihm vgl. CD Poliron no 82, 83 und 88 von 1112–1115 sowie Overmann, Mathilde 11, 13, 17) ein Gerichtsurteit fällte, bannelt es sich vermutlich um den Conus, der 1096 als advocatus et misus Mathildes tätig war (CD Poliron. 174 no 50; Goez a.a.O. A 6); in derselben Urkunde begegnet ein wahrscheinlich mit dem hiestgen, wegen Nennung nur seiner Söhne wohl inzwischen verstorbenen Landoixius (s. Anm. n”) identischer Landoisius de Carpeneta als missus von Mathildes Mutter Beatrix, zu Cono vgl. noch Goez a.a.O. no † 144 von 1102 (mit Abb. 14: Conon advocatus).

In nomine sanete et individue trinitatis. Henricus divina favente clementia quartus Romanorum imperator augustus. Erumpnosę huius vitę discrimina considerare oportet, dum sumus in via, quatenus amissis temporalibus commodis vita comite non privemur ęternis. Sępissime dum his utimur ab improvisa morte rapimur et tunc hactenus vagando sero cupimus quęrere, quod obstantibus culpis non meremur accipere. Ac per hoc ob peccatorum nostrorum remissionem et interventum Arnaldi nostri dilecti capellanarii et Aquensis prępositi necnon Hugonis abbatis sancti Appollonii ecclesiam eiusdem sancti Appollonii Canusię sitam nos sub nostri mundiburdii tutela omnium nostrorum fidelium pręsentium et futurorum noverit universitas suscepisse cum rebus et familiis utriusque sexus, quas nunc detinere dinoscitur vel in futurum acquirere potest, videlicet partem castri Canusii, quę est sub monasterio et capella sancti Martini, cum omnibus suis appendentiis; in Antino mansum I, in Surdilio mansos II, in Siciano mansos II, in Signano mansum I, in Petregnano mansum I; in Casola mansos II cum capella sancte Eufemię cum omni suo iure; in Pulianello mansos III et domnicatum, in Aliano II, in Arceto II, in Marmoriolo II et in Facutiola I, in Fontana II, in Panzano V, in Budrione III, in Quingente III, in fossa Scismondi II, in Campigine I; in Riuarolo sortes II et capellam sancti Faustini cum omnibus suis pertinentiis; in Bibianello et Corniano II et domnicatum, in Bibianello IIIIor; in Plazola capellam sancte Eufemię cum omni suo iure et mansos II; in Fano capellam sancti Georgii cum decima et omnibus suis rebus; in Cauiliano mansos II, in Cilliano III, in Bursellia III, in Sadugnano II, in Ronculo mortitiam I, in Monte Mauri mansum I, in Betongna I, in valle Siluarani III, in Ceretulo II, in Baraconi domnicatum I, in Planzoni III, in Cassina I, in Lisignolo I, in Roncoueteri I, in Burano II; in Grasono capella sancti Prosperi cum decima et omni suo iure et domnicatum; in Casalino mansum I; terram familię de Canossa et decimam de domnicatu Bibianelli, decimam braidę sancti Petri de Cauiliano, quę fuit domnicatum, Canossę, Paterni, Cargnoni et Pantani; in Riuarbula mansum I et in Caprilę sortem I, in castello Rignani mansum I, in Siuiciano I, in Vignale II, in Bagniano III, in Casullo II, in Mauregnano precarias II, in Rorano II, in Scurano II; et quicquid eadem ecclesia Canusię habet ultra flumen Entię et quicquid habet ultra flumen Situlę; et quicquid in Monticulo possidet cum una capella; et domnicatum Quarantulę cum oliveto, et curte de Colognola cum duabus capellis et omnibus mansis ad eandem curtem pertinentibus; et monasterium sancti Michaelis de Monte cum omnibus rebus quę possidet; et hospitale sancti Laurentii in loco castri situm cum omnibus suis pertinentiis; in Liuizano mansum I, in Valle I, in Caprignano I, in Rosina I, in Vrsignano I; et castrum Sarzani cum capella et omnibus suis pertinentiis; castellum Feline cum duabus capellis, curte et cum omnibus pertinentiis; et Castellum Novum et curte Cagnolę et capellam sancti Prosperi cum omnibus suis pertinentiis; et XII mansos, quos pręfata ecclesia Canusina iubente comitissa Matildi beatę memorię per placitum recuperavit a filiis Landoixii: tres in Piagniolo et I in Gauassolo et II in Vigullo et I in Tallata et III in Vagine et I de Roppo et I de Vigullo; et quicquid pręnominata ecclesia habuit per iudicium Cononis in Bazalano: mansum I in Budrio filii Petri de Gomola dederunt prędictę ecclesię pro iudicio eiusdem Cononis; et quicquid supranominata ecclesia possidet in Bagnolo et in Gurgo; et capellam sancte Cęcilię sitam in suburbio Bononiensis civitatis; et quicquid supradicta ecclesia usque nunc acquisivit vel acquisitura est. Pręcipimus itaque, ut nullus episcopus, nullus comes, marchio, vicecomes, scultatius, gastaldio vel aliqua regni nostri magna sive parva persona de prędictis bonis pręnominatam ecclesiam deinceps audeat molestare, inquietare vel devestire. Si quis vero, quod absit, aliquo temerario ausu contra hoc pręceptum aliquid facere temptaverit, auri libras mille componat, medietatem camerę nostrę et medietatem supralibatę ecclesię vel abbati, qui tunc temporis ibi pręsens fuerit. Et ut hoc verius credatur et ab omnibus ratum et inviolabiliter permaneat, hanc cartam inde factam et manu propria corroboratam impressione nostri sigilli, ut apparet inferius, iussimus insigniri.

Signum domni Henrici quarti Romanorum imperatoris invictissimi. (M.9.) (SMP.)

Burcardus cancellarius et Monasteriensis episcopus recognovit.

Data XV. kl. maii, inditione VIIII, anno dominicę incarnationis millesimo CXVI, regnante Henrico quarto rege Romanorum anno X, imperante V; actum est Canusii; in Christo feliciter.