Originalplacitum (ca. 20,5/21,5 b : 46 h) im Kapitelsarchiv zu Parma
(A).
Faks.: Spagnesi, Wernerius tav. IV. – Teilfaks.: Schlögl, Unterfertigung Taf. XXV u. XVI Abb. 16a–e. Drucke: Tacoli, Mem. stor. di Reggio 3,72. – Aus A: Affo, Storia della città di Parma 2,346 no
47. – Tiraboschi, Mem. stor. Modenesi 2,85 no
322. – Ricci, I primordi 79 no
22. – Drei, Carte degli archivi Parmensi 3,38 no
41. – Spagnesi
a.a.O. 52 no
5.
Reg.: Affo a.a.O. 145f. – Tiraboschi, Diz. 2,30f. – Ricci
a.a.O. 47 no
22. – Hübner, Gerichtsurk. 1,213 no
1564. – Spagnesi
a.a.O. 12 no
5. – Schumann, Parma 236. – Gross, Lothar III, 210 u. 249. – BÖHMER Reg. 2047. – Stumpf
Reg. 3134.
Geschrieben und zweifellos auch verfasst von dem unterfertigenden
Pfalznotar
Dominicus, von dem auch D.177 (für San Benedetto Po) stammt. Dieser Mann, kein
Schriftkünstler (vgl. die Faksimilia;
o und
u sind kaum auseinander zu halten) und mit Grammatik und Orthographie
(besonders auffällig die oft falsche Verwendung des
æ-Umlautes) auf dem Kriegsfuß stehend, ist häufig in Diensten B. Bodos
von Modena, wo er auch beheimatet war, anzutreffen (vgl. Vicini, Reg. die Modena 1 no
294, 299, 300, 308, 310, 311, 317, 326 und 328 von 1102–1115; no
366 von 1128 weist sein Notarssignet auf), war aber fast ebenso oft
für die Markgräfin Mathilde tätig (vgl. Goez, Urk. Mathildes no
86, 106, 108, 109, 114, 128, 133 und † 147 von 1105–1114 und Einl. S.
7 mit Anm. 41 u. 42), so daß Spagnesi
a.a.O. 54 Anm. 3 mit einigem Recht von ihm sagt, er sei “della
cancelleria canossiana”.
Darauf ist zweifellos zurückzuführen (so schon Overmann, Mathilde 231; vgl. Spagnesi
a.a.O. 53 Anm. d, Goez
in DA 47,394 mit Anm. 93), dass in unserem D. die vom Notar
eingetragene Kreuzbeischrift, in Analogie zur Plazierung der
Demutsformel
Matilda dei gratia si quid est in den Urkunden Mathildes seit 1077 (s. Goez
a.a.O. 384ff. und Urk. Mathildes Einl. S. 12f. mit Anm. 99 sowie Abb.
5–9, 13 u. 14), in die Winkel der Kreuzarme gesetzt ist. Canusinischem
Einfluss ist wohl auch zuzuschreiben (vgl. dazu Overmann
a.a.O. 230f.), dass hier einige Abweichungen (s. auch D.177) von dem
sonst in Notariatsurkunden verwendeten herkömmlichen langobardischen
Formular begegnen: Eine am Formular der Diplome orientierte Fassung
der Sanktio (mit subjektivem
camere nostræ statt
… domni inperatoris, s. Anm. r/s), die Einfügung einer Korroboratio und die Plazierung der
Datierung fast am Schluss (zwischen Unterschriften und
Kompletionsformel des Notars) statt am Anfang der Urkunde. – Zur
eigenhändigen Einzeichnung des Kreuzes durch den Kaiser und zu den
sonstigen äußeren Merkmalen vgl. Schlögl
a.a.O 147ff.
Die beiden Orte Rubiera (prov. Reggio E.) und Marzaglia (com. und ca.
10 km w. Modena) liegen in einer Entfernung von ca. 1,5 km einander
gegenüber auf den beiden Ufern der von einer Brücke im Zuge der Via
Emilia gequerten Secchia, die hier zugleich die Grenze der
Grafschaften Reggio und Modena (s. Text für Marzaglia) bildet.
Die
villa Marsallia ist seit dem DO.I.142 von 952 im Besitz des Domkapitels genannt, dem
sie auch von Heinrich V. mit D.73 bestätigt wurde. In Marzaglia lag
aber auch Allod der Markgräfin Mathilde, die dort 1075
in laubia propria Gericht hielt (vgl. Goez, Urk. Mathildes no
15 und Spagnesi
a.a.O. 57 Anm. 15, beide mit Berichtigung der Jahreszahl 1076, wie
sie Overmann, Mathilde 137 no
27 und noch Gross
a.a.O. 210 bieten). – Aber auch in Rubiera, nach dem der Vater der
Beklagten benannt ist, war die Markgräfin begütert, die dort ein
Hospital eingerichtet haben soll (s. Gross
a.a.O. 249) und aus deren Erbe sicher auch die dortige Mühle stammte,
die vermutlich im Jahre 1117 die Königin Mathilde an ein Reggianer
Kloster schenkte (s. DMa.2; vgl. Overmann
a.a.O. 46).
Gerhard von Rubiera ist einige Male in den Urkunden der Markgräfin
zwischen 1106 und 1113 genannt (Goez
no
93, 112, 118 u. 128 [= Spagnesi
a.a.O. 36 no
2]; vgl. Gross
a.a.O.); er gehörte zu Mathildes Vasallität, was deren starke
Repräsentanz durch die als
capitanei bezeichneten Leute erklären würde, auf die Spagnesi
a.a.O. 53 Anm. 1 aufmerksam macht; in der Aufstellung der
hervorragendsten Vertreter, wie sie Overmann
a.a.O. 46 bietet, fehlt von den in D.168 genannten Leuten, die sonst
alle (mit Ausnahme des sonst nicht belegten
Odo Alamannus) dort erfasst sind, der zwischen 1103 und 1114 häufig bei Mathilde als
fidelis genannte
Araldus von Melegnano (prov. Milano; s. Goez
no
76, 85, 86, 90, 94, 99, 100, 108, 118, 135; vgl. Gross
a.a.O. 212); für nähere Angaben zu allen Personen vgl. Spagnesi
a.a.O. 53ff., zu dem die Vasallen-Liste abschließenden
Rainerius Saxonis vgl. außerdem Vorbemerkung zu DMa.1. Die drei letzten Beisitzer –
nicht nur die beiden letzten als
cives bezeichneten – stammen alle aus Parma und sind als Interessenvertreter
des Domkapitels anzusehen (s. Spagnesi
a.a.O. 57 Anm. 13); zu den drei Personen vgl. Schumann
a.a.O. 236ff., der unter Einbeziehung des Adligen und bischöflichen
Vasallen
Atto Baratti fälschlich von der Anwesenheit von 3 Parmeser Bürgern spricht (S. 237)
und daraus den sicher unberechtigten Schluss zieht (S. 240), schon
1116 hätten in Parma Adlige zu den
cives gezählt.