Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<163.>>

Unter Vorsitz Heinrichs wird im Königsgericht über den Vogt Dominicus von San Felice e Fortunato und Santo Stefano (zu Ammiana) und dessen Güter im ganzen römischen Reich sowie über die Güter des Klosters in genannten Gebieten und Orten der Königsbann gelegt.

Im Bischofspalast zu Padua, 1116 März 20.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Abschrift des 18. Jh. nach undatierter beglaubigter Abschrift des Notars Josaphat Falles in Procurazia di S. Marco de Supra, busta 138, proc. 290, fasc. 3 f. 17r–18r im Staatsarchiv zu Venedig (B).

Ungedruckt. – Stumpf Reg. –.

Die Kenntnis der einzigen Überlieferung verdanken wir Lanfranchi, Codice diplomatico veneziano (Manuskript im Staatsarchiv zu Venedig) no 521 (zu März 21). – Die in flüchtiger Kursive geschriebene und äußerst fehlerhafte Abschrift, deren Lesbarkeit außerdem an einigen Stellen dadurch beeinträchtigt ist, dass die Tinte häufig von der einen Seite des Blattes auf die andere durchschlägt, konnte, einschließlich der Füllung einiger Lücken (s. Anm. c, d”, vgl. auch Anm. w), in den formelhaften Partien mit Hilfe der anderen Placita des Notars Vbertus (s. D.158) weitestgehend verbessert werden.

Auf eine offensichtliche Auslassung sei – mangels absolut sicherer Anhaltspunkte für eine Einordnung (s. unten) ohne die Vornahme einer Reparatur – lediglich hingewiesen: Nach dem Bild der anderen Placita ist es so, dass zwar in der Regel nicht alle in der Kontext-Liste als am Verfahren beteiligt aufgezählten iudices auch subskribieren (hier fehlen Tevtius und Triuisanus), dass jedoch immer alle Subskribenten zuvor in der Liste genannt waren, so dass anzunehmen ist, dass die subskribierenden Vernerius und Adam hier nur versehentlich in der Kontext-Liste fehlen (s. Anm. l); wahrscheinlich wären sie wie in D.162 (s. auch D.164) hinter Tevtius einzureihen. – Für den ersten Subskribenten, den Bologneser Juristen Irnerius/Wernerius, bietet D.163 eine Bereicherung der von Spagnesi, Wernerius erfassten Belege, vgl. dazu Vorbemerkung zu D.162; für seine Unterschriften charakteristisch ist die Verwendung des sich aus der Korrektur des handschriftlichen officii von Anm. k” ergebenden affui, statt des sonst üblichen, hier z.B. von Rambaldus verwendeten interfui, vgl. dazu Vorbemerkung zu D.213.

Nicht zu ermitteln war die richtige Namensform von Vogt (s. Anm. d’, i’, m’, y’) und Abt (s. Anm. a”). – Bei den Ortsnamen muss ein Heilungsversuch angesichts des durch die schlechte Überlieferung verursachten Fehlens weiterer Urkunden scheitern: Seine Besitzliste hat D.163, die einzige erhaltene Kaiserurkunde für das Kloster, vermutlich aus dem im Text erwähnten verlorenen Ottonianum (s. Anm. u’) geschöpft, bei dem mangels jeder weiteren Erwähnung auch offen bleiben muss, welcher der drei Ottonen der Aussteller gewesen war. Auch das Privileg P. Innozenz’ III. von 1198 Okt. 17 (Potthast Reg. 393; Druck bei Cornelius, Eccl. Torcellanae 3,330 zu 1199 Nov. 16) vermag für die korrekte Lesung der teilweise nicht identifizierbaren Ortsnamen keine Hilfe zu leisten.

Vermutlich lag ein Teil der mit Lokalnamen bezeichneten Besitzungen in der weiteren Umgebung des ca. 13 km nö. Mestre, in der Nähe der Sile-Mündung gelegenen, in der Besitzliste erwähnten Altino, dem früheren Sitz des Klosters (mit ihm weiterhin gehöriger Stephanskirche), von wo es zu Anfang des 10. Jh. auf die nö. Torcello gelegene, im 15. Jh. versunkene Lagunen-Insel Ammiana verlegt worden war (vgl. It. pont. 7.2, 85ff., 96ff., 100f.); das gilt sicher für das ca. 7 km nw. Altino gelegene Casale sul Sile und das ebenso weit sw., unmittelbar bei Mestre gelegene Carpenedo; der Besitz scheint aber weiter gestreut zu haben, da es sich bei der villa sancti Quirini um San Quirino ca. 8 km n. Pordenone handeln dürfte. – Hinter dem samt seiner textlichen Fortführung unverständlichen palgio (s. Anm. r’) könnte sich das in dem Innozenz-Privileg von 1198 genannte Paliaga verbergen, wo das Kloster 1086 einen Wald erhielt (s. Lanfranchi-Zille in Storia di Venezia 2,22, mit Pagliaga), zumal dort, wo nach der Aufzählung der Eigenkirchen mit Paliaga die sonstigen possessiones eröffnet werden, in der unmittelbaren Fortführung (in fossata Runcho, Sigloncello, Cassale …) auch eine offensichtliche Parallele zum Ronchi Menane steckt. Auffällig ist die Tatsache, dass der nicht näher bestimmbare, viermal genannte Vogt persönlich samt seinen fideles/heredes und seinen Gütern der primär Begünstigte ist, erst in zweiter Linie das Kloster, dessen Abt sogar erst in der Sanktio genannt wird.

Während Schlögl, Unterfertigung 137 Anm. 1 das von ihm lediglich aufgrund eines Hinweises P. Achts erwähnte D.163, das er irrig auf den 20. April datiert (als Empfänger nennt er “S. Filippo in Amiano”), als “vom Kaiser nicht unterfertigte Urkunde” bezeichnet, kann nicht bezweifelt werden, dass das Original wie alle anderen Placita Heinrichs eigenhändige Unterfertigung aufwies; da eine diesbezügliche Beischrift des Notars fehlt, könnte dies – falls kein bloßer Fehler des Kopisten vorliegt – darauf hinweisen, dass die kaiserliche Unterfertigung wie bei D.158a (u. D.159) nur aus dem eigenhändigen Kreuz bestand, das vom Kopisten, der ja auch das SN. des Notars nicht wiedergibt, übersehen worden wäre. – Zur Formulierung in toto Romano imperio vgl. D.158a (in D.158b ersetzt durch in regno Italico!).

Die (es fehlt am Anfang das Dum in dei nomine) lune, que [est] XIII. kal. aprilis, in civitate Patauina, in palatio episcopali, in camera, dei gratia Henricus quintus Romanorum imperator augustus in [con]silio resideret, adesset [cum eo] Tevtius, Rambaldus Veronensis, Azo, Triuisanus, iudices, patriarcha dei gratia Gradensis, Burgardus dei gratia cancellarius et episcopus, Gebardus dei gratia Tridentinus episcopus, Appollonius dei gratia Feltrensis episcopus, Ioannes dei gratia Cap[r]ulensis episcopus, Steffanus Moresino, Petrus Contareno, Dominicus Faletro, Steffanus Trotto, Octo de Padua, Alberto de Mart[oringo], Alberto Veronense, Vgo Patauinus, Oldericus de Piano, comites, Henricus Carentane totiusque Marcie dux, Lampretius comes, Robertus de Martinengo, Vascello de Monte Maria et reliqui plures nobiles [.....], domnus imperator, iustitie pacisque amator ac omnium ecclesiarum defensor, misericordia motus, pro sanctorum Felicis et Fortunati et Stephani honore et pro Dominici B[....] suorumque fideli[um] amore, per iudicum et per lignum, quod in sua tenebat manu, imperiale [bannum] misit super Dominicum Basenum, advocatum sancti Steffani et Felicis, et super omnia bona eiusdem Dominici Bagiensis, que nunc habet in toto Romano imperio vel que legitime acquisiverit, et super omnia bona predicti monasterii, que nunc habet in Istria, in Al[t]ino, in comitatu Triuisensi, in villa Pupillari, in portu Triuisensi, in Carponeta, in tota villa sancti Quirini, in Casal, in Cilguraro, in palgio dicti Ronchi Menane, et in omnia, que in [....] Octonis imperatoris contine[n]tur vel que legitime predictum monasterium acquisiverit, ut nullus patriarcha, archiepiscopus, episcopus, dux, marchio, comes, vicecomes, advocatus, vicedominus, gastaldio, villicus, decanus vel aliqua magna parvaque persona predictum Dominicum Bagnensinum suosque heredes et abbatem dei gratia Factum suosque successores sine legali iuditio deinvestire aut inquietare audeat. Quisquis hoc presumpserit [et hoc decretum] fregerit, sciat se compositurum [auri] libras centum, medietatem imperatoris camere et medietatem Dominico suisque heredibus et abbati suprascripti monasterii sanctorum Felicis et Fortunati et Steffani et suis successoribus. Factum est hoc anno ab incarnatione domini nostri Iesu Christi MCXVI, indictione [VIIII].

Ego Ve[r]nerius iudex affui.

Ego Adam iudex subscripsi.

Ego Azo iudex subscripsi.

Ego Rambaldus iudex interfui et subscripsi.

Ego Vbertus d(omni) Henrici imperatoris iudex interfui ex [eiusdem imperatoris iussu hanc notitiam] scripsi.