Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<†16.>>

Unecht.

Heinrich restituiert dem Kloster St. Maximin in der Vorstadt von Trier den von Konrad von Schwaben entfremdeten Hof zu Mandel und dessen Zubehör im Dorfe Norheim.

Mainz, 1107 Mai 2.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Angebliches Original (ca. 50,5/52,5 b : 58,5/59 h) von ca. 1113–1116 in Ms. lat. 9.267 no 1 der Nationalbibliothek zu Paris (A); Rückvermerk von kurz nach 1125 (von Hand des “Archivars”): Henrici quinti imperatoris de Mannendal et de his, quę habentur in Narheim (davon quinti imp und der Schluß habentur … mit dunklerer Tinte nachgezogen, das in von quinti von derselben Hand auf Rasur); 15. Jh.: cuius copia reperitur in aureo libro, dahinter von anderer Hand zugefügt die Nummer LXIII.

Faks.: Kölzer, Studien Taf. 42.

Drucke: Hontheim, Hist. Trevir. 1,485 no 314. – Beyer, Mittelrhein. UB 1,472 nach no 412 Auszug.

Reg.: Grandidier, Hist. d’Alsace 2,209 no 552. – Erhard, Reg. Westf. 1,217 no 1347. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,451 no 1609. – Philippi, UB Osnabrück 1,191 no 222. – Ladewig-Müller, Constanzer Reg. 1,80 no 644. – Wentzcke, Straßburger Reg. 1.2,300 no 380. – Stumpf Reg. 3015.

D. †16 eröffnet die Reihe der von Abt Berengoz von St. Maximin (1106/1107 – 1125) auf den Namen Heinrichs V. gefälschten Diplome: Dazu gehören noch DD. †17, †18, †88 und †113 für St. Maximin sowie D. †295 für St. Arnulf in Metz (nach Ausweis von D.218 war Berengoz spätestens vor 1119, nach dem von ihm impetrierten D. †295 womöglich schon 1116 auch Abt von St. Arnulf; s. Gawlik in DA 37,635f.). Von seiner Hand stammen ferner die auf die Namen älterer Herrscher lautenden DO.I. †442, DDH.II. †500 u. † 502, DKo.II. †48, DDH.III. †262, †372 (Ab u. B) u. †391, DDH.IV. †159 u. †181 für St. Maximin, außerdem das DO.II. †160 für Kl. Rasdorf, darüber hinaus zwei Fälschungen auf den Namen P. Leos IX., JL †4251 für St. Maximin und JL †4186 wiederum für St. Arnulf in Metz. – Nur von ihm verfasst, aber von anderen Schreibern mundiert sind zwei Diplome Heinrichs V., D.150 von 1118 für St. Maximin und D. †237 von 1122 für Kl. Werden. – Schließlich war Berengoz auch beteiligt an zwei unbezweifelbar echten Diplomen Heinrichs V., indem er für das im Juni 1116 auf dem 2. Italienzug ausgestellte D.186 für St. Maximin Kontext und Datierung lieferte, während 1. Zeile und Unterfertigungszeilen von Notar Adalbert A stammen, und sich bei D.98 von 1111 Nov. 9 für Fulda mit Kanzleinotar Adalbert B die Niederschrift des Kontextes teilte. – Zum gesamten Oeuvre des Abtes vgl. die erstmals vollständige Übersicht bei Kölzer a.a.O. 159ff.

Die meisten dieser Stücke (zusätzlich unzutreffend das DArn. †179) hatte bereits 1886 Bresslau in Westd. Zs. 5,36ff. einem einheitlichen Fälscher zugewiesen, er hatte auch schon (a.a.O. 41) als Fälschungszeit “das Jahr 1116 oder kurze Zeit vorher” (S. 46 spricht er schlechthin von 1116) angenommen und hinter dem am unteren Rand von D. †113 stehenden Namen Benzo den Fälscher vermutet. Eine erneute Untersuchung des ganzen Komplexes folgte erst 1951 durch Oppermann, Rhein. Urk.-Studien 2,90ff., der auch dem Fälscher-Corpus das DO.II. †160 hinzufügen konnte, den Zeitpunkt der Fälschungsaktion aber in die Zeit kurz vor Ausstellung des DKo.III.26 von 1139, mit dem St. Maximin dem Erzstift Trier unterstellt wurde, verlegte (a.a.O. 112; s. auch Mayer, Fürsten u. Staat 164). In neuen umfangreichen Erörterungen kehrte 1970 Wisplinghoff, Untersuchungen 145 zu Bresslaus Zeitansatz zurück. Nachdem dann Gawlik in DA 37,605ff., bes. S. 616 dem Fälscher (nach ihm a.a.O. 610, in Anlehnung an Bresslau a.a.O. 41, noch ein St. Maximiner Mönch, der den Abt nach Italien begleitet hatte) noch die beiden Stücke für St. Arnulf in Metz, DH.V. †295 und JL †4186, zuweisen konnte, unterzog 1989 Kölzer a.a.O. 158ff. das Gesamtwerk, zu dem er noch das echte DH.V.98 für Fulda beisteuern konnte, einer wohl endgültigen Bewertung.

Wichtigstes Ergebnis Kölzers ist, dass der Fälscher niemand anderes als Abt Berengoz selbst war (bereits Sauerland, Trierer Gesch.-Quellen 170, der zurecht Benzo als Kurzform für Berengoz deutete, hatte eine Identität des Schreibers mit dem Abt für “gar nicht unwahrscheinlich” gehalten). Während man früher an eine Herkunft Berengoz’ aus dem Kl. Werden gedacht hatte – die dortige Abtwürde hatte Berengoz nach dem Tode Abt Liudgers († 1119 Okt. 8) zusätzlich zu den beiden anderen übernommen –, gelang Kölzer der eindeutige Nachweis, dass Berengoz aus dem Konvent von Fulda hervorging, was seine Mitwirkung bzw. Verfasserschaft an dem DH.V.98 für Fulda und dem DO.II. †160 für das Fulda unterstellte Kl. Rasdorf erklärt (zu beachten ist auch, dass Berengoz in die Intervenientenliste von D.186 als einzigen Abt denjenigen von Fulda aufnahm). – Die reizvolle Vorstellung (a.a.O. 164 Anm. 37), Berengoz sei womöglich in der zweiten Oktoberhälfte des Jahres 1106 bei einem Fuldaer Aufenthalt Heinrichs V. von diesem persönlich “vor Ort” zum Abt von St. Maximin erkoren worden, ist jedoch nicht haltbar; denn diesen Aufenthalt Heinrichs in Fulda, für den Kölzer sich auf Stüllein, Itinerar 26f. beruft, hat es nicht gegeben (vgl. dazu Vorbemerkung zu D. †23); nachdem Berengoz’ Vorgänger in St. Maximin, der an einem 15. August gestorbene Abt Folkmar II., letztmals im Jahre 1105 belegt, Berengoz hingegen erstmals 1107 April 4 als Abt nachweisbar ist (a.a.O. 162 Anm. 29), lässt sich sein Amtsantritt nur mit frühestens nach 1105 August 15 bzw. spätestens (und wohl wahrscheinlicher) nach 1106 August 15 angeben. Für die Fälschungen zugunsten St. Maximins bildet für Kölzer wie schon für Bresslau das echte D.186 von 1116 Juni als “Summe der Maximiner Fälschungsbenutzungen” den Terminus ad quem; Kölzer bringt aber (a.a.O. 225ff.) in die Genese der Fälschungen, deren Herstellung sich vermutlich allenfalls über einen Zeitraum von 5 Jahren erstreckt hat, eine zeitliche Struktur (vgl. Stemma a.a.O. 227), indem er ermittelt, dass Berengoz nacheinander einzelne Sachgruppen en bloc aufarbeitete und innerhalb derselben die zugehörigen Stücke jeweils in chronologischer Daten-Abfolge produzierte. Die in unserem Zusammenhang interessierenden beiden Gruppen bilden die am spätesten entstandenen: Die ausschließlich auf den Namen Heinrichs V. lautenden “Restitutionsurkunden” (DD. †16- †18 u. †113) entstanden demzufolge nach 1113 April 6, dem der verlorenen echten Vorlage entnommenen Datum des D. †113; das “Vogteistatut” D. †88 sowie dessen (einzigen) “Vorurkunden”, DH.III. †372B und DH.IV. †159, gehören wegen der Nennung Mathildes als Gemahlin Heinrichs V. in D. †88 nach 1114 Jan. 7; für die beiden Metzer Fälschungen, die nach dem Maximiner Stichjahr (1116) entstanden sind, übernimmt Kölzer die Datierung Gawliks (a.a.O. 637f.) auf 1117/18–1123.

Die späte Genese der auf Heinrich V. lautenden Stücke bedeutet bei der Praxis Berengoz’, seine Texte mosaikartig sowohl aus echten Vorlagen als auch – und dies mit besonderer Vorliebe – aus eigenen Elaboraten zu komponieren, dass ihm hierfür der ganze Fundus seiner bisherigen Fälschungen zur Verfügung stand; für D.186 sind mehr als 20 Vorlagen verwendet! – Nachdem zwischenzeitlich Faussner in Fälsch. im MA 3,159ff. pauschal Wibald von Stablo als Urheber der Fälschungen postuliert hatte, wie gewohnt souverän ohne Beweis und ohne auf Kölzer einzugehen (S. 159 Anm. 41 weist er Wibald aber das nach Kölzer von Berengoz stammende Privileg P. Leos IX. JL †4251 zu), hat jüngst Göldel, Servitium regis 100ff. Kölzers Ergebnisse hinsichtlich der Urheberschaft des Abtes Berengoz und der Datierung der Fälschungen in Frage stellen wollen. Ihre Thesen scheitern jedoch insgesamt an ihrer völlig verfehlten Behauptung, das von Berengoz mosaikartig zusammengestückelte echte D.186 übernehme “keinerlei wörtliche Passagen aus den Fälschungen” (a.a.O. 101), sei deshalb nicht auf deren Existenz angewiesen gewesen (a.a.O. 104); indem sie demnach (a.a.O., s.a. 106) in Frage stellt, dass die Entstehung der Fälschungen “in die Zeit vor 1116” gehöre, erklärt sie abschließend sogar (a.a.O. 108), sie ließen sich überhaupt in die Regierungszeit Heinrichs V. “nicht überzeugend plazieren”, wogegen auch die ihrer Meinung nach zu Zeiten Heinrichs undenkbare Verwechslung der Ordinations- und Regierungsjahre (s. unten) spreche (a.a.O. 105). In ihren eigenen Datierungsvorschlägen (a.a.O. 105ff.) bleibt sie äußerst vage, indem sie alternativ in Betracht zieht, die gewaltige Zahl von Fälschungen könne von Berengoz, vorgeblich angeregt durch D.279, in der 3–4monatigen Frist zwischen Heinrichs V. († 1125 Mai 7) und seinem eigenen Tod im September des gleichen Jahres entstanden sein, daneben aber, wegen einer den Fälschungen gemeinsamen “Tendenz gegen den Abt”, an Initiativen der Mönche in dem Zeitraum zwischen 1125 und 1138 denkt oder die Zeit nach 1143, in welchem Jahr durch EB. Albero von Trier das Kloster mit Mönchen der cluniazensischen Richtung besetzt worden war, und vor dem Todesjahr Alberos († 1152) in Betracht zieht (“möglicherweise um sich gegenüber Forderungen seitens eines Nachfolgers … abzusichern”).

Für die hiesige Arenga (vgl. Hausmann-Gawlik no 1255) bewies Berengoz eine gewisse Vorliebe, da sie, abgesehen von D. †17, nochmals in DD. †113 und †237 (für Werden) sowie, mit anderer Eröffnung, in D.279 begegnet (vgl. Hausmann-Gawlik no 2015). Sie ist jedoch keineswegs seine eigene Schöpfung, geht vielmehr insbesondere in D. †113 (dann auch in D. †16) offenbar auf die echten Vorlagen beider Falsa zurück: Dass die Arenga des D. †113 von 1113 April 6 vor dessen Verfälschung durch Berengoz (zur Bedeutung des Datums vgl. oben) vorhanden war, ergibt sich daraus, dass sie verkürzt (vgl. Hausmann-Gawlik no 1712) in dem etwa gleichzeitigen kanzleigemäßen D.112 für Erfurt/Altenmünster Verwendung fand (vgl. dortige Vorbemerkung).

(C.) In nomine sanctę et individuę trinitatis. Heinricus divina favente clęmentia quintus Romanorum rex. Iusticiam cuique facere cum omnium sit generaliter, nostrum est principaliter, quia ad hoc in regali culmine cęteris preminemus, ut iudicium et iusticiam faciamus omnibus iniuriam patientibus. Quapropter notum sit omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus, qualiter Berngozus abbas et fratres ex monasterio sancti Iohannis ewangelistę sanctique Maximini confessoris, qui in suburbio Treuirorum corporaliter in eodem cęnobio quiescit, nostram regalem adiere clementiam flagitantes, ut pro timore dei et amore iusticię quandam curtem vocabulo Mannendal in pago Nahgouue sitam, quam quidam Kuono de Sueuia iniuste iam diu possederat, eis restitueremus et restituta nostro regali precepto confirmaremus. Quorum petitionem propter amorem dei et ob venerationem sancti Iohannis sanctique Maximini et ob interventum domni Ruothardi Mogonciensis archiepiscopi et Burchardi Monasteriensis, Gebehardi Constantiensis, Ottonis Babenbergensis, Arlongi Wirziburgensis, Vdonis Hildinesheimsis, Iohannis Osenbruggensis, Kuononis Strazburgensis, Ruodolfi Basiliensis venerabilium episcoporum aliorumque fidelium nostrorum adimplere cupientes prefatam curtem Mannendal, et quod in villa Narheim ad eandem curtem pertinet, prefato abbati ac fratribus reddimus, firmamus et in eternum sancto Iohanni sanctoque Maximino stabilîmus, ea videlicet ratione, ut nec aliquis successorum nostrorum regum vel imperatorum nec predictus abbas nec aliquis successorum suorum eandem curtem alicui umquam dare, prestare, vendere vel invadiare presumant, ut fratres idem inde consolati pro nostra vita temporali et ęterna et pro animabus parentum nostrorum et pro om[n]ibus fidelibus vivis et defunctis obnixius deo supplicare prevaleant. Et ut hoc pręsens regalitatis nostre preceptum firmum semper et stabile permaneat, manu propria subtus firmavimus et sigilli nostri impressione insigniri iussimus.

Signum domni Heinrici quinti Romanorum (M.) regis invictissimi. (SI.F.)

Adelberdus cancellarius vice Ruothardi archicancellarii et archicapellani recognovi.

Data VI. non. mai, anno incarn[ationis] domini MCVIIo, indictione XV, anno regni domni Heinrici quinti regis VIIIIo; actum Mogoncie; in dei nomine amen.