Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<157.>>

Heinrich bestätigt dem Kloster Santa Maria zu Mogliano die Schenkungen des Bischofs Rozo von Treviso und alle sonstigen Besitzungen, Kirchen und Urkunden.

Venedig, 1116 März 11.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 37,5/39,5 b : 59/60,5 h) im bischöflichen Archiv zu Treviso (A).

Drucke aus A: Verci, Storia della marca Trivigiana 1, doc. 13 no 1 zu März 12 (im Text: IV. id.). – (Privatdruck) Sartoretto, Ant. doc. della dioc. di Treviso 53 no 19 zu März 11.

Reg.: Ughelli, Italia sacra 518 zu März 11 (V. Idus). – Ficker in Wilmans, Add. z. Westf. UB 92 no 116/28 zu März 12. – Tangl in Archiv f. Kunde österr. Gesch.-Quellen 12,123 mit Anm. 252 (S. 184) zu März 11. – Lizier, Note intorno alla storia di Treviso 83 zu März 12. – Jaksch, Mon. duc. Carinthiae 3,225 no 556 zu März 12. – Klaar, Eppensteiner in Kärnten 67 no 92d zu März 12. – Böhmer Reg. 2048 zu März 12. – Stumpf Reg. 3131 zu März 12 (in Zusätzen 539 mit auf Reg. 3132/D.162 zu beziehendem Verweis auf “Or. in Padua”).

Ohne jede Beteiligung der Kanzlei unmittelbar nach dem D.176 Heinrichs IV. von 1066 (= VU.) geschrieben; das Wiederauftauchen des Originals von DH.IV.176 im bischöflichen Archiv zu Treviso bestätigte die in der dortigen Vorbemerkung (vgl. auch S. 759) geäußerte Vermutung über die Urheberschaft des Notars SD.

Der Schreiber unseres D. versuchte, die Schrift der VU. bis in die kleinsten Einzelheiten nachzuahmen (vgl. z.B. Anm. a–h für die Elongata der 1. Zeile), was ihm aber nicht überall vollkommen gelang: Zur fehlerhaften Schreibung des elongierten u vgl. Anm. c mit zusätzlichen Verweisen; die sklavische Abhängigkeit vom Vorbild zeigt sich besonders deutlich daran, dass er die Umschlängelung des elongierten t (s. Anm. b), die auch in der VU. nicht immer begegnet (vgl. Anm. d und g, in beiden Fällen auch in unserem D. unterblieben), bei Wörtern, die er in der VU. nicht in elongierter Form antraf, unterließ (vgl. Anm. z’, e”, f”), dasselbe gilt für den Verzicht auf das sonst ständig verwendete dipl. Kürzungszeichen, wenn er ein in der VU. ausgeschriebenes Wort kürzte (vgl. Anm. n und v’) – meist hält sich der Schreiber aber ohnedies an die Kürzungsweise der VU.

Während in der VU. nur die Personen- und Heiligennamen, diese aber ausnahmslos, mit Majuskeln geschrieben sind (dort reine Kapitalis, hier Unzialformen für E und M; zu manieristischer Gestaltung des unzialen ę vgl. Anm. u und x), beginnt der Schreiber einerseits erst verspätet mit der Nachahmung dieses ihm offenbar völlig fremden Befundes seines Vorbildes (vgl. Anm. q) und vernachlässigt es im Folgenden auch vereinzelt wieder (s. Anm. a’, o’), verwendet andererseits aber Majuskelschreibung auch bei anderen Wörtern (vgl. Anm. u, w, g”, l”), außerdem bietet er mehrfach für einzelne Buchstaben Majuskel- oder Elongata-Schreibung (s. Anm. i, m, p, v, e’, m’, n’, x’). – Ganz von seinem graphischen Vorbild entfernt sich der Schreiber mit der Schreibung eines gezopften g (s. Anm. k; anders in der Datierung, s. Anm. i”) sowie der Vorliebe für æ statt ę oder ae der VU.

Im Diktat ging die Abhängigkeit von der aus Heinrichs IV. Königszeit stammenden VU. so weit, dass die Intitulatio mit dem dortigen rex unverändert beibehalten wurde; ebenso blieb ein regali in der Arenga stehen, an dessen Stelle erst im weiteren Kontext ein imperiali trat. – In dem auch im äußeren Erscheinungsbild verunglückten (vgl. Anm. b”-g”) Eschatokoll wurde überdies Heinrichs IV.

Königsmonogramm aus der VU. übernommen (s. Anm. d”). Insbesondere aber enthält die vollkommen dem Vorbild angepasste, daher auch auf die Nennung der Kaiserjahre verzichtende Formulierung der Datierung mit (falscher, s. Anm. 1) Angabe der Ordinationsjahre ein in Heinrichs V. Diplomen längst aufgegebenes Element (letztmals in D.108).

An den wenigen Stellen, an denen sich der Text von der VU. freimacht, wirkt dies teilweise verunglückt; so erscheint in der Intervenientenliste statt des sonst stets verwendeten subjektiven Possessivpronomens ein objektives domni imperatoris; die mechanische Auswechslung des quarti regis der VU. in der Signumzeile durch quinti imperatoris zeitigt eine der Kanzlei fremde, allerdings von dem Notar Obertus in seinen Placita zeitweise praktizierte Kombination des Kaisertitels mit falscher Ordinalzahl (vgl. Vorbemerkung zu D.158); und das – vermutlich ohne Kenntnis der Kanzlei in die Dispositio eingeschmuggelte – ecclesias et (s. Text bei Anm. l’) ist ganz unpassend dem aus der VU. übernommenen scripta vorgeschaltet.

Daß D.157 in seiner letztlich kanzleiwidrigen Gestalt unbeanstandet die Expedition passieren konnte, ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass der zuletzt an D.155 beteiligte Kanzleinotar Adalbert A, der andernfalls wohl zumindest die Datierung seinem Stil angepasst und auch korrigiert hätte, bis zu seinem Wiederauftreten in D.169 vom 17. April vorübergehend nicht am Hofe weilte, was dann auch erklären könnte, warum in den folgenden Wochen, mit D.158 noch am selben Tage wie D.157 einsetzend, die kaiserliche Beurkundungstätigkeit ausschließlich (bis D.168) in Gestalt von Placita erfolgte. – Wenn der Kanzler, der zudem im Text in hervorhebender Weise als Intervenient genannt ist, an den Mängeln unseres D., die schließlich auch die Formulierung der ihn betreffenden Rekognitionszeile (zu deren zeitgemäßer Form, mit der hier fehlenden Angabe seines Bischofsamtes, vgl. z.B. DD.155, 169, 174 u.ö.) einschlossen, keinen Anstoß nahm, ist dies ein deutliches Indiz dafür, dass er überhaupt nicht mehr unmittelbar am eigentlichen Beurkundungsgeschäft mitwirkte.

Die starken wörtlichen Anklänge an Dispositio, Sanktio und Pönformel unseres D. in dem von Notar Obertus verfassten Doppel-Placitum D.158 vom selben Tage (hiesiges predictum monasterium nur in D.158b) erlauben den Schluss, dass ihm D.157 vorlag, vermutlich sogar das Original der VU., da er von dort auch das hier fehlende (s. Anm. q’) sine legali iudicio übernommen haben dürfte (s. D.158a bei Anm. i).

Zu der durch B. Rozo (belegt 969–1000/1) im Jahre 997 erfolgten, durch Otto III. mit D.271 von 998 bestätigten Gründung des Klosters vgl. It. pont. 7.1,116. Die Tatsache, dass Heinrich vor seinem Zug in die mathildischen Erblande, das eigentliche Ziel des 2. Italienzuges, zuerst in Venedig Station nahm, passt die Nachricht Dandolos (in Muratori SS 12,266, ed. nuova 12.1,230; vgl. Meyer von Knonau, Jahrb. 7,2 Anm. 3), dass er dem Dogen für dessen im Mai des Jahres unternommenen Kriegszug gegen die Ungarn nach Dalmatien Hilfe zugesagt hätte.

(C.) In nomine sanctae et individuae trinitatis. Heinricus divina favente clementia rex. Si ęcclesiarum dei scripta confirmare atque nostra regali auctoritate corroborare studuerimus, ad nostræ animæ remedium proficere minime dubitamus. Quocirca omnium dei æcclesiarum presentium scilicet ac futurorum fidelium sollers noscat industria, qualiter pro remedio animæ nostræ et ob interventum fidelium nostrorum Bǒrchardi scilicet domni imperatoris æcgregii cancellarii ac nobilis Gebardi Tridentini æpiscopi necnon ducis nostri Heinrici et avocati Geraldi aliorumque adstancium f[idelium] nostrorum cuidam monasterio gloriosę dei genitricis virginis Marię in loco, qui Mulianas dicitur, s[it]o omnia bona, quę Rozo quondam Taruisiensis episcopus illuc tradidit, eidem æcclesiæ nostra imperiali auctoritate damus, concedimus et confirmamus. Preterea omnia, quæ modo habet vel inantea predictum monasterium sanctæ Marie iuste ac legaliter acquisiturum erit, scicet (!) in campis, in pratis, in pascuis, in silvis, in aquis aquarumque decursibus, in piscationibus, in molendinis et in omnibus terris cultis et incultis, cum omni usu, qui aliquo modo ex his provenire poterit, insuper et ęcclesias et scripta predicti monasterii sanctę dei genitricis Mariæ, quę modo habet vel in futuro legaliter acquisierit, imperiali nostra concessione prefato monasterio damus et corroboramus, omnium hominum contradictione remota. Precipientes vero iubemus, ut nullus archiepiscopus, episcopus, dux, marchio, comes, vicecomes nec aliqua magna vel parva nostri regni persona hoc infringere presumat aut ullo modo inquietare. Si quis autem istius imperialis iussionis violator extiterit, sciat se compositurum mille libras auri optimi, medietatem kamerę nostrę et medietatem predicto monasterio sanctæ dei genitricis virginis Mariæ. Quod ut verius credatur et diligentius ab omnibus observetur, hanc cartam inde conscriptam manu propria corroborantes sigilli nostri inpressione iussimus insigniri.

Signum domni Heinrici quinti imperatoris.

Burcardus cancellarius corroboravi. (SI.D.) (M.)

Data [q]uinto idvs marcii, anno dominicæ incarnationis MC sexto X, indictione VIIII, anno autem ordinationis domni Heinrici V. regis X, regni vero []; actum in Venecia; in dei nomine amen.