Domino P. summo pontifici H. dei gratia Romanorum imperator augustus obędientiam et dilectionem in Christo velut filius patri. Compertum habemus, pater venerande, te propter nos gravi controversia et plurimis affectum esse molestiis, quapropter ob reverentiam tui, deo teste, gravius tuis quam propriis angimur inconmodis. Idcirco abbatem Cluniacensem ad hoc negocium ascivimus, scilicet virum religiosum et in fide Christi et ecclesię spectabilem. Hunc quoque super hac causa tuę paternitati direximus parati secundum consilium tuum et ipsius et cęterorum religiosorum pacem ecclesię diligentium te ab his molestiis eripere et pacem et concordiam inter me et te indissolubiliter stabilire.
H(einrich) kündigt Papst P(aschal II.), der dem Vernehmen nach seinetwegen Bedrängnisse erleide, die Entsendung des Abtes (Pontius) von Cluny als Mittelsmann für einen Friedensschluß an.
(1115 zweite Dezemberhälfte – 1116 Anfang Januar).
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Abschriften des 12. Jh. in zwei Handschriften des Codex Udalrici: Cod. 398 f. 113rb der Österreichischen Nationalbibliothek zu Wien (V). – Hs. 283 p. 245 der Stiftsbibliothek zu Zwettl (Z).
Drucke: Aus V: Eccard, Corp. hist. 2,276 no 273. – Aus VZ: Jaffé, Mon. Bamberg. 306 no 174 zu 1116 c. Febr. – Stumpf Reg. –.
Der auf die Inskriptio folgende Beginn des Kontextes (s. Anm. d) findet sich auch in der von Schmale in ZBLG 20,437ff. untersuchten und edierten “Arengensammlung” (zitiert als AS); die Textpassage bildet den ersten Teil des dort 472 no XV gebotenen Textes, dessen zweiter Teil aus dem Bittschreiben eines Unbekannten an EB. Friedrich I. von Köln um eine Propstei (Eccard a.a.O. no 223; Jaffé a.a.O. no 115) geschöpft ist.
Zur Frage der gegenseitigen Abhängigkeit vgl. Vorbemerkung zu D.1; im vorliegenden Fall scheitert Schmales These der Präzedenz der “Arengensammlung” (a.a.O. 452f., s. auch 448, 451 u. 460) schon allein daran, dass im ersten Teil von no XV – wie im ganzen Text von D.152 – für den Adressaten durchgängig der Singular, im zweiten Teil jedoch ebenso regelmäßig der Plural (vobis, vestre, vestra; gegenüber dem durchgängigen Aussteller-Singular des Cod. Udalrici ist einmal mea in nostra geändert) verwendet ist, was Schmale entweder übersehen oder vernachlässigt hat, der sogar in den zwei stilistisch heterogenen Teilen von no XV “eine sinngemäße Einheit” sehen wollte. Schmales Verdikt des Briefes als Fiktion erledigt sich vollends dadurch, dass nach Hausmann, Reichskanzlei 81 no 1 der Leiter der Hofkapelle, Propst Arnold von Aachen, als sein Verfasser zu gelten hat. Arnold war darüber hinaus nach Hausmann a.a.O. 81f. auch der Verfasser von DD.185, 196 und 200; damit korrigiert er die Ansicht Pivecs in MÖIG 46,291ff., der “in Überschätzung der Grenzen des Diktatvergleiches” (Hausmann S. 313) fälschlich als Verfasser aller vier Stücke (zu D.152 s. 292f., ferner 327) den Kaplan David ausgegeben hatte; zur Widerlegung von Pivecs noch weitergehenden Diktat-Zuweisungen an David vgl Hausmann a.a.O. 310ff., bes. 314ff. (zu D.152 s. 315 mit Anm. 4). – Über die genannten vier Stücke hinaus muss übrigens Arnold wohl auch als Verfasser von D.243 angenommen werden.
Unser Brief, den Jaffé und ihm folgend Pivec und Hausmann (verwendet a.a.O. 345 die Sigle St. 3125A) in den Februar 1116 datieren, gehört zweifellos in den durch DD.147, 148 u. 150 von 1115 Dezember 13 – 1116 Januar 2 belegten Speyerer Aufenthalt des Hofes (s. Stüllein, Itinerar 72ff.), bei dem der in DD.147 und 148 namentlich genannte Pontius anwesend war; vgl. dazu Meyer von Knonau, Jahrb. 6,345ff., der den Brief wohl zu Recht als Begleitschreiben für Pontius ansieht und ihn mit der Begründung in die Jahreswende 1115/1116 rückt, weil darin von Heinrichs im Februar 1116 erfolgten Aufbruch zum 2. Italienzug noch keine Rede sei.
Seines Auftrages entledigte sich Pontius vermutlich umgehend, während nach Ekkehards Chronik (rec. III, ed. Schmale-Ott 316f., zu 1116) dies erst zu Beginn von Heinrichs Italienaufenthalt geschehen wäre: … circa Padum negociis insistens regni [= Antritt der Erbschaft Mathildes] legatos ad apostolicum pro componendis causis, quę iterum regnum et sacerdotium disturbare ceperunt, suppliciter destinavit; cuius legationis primatum abbas Cluniacensis, consanguineus, ut aiunt, domni papę [= Verwechslung Paschals II. mit Calixt II., s. D.55 und Meyer von Knonau a.a.O. 346 Anm. 38], tenuit, qui et inter utramque partem pro componendis pacifice rebus fidelis et inpiger apocrisiarius multis argumentis invigilare studuit; während des am 6. März 1116 eröffneten Laterankonzils trug Pontius Heinrichs Anliegen nochmals vor (vgl. D.185 und Servatius, Paschalis II. 330).