Heinrich schließt mit Klerus und Bürgern von Mainz einen durch Eide und Geiselstellung bekräftigten Vertrag über die Haftentlassung Erzbischof Adalberts, in dem diese sich insbesondere verpflichteten, Adalbert bei feindlichem Verhalten aus der Stadt zu vertreiben.
(Mainz, 1115 November).
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Stumpf Reg. –.
In Heinrichs Schreiben an die Mainzer vom Dezember 1116 (D.196) heißt es: Memores esse debetis in omnibus, qua fide, quo pacto, quibus sacramentis et obsidibus Adelbertum … fidelitati vestrę diligentissima conventione tradiderimus. Et cum vos omnia bona promitteretis nobis ab eo et nos ex vestro promisso nichil nisi bonum speraremus …; nach der Darstellung von Adalberts seitherigem Verhalten heißt es dann: Et ideo … diligenter apud vos cogitare et recogitare debetis, quam fidem et dilectionem pro sacramentis et obsidibus vestris vestra sibi dilectio debeat …; Verum quia inter alia specialiter hoc in nostra conventione fuit, ut, quando aliquid contrarii moliretur nostrę dignitati, statim determinatis induciis transactis vestro studio et labore expelleretur ab urbe, idcirco, si veri fideiiussores crediti negocii esse desideratis, monemus vos omnes per fidem et obsides, quos dedistis, et sacramenta, quę fecistis, quatinus obsidibus vestris consulentes et sacramentis precaventes eundem … civitatem nullatenus intrare permittatis, sed … ab eo mundatam … diligentissime servare studeatis …
Aus der zweimaligen Verwendung des Terminus conventio (an der ersten Stelle mit dem Zusatz diligentissima) ergibt sich wohl zwingend, dass eine umfassende (vgl. inter alia specialiter; zu weiteren Inhalten nach einer Quelle aus dem Anfang des 16. Jh. vgl. Kolbe, EB. Adalbert I. 64f. Anm. 2 und Böhmer-Will, Mainzer Regesten 1,250f. in no 36) schriftliche Vereinbarung existierte, nicht nur ein durch fides, sacramenta und obsides abgesicherter Verbalvertrag (vgl. auch die Termini quo pacto und fideiiussores crediti negocii).
Zu den Vorgängen in Mainz, wohin Heinrich zum 1. November einen mäßig besuchten Reichstag anberaumt hatte und wo es zu einem bewaffneten Aufstand der Mainzer gegen ihn gekommen war, vgl. Kolbe a.a.O. 63ff. sowie, mit Mitteilung der chronikalischen Quellen, Böhmer-Will a.a.O. no 36 und Meyer von Knonau, Jahrb. 6,337ff. mit Anm. 27 u. 28, ferner Stüllein, Itinerar 72 mit Anm. 17; nach einer nur von Ekkehard (rec. III, ed. Schmale-Ott 314 Z. 29) gebotenen Nachricht soll auch Heinrich seinerseits den aufrührerischen Mainzern Geiseln gestellt haben.
Aus dem ganzen Zusammenhang des Schreibens ergibt sich übrigens, dass der mit den Mainzern geschlossene Vertrag, in dem sie die Bürgschaft (fideiiussores) für Adalberts Wohlverhalten übernahmen, vor dessen Haftentlassung erfolgte, diese erst dadurch ermöglicht werden sollte, Adalbert also auch nicht in Mainz anwesend war; er dürfte erst im Dezember aus seinem unbekannten (vgl. Kolbe a.a.O. 52 mit Anm. 1 und Meyer von Knonau a.a.O. 265 Anm. 84) Haftort unmittelbar nach Speyer (dort ist Heinrich durch DD.147, 148 und 150 seit dem 13. Dezember 1115 und über die Jahreswende hinaus nachgewiesen; s. Stüllein a.a.O. 72ff.) gebracht worden sein, da er nach D.196 erst dort eigene Geiseln stellte und das Abkommen mit den Mainzern eidlich bekräftigte (obsides suos manu ad manum ipse nobis presentavit et suis sacramentis vestra firmavit). Nach Ekkehard (a.a.O. 316 Z. 1f.; vgl. Kolbe a.a.O. 64 Anm. 2 und 66) war die Freilassung Adalberts durch Heinrich iuxta placitum(!) drei Tage nach seinem Abzug aus Mainz erfolgt; dazu passt der Befund, dass Adalbert noch in Speyer auch wieder in seine Rechte als Erzkanzler eingesetzt worden sein muss – allerdings nur für kürzeste Zeit; denn die in den nach seiner Gefangennahme ausgestellten Diplomen jeweils fehlende Erwähnung der Vornahme der Rekognition in seiner Stellvertretung, wie sie in dem dort am 13. Dezember ausgestellten D.147 erneut begegnet, ist in der Folgezeit rasch wieder aufgegeben worden (vgl. dortige Vorbemerkung).