Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<142.>>

Unsicher.

Heinrich fordert die Fürsten und Städte Italiens auf, in ihrem Gebiet für Recht und Ordnung und vor allem für den Schutz der Kirchen Sorge zu tragen.

(vor 1115 Mai; aber wohl 1110/Herbst).

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Abschrift der Praecepta dictaminum des Adalbertus Samaritanus vom Ende des 12. Jh. in clm 22.267 f. 86rb–va der Bayerischen Staatsbibliothek zu München (B).

Druck aus B: Schmale (ed.), Adalbertus Samaritanus, Praecepta dictaminum 54 § 5 no 8 zu (1111–1125). – Stumpf Reg. –.

Die Handschrift B (bei Schmale: M) repräsentiert die älteste von drei Redaktionen der Praecepta, die spätestens im Mai 1115 beendet war (vgl. Schmale a.a.O. 12ff.), wodurch Schmales eigener weiter Datierungs-Spielraum ausgeschlossen ist. – Unsere an dem spätestmöglichen Zeitpunkt orientierte Einreihung könnte darin eine Stütze finden, dass Heinrich in der Zeit zwischen seinen beiden Italienzügen gerade im Jahre 1114 auffallend häufig (s. DD.118, 120–122, 137 u. 143 sowie DD.*139 u. *140) und auch einmal im Jahre 1115 (s. D.148) zugunsten italienischer Empfänger geurkundet hatte.

Es ist jedoch kein Anlass aus der Zeit zwischen 1111 und 1115 erkennbar, der einen so emphatischen allgemeinen Appell an die Italiener hätte begründen können. Kein Problem bereitet jedoch die Vorstellung eines solchen Schreibens zu Beginn des ersten Italienzuges; es allerdings in die Nähe des an die Römer gerichteten, die unmittelbare Ankunft in Rom vorbereitenden D.64 zu rücken, verbietet sich dadurch, dass das in dem Appell ausgesprochene Ziel dort als von Heinrich schon verwirklicht erscheint (Italiam … ad iusticiam et concordiam coegimus). Die Verwendung des Kaisertitels in der Intitulatio sowie der Begriffe imperium und imperialis im Kontext (zu beachten daneben das verräterische nostri regni status) braucht diesem frühen Ansatz nicht im Wege zu stehen, sie würden sich leicht durch eine Anpassung an die Abfassungszeit der Praecepta erklären; vgl. dazu auch D.*59.

Die Frage, wieweit die 20 Briefmuster, die Adalbert seinem Traktat einverleibte, auf echten Vorlagen basieren, ist durch die kargen Äußerungen Schmales a.a.O. 15f. nicht geklärt; er stellt lediglich fest, dass 6 ältere Papstbriefe aus der Canonessammlung Anselms von Lucca stammen, während die 14 übrigen Muster “von Adalbert selbst verfaßt sein dürften”, wobei er aber außer für einen Adalbert persönlich als Absender nennenden Brief (a.a.O. 68 no 17), der “sehr wohl echt sein könnte”, auch für ein Mandat P. Paschals II. (a.a.O. 63 no 12) konzedieren muss, dass auch dieses “als inhaltlich echt bezeichnet werden könnte” (a.a.O. 16 Anm. 2).

Eine Beantwortung der Frage, ob auch dem D.142 ein, von Adalbert allenfalls überarbeitetes (gilt sicher für die Einfügung des cesar, s. auch unten), echtes Schreiben Heinrichs V. zugrundelag, kann hier isoliert von der Klärung dieser Frage für die anderen natürlich nicht geboten werden, sie kann aber keinesfalls mit Sicherheit negativ ausfallen. Immerhin kann darauf hingewiesen werden, dass das maioribus et minoribus seine Parallele in D.64 hat und gerade bei italienischen Empfängern öfter anzutreffen ist (vgl. dortige Vorbemerkung); die in D.64 zu gratiam suam cum bona voluntate abgewandelte Salutatio hat in D.142 – bis auf das hier fehlende suam, das auch in der bei D.*59 mitgeteilten Inskriptio für den “Herzog” von Fermo fehlt – die für italienische Empfänger typische Formulierung gratiam suam et bonam voluntatem (vgl. Opll in MIÖG 84,295). – Keinen Schluss auf ein weiteres Deperditum erlaubt, sondern als Abwandlung von D.142 zu werten ist die von Adalbert in seinem die “Salutationes” behandelnden § 3 (a.a.O. 34ff.) mitgeteilte Inskriptio (a.a.O. 37 no 8; ebenfalls ohne suam): H. cesar dei gratia Romanorum imperator augustus cunctis Italicis fidelibus gratiam et bonam voluntatem.

H. cesar dei gratia Romanorum imperator augustus cunctis Italię principibus et civitatibus, maioribus et minoribus, gratiam et bonam voluntatem. Nosse volumus cunctos populos, quos clementię nostrę regit imperium, nostrę imperialis iussionis edictum, videlict nos velle et iubere eos per legum tramites incedere, pravorum hominum iniquitates expellere, quatenus nostri regni status assidue succrescat et victoria nobis a celesti numine prestita semper vigeat ac pace reddita cunctus in commune Romanus orbis gaudeat, ac per hoc imperiali auctoritate vobis precipiendo mandamus, ut unusquisque vestrum de finibus suis iniquitatem expellat, invasiones et iniurias corrigat, lites et iurgia sopiat et ęcclesias dei ante omnia veneranter summa cautela et tutela muniat, iudiciali arbitrio cuncta equa lance disponat. Hoc profecto sollerter exequentes nostrę pietatis mansuetudinem sentiunt, rebelles vero vel negligentes nostri examinis animadversionem incurrunt. Val(ete).