Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<135.>>

Heinrich bestätigt dem Kloster Cella sanctę Marię (Paulinzella) die Gründung und Dotation durch die Edle Paulina und ihren Sohn Werner und die von diesen getroffenen Bestimmungen über freie Wahl des Abtes und des Vogtes und deren Rechte und Pflichten.

Erfurt, 1114 August 26.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 54,5/55,5 b : 65,5/66,5 h) im Staatsarchiv zu Rudolstadt (A); Rückvermerk des 12. Jh. (von derselben Hand wie bei D.43): Heinr. quarti super locum, darüber von anderer etwa gleichzeitiger Hand in etwas kleinerer Schrift: Heinr. quarti.

Teilfaks. (Eschatokoll): Pappenheim, Pappenheimer Reg. Taf. 4.

Drucke: In iure et facto gegründete Gegen-Deduction in Sachen Schwartzburg-Arnstadt contra Sachsen-Weymar, Beyl. 3 no 3. – Leyser, Commentatio de lachis Loubae 7 “ex manuscripto” = Ders., Opuscula 210 = Heydenreich, Historia d. Fürstl. Hauses Schwartzburg 409. – Jovius, Chron. Schwartzburg. in: Schoettgen-Kreysig, SS hist. Germ. 1,148. – Aus A: Hesse, Gesch. d. Kl. Paulinzelle, UB 3 no 3. – Posse, CD Sax. regiae 1.2,39 no 46 Auszug. – Anemüller, UB d. Kl. Paulinzelle, 1,7 no 7.

Reg.: Schöttgen, Inv. dipl. hist. Sax. sup. 30 no 2. – Kreysig, Beyträge z. Historie d. Sächs. Lande 6,342. – Schultes, Dir. dipl. 1,238 no 31. – Raumer, Reg. Brandenburg. 1,132 no 739. – Erhard, Reg. Westf. 1,222 no 1402. – Wilmans in Archiv 11,171. – Tettau in Zs. f. thür. Gesch. 8,262. – Mülverstedt, Magdeburger Reg. 1,354 no 909. – Fester, Reg. Baden 1,6 no 43. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,231 no 1099. – Rosenfeld, UB d. Hochst. Naumburg 1,100 no 115. – Pappenheim a.a.O. 17 no 367. – Vogt, Herzogtum Lothars 155 no 29. – Böhmer Reg. 2041. – Stumpf Reg. 3116.

Unter weitgehender Wiederholung des DH.IV.280 für Kl. Hirsau von 1075 Okt. 9 (= VL.) verfasst und geschrieben von Notar Adalbert B, während Notar Adalbert A nur die Datierung hinzufügte, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 66 no 66 und 72 no 8; während an der dadurch erwiesenen Echtheit des D. bisher auch keine Zweifel geäußert wurden, erklärt Fenske, Adelsopposition 284 Anm. 378 ohne jeden Anhaltspunkt, die Echtheit sei “nicht endgültig gesichert”. – Adalbert B versah D.135 nicht nur mit seinem in DD.98–102 u. 104 gebotenen Beizeichen, sondern griff auch auf seine eigene, in denselben Diplomen gebotene Monogramm-Zeichnung M.8. zurück, nachdem durch Adalbert A längst, seit D.106, für das Monogramm die endgültige Gestaltung M.9. eingeführt worden war.

Um den umfangreichen Text auf dem zu knapp bemessenen, mit Tintenlinierung vorbereiteten Pergamentblatt unterzubringen, wählte der Notar einen relativ geringen Zeilenabstand von knapp 1,5 cm, außerdem eine enge Buchstabenreihung, die ab der 12. Zeile noch gedrängter wurde (vgl. Anm. r’). Für die Niederschrift benötigte er in der oberen Hälfte einen viermaligen Neuansatz (in der 8., 11., 15. und 20. Zeile; vgl. Anm. i’ bei Sed, Quem, mox und Constituit).

Am Schluss bietet das Diplom ein sehr disproportionales Bild, weil das ca. 9 cm über dem unteren Blattrand (ca. 7 cm über der Datumzeile) eingezeichnete Monogramm mit seinem Kopf in die letzte (32.) Kontextzeile mit dem Schluss der Zeugenliste hineinragt, was zwei Ursachen hat: Zunächst ist das Monogramm selbst zweifellos vorausgefertigt gewesen, was dann auch für das in dessen mittlerer Höhe, rechts neben der Siegelstelle eingezeichnete Beizeichen gilt, wodurch die untere Grenze des beschreibbaren Raumes festgelegt war; andererseits sollte der Kontext offenbar mit der Korroboratio enden, deren Schluss propria … insigniri nur das erste Viertel der vorletzten (31.) Zeile füllt, was bedeutet, dass – nach dem Vorbild der VL. – eine Zeugenliste anfangs überhaupt nicht vorgesehen war.

Damit wies das Monogramm immerhin noch einen Abstand von ca. 2 cm zur letzten vollgeschriebenen Zeile (= 30.) auf. Dann wurde jedoch, anscheinend gleichzeitig mit den Unterfertigungszeilen (s. Anm. bs; die Basis der Signumzeile verläuft in Höhe des Vollziehungsstriches des M.), im Anschluss an die Korroboratio und oberhalb des Monogramms der nur die zwei ersten Namen umfassende Anfang der Zeugenliste eingetragen (s. Anm. bi); nachdem dadurch der freie Abstand über dem Monogramm auf ca. 8 mm geschrumpft war, trug man jetzt anscheinend keine Bedenken mehr, durch nachträgliche Fortsetzung der Zeugenliste (s. Anm. bm) nicht nur die 31. Zeile zu füllen (s. Anm. bp), sondern auch noch die 32. Zeile in Anspruch zu nehmen, wodurch der Kopf des Monogramms eingeschlossen wurde (s. Anm. bt). Wegen der zumeist wörtlichen Anlehnung an die VL., der gegenüber nur einige Kürzungen (s. Anm. h, m, d’, l’, r”, az) und gelegentliche Umformulierungen (s. Anm. n, f’, m’, u’, i”) vorgenommen wurden, ist die schon längst verstorbene Stifterin Paulina († 1107 März 14) versehentlich – außerhalb der narrativen Teile – zweimal als gegenwärtig Handelnde vorgestellt (vgl. Z.■ und ■), während in der Urkundenbitte (Z.■) richtig nur ihr Sohn Werner genannt wird. – Aus der VL. sind zwar, mit einigen Kürzungen, die umfangreichen Bestimmungen über die Amtsführung des Vogtes übernommen, doch war, wie aus der – aus dem Abtwahlpassus (Z. ■) entlehnten – Eventualformulierung si opus fuerit (Z. ■) herauszulesen ist, letztlich an völlige Vogtfreiheit gedacht, nachdem wegen Werners Ordenseintritt (s. D.43) die VL.-Regelung (S. 360 Z. 32–34) über die Stiftervogtei ausschied und deshalb eliminiert wurde; dem entspricht auch, dass die in der VL. vorgesehene Mitwirkung des Vogtes bei der Abtseinsetzung beseitigt wurde, vgl. Anm. t’ (die “Rückweisung” des Vogtes ist von Jakobs in Hirsau St. Peter u. Paul 2,95 als “Frechheit” bezeichnet).

Die Übernahme des Hirsauer Formulars in D.135 erklärt sich daher, dass auf Paulinas Initiative hin der Paulinzeller Gründungskonvent unter dem im Text genannten ersten Abt Gerung († 1120; auch der 2. Abt Udalrich stammte aus Hirsau) aus Hirsau gekommen war, wohin sich auch Paulinas Vater Moricho als Mönch zurückgezogen hatte (s. D.43), vgl. u.a. Fenske a.a.O. 272ff.

D.135 hat nun seinerseits einer Reihe späterer Diplome für thüringisch-sächsische Klöster als weitgehend wörtlich ausgeschriebene Vorlage gedient, woraus Zatschek in Festschr. Brackmann 144 wegen der damit bewirkten Weitervermittlung des Hirsauer Formulars den Schluss zog, Paulinzella sei als “ein Zentrum der Reformbewegung im Norden” anzusehen:

Das erste dieser Diplome ist das nur in Abschriften des 15./16. Jh. erhaltene, in seiner Echtheit angezweifelte, aber bei B.-Petke Reg. 481 (S. 310) für echt erklärte, unter Beteiligung des Notars Ekkehard A = Bertolf verfasste DLo.III.84 von 1136 Mai 15 für das ca. 50 km entfernte, ca. 12 km ö. Jena gelegene Kloster Bürgel (= NU.I). Die schon von Mitzschke, UB von Bürgel 1,12 no 7 erkannte Abhängigkeit von D.135 ist darin begründet, dass die Stifterin des 1133 gegründeten Klosters Bürgel, Bertha von Gleisberg, Gemahlin des Markgrafen Heinrich von Groitzsch, eine Verwandte Paulinas war, und außerdem die ersten Bürgeler Mönche aus Paulinzella gekommen sein sollen (vgl. Anemüller a.a.O. 18 no 14). Eine andere Erklärung der Zusammenhänge hatte Zatschek a.a.O. 139 u. 144, zuvor schon in MÖIG Erg.-Bd. 11,176f. versucht, indem er Lothars obigen Notar Bertolf mit dem in DKo.III.120 von 1144 für Paulinzella als Petent und Intervenient genannten cappellanus noster Bertolfus Bambergensis ecclesie canonicus gleichsetzte (so schon DDLo.III. Einl. S. XXIV u. XXVII) und zugleich die Herkunft Bertolfs aus Paulinzella behauptete; diese Identifizierung ist jedoch bei Hausmann a.a.O. 303f. verworfen (vgl. auch Petke, Kanzlei 66 und B.-Petke Reg. 298).

Die nächste Nachurkunde ist das von Wibald von Stablo verfasste, aber von einem Empfängerschreiber mundierte DKo.III.188 von 1147 April 24 für die ca. 22 km nw. Paulinzella, ca. 10 km s. Erfurt gelegene Zisterze Ichtershausen (= NU.II). Auf Verwendung des Hirsauer Formulars hatte schon Naudé, Fälschung 103 aufmerksam gemacht, allerdings Anklänge an dieses “nur in wenigen Teilen” konzediert, während fast der ganze Kontext eine Übernahme des D.135 darstellt.

Die Vermittlung des Textes von D.135 an Ichtershausen erfolgte übrigens nicht unmittelbar von Paulinzella aus, sondern über die ca. 22 km wsw. Ichtershausen gelegene Zisterze Georgenthal, deren Gründer, Graf Sizo III. von Käfernburg († 1160), Vogt von Paulinzella war (wohl Sohn des in D.43 genannten Sizo II., vgl. Patze-Schlesinger, Gesch. Thüringens 2.1,148): Schon in der von einem Georgenthaler Mönch mundierten Urkunde EB. Heinrichs von Mainz für Georgenthal von 1143 März 20 (Acht, Mainzer UB 2,66 no 37) finden sich (S. 69 Z. 9–16) Versatzstücke aus D.135 für die Formulierung des Schutzpassus. – Derselbe Georgenthaler Schreiber ist aber auch der Mundator der Urkunde EB. Heinrichs für Ichtershausen von 1147 Juni 16 (Acht a.a.O. 188 no 98), der er einerseits den Schutzpassus aus der Georgenthaler Urkunde einverleibte (S. 191 Z. 16ff.), für die er aber zusätzlich unmittelbar aus D.135 den Vogtpassus Hic bis faciat (S. 191 Z. 1–9; vgl. unten Anm. l” und u”) übernahm, außerdem mit Hilfe von D.135 auch den Anfang des Schutzpassus geringfügig erweiterte (S. 191 Z. 14f.). Der Georgenthaler Schreiber war also im Besitz einer Abschrift von D.135, die er dem Diktator des DKo.III.188 zur Verfügung gestellt haben wird; vgl. dazu Falck in AfD 4,220ff. und die Vorbemerkungen bei Acht a.a.O. (ebenda in Vorbemerkung zu no 37 zur Georgenthal-Ichtershauser “Schreibschule”).

Schließlich machte Zatschek in Festschr. Brackmann 137ff. darauf aufmerksam, dass die in Abschrift des 15. Jh. erhaltene, nach ihm in den 40er Jahren des 12. Jh. entstandene Fälschung des DO.I.†458 für Kloster Herrenbreitungen (Neudruck mit Kursiv-Kennzeichnung der Übereinstimmungen mit D.135 bei Zatschek a.a.O. 145 = wiederholt bei Weirich, UB Hersfeld 1,109 no 59) (= NU.III) so gut wie zur Gänze auf D.135 beruht. – Abwegig erscheint allerdings die von Zatschek a.a.O. 139ff. vertretene Auffassung, dem DO.I.†458 – und ebenso dem DLo.III.84 für Bürgel von 1136 (NU.I) – habe D.135 nicht unmittelbar zugrundegelegen, sondern ein Zwischenglied in Gestalt eines mit NU.I ungefähr gleichzeitigen “Deperditums Lothars III. für Paulinzelle” (zu einem ähnlichen Gedanken vgl. auch die Vorbemerkung zu DLo.III.42 von 1132 für Walkenried; zu diesem s. weiter unten); die These ist aufgegriffen bei Weirich a.a.O. in der Vorbemerkung, bei Falck in AfD 4,220ff. (der sogar alternativ zu einer Neuausfertigung von D.135 durch Lothar III. eine solche durch Konrad III. in Betracht zog) und nochmals bei Jäschke, der dem DO.I.†458 in AfD 16,142ff. eine neue breite Untersuchung widmete.

Begründet wird die These durch das Vorliegen von gemeinsamen Lesungen von NUU.I/III, wo D.135 etwas anderes biete, weshalb ein von D.135 verschiedenes, von diesem lediglich abgeleitetes Zwischenglied als gemeinsame Vorlage von NUU.I/III zwingend zu postulieren sei. – Als Belege dafür vermag man jedoch nur ganz belanglose gegen D.135 stehende Gemeinsamkeiten von NUU.I/III zu präsentieren (vgl. Jäschke a.a.O. 146ff. mit Spaltdruck von D.135/NU.I/NU.III auf S. 148): z.B. predicte celle gegen prefatę cellę (Z. ■), testamentariam gegen testamentoriam (vgl. Anm. at) oder iussimus communiri gegen iussimus insigniri (Z. ■)! Auf solche bloßen Variationen konnte aber jeder der beiden NUU.-Diktatoren ja wohl von allein gekommen sein, genauso wie der Verfasser von NU.I für sich allein zur Ergänzung des – sowohl in D.135 wie in NU.III fehlenden! – successorum (s. Anm. ac) imstande war.

Bei einem weiteren “Beleg”, der evtl. aussagekräftiger hätte sein können als die angeführten nichtssagenden Beispiele, sind alle einem Irrtum bzw. eigener Nachlässigkeit zum Opfer gefallen: Sie führen an, dass NUU.I/III ein sibi fieri (NU.I S. 132 Z. 13) bzw. wenigstens ein fieri (NU.III) böten, wo in D.135 nur ein sibi stehe; dabei verließen sie sich jedoch – womöglich durch den Diplomata-Druck von NU.I (S. 132 Z. 13), der für fieri keinen Petitsatz verwendet, zusätzlich irregeleitet – auf den an dieser Stelle fehlerhaften Druck Anemüllers (a.a.O. 10 Z. 2), wo das fieri fehlt; während diesen Fehler auch schon Hesse a.a.O. aufweist, hätte ein Blick auf das Original von D.135, aber auch auf die vier älteren Drucke gezeigt, dass dort überall sibi fieri (Z. ■) zu lesen ist!

Übrigens lässt sich eine Benützung des D.135 auch durch DLo.III.42 für Kloster Walkenried von 1132, das erste von Notar Ekkehard A = Bertolf (s. oben) verfasste Diplom, wie sie von Hirsch in MIÖG 27,174 Anm. 1, ebenso in Vorbemerkung zu DLo.III.42 (im Text die betreffenden Stellen in Petitsatz), von Zatschek in MÖIG Erg.-Bd. 11,176f. und in Festschr. Brackmann 139 sowie von B.-Petke Reg. 298 behauptet wird, nicht erweisen; die mit D.135 gemeinsame Erweiterung des Gedenkens um imperatorum (S. 69 Z. 46) will nichts besagen; hingegen spricht das componat (S. 70 Z. 2), wofür D.135 und alle NUU. persolvat lesen, viel eher für unmittelbare Verwendung des DH.IV.280 (S. 361 Z. 13), in dem sich auch alle anderen fraglichen, angeblich aus D.135 entlehnten Stellen finden. Außerdem ist im Druck die Wiedergabe des presumpserit (S. 70 Z. 1) in Petitsatz falsch, da D.135, VL. und alle NUU. dafür attemptaverit lesen; und vollends irreführend ist die Petitsatz-Kennzeichnung der Formulierung sanctę conversationis (S. 69 Z. 34), die nirgendwo eine Parallele hat; das purissimi (S. 70 Z. 2) schließlich ist eine – mit DKo.III.188 gemeinsame – selbständige Erweiterung sowohl gegenüber VL. wie D.135. Auf eine Wiedergabe der NUU.-Varianten ist, bis auf bestimmte Ausnahmen (vgl. Anm. b, c, g, y, c’, e’, q’, t’, z’, k”, o”, p”, r”, w”, ac, al, at), weitgehend verzichtet; hingegen sind alle, teilweise umfangreichen Auslassungen gegenüber D.135 verzeichnet: zu NU.I vgl. Anm. p, z, g’, s’, ag, as, av; zu NU.II vgl. Anm. t, s’, v’, l”, u”, ag, ai; zu NU.III vgl. Anm. b’, m”, q”, u”, am. Mit D.135 gemeinsam (s. Anm. bc) haben alle NUU. die Weglassung der in der VL. gebotenen Besitzliste.

Von den beiden gleichnamigen sächsischen Pfalzgrafen ist der erste Friedrich I. von Sommerschenburg († 1120), der andere nicht dessen Sohn Friedrich II. (so Meyer von Knonau, Jahrb. 6,304 Anm. 29), sondern Friedrich IV. von Bottendorf; dazu sowie zur Rivalität zwischen beiden vgl. Starke in Jahrb. f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 4,12ff. (s. auch Stüllein, Itinerar 65 Anm. 11 [Putelendorf] und B.-Petke Reg. 30).

Die beiden nichtfürstlichen Schlusszeugen zählen zu den wichtigsten Gefolgsleuten Heinrichs. Der erste, der auch in D.103 mit bloßem Vornamen genannt ist (Hogerus), war sein 1115 Febr. 11 in der Schlacht am Welfesholze gefallener (s. D.*141) Heerführer in Sachsen (vgl. Helmold, Cron. Slav. 1,40, MGH SS rer. Germ. 32,81: Hogerus princeps militiae regis, natus et ipse Saxonia), der Edelfreie Hoyer von Mansfeld. Zur Frage des ihm vereinzelt zu Unrecht zugeschriebenen Titels eines comes, der ihm auch nach DD.103 und 135 offensichtlich nicht zustand, vgl. Fenske a.a.O. 84f. mit Anm. 322, 326 u. 328. Auch in den Quellen zur Schlacht am Welfesholze (vgl. B.-Petke Reg. 36) ist er durchwegs nur als vir fortis bezeichnet; die einzige Ausnahme, neben den erst im Anfang des 13. entstandenen Gesta ep. Halberstad. (SS 23,104: vir quidam nobilis Hogerus nomine, comes de Mansvelth), bilden die Pegauer Annalen aus der Mitte des 12. Jh. (SS 16,252 Z. 6), in denen Hoyer mit dem comes-Titel auch schon an einer früheren Stelle zum Jahre 1112 erscheint (251 Z. 22), wo berichtet ist, dass Heinrich die ihm von Wiprecht d.Ä. von Groitzsch für die Freilassung seines Sohnes Wiprecht d.J. abgetretenen Besitzungen Hogero comiti de Manesfelt, sibi familiarissimo, zu Lehen gab (vgl. Meyer von Knonau a.a.O. 219 mit Anm. 179).

Der Reichsministeriale Heinrich Haupt (hier cognomine cum Capite; D.276: Henricus Houvth), der im Gefolge Heinrichs bei den römischen Ereignissen des Jahres 1111 gegen EB.Konrad von Salzburg wegen dessen Widerstands gegen die Gefangennahme des Papstes zum Schwert gegriffen hatte (quidam ex ministris regis, Heinricus cognomento Caput; vgl. dazu Meyer von Knonau a.a.O. 158 mit Anm. 41 sowie 378 u. 381; Servatius, Paschalis II. 341f.) und der im Jahre 1123 als marescalcus belegt ist (s. D.257), war wahrscheinlich der Stammvater der Marschälle von Pappenheim; zu ihm und seinen verschiedenen Funktionen im Dienste Heinrichs V. vgl. u.a. Posse, Die Markgrafen von Meißen 270f. u. 287, Pappenheim, Gesch. d. frühen Pappenheimer Marschälle 2f., Ders., Pappenheimer Reg. S. 17f. mit teilweise falschen Zuschreibungen, Bosl, Reichsministerialität 1,103f., Wadle, Reichsgut 148, B.-Petke Reg. 80.

(C.) In nomine sancte et individue trinitatis. Heinricus divina favente clementia quartus Romanorum imperator augustus et quintus rex. Notum fieri volumus omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus, quod in regno nostro regulare quoddam monasterium situm est, in provincia scilicet, quę dicitur Duringia, in episcopatu Mogontiensi, in pago Lancwizi, in comitatu Sizonis, in silva, quę dicitur Lovba, confluentibus duobus rivulis Berbach et Rodenbach, quod Cella sanctę Marię nuncupatum est, quod temporibus nostris ad honorem dei et ipsius sanctissimę genitricis Marię honorifice constructum est a quadam nobili et religiosa matrona nomine Paulina et eius filio Wernhero, qui divino instinctu tacti ad ipsum monasterium construendum et vitam monachicam ibidem instituendam omnia, quę in hoc mundo hereditario iure habere videbantur, magna cum devotione tradiderunt ac semetipsos postea inibi sub habitu sanctę conversationis divinis preceptis feliciter mancipaverunt. Inprimis itaque ipsum locum, qui iam Cella sanctę Marię nuncupatus est, cum omnibus nunc in presentiarum illuc collatis iusticiis legitimis et pertinentiis prediorum, censorum, mancipiorum seu quarumcumque rerum ex toto super altare delegaverunt et contradiderunt domino deo, sanctę Marię sanctisque apostolis et sancto Benedicto in potestatem et proprietatem et predicti monasterii abbati nomine Gerungo eiusque successoribus in dispositionem liberam cellęque necessariam fratribusque deo sub regula monastica ibi servituris ad utilitatem. Et ne umquam dei servicium illic destrui possit, prudenter prorsus decreverunt et constituerunt eandem cellam cum omnibus suis pertinentiis nunc collatis et dehinc conferendis ab hac die et deinceps omnino non subdi nec subesse iugo alicuius terrenę personę vel potestatis nisi abbatis solius dominationi, ordinationi et potestati, et sic totius libertatis iure et privilegio eam ampliaverunt et omnimodis in Christo stabiliter sublimaverunt ac sese feliciter ob regni cęlestis hereditatem omnino abdicaverunt. Sed hoc totum revera felices negotiatores prudenter effecerunt primum ob spem et premium vitę ęternę et ob cottidianam memoriam sui ipsorum et omnium amicorum et consanguineorum vel ad curam suam pertinentium, ob memoriam quoque imperatorum, regum, episcoporum, principum et cunctorum predictę cellę statum et honorem diligentium et defendentium et omnium Christi fidelium et quod, prout posse suberit, cunctis Christi pauperibus beneficum semper illic patefiat receptaculum. Ad hęc etiam, ut fratres cenobii ipsius nunc inibi congregati et adhuc in Christo congregandi tutius ac liberius domino deo in sanctę professionis securitate servire possint, huiusmodi eos libertate donaverunt, ut, quandocumque patre suo spiritali orbati fuerint, ipsi habeant liberam potestatem secundum regulam sancti Benedicti inter se vel undecumque, si opus fuerit, abbatem sibi non solum eligendi, sed etiam constituendi. Quem dum fratres regulariter eligant, dehinc, ut solet, ad constituendum eum in choro monasterii conveniant et una clero atque populo sanctuario presentibus ipsum secundum morem ecclesiasticum et monachorum consuetudinem rite absque omni prorsus contradictione constituant. Hic subinde canonice abbas ordinatus sine alicuius personę dominatione et impedimento susceptum ministerium pro posse et scire suo impleat solique deo secundum ordinem suum liber serviat liberamque omnino rerum sibi commissarum in Christo disponendarum intus et foris potestatem habeat. Qui si forte preter necessitatem monasterii et communem fratrum utilitatem sacrilegus, quod absit, licentiose et seculariter abuti presumpserit instituta libertate, familia, bonis rebusve sanctuarii et ob id fratrum premonitiones contempnens ad suam suorumve privatam cupiditatem et libitum temere dissipaverit vel si beneficia quibuslibet personis nisi necessariis monasterii ipsius servitoribus prestiterit aut si episcopis seu quibuscumque personis consentaneus annuerit, si forte libertatem monasterii pervertere sibique locum sanctum subicere attemptaverint sive aliquod servitium inde sibi fieri exegerint, mox fratres ibi in Christo congregati cum suffragio cleri, totius familię et omnium bonorum rite hunc accusatum iusteque a se convictum dignitate sua abiciant aliumque iuxta predictam libertatem et sancti Benedicti regulam electum absque omni contradictione pro illo substituant. Sollempniter ac sollerter etiam predicta matrona P. unâ cum filio suo W. constituit, ut abbas prefatę cellę cum consilio fratrum suorum, si opus fuerit, libere aptum et utilem advocatum, undecumque sibi placuerit, eligat, qui non pro terreno commodo, sed pro ęterna mercede sollicitus et studiosus bona et constitutam monasterii libertatem et iusticiam defendere voluerit. Hic denique abbate petente a rege accipiat bannum legitimum et, quando necesse fuerit, quocumque abbati videtur, invitatus ab illo veniat et ibi placitum iustum pro causis et necessitatibus monasterii rite peragat. Nullum autem aliud servitium, ius aut beneficium sibi pro hoc concedi recognoscat nisi tercium bannum et divinę retributionis premium. Isdem vero advocatus nisi abbate volente et advocante bona et loca monasterii suis frequentiis temerarius et sine causa minime adeat vel attingat nec presumptuosus in eis placitum quodlibet vel pernoctandi licentiam habeat nec subadvocatum pro se faciat nec omnino aliquam absque ratione calumpniam, pervasionem aut iniuriam monasterio vel abbati aut familię faciat. Si autem non ut advocatus, sed potius calumpniator et pervasor monasterii fuerit, omnino potestatem habeat abbas cum consilio fratrum hunc reprobare et alium sibi meliorem undecumque eligere. Constituit etiam sepedicta matrona cum filio suo et nos ipsorum petitione statuimus, quod, si quispiam quarumcumque homo personarum unam vineam, unum mansum, unum molendinum vel saltem unum mancipium vel tale aliquid a supradicta cella iniuste abstulerit, ut nostri nostrorumque regia potestate coactus auri talentum ad ęrarium regis persolvat, primitus reddito ęcclesię, quod invaserat. Si vero quislibet illorum, quod absit, curtim vel aliquam villam inde violentus abalienaverit sive manifestus invasor bonorum ipsius cellę exstiterit vel si hoc testamentum traditionis et libertatis quocumque ingenio seu argumento legum secularium pervertere vel infringere attemptaverit, centum auri libras ad regiam persolvat cameram et reddat primitus ęcclesię secundum leges, quod ablatum fuerat, et sic intentio illius omnino irrita fiat. Ministris quoque et familię sanctuarii eandem concedunt legem et servitutem, quam cęterę in regno nostro liberę abbatię habent, ut tanto fideliores prelatis suis per omnia serviant. Super hęc omnia sepe iam dicta matrona apostolicum privilegium acquisivit et constituit, ut unus aureus nummus singulis annis Romam ad altare sancti Petri ab abbate persolvatur eo pacto, ut libertatis istius et traditionis statuta tanto perennius inconcussa amodo permaneant et ut predictum cenobium sub Romanę ęcclesię mundiburdio et maiestate securum semper stabiliatur et defendatur, si forte quispiam quarumcumque homo personarum, quod absit, testamentum hoc ullo ingenio infirmare vel infringere presumpserit. Si autem id, quod absit, a quolibet illorum diabolo instigante fiet, obsecrat eadem matrona unâ cum filio suo et omnino testificatur apostolicum pontificem per Christum et per sanctam Mariam et per omnes sanctos dei et per tremendi iudicii diem, ut illum dei et sanctorum eius contemptorem et testamentorię huius conscriptionis destructorem, nisi resipuerit, tradat omnino satanę et anathematizet eum ac profanet a consortibus et filiis ęcclesię sanctę dei et heredibus vitę ęternę et auferat deus memoriam illius de terra viventium et deleat nomen eius de libro vitę et ut cum Datan et Abiron, quos terra aperto ore deglutivit et vivos infernus absorbuit, perennem incurrat dampnationem et ut Herodis, Pilati et Iudę socius factus in ęternum discrutietur et cum Sodomitis et Gomorritis ignis et sulphuris imbres sic experiatur et Petrum regni cęlorum archiclavigerum cum sancta Maria et tota cęlesti milicia portę paradysi obstitorem habeat in ęternum. Predia autem ad predictum monasterium nunc pertinentia sicut et ipsum cenobium domna Paulina et filius eius W. deo et sanctę Marię, ut predictum est, tradiderunt cum omnibus utensilibus suis, scilicet ecclesiis, fabricis, vinetis, agris, pratis, silvis, pascuis, aquis aquarumque decursibus, piscationibus, molendinis, exitibus et reditibus, cultis et incultis, cum terminis legitimis, statuta quoque et iura censoria cum omnigena integritate legitimorum suorum et utilitate et servitiis, quę ullo modo inde provenire vel excogitari possunt. Ut autem predictę traditionis et libertatis status et omnia predicta statuta ea ratione, qua deo et sanctis eius destinata sunt, ab hac die omni ęvo in Christo rata et inconvulsa permaneant, hanc cartam testamentoriam predicti cenobii abbatis G. et antedicti W., domnę Paulinę filii, rogatu conscribi manuque propria corroborantes sigilli nostri impressione iussimus insigniri. Testes autem huius traditionis sunt: Adelgoz Magedeburgensis archiepiscopus, Reinhart Halberstatensis episcopus, Heinricus Podelbrunnensis episcopus, Heriwig Misensis episcopus, Didericus Cicensis episcopus, Gerhart Merseburgensis episcopus; Herimant mar[chio], Rǒdolfus marchio, Fridericus palatinus, item Fridericus palatinus, Didericus comes et filius eius Milo, Helpericus comes, Sizo comes, Erwinus comes; Hoger, Heinricus cognomine cum Capite et alii quamplurimi dives et pauperes.

Signum domni Henrici quarti Romanorum imperatoris invictissimi. (M.8.) (SI.3) (SMP.)

Bruno cancellarius recognovit.

Data VII. kal. septembris, indictione VIII, anno dominicę incarnationis millesimo CXIIII, regnante Heinrico quinto rege Romanorum anno VIIII, imperante IIII; actum est Erpesuort; in Christo feliciter amen.