Original (ca. 44/44,5 b : 47,5 h) im Hauptstaatsarchiv zu Düsseldorf
(A); Rückvermerk des 12. Jh. in Majuskeln:
Item de Hirzenowe.
Drucke: Acta Palat. 7 (hist.),463 no
2. – Aus A: Lacomblet, Niederrhein. UB 1,179 no
276. – Posse, CD Sax. regiae 1.2,38 no
44 Auszug. – Wisplinghoff, Urk. Siegburg 1,53 no
26.
Reg.: Stälin, Wirtemberg. Gesch. 2,320. – Günther, CD Rheno-Mos. 1,197 no
97. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,464 no
1669. – Fester, Reg. Baden 6 no
42. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,231 no
1097. – Vogt, Herzogtum Lothars 155 no
26 (zu Juli 16). – B.-Petke
Reg. 27. – Schorn
in Ann. Niederrhein 197,75 no
4. – Parlow, Die Zähringer 136 Reg. 197. – Böhmer
Reg. 2039. – Stumpf
Reg. 3114.
Verfasst und geschrieben von Notar Adalbert A, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 66 no
65; zum Diktat s. auch Hirsch
in MIÖG 25,415f. (mit teilweisem Spaltendruck). Das Original ist im
Archiv des Klosters Siegburg überliefert, das überhaupt die
wesentlichen Urkunden seiner Zellen/Propsteien, die angesichts einer
stark eingeschränkten Rechtsstellung offensichtlich keine eigenen
Archive hatten, verwahrte, vgl. Wisplinghoff, Urk. Siegburg 1,IX und Ders., Ben.-Abtei Siegburg 65. – D.132 diente dem DKo.III.47 von 1140 (=
NU.) u.a. für den ersten Teil der Dispositio sowie für Pönformel und
Korroboratio stellenweise als Vorurkunde.
Die Geschichte der Gründung der Siegburger Zelle Hirzenach (knapp 7 km
s. Boppard) ist keineswegs “einigermaßen klar”, wie Semmler, Klosterreform von Siegburg 51, vorgibt. In der bisherigen Literatur
– Wagner
in Ann. Niederrhein 61,37; Heyen, Fiskus Boppard 110f.; Semmler
a.a.O.; Wisplinghoff, Ben.-Abtei Siegburg 82; zuletzt Volk, Wirtschaft u. Gesellschaft a. Mittelrhein 79f.; s. auch Bosl, Reichsministerialität 1,331 –, die sich auf die in ihrer Echtheit
fragliche Urk. EB. Friedrichs I. von Köln von angeblich 1110 Mai 4 (Wisplinghoff, Urk. Siegburg 52 no
25) und das davon weitgehend abhängige DKo.III.211 von 1149 August 24
stützt (s. dazu D.*133), stellen sich die Vorgänge so dar: Der
Ministeriale Herlold/Erlolf (zu ihm s. weiter unten) übertrug sein
Allod an Heinrich IV., dieser gab es an EB. Friedrich I. (dafür gibt
nur Wisplinghoff, Ben.-Abtei Siegburg 82 ein Datum an: “spätestens 1105”) und dieser
dann an Siegburg weiter (Angabe bei Heyen
u. Wisplinghoff
a.a.O: vor 1109), worauf die Errichtung der Zelle durch Abt Kuno I.
von Siegburg erfolgte, wofür Wagner
a.a.O. das Jahr 1114, Semmler
a.a.O. 290 vor 1110 angeben.
Heinrich IV., von dem Heyen
a.a.O. 74 und 110 sogar behauptet, die Gründung sei “durch” ihn
erfolgt (S. 110 wenigstens mit der Einschränkung “indirekt durch
Kaiser Heinrich IV.”), hat jedoch aus der Frühgeschichte Hirzenachs
auszuscheiden, wie denn auch schon Wagner
a.a.O. einschränkend formuliert, Erlolf habe sein Allod in den ersten
Jahren des 12. Jh. “dem Kaiser Heinrich IV. und wohl nach dessen Tode
Heinrich V.” übergeben; Semmler
bietet zur Auswahl: Übergabe durch Heinrich IV. unmittelbar an
Siegburg bzw. (nach der EB.-Urkunde) Übergabe durch “Kaiser Heinrich
IV. und Kaiser Heinrich V.” zunächst an Köln. – Gesichert ist jedoch
nur, dass Heinrich V. allein vor 1109 unmittelbar an Siegburg
tradierte (s. D.*46), und dass die Gründung der geistlichen
Institution aufgrund der Bezeichnung als
nova cella in unserem D. kurz vor 1114 erfolgte.
Die beiden
curtes erscheinen nochmals in der damals 9 Höfe zählenden Besitzliste des
zitierten DKo.III.211 für Hirzenach (Beie an 1.,
Bullingesheim an 7. Stelle). Das heute nicht mehr existierende
Bvllingesheim ist vermutlich in der Nähe des knapp 1 km w. Hirzenach gelegenen
anderen Ortes Rheinbay (beide heute Stadtteile des ca. 8 km nördlich
gelegenen Boppard) zu suchen; zur Lokalisierung der Wüstung “bei”
Boppard vgl. auch Schorn
a.a.O. 86, während Hausmann
(DDKo.III., Register S. 643) sie bei dem rechtsrheinischen St.
Goarshausen sucht. – Die beiden Höfe dürften überdies zusammen mit
Hirzenach zu einem einheitlichen Güterkomplex gehört haben; es kann
nämlich kaum bezweifelt werden, dass der in unserem D. genannte
Schenker der Höfe,
Herloldus (bei Heyen
a.a.O. 111 fälschlich mit Herbold, sein Sohn mit Bervie
wiedergegeben), wie schon von Wagner
a.a.O. 38 und ihm folgend von Oppermann
in Westd. Zs. 21,107 Anm. 171 angenommen, mit dem Reichsministerialen
Erlolfus identisch ist, auf den nach der Narratio des DKo.III.211 (s. Auszug bei D.*133)
die Schenkung des Allods Hirzenach an Siegburg zurückgeht und der
sechs Jahre nach der Stiftung der
cella deren Vogtei erhalten haben soll. Es ist überdies in Betracht zu
ziehen, dass familiäre Beziehungen (Vater-Sohn-Verhältnis?) zu dem als
Kölner Ministeriale und zugleich Lehnsmann Heinrichs IV. genannten
Erlolfus bestehen, dessen Reichslehen zu Eschmar (Gem. Troisdorf im
Rhein-Sieg-Kreis, ca. 8 km w. Siegburg) auf Bitten EB. Annos von Köln
Heinrich IV. mit seinem D.204 von 1068 an Siegburg schenkte (predium quoddam, quod Erlolfus minister suus [= EB. Annos II.]
ex nostra proprietate beneficio habuit).
Obwohl eine in der älteren Literatur behauptete Identität des
Erlolfus mit einem “Erlolf von Sternberg” (Ruine wenige Kilometer flussaufwärts
von Boppard auf der gegenüberliegenden rechten Rheinseite) schon 1895
von Wagner
a.a.O. 37 Anm. 1 (mit Lit.-Verweisen; s.a. Volk
a.a.O. 80 Anm. 179) als unerweislich verworfen worden war (in der
wechselhaften Geschichte der Vogtei begegnen nur kurzfristig,
1294–1310, Herren von Sternberg als Inhaber der käuflich erworbenen
Vogtei, Wagner
a.a.O. 42ff.), verwendet Bosl, Reichsministerialität 1,331f., nachdem er, ohne Nachweis, für
“Sterrenberg” eine Nennung schon 1110 behauptete, für den Erlolf des
DKo.III.211, gleichfalls ohne Nachweis, jedoch alles in fast
wörtlicher Wiederholung von Mittelrhein. UB 2,CLXXVII, die Bezeichnung
“Erloph[!] von Sternberg, Ministerialer Heinrichs IV.” und erklärt
weiterhin, “die Vogtei hatten zunächst[!] die Sternberg, dann die
Rheingrafen, die Grafen von Sponheim und schließlich wieder[!] die
Sternberger” inne; ebenso verwendet Semmler
a.a.O ständig (S. 51, 284 [in Anm. 13 mit Verweis auf Bosl
a.a.O. 1,331f.], 287, 290, 299) die Bezeichnung Erlolf von Sternberg,
den er auch – dies wohl nach dem oben Gesagten sachlich zu Recht – als
Stifter/Gründer der Zelle ansieht (S. 284f., 287, 290f., 299), worauf
auch seine Bestellung als Vogt (S. 287, 290f., 296: Untervogt; S. 289:
Untervogt des Königs) zurückgeführt wird (S. 285: Erbvogtei). – Da
unser D. ohne Narratio auskommt, muss das Fehlen einer Kennzeichnung
Herlolds als denkbarer Stifter in der Dispositio nicht unbedingt gegen
diese Rolle sprechen; auffälliger ist demgegenüber, dass Siegburg
nicht als Eigentümer der Zelle und der Siegburger Abt nicht als
Intervenient genannt wird.
Zur Identifizierung des Handlungsortes mit dem auf dem rechten
Rheinufer ca. 5 km oberhalb von Bonn-Beuel gelegenen Ober- bzw.
Niederdollendorf (Stadtteile von Königswinter) statt des von Stumpf
angenommenen, in der Nordeifel, weitab westlich des Rheins gelegenen
Dollendorf (Gem. Blankenheim Kr. Euskirchen) vgl. Meyer von Knonau, Jahrb. 6,295 Anm. 16, ebenso Stüllein, Itinerar 63 mit Anm. 6 und 7, zuletzt Hillen
in Hist. Jahrb. 120,284ff. (s.a. Vorbem. zu D.336). Aus der Nennung
Hz. Lothars schließt Stüllein, dass hier das sächsische Kontingent zum Reichsheer stieß, das zu
Schiff zum Feldzug gegen die Friesen unterwegs gewesen sei. Für diesen
zu Jahresbeginn bei Heinrichs Hochzeitsfeier zu Mainz (7. Januar), wo
auch die Aussöhnung mit Lothar erfolgt war (s. B.-Petke
Reg. 24), von den Reichsfürsten beschlossenen Feldzug war die
secunda septimana post pentcosten (= 17. Mai) vorgesehen gewesen. – Entgegen bisheriger allgemeiner
Ansicht (vgl. u.a. Meyer von Knonau
a.a.O. 295ff., Stüllein
a.a.O. 64f., B.-Petke
Reg. 28, Parlow
137 Reg. 198) hat nach Hillen
dieser Friesenzug jedoch überhaupt nicht stattgefunden, da das
kaiserliche Heeresaufgebot von der Empörung EB. Friedrichs I. von Köln
und seiner niederrheinischen Verbündeten überrascht wurde, weshalb
sich Heinrich unverzüglich gegen die Aufrührer gewandt habe, mit dem
rechtsrheinischen Deutz (s. B.-Petke
Reg. 29) als erstem Angriffsziel, wofür das Gebiet des ca. 30 km
südlicher gelegenen Dollendorf als “Truppensammelpunkt und
Aufmarschgebiet” gedient haben konnte. Und auch später sei Heinrich
nicht dazu gekommen, die unterbrochene (vgl. dazu die Formulierung der
Chronik Ekkehards rec. III, ed. Schmale-Ott
312:
intermissa itaque profectione) Strafexpedition gegen die Friesen wieder aufzunehmen; vielmehr löste
Heinrich nach den langen Kämpfen mit den Rebellen das Heer auf (a.a.O.
soluto exercitu) und kehrte an den Mittelrhein zurück (vgl. die Anonyme
Kaiserchronik, ed. Schmale-Ott
264:
… redit Mogontiam infecto negotio et frustrato suo suorumque labore). – Nicht zu den sächsischen Teilnehmern zählte übrigens Graf Hermann
von Winzenburg (zu ihm s. D.127), mit dem Posse
a.a.O. (mit Fragezeichen, im Register S. 476 eindeutig) den
marchio Herimannus (= Hermann II. von Baden) identifizieren möchte (Dobenecker
a.a.O. lässt die Alternative unentschieden). – Stumpf
Reg. 3115 (vgl. dazu Meyer von Knonau
a.a.O. in Anm. 16 und Stüllein
a.a.O. in Anm. 7) bieten wir unter den “Privaten Akten” als D.336.