Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<130.>>

Heinrich bestätigt als durch Fürstenspruch anerkannter Allodialerbe Ulrichs von Weimar dessen Schenkung genannter Leute an die Mainzer Kirche zu Ministerialenrecht.

Worms – 1114 April 14.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 34/35 b : 38,5/39 h) im Staatsarchiv zu Würzburg (A); Rückvermerk des 15. Jh.: Super ministerialibus Thuringiae et eorum libercacionibus[!], andere Hand: ecclesie Maguntin. collatis.

Drucke: Aus Kopie (ohne Eschatokoll): Gudenus, CD Mogunt. 1,392 no 148 (zu ca. 1120). – Aus A: Mon. Boica 29.1,233 no 441. – Posse, CD Sax. regiae 1.2,37 no 43. – Stimming, Mainzer UB 1,366 no 459. Reg.: Schultes, Dir. dipl. 1,261 no 49 (nach Gudenus zu ca. 1120) = Raumer, Reg. Brandenburg. 1,136 no 766. – Erhard, Reg. Westf. 1,221 no 1386 (zu Ende 1112). – v. Tettau in Mitth. d. Ver. f. Gesch. u. Alterthumskunde von Erfurt 5,139. – v. Reitzenstein, Reg. Orlamünde 27. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 2,613 no 2209. – Ficker in Wilmans, Add. z. Westf. UB 92 no 116/25. – Fester, Reg. Baden 1,6 no 41. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,231 no 1093. – Stumpf Reg. 3112.

Das gebräunte und verschmutzte Pergament weist einige kleine Löcher auf. Verfasst und geschrieben ist D.130 von Notar Adelbert A; vgl. HAUSMANN, Reichskanzlei 66 no 63, s. auch Hirsch in MIÖG 25,415 (zu Pönformel u. Korroboratio).

Aus der Nachtragung des gesamten Tagesdatums (mit dem frühesten Kalenden-Termin) ergibt sich, dass zwischen der Wormser Handlung und der am 14. April erfolgten Ausfertigung einige Zeit verstrichen war; wahrscheinlich fiel auch in den Wormser Aufenthalt, der möglicherweise schon vor dem 14. April beendet war, die Feier des Osterfestes am 29. März. – Nachdem D.130 das letzte sichere Itinerar-Datum vor D.132 vom 16. Juni bietet, da das bei Stumpf Reg. 3113 fälschlich auf 1114 Juni 3 datierte und ebenfalls in Worms ausgestellte D.143 ins Jahr 1115 gehört, entfällt die Grundlage für die von Stüllein, Itinerar 63 mit Anm. 6 wegen des Datums von Stumpf Reg. 3113 geäußerte Annahme, dass sich der Aufbruch zu dem bei den Hochzeitsfeierlichkeiten vom Januar des Jahres (a.a.O. 61) für Ende Juni (zweite Woche nach Pfingsten = 17. Juni) beschlossenen Friesenfeldzug “um etwa eine Woche verzögert” habe.

Die Tatsache, dass auch der Name des (Empfänger-)Salmannes der Schenkung des 1112 Mai 13 gestorbenen Grafen Ulrich II. von Weimar-Orlamünde angegeben ist, spricht dafür, dass eine Schenkungsurkunde vorgelegen hat, der auch die Namen der geschenkten Ministerialen entnommen wurden. Möglicherweise war die Schenkung Ulrichs kurz vor seinem Tod erfolgt, da der Salmann, Graf Erwin I. von Gräfentonna (1116 als Mönch im Kl. Reinhardsbrunn eingetreten, s. Tümmler, Gesch. d. Grafen von Gleichen 4f.) im selben Jahr, in D.103 von 1112 Juni 16, nochmals für Mainz als Bevollmächtigter tätig war; zu den Beziehungen der Grafen von Gräfentonna zum Erzstift Mainz, von dem sie mit der später namengebenden Burg Gleichen belehnt wurden, vgl. Tümmler a.a.O. 3ff., 13, 15 u. 105ff.

Der kinderlose Tod des einer Seitenlinie der Grafen von Weimar-Orlamünde angehörenden Ulrich II. hatte die in der Literatur vielfach behandelte Auseinandersetzung um sein Erbe zur Folge, die Ende des Jahres 1112 in den Aufstand der sächsischen Fürsten mündete; vgl. dazu u.a. v. Heinemann, Albrecht der Bär 34ff., Patze, Landesherrschaft 188ff., Fenske, Adelsopposition 340ff., Giese, Stamm der Sachsen 188f., Jungmann-Stadler in ZBLG 46,274ff., Hildebrand, Herzog Lothar von Sachsen 41ff. – Der nur durch D.130 belegte bedeutsame Fürstenspruch, der Ulrichs Allode Heinrich bzw. dem Reich zugesprochen hatte, war wahrscheinlich noch im Jahre 1112 ergangen (Fenske a.a.O. 344 Anm. 29 hält dies für ungeklärt), da Ekkehards Chronik (rec. III, ed. Schmale-Ott 308 Z. 23ff.; s. B.-Petke Reg. 20) für dieses Jahr die Zurückweisung der Ansprüche des Pfalzgrafen Siegfried auf Ulrichs Erbe berichtet (Moritur his temporibus quidam de Saxonię principibus nomine Oudalricus …; cuius possessiones predictus [a.a.O. 307 Z. 7: Sigifr. pal. com.] Sigifridus hereditaria sibi vendicabat successione, sed dominus imperator easdem in ius regni conabatur attrahere …).

Siegfrieds Ansprüche gründeten sich darauf, dass seine Mutter Adelheid (zu ihr s. D.†101 Anm. 1) eine Tochter Ottos von Weimar († 1067) war (s. Fenske, Stammtafel 3). Dass allein Siegfried, nicht sein älterer Bruder Otto († 1123 Febr.9; Vater Albrechts d. Bären) aus Adelheids erster Ehe mit dem Grafen Adalbert von Ballenstedt, die Erbansprüche anmeldete, erklärt v. Heinemann a.a.O. 34 damit, dass die beiden Brüder wohl schon früher sich wegen des mütterlichen Erbes auseinandergesetzt hatten.

In der zitierten Literatur ist darauf hingewiesen, dass die von Siegfried wohl umgehend nach dem Fürstenspruch unternommene Mobilisierung der sächsischen Opposition (vgl. Ekkehard a.a.O. Z.28ff.: … Nam idem comes … totam pene Saxoniam, suam videlicet patriam, tantis implevit quęrimoniis, ut tam ducem Lotharium … nonnullosque alios ab obsequio traheret imperatoris …; s. B.-Petke a.a.O.) auch deshalb Erfolg hatte, weil ihn “ein ganzes Netz verwandtschaftlicher Beziehungen unterschiedlichen Grades” mit den sächsischen Opponenten verband, von denen sich einige selbst Hoffnungen auf Teile der Weimarer Erbschaft machen konnten und sich nur wegen Heinrichs Zugriff mit Siegfried solidarisierten (so Fenske a.a.O. 344). – Zu dem mit Siegfried verschwägerten Herzog Lothar (dessen Gemahlin Richenza war eine Schwester von Siegfrieds Gemahlin Gertrud) vgl. Petke a.a.O. und schon Meyer von Knonau, Jahrb. 6,275.

Dass der gleichfalls zu diesem Verwandtenkreis und zu den Aspiranten auf das Weimarer Erbe zu rechnende Graf Hermann I. von Winzenburg (seine Gemahlin Hedwig war eine Tochter von Ulrichs II. älteren Bruder, des ca. 1098 gestorbenen Markgrafen Poppo II. von Krain-Istrien; vgl. Jungmann-Stadler a.a.O. 243f.) sich nicht 1112 der sächsischen Opposition anschloss, erklärt Jungmann-Stadler (a.a.O. 272f.) damit, dass sich Hermann für die Durchsetzung seiner Erbansprüche gegenüber seinen Mitbewerbern nur durch Anlehnung an den Kaiser habe Erfolg versprechen können und erst nach Zerschlagung dieser Erwartungen durch Heinrichs Niederlage am Welfesholze vom 11. Februar 1115 die Fronten wechselte. – Wenn Jungmann-Stadler a.a.O. 270f. allerdings den in D.130 als erster Laien-Intervenient genannten Herimannus marchio mit dem Winzenburger identifiziert und unser D. als “erste Erwähnung seiner Erhebung zum Markgrafen” wertet, unterliegt sie damit einem Irrtum, vgl. dazu Vorbemerkung zu D.127; daher ist auch ihre weitere Ausdeutung verfehlt, dass der Winzenburger durch seine Intervention die Schenkung Ulrichs “bestätigt” habe, und daß D.130 “unmißverständlich darauf hindeutet, daß Hermann Besitznachfolger des Ulrich von Weimar geworden war”. – Zum Fortgang des Streites um die hereditas palatini comitis Sigefridi nach dem Tode Siegfrieds († 1113 März 3) vgl. D.230 von 1121.

(C.) In nomine sanctae et individuę trinitatis. Heinricus divina favente clementia quartus Romanorum imperator augustus. Omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus notum fieri volumus, qualiter nos, ego videlicet Heinricvs quartus Romanorum imperator augustus, interventu et iusta petitione fidelium et principum nostrorum, Bvrchardi Monasteriensis episcopi, Ottonis Bauembergensis episcopi, Reinardi Halberstatensis episcopi, Adalberonis Metensis episcopi, Herimanni etiam marchionis, Godefridi palatini comitis, Alberti comitis, Berengarii comitis de Sulcebac, traditionem, quam Ǒlricvs bonę memorię de Winmar ęcclesię Maguntinę per manum Hervini comitis de Turingia fecit, Dietmarum videlicet quendam et filium suum etiam Dietmarum nominatum et Timonem nepotem illius et Bertam etiam filiam supradicti Tietmari cum filiis et filiabus suis supradictę ęcclesię perpetuo iure habendos tradidit, nos quoque, ad quos allodia supradicti Ǒlrici communi iudicio principum nostrorum devenerunt, eandem traditionem laudamus et proprio privilegio confirmamus, hac videlicet conditione, ut nulla deinceps persona magna sive parva supradictos homines molestare vel inquietare audeat. Si vero forte, quod absit, aliquis huius nostrę concessionis paginam violare presumpserit, centum libras auri componat, medietatem camerę nostrę, medietatem supradictis hominibus. Ut autem hoc verum esse credatur et ab omnibus inviolabiliter conservetur, hanc cartam inde conscriptam et manu propria corroboratam impr[e]ssione nostri s[i]g[i]lli insigniri iussimus. Hoc etiam omnes scire volumus, quod supradicti homines cum eadem iusticia quam illi, qui theuthonice dienestman vocantur, supradictę ecclesię dati sunt.

Signum domni Heinrici quarti Romanorum imperatoris (M.7.) invictissimi. (SI.3.)

Bruno cancellarius recognovit.

Data XVIII. kl. maii, indictione VII, anno dominicę incarnationis millesimo CXIIII, regnante Heinrico quinto rege Romanorum anno VIIII, imperante IIII; actum est Warmacie; in Christo feliciter amen.