Original (ca. 34/35 b : 38,5/39 h) im Staatsarchiv zu Würzburg (A);
Rückvermerk des 15. Jh.:
Super ministerialibus Thuringiae et eorum libercacionibus[!], andere Hand:
ecclesie Maguntin. collatis.
Drucke: Aus Kopie (ohne Eschatokoll): Gudenus, CD Mogunt. 1,392 no
148 (zu ca. 1120). – Aus A: Mon. Boica 29.1,233 no
441. – Posse, CD Sax. regiae 1.2,37 no
43. – Stimming, Mainzer UB 1,366 no
459. Reg.: Schultes, Dir. dipl. 1,261 no
49 (nach Gudenus
zu ca. 1120) = Raumer, Reg. Brandenburg. 1,136 no
766. – Erhard, Reg. Westf. 1,221 no
1386 (zu Ende 1112). – v. Tettau
in Mitth. d. Ver. f. Gesch. u. Alterthumskunde von Erfurt 5,139. – v. Reitzenstein, Reg. Orlamünde 27. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 2,613 no
2209. – Ficker
in Wilmans, Add. z. Westf. UB 92 no 116/25. – Fester, Reg. Baden 1,6 no
41. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,231 no
1093. – Stumpf
Reg. 3112.
Das gebräunte und verschmutzte Pergament weist einige kleine Löcher
auf. Verfasst und geschrieben ist D.130 von Notar Adelbert A; vgl.
HAUSMANN, Reichskanzlei 66 no
63, s. auch Hirsch
in MIÖG 25,415 (zu Pönformel u. Korroboratio).
Aus der Nachtragung des gesamten Tagesdatums (mit dem frühesten
Kalenden-Termin) ergibt sich, dass zwischen der Wormser Handlung und
der am 14. April erfolgten Ausfertigung einige Zeit verstrichen war;
wahrscheinlich fiel auch in den Wormser Aufenthalt, der möglicherweise
schon vor dem 14. April beendet war, die Feier des Osterfestes am 29.
März. – Nachdem D.130 das letzte sichere Itinerar-Datum vor D.132 vom
16. Juni bietet, da das bei Stumpf
Reg. 3113 fälschlich auf 1114 Juni 3 datierte und ebenfalls in Worms
ausgestellte D.143 ins Jahr 1115 gehört, entfällt die Grundlage für
die von Stüllein, Itinerar 63 mit Anm. 6 wegen des Datums von Stumpf Reg. 3113
geäußerte Annahme, dass sich der Aufbruch zu dem bei den
Hochzeitsfeierlichkeiten vom Januar des Jahres (a.a.O. 61) für Ende
Juni (zweite Woche nach Pfingsten = 17. Juni) beschlossenen
Friesenfeldzug “um etwa eine Woche verzögert” habe.
Die Tatsache, dass auch der Name des (Empfänger-)Salmannes der
Schenkung des 1112 Mai 13 gestorbenen Grafen Ulrich II. von
Weimar-Orlamünde angegeben ist, spricht dafür, dass eine
Schenkungsurkunde vorgelegen hat, der auch die Namen der geschenkten
Ministerialen entnommen wurden. Möglicherweise war die Schenkung
Ulrichs kurz vor seinem Tod erfolgt, da der Salmann, Graf Erwin I. von
Gräfentonna (1116 als Mönch im Kl. Reinhardsbrunn eingetreten, s. Tümmler, Gesch. d. Grafen von Gleichen 4f.) im selben Jahr, in D.103 von 1112
Juni 16, nochmals für Mainz als Bevollmächtigter tätig war; zu den
Beziehungen der Grafen von Gräfentonna zum Erzstift Mainz, von dem sie
mit der später namengebenden Burg Gleichen belehnt wurden, vgl. Tümmler
a.a.O. 3ff., 13, 15 u. 105ff.
Der kinderlose Tod des einer Seitenlinie der Grafen von
Weimar-Orlamünde angehörenden Ulrich II. hatte die in der Literatur
vielfach behandelte Auseinandersetzung um sein Erbe zur Folge, die
Ende des Jahres 1112 in den Aufstand der sächsischen Fürsten mündete;
vgl. dazu u.a. v. Heinemann, Albrecht der Bär 34ff., Patze, Landesherrschaft 188ff., Fenske, Adelsopposition 340ff., Giese, Stamm der Sachsen 188f., Jungmann-Stadler
in ZBLG 46,274ff., Hildebrand, Herzog Lothar von Sachsen 41ff. – Der nur durch D.130 belegte
bedeutsame Fürstenspruch, der Ulrichs Allode Heinrich bzw. dem Reich
zugesprochen hatte, war wahrscheinlich noch im Jahre 1112 ergangen (Fenske
a.a.O. 344 Anm. 29 hält dies für ungeklärt), da Ekkehards Chronik
(rec. III, ed. Schmale-Ott
308 Z. 23ff.; s. B.-Petke
Reg. 20) für dieses Jahr die Zurückweisung der Ansprüche des
Pfalzgrafen Siegfried auf Ulrichs Erbe berichtet (Moritur his temporibus quidam de Saxonię principibus nomine Oudalricus
…; cuius possessiones predictus [a.a.O. 307 Z. 7:
Sigifr. pal. com.] Sigifridus hereditaria sibi vendicabat
successione, sed dominus imperator easdem in ius regni conabatur
attrahere …).
Siegfrieds Ansprüche gründeten sich darauf, dass seine Mutter Adelheid
(zu ihr s. D.†101 Anm. 1) eine Tochter Ottos von Weimar († 1067) war
(s. Fenske, Stammtafel 3). Dass allein Siegfried, nicht sein älterer Bruder Otto
(† 1123 Febr.9; Vater Albrechts d. Bären) aus Adelheids erster Ehe mit
dem Grafen Adalbert von Ballenstedt, die Erbansprüche anmeldete,
erklärt v. Heinemann
a.a.O. 34 damit, dass die beiden Brüder wohl schon früher sich wegen
des mütterlichen Erbes auseinandergesetzt hatten.
In der zitierten Literatur ist darauf hingewiesen, dass die von
Siegfried wohl umgehend nach dem Fürstenspruch unternommene
Mobilisierung der sächsischen Opposition (vgl. Ekkehard a.a.O.
Z.28ff.:
… Nam idem comes … totam pene Saxoniam, suam videlicet patriam,
tantis implevit quęrimoniis, ut tam ducem Lotharium … nonnullosque
alios ab obsequio traheret imperatoris …; s. B.-Petke
a.a.O.) auch deshalb Erfolg hatte, weil ihn “ein ganzes Netz
verwandtschaftlicher Beziehungen unterschiedlichen Grades” mit den
sächsischen Opponenten verband, von denen sich einige selbst
Hoffnungen auf Teile der Weimarer Erbschaft machen konnten und sich
nur wegen Heinrichs Zugriff mit Siegfried solidarisierten (so Fenske
a.a.O. 344). – Zu dem mit Siegfried verschwägerten Herzog Lothar
(dessen Gemahlin Richenza war eine Schwester von Siegfrieds Gemahlin
Gertrud) vgl. Petke
a.a.O. und schon Meyer von Knonau, Jahrb. 6,275.
Dass der gleichfalls zu diesem Verwandtenkreis und zu den Aspiranten
auf das Weimarer Erbe zu rechnende Graf Hermann I. von Winzenburg
(seine Gemahlin Hedwig war eine Tochter von Ulrichs II. älteren
Bruder, des ca. 1098 gestorbenen Markgrafen Poppo II. von
Krain-Istrien; vgl. Jungmann-Stadler
a.a.O. 243f.) sich nicht 1112 der sächsischen Opposition anschloss,
erklärt Jungmann-Stadler
(a.a.O. 272f.) damit, dass sich Hermann für die Durchsetzung seiner
Erbansprüche gegenüber seinen Mitbewerbern nur durch Anlehnung an den
Kaiser habe Erfolg versprechen können und erst nach Zerschlagung
dieser Erwartungen durch Heinrichs Niederlage am Welfesholze vom 11.
Februar 1115 die Fronten wechselte. – Wenn Jungmann-Stadler
a.a.O. 270f. allerdings den in D.130 als erster Laien-Intervenient
genannten
Herimannus marchio mit dem Winzenburger identifiziert und unser D. als “erste Erwähnung
seiner Erhebung zum Markgrafen” wertet, unterliegt sie damit einem
Irrtum, vgl. dazu Vorbemerkung zu D.127; daher ist auch ihre weitere
Ausdeutung verfehlt, dass der Winzenburger durch seine Intervention
die Schenkung Ulrichs “bestätigt” habe, und daß D.130
“unmißverständlich darauf hindeutet, daß Hermann Besitznachfolger des
Ulrich von Weimar geworden war”. – Zum Fortgang des Streites um die
hereditas palatini comitis Sigefridi nach dem Tode Siegfrieds († 1113 März 3) vgl. D.230 von 1121.