Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<124.>>

Heinrich bestätigt der Propstei St. Felix und Regula (Großmünster) zu Zürich die von seinen genannten Vorgängern verliehenen Rechte hinsichtlich der freien Wahl des Propstes, der Rechte der Züricher Königsleute und der Beschränkung der Rechte des Vogtes.

(Zürich?) – Basel, 1114 März 7.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 44,5/46,5 b : 64,5/65 h) im Staatsarchiv zu Zürich (A); Rückvermerk des 12. Jh.:

Privilegium Hainrici imperatoris IIII. – Abschrift des 12. Jh. in Diplomform, jedoch in Buchschrift ebenda (B); Rückvermerk des 12. Jh. (von derselben Hand wie bei A): Rescriptum privilegii Hainrici imperatoris IIII.

Drucke: Aus B (trotz der Angabe “ex autographo”; vgl. bes. Anm. o): Hottinger, Hist. eccl. 8,1165 (mit unvollständiger Übernahme der in B fehlenden [s. Anm. s] Datierung aus “Codex” = Großes Stiftsurbar, ebenda G I 96a f.1r) = Lang, Hist.-Theol. Grund-Riß 1,629 in unvollständiger dt. Übers. – Tschudi, Chron. Helveticum ed. Iselin 1,50 Auszug; ed. Stadler-Stettler 1,182. – Aus A: Büdinger-Grunauer, Älteste Denkmale d. Züricher Literatur 45. – Escher-Schweizer, Züricher UB 1,143 no 259. Reg.: Neugart, Episc. Const. 2,16 u. 113. – Meyer von Knonau in Archiv f. Schweiz. Gesch. 1,82 no 21. – Forel, Rég. de la Suisse Romande 1,114 no 442. – Hidber, Schweizer. Urk.-Register 1,454 no 1579. – Rochholz in Argovia 16,10 no 15. – Fester, Reg. Baden 1,6 no 38. – Ladewig-Müller, Constanzer Reg. 1,84 no 686. – Kocher, Solothurner UB 1,30 no 28. – Meyer-Marthaler u. Perret, Bündner UB 1,187 no 247. – Stumpf Reg. 3107.

Verfasst und geschrieben von Notar Adalbert A, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 66 no 59. Die Rückseite des ausgezeichnet erhaltenen Pergamentblattes ist, da zahlreiche Haarporen erkennbar sind, nur wenig bearbeitet, ohne dass man von südlichem Pergament sprechen müsste. – Der Notar bietet in D.124 erstmals wieder (ebenso noch in DD.125–127 u. 130) für alle zusätzlichen Jahreskennzeichnungen die richtigen Zahlen; nachdem er seit D.120 schon das richtige 3. Kaiserjahr eingesetzt hatte, bringt er gegenüber der zuvor zu niedrigen Berechnung hier auch das richtige 9. Regierungsjahr.

Aus der Nachtragung der ganzen Datierung (s. Anm. s) – hat D.124 mit D.125 gemeinsam (s. dortige Anm. l”) – mit zusätzlichem gesonderten Nachtrag des Tagesdatums (s. Anm. t) ergibt sich ein zeitliches Auseinanderklaffen von Rechtshandlung und evtl. gleichzeitig erfolgter Textniederschrift einerseits und Ausfertigung andererseits, was die Annahme eines zwischenzeitlichen Ortswechsels nahelegt: Ort der Ausstellung am 7. März war wegen der Daten von DD.123 und 125/126 jedenfalls Basel; falls es sich nun aber bei der – zum ersten Nachtrag gehörenden – Angabe Basels auch als Handlungsort (actum est Basileę) um ein Versehen handeln sollte, könnte man daran denken, dass die Handlung und die Textniederschrift einem Aufenthalt des Hofes während des Monatswechsels Februar/März in dem ca. 75 km von Basel entfernten Zürich zuzurechnen wäre, der Nachtrag der Datierung erst nach Verlassen Zürichs zu Beginn des Baseler Aufenthaltes (durch D.123 belegt seit dem 4. März) erfolgte, was zum Versehen mit der actum-Angabe führte, und das Diplom dann, nach einer nochmaligen Verzögerung, erst mit Nachtrag des Tagesdatums endgültig zur Expedition freigegeben wurde.

Für einen Besuch Zürichs, dessen Großmünsterstift in auffälliger Weise als prepositura nostra bezeichnet ist, wäre nach der letzten bekannten Itinerarstation in Speyer am 6. Februar (DD.121/122) jedenfalls ausreichend Zeit verfügbar gewesen; aus der Wahl dieses gegenüber dem sonstigen Itinerar ungewöhnlich weit südlich gelegenen Zielortes könnte sogar darauf geschlossen werden, dass Heinrich nach den Mainzer Hochzeitsfeierlichkeiten vom 7. Januar eine Art erneuten “Königsumritts” – jetzt als Kaiser und in Begleitung seiner Gemahlin – begonnen hatte, der ihn zunächst über Worms und Speyer nach Süden geführt hatte; ob er dabei schon auf dem Hinweg über Basel gezogen war, wo dann der in D.124 an zweiter Stelle genannte B. Rudolf von Basel sich dem Gefolge angeschlossen hätte, kann offenbleiben; denkbar wäre auch, dass B. Rudolf, der zugleich der erste Propst des im Jahre 1114 seine rechtliche Selbständigkeit erlangenden (vgl. Fischer in Zs. f. schweizer. Kirchengesch. 53,175ff.) Großmünsters war (vgl. Rück, Urk. der Bischöfe von Basel 55 mit Anm. 5 und Schmid in Die Zähringer 3,65 Anm. 97), zur Impetrierung des D.124 dem Hof nach Zürich entgegengezogen war.

D.124 ist in dem DLo.III.23 von 1130 Februar 6 (B.-Petke Reg. 213), abgesehen von einem dortigen Zusatz (s. Anm. n), wörtlich wiederholt (= NU.). Von den im Text erwähnten älteren Diplomen ist keines erhalten; der Versuch Fischers a.a.O. 179ff., außer dem im Text eindeutig gekennzeichneten Heinrich III. einen realen Bezug auf Karl III., Otto I. (zu NU. vgl. Anm. i) und Konrad II. herzustellen, muss als verfehlt gelten; in der Vorbemerkung zu DKar.†280 ist die Vermutung geäußert, dass die Nennung des Karolus in unserem D. die Anregung für diese im 12. Jh. entstandene und nur kopial überlieferte Fälschung auf den Namen Karls d. Großen von angeblich 810 bot.

Zu den Bestimmungen über den Vogt und der Nennung der daran Interessierten unter den Intervenienten (Graf Arnold von Lenzburg als Inhaber der Vogtei und Herzog Berthold III. von Zähringen; zu B. Rudolf von Basel s. oben) vgl. zuletzt Schmid a.a.O. 64f.

(C.) In nomine sanctae et individuae trinitatis. Heinricus divina favente clementia quartus Romanorum imperator augustus. Omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus notum fieri volumus, qualiter nos, ego Heinricus quartus Romanorum imperator augustus, rogatu et petitione principum nostrorum, venerabilium episcoporum: Bvrchardi Monasteriensis episcopi, Rǒdulfi Basiliensis episcopi, Widonis Curiensis episcopi, Ǒldalrici Constansiensis electi, Geroldi Lausamnensis episcopi, ducum quoque: Frederici ducis, Bertholfi ducis, necnon et comitum: Godefridi palatini comitis, Herimanni marchionis, Arnolfi de Linceburc, Rodulfi de Dirstein, iura et leges, quas predecessores nostri reges et imperatores Karolus et Otto, Cuonradus et Heinricus avus noster prepositurę nostrę in honorem venerabilium martyrum Felicis et Regulę in loco Turego constructę dederunt et privilegiis suis confirmaverunt, nos quoque ob salutem animę nostrę easdem leges damus et nostro etiam privilegio confirmamus: scilicet ut liberam facultatem in claustro suo habeant eligendi prepositum; et ut res illorum sine dominio alicuius personę eis libere serviant; et ut regii fiscalini Turegienses iusticiam, quam ab antecessoribus nostris antiquitus habuerunt, firmiter et inviolabiter teneant; et ut nulli liceat aliquem de familia illorum tributarios sive beneficiarios alicui in servitutem dare vel aliquomodo subiugare. Hoc etiam firmiter precipimus et imperiali auctoritate sanccimus, ut advocatum nullum habeant nisi unum; qui si forte aliquem alium sub se locaverit, ille privatus honore suo advocatia illa perpetuo careat, et ille subadvocatus bannum a rege vel imperatore recipiat. Hoc etiam omnes scire volumus, quod idem advocatus curtes fratrum nullo modo intrare debet nisi comuniter á fratribus invitatus, quia de feudis et aliis rebus eiusdem ecclesię hac conditione est inbeneficiatus. Si quis vero forte, quod absit, huius nostri precepti paginam infirmare vel infringere temptaverit, centum libras auri componat, medietatem camerę nostrę et medietatem supradictę ęcclesię et canonicis. Ut autem hoc verum esse credatur et ab omnibus observetur, hanc cartam manu propria corroboratam impressione nostri sigilli insigniri iussimus.

Signum domni Heinrici quarti Romanorum imperatoris (M.9.) invictissimi. (SI.3.)

Bruno cancellarius recognovit.

Data nonas martii, indictione VII, anno dominicę incarnationis millesimo CXIIII, regnante Heinrico quarto rege Romanorum anno VIIII, imperante III; actum est Basileę; in Christo fęliciter amen.