Abschrift von 1385 im Chartular von Remiremont in Ms. lat. 12.866 f.
77v–78v (alt f. 11v–12v) no
13 der Nationalbibliothek zu Paris (B), ohne Eschatokoll (s. Anm.
ad). – Notarielle Abschrift von 1566 Juni 7 im Départementalarchiv zu
Nancy, B 876 no
2 (C). – Abschrift von 1713 in Ms. nouv. acq. franç. 3.662 f. 1r–3v
(alt p. 11–16) no
1 der Nationalbibliothek zu Paris (D). – Abschrift im Chartular von
1778 p. 144–146 no
2 im Départementalarchiv zu Épinal (E). – Abschrift im Chartular von
1778/88 p. 26–27 in der Stadtbibliothek zu Remiremont (F).
Teilfaks. aus C-F: Thiel, Beiträge Abb. 1a–1d.
Drucke: Aus C bzw. davon abhängiger Abschrift: Calmet, Hist. de Lorraine 11, preuves 533; 23, Preuves 69. – Guinot, Étude sur Remiremont 405. – Aus E: Duhamel
in Ann. de la Soc. d’émulation du dép. des Vosges 12.2,250; alle zu
1113. – Aus allen Handschriften: Bridot, Chartes de l’abbaye de Remiremont 1108 no
37; 2102 no
44, zu 1114.
Reg.: Georgisch, Reg. chronol.-dipl. 1,496. – Bréquigny, Table chronol. 2,432, beide zu 1113. – Stälin, Wirtemberg. Gesch. 2,379. – Ficker
in Wilmans, Add. z. Westf. UB 92 no
116/23, beide zu 1114. – Duvernoy, Ducs de Lorraine 26 no
35. – Ders. in Bull. philol. et hist. 1917,13 no
5, an beiden Stellen zu 1113 Januar 29. – Böhmer
Reg. 2031 zu 1114. – Stumpf
Reg. 3039a (aufgrund der Zeitstellung Druckfehler für 3093a; vgl. Meyer von Knonau, Jahrb. 6,271 Anm. 4) zu 1113 und Reg. 3103 zu 1114.
Die zahlreichen weiteren Abschriften unseres D. (vgl. das
Empfängerverzeichnis) konnten unberücksichtigt bleiben, da sie alle
jeweils von einer der dem Druck zugrundegelegten Handschriften, von
denen C-F unmittelbar auf das in der Französischen Revolution
vernichtete Original zurückgehen, abgeleitet sind. – Bei der
Textwiedergabe musste hinsichtlich der Orthographie ein Kompromiss
gefunden werden: Da in der ältesten Abschrift B die Buchstaben
c und
t fast nie sicher zu unterscheiden sind, folgen wir in der Wiedergabe
der Buchstabenverbindung
ti den neuzeitlichen Abschriften C-F (vgl. Anm. f), obwohl diese
Schreibung dort als schematisiert zu gelten hat und sicher
gelegentliche
ci-Schreibung des Originals ersetzt; in einem Fall, in dem die Schreibung
ci auch in D wohl den originalen Befund wiedergibt, haben wir dies
übernommen (s. Anm. y”). Umgekehrt folgen wir der durchgängig
vereinfachten
e-Schreibung von B-D für den
a-Umlaut am Wortende (vgl. Anm. z; zu Ausnahme in C s. Anm. d), weil
dessen modernisierte ständige Wiedergabe durch
æ in EF (auch bei
hæc und, nur in F, bei
sæpe, præ- sowie
cœp-) keinen Schluss auf den Umfang von ę-Schreibung im Original zulässt;
nur in den wenigen Fällen, in denen E und/oder F offenbar bewusst die
Schreibung des Originals beibehielten, haben wir diese übernommen
(vgl. Anm. ap und at für ę in F; Anm. c/d für nichtligiertes
æ in EF).
Verfasst ist D.119 von Notar Adalbert A (vgl. Hausmann, Reichskanzlei 66 no
54), dem zumindest für die Narratio ein Empfängerentwurf vorgelegen
haben muss; die dortige Rückprojektion von späteren Verhältnissen
(“Pariage” des Klostergutes zwischen Äbtissin und lothr. Herzog als
Vogt) in die Gründungszeit des Klosters war offensichtlich von der
Äbtissin Gisela II., die mit der Herleitung der Vogteirechte vom König
die Stellung Remiremonts als Reichskloster sichern wollte, mit Erfolg
am Hofe lanciert worden, vgl. dazu Hlawitschka, Stud. z. Äbt.-Reihe 82 und Rubner
in Zs. f. Agrargesch. 14,173ff., zuvor schon Büttner
in ZGO 89,390f.
Wie von Hausmann
a.a.O. 67 vermutet, war Adalbert A auch der Schreiber des verlorenen
Originals, wie u.a. die minuziöse Nachzeichnung des Chrismon in E
zeigt (s. Anm. a; vgl. auch Anm. c/d); durch die bei Adalbert A
übliche Schreibung der Eigennamen mit Majuskeln erklären sich auch die
Verlesungen des
Erlvngi (s. Anm. o’; das
b in C ist Verlesung eines gestreckten
G). – Verfehlt ist jedoch der Versuch Hausmanns a.a.O 67ff., mit Hilfe von D.119 für den anonymen Notar Adalbert A
den Namen Heinrich – zur Unterscheidung von dem seit 1119 tätigen
Notar dieses Namens von ihm als Heinrich (I) bezeichnet – gewinnen zu
wollen; die nach D zwischen Signum- und Rekognitionszeile stehende und
nach E vermutlich mit einem Handmal eingeleitete (s. Anm. ak)
Unterschrift
Heinricus subscripsi stammte nämlich nicht vom Notar, den auch Bresslau, Handb. 21,481 als “Subscribenten” von D.119 (bei ihm “St.3039a von 1113 Jan.
25”, s. oben) angesehen hatte, sondern rührte von der Hand des
Kaisers, vgl. dazu die eingehende Untersuchung des D.119 bei Thiel
a.a.O. ■.
Das in der handschriftlichen Überlieferung einheitlich genannte
Inkarnationsjahr 1113 (s. Anm. aq) scheitert einerseits, in Verbindung
mit dem Tagesdatum, an der Nennung des Pfalzgrafen Gottfried (v.
Calw), der sein Amt frühestens nach dem Tode des Pfalzgrafen Siegfried
(† 1113 März 9) erhalten hatte und erstmals in D.†113 von 1113 April 6
als solcher begegnet, insbesondere aber an der (erstmaligen)
Intervention der Königin Mathilde, deren Vermählung mit Heinrich erst
am 7. Jan. 1114 stattfand. Die einzig mögliche Korrektur zu 1114 (vgl. Meyer von Knonau
a.a.O. 290 Anm. 7, s. auch 271 Anm. 4) ergibt sich zwingend daraus,
dass die Empfängerin, Äbtissin Gisela II. von Remiremont, schon am 21.
Februar dieses Jahres, also nur wenige Wochen nach Erwirkung des
D.119, gestorben ist (vgl. Hlawitschka
a.a.O. 83), ferner aus dem Itinerar, da in dem gleichfalls in Worms
ausgestellten D.118 von 1114 Jan. 23 ein Großteil der hiesigen
Intervenienten wiederbegegnet, und schließlich aus der Tatsache, dass
die falschen übrigen Jahreskennzahlen (s. Anm. 2 u. 3) ein Kennzeichen
der Diplome des Adalbert A seit D.115 bilden; das in D.119 letztmals
begegnende falsche 2. Kaiserjahr wird, noch während des Wormser
Aufenthaltes, ab D.120 berichtigt. – Übrigens ist aus dem Befund, dass
der Fehler des falschen Jahres 1113 in allen Überlieferungen
anzutreffen ist, zu folgern, dass er schon im Original enthalten war
und demnach auf den sich beim Inkarnationsjahr sonst kaum irrenden
Notar selbst zurückgeht. D.119 diente, ohne dass es als
Vorgängerdiplom erwähnt wäre, dem DKo.III.58 von 1141 (= NU.), vom
Austausch der Intervenientenliste abgesehen, als vollständig und
wörtlich übernommene Vorlage, wobei jedoch an ganz unpassender Stelle,
mitten in den Bestimmungen über den
forestarius (s. Anm. p”), ein Passus über die Testierfreiheit der zum Kloster
gehörigen Geistlichen und deren sowie der klösterlichen Hintersassen
Besteuerung eingeschoben ist.
Schon vorher hatte Giselas Nachfolgerin als Äbtissin, ihre Nichte
Judith, bei P. Calixt II. gegen Übergriffe des Herzogs Dietrich II.
von Lothringen, des Klostervogtes (und zugleich des Vaters Judiths),
und seiner Untervögte eine Bestätigung von D.119 erwirkt, wobei der
Papst in seinem (einfachen) Privileg von 1123 März 29 (JL 7030; Bridot
a.a.O. 115 no
40), über den Wortlaut von D.119 hinausgehend, wo nur von
principum consilio die Rede ist, davon spricht, Heinrichs Entscheidung sei aufgrund eines
Fürstenspruches ergangen (Super quibus [scil. die auch nach D.119 schon älteren Übergriffe] Gisla bone memorie monasterii Romaricensis abbatissa apud dilectum
filium nostrum imperatorem Henricum querelam deposuit et – habita
causa iudicio principum et precepto eiusdem imperatoris de redditibus
et possessionibus reinvestita et ab iniustis consuetudinibus liberata
– scripto et sigillo imperatoris munita recessit), und anschließend, nach überleitender Schutz- und
Bestätigungsformel, aus D.119 die Verfügung über Vincey (ca. 20 km
nnw. Épinal) sowie die Regelung der Vogtei- und Forstrechte fast
wörtlich inseriert (s. Anm. f”). – In der Bestätigung des
Calixt-Privilegs durch P. Innocenz II. von 1138 Dez. 17 (JL 7923; Bridot
a.a.O. 127 no
48) sind die entsprechenden Bestimmungen nur teilweise und in
Paraphrase wiederholt; außer dem Calixt-Privileg scheint dort aber
auch D.119 selbst noch unmittelbar benützt zu sein (vgl. Anm. x”).
Durch Petitsatz gekennzeichnet haben wir die wenigen Stellen der
Narratio (zu dieser s. oben), an denen D.119 Übereinstimmungen mit dem
verfälschten DH.IV.†237 von angeblich “Mantua 1070 Sept. 28” (zu
diesem Datum vgl. die Bemerkungen zu Stumpf
Reg. 3149a = Anhang no
5) aufweist (s. Anm. k und u); zur Wertung dieses Falsum vgl. v. Gladiss-Gawlik
in DA 30,216ff., wo 222 Anm. 29 die Parallelstellen in Spaltdruck
geboten werden; da der Zeitpunkt der Verfälschung(en) nicht gesichert
ist, lassen wir unentschieden, ob dessen Narratio zum echten Kern
zählte und dem D.119 als Vorurkunde diente. – Umgekehrt ist sicher von
D.119 das in einer Überlieferung des DH.IV.†237 am Schluss der
Datierung stehende
Henricus subscripsi beeinflusst; vgl. dazu Gawlik
a.a.O. 217 mit Anm. 9, der die gleichlautende Kaiserunterschrift
unseres D. nach Hausmanns
Vorgabe (s. oben) noch als “notarielle Unterfertigung” bezeichnet,
außerdem angibt, sie stehe in D.119 “nach der Rekognition”, was unter
den verwendeten Handschriften nur durch C gedeckt ist (vgl. Anm. ak).
– Zur Vogteifrage vgl. Boshof
in ZRG Kan. 66,87. Zur Regelung der Forstrechte vgl. Rubner
a.a.O. 174f., ebenda 178f. zum ungewöhnlichen Ausdruck
forestaritura (s. Anm. w”).