Kopialbuch I von St. Lambrecht aus dem Ende des 14. Jh. p. 8b–9a no
10 im Stiftsarchiv zu St. Lambrecht (B; p. 174 no
237 dt. Übers.). – Transsumpt des Gurker Propstes Joh. Schachner von
1454 in Kopialbuch des 15. Jh. in Hs. 14791 f. 8r–v der
Österreichischen Nationalbibliothek zu Wien (C). – Transsumpt des
Notars Friedrich Alberger von 1471 in Kopialbuch II des 15. Jh. p. 12
no
10 im Stiftsarchiv zu St. Lambrecht (D1) und in Hs. 331 f. 5v–6r der Österreichischen Nationalbibliothek zu
Wien (D2). – Transsumpt des Abtes Leonhard von Admont von 1499 Dez. 22,
Urk.-Rep. II no
405e f. 2v–3r im Stiftsarchiv zu St. Lambrecht (E). – Transsumpt
Erzherzog Karls von Österreich von 1568 Juni 10, Urk.-Rep. II no
1094 f. 4r–v no
10 ebenda (F).
Drucke: Scholliner
in Neue hist. Abh. d. baier. Akad. 4,687ff. – Aus E(?) und anderer
Hs.: Tangl
in Archiv f. Kunde österr. Gesch.-Quellen 12,204 Anm. 279 (mit
Namenlücken, s. Anm. m und u; mit dt. Übers. a.a.O. 154f.) = Pangerl
in Beitr. z. Kunde steiermärk. Gesch.-Quellen 3,70ff. Auszug in
Paralleldruck mit DH.IV.451. – Aus BD1: Zahn, UB Steiermark 1,119 no
100 (als Fälschung bezeichnet; mit Namenlücken, s. Anm. o und s).
Reg.: Frölich, Specimen archontologiae Carinthiae 1,36f. – Stälin, Wirtemberg. Gesch. 2,320. – Ankershofen
in Archiv f. Kunde österr. Gesch.-Quellen 3.2,187 [im Druck: 9] no
191. – Meiller, Reg. Babenberg 13 no
13. – Gebele, Hermann von Augsburg 117 no
40. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,464 no
1668. – Ficker
in Wilmams, Add. z. Westf. UB 91 no
116/22. – Gradl, Mon. Egrana 1,11 no
27. – Fester, Reg. Baden 1,6 no
36. – Doeberl, Reg. u. Urk. d. Dipoldinger Markgr. 4 no
9. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,230 no
1090. – Knipping, Kölner Reg. 2,15 no
102 (als Fälschung bezeichnet). – Jaksch, Mon. duc. Carinthiae 3,224 no
550 Auszug bis
fieri iussimus (S. ■ Z. ■) mit der falschen Behauptung, darauf folge “die Aufzählung
der Güter in Steiermark” wie in seiner no
517 (= Urk. Hz. Heinrichs III. von 1103 Jan. 7; zu dieser vgl. Wonisch
in MÖIG Erg.-Bd. 11,162ff. und Fichtenau, Urk.-Wesen in Österr. 194f.). – Heidingsfelder, Eichstätter Reg. 100 in no
302 (nach Zahn
als Fälschung bezeichnet). – Pirchegger-Dungern, Erg.-Heft zu UB Steiermark 52 no
100. – Klaar, Eppensteiner in Kärnten 65 no
90. – Zoepfl-Volkert, Augsburger Reg. 1,248 no
406. – B.-Petke
Reg. 25. – Böhmer
Reg. 2030. – Stumpf
Reg. 3100.
Unter teilweiser Verwendung des Privilegs P. Paschals II. von 1109
März 25 (JL 6230; Germ. pont. 1.1,103 no
1; Zahn
a.a.O. 114 no
97 = VU.) verfasst von Notar Adalbert A, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 66 no
52 sowie in Vorbemerkung zu DKo.III.201. Dem Diktat des Notars
entsprechen nicht nur die Fehler in der Datierung (s. Anm. 2 u. 3),
sondern insbesondere die abgesehen von der Devotionsformel
vollständige Wiederholung der Intitulatio zu Beginn der Publikatio mit
ihrem eigenartigen Numerus-Wechsel (… qualiter nos, ego videlicet …), vgl. dazu u.a. die ebenfalls von ihm verfassten DD.124, 130 und 132
(D.124 ohne das
videlicet) aus der ersten Jahreshälfte 1114 (vgl. auch D.127, nur mit
ego in der Wiederholung und ohne
videlicet); in dem sonst, trotz der Berufung auf Heinrich V. (domni Heinrici quarti … ceterorumque predecessorum nostrorum boni
operis vestigiis inherentes, quia et ipsi eundem locum cum omnibus
bonis suis … defendentes regia auctoritate confirmaverant), vom Diktat des D.117 unbeeinflussten DKo.III.201 von 1149 Mai 21 (Hausmann
spricht in der Vorbemerkung fälschlich von “geringfügiger
Verwendung”) ist diese Wiederholung – unter Vermeidung des
Numerus-Wechsels (dortige Eröffnung der Publikatio mit
Eapropter nos siquidem Cǒnradus …) – nachgeahmt. – Das verlorene Original war zweifellos auch von dem
Notar mundiert, wie aus der exakten Nachzeichnung des Monogramms,
insbesondere aber aus der auf Verlesung beruhenden Wiedergabe des
G in den im Original offenbar nach der Art des Notars mit Majuskeln
geschriebenen Eigennamen durch
d bzw.
b (s. Anm. m und a’, jeweils in F) zu schließen ist.
Bis in jüngere Zeit wurde, bis auf eine Ausnahme ohne jeden Versuch
einer Begründung, die Echtheit des D.117 in Zweifel gezogen. Schon Ficker, Beiträge 1,279 (offenbar zustimmend zitiert von Dobenecker a.a.O.) hatte die Vermutung geäußert, der Text des D.117 dürfte “doch
eher korrumpirt als unecht seien”; später wurde dann unser D. von Zahn
a.a.O. und in seinem Gefolge von Meyer von Knonau, Jahrb. 6,286 Anm. 1, von Knipping
a.a.O., von Heidingsfelder
a.a.O. und von Mayer, Östl. Alpenländer im Investiturstreite 154 Anm. 2 schlechthin als
Fälschung bewertet; nur letzterer, der die gefälsche Herzogsurkunde
gleichen Datums (s. unten) für echt hielt, erklärte die angebliche
Verweigerung eines Diploms durch den Kaiser damit, dass dieser den im
Paschal-Privileg enthaltenen päpstlichen Weihevorbehalt für den
gewählten Abt “nicht zugeben wollte”, weshalb nach seiner Vorstellung
dann auch der von ihm inkriminierte Passus
Omnia eciam … (Z. ■) mit seiner pauschalen Bestätigung des Privilegs in einem echten
Diplom nicht enthalten sein konnte; Jaksch
wiederum, der in seinem obigen Regest (1904) keine Beanstandungen
gemacht hatte, meinte später (1911) in Zs. d. hist. Ver. f. Steiermark
9,98, gleichfalls ohne Begründung, unser D. sei “später erst
verunechtet” worden (wiederholt bei Pirchegger-Dungern
a.a.O.), und Mezler-Andelberg
in Carinthia I.151,543 konzedierte lediglich, die Urkunde sei
“zumindest in ihrem Kern echt”.
An der Echtheit wird inzwischen mit Hausmann, der D.117 in der Vorbemerkung zu DKo.III.201 gegen Zahns Verdacht uneingeschränkt verteidigt, nicht mehr gezweifelt (vgl.
u.a. Klaar, Zoepfl-Volkert
und B.-Petke
a.a.O.). Es ist auch inhaltlich in unserem D. nichts enthalten, was
die älteren Zweifel genährt haben könnte: Ein solcher kann sich
jedenfalls nicht auf das Faktum der kaiserlichen Bestätigung eines
Papstprivilegs stützen, vgl. dazu die Vorbemerkung zu D.32; und auch
die kompositorische Schwäche, dass auf eine vorangehende textliche
Entlehnung aus dem Paschal-Privileg (Hoc quoque …) erst nach dem anschließenden Vogtpassus die pauschale Bestätigung
des Privilegs folgt, kann nicht die Annahme späterer Manipulation oder
Interpolation begründen.
Keine Verwendung bei der Abfassung des Textes fand das DH.IV.451 von
1096; die dortige Vogteiregelung (s. Anm. 1), an die nur inhaltliche
Anklänge bestehen und die dem Abt bei dem söhnelosen Tod Hz. Heinrichs
– der bei seinem Tod im Jahre 1122 aus drei Ehen tatsächlich keine
Kinder hinterließ – freie Vogtwahl eingeräumt hatte, ist hier durch
die Formulierung
ad peticionem … eis detur eingeschränkt, was Mezler-Andelberg
a.a.O. 558f. und Klaar
a.a.O. wohl zu Recht auf Einsetzung des Vogtes durch den Kaiser
beziehen.
In DKo.III.201 ist die Vogtfrage gar nicht mehr angesprochen; dies
gilt auch für das DF.I.562 von 1170 März 3, welches andererseits u.a.
(S. 29 Z. 39ff.) aufgrund eines
imperialis curię iudicium – sicher identisch mit dem vorangehend (a.a.O. Z. 10ff.) beurkundeten
sollempne iudicium regalis curię, das dem Kloster die Besitzungen bestätigte, die nach Hz. Heinrichs Tod
Sophia, uxor ipsius ducis tercia, hatte entfremden wollen (Tangl
a.a.O. 170 möchte dieses
iudicium auf Heinrichs Reichstag von 1114 beziehen!), – das hiesige Verbot der
Lehenvergabe modifizierte (ut nullus mortalium inbeneficiari possit bonis ęcclesię, nisi qui
proprietario iure de familia ipsius esse dinoscitur).
Auf einer Verwechslung mit DH.IV.451 beruht die Behauptung bei B.-Ficker
Reg. 1461, in dem D. Friedrichs II. von 1223 März (Winkelmann, Acta 1,227 no
248 und Zahn
a.a.O. 2,293 no
204, beide ohne den Text des Inserts) sei D.117 inseriert; dieser
Fehler, der auf Winkelmanns Angabe a.a.O. 228 Anm. 2 beruht und der auch noch im Regest des das
D. Friedrichs II. bestätigenden D. Rudolfs von 1277 Febr. 9 (Winkelmann
a.a.O. 2,92 no
109 ohne den Text des Inserts) bei B.-Redlich
Reg. 683 wiederholt ist (ebenso noch bei Wiessner, Kärntner Gesch.-Qu. 5,163 no
249, Perret, UB südl. St. Gallen 1,464 no
666 und Diestelkamp-Rödel, Urk.-Regesten 3,98 no
119 Anm.), war für das D. Friedrichs II. schon durch Zahns Notierung des Datums des DH.IV.451 für das Insert richtiggestellt
(vgl. auch Zinsmaier, Nachträge zu B.-Ficker
190 zu BF. 1461).
D.117 vermittelt die Namen eines Teils der zahlreichen Fürsten, die
bei Heinrichs glanzvoller Hochzeitsfeier am 7. Januar 1114 in Mainz
anwesend waren (vgl. Meyer von Knonau
a.a.O. 285ff. mit Anm. 1 u. 2). Die Bezeichnung des Herzogs durch
Heinrich als
nepos noster bezieht sich wohl auf die gemeinsame Abstammung von Hz. Hermann II.
von Schwaben († 1003), von dessen drei Töchtern Gisela in 3. Ehe mit
Heinrichs V. Urgroßvater, Ks. Konrad II., Beatrix mit des Herzogs
Großvater, Hz. Adalbero I. von Kärnten (abges. 1035), vermählt war
(vgl. Tyroller, Genealogie Taf. 6 no
6 und Klaar
a.a.O. 86 mit Anm. 33).
Zu den Anfängen des Klosters, die auch nach Aussage unseres D. auf Hz.
Heinrichs Vater, den Grafen Markwart II. von Eppenstein, zurückgehen,
vgl. Jaksch
a.a.O. 89ff., Mezler-Andelberg
a.a.O. 534ff., Klaar
a.a.O. 118ff. und Gesch. d. Abtei St. Lambrecht 9ff. Die Theorie Klaars a.a.O., bes. 129ff. u. 134, über die Motive, die Hz. Heinrich zu der
umfangreichen Dotation veranlasst hatten (Begründung der
eppensteinischen Herrschaft in Kärnten), wird von Dopsch
in Bl. f. Heimatkunde (Steiermark) 46,128f. zurückgewiesen.
Unerklärlich ist die Behauptung Engels’ in DA 27,397 mit Anm. 109 u. 110 (Nachdr. in Ders., Stauferstudien 56), die DDKo.III.200–202 von 1149 Mai 15–23 (aber
nicht “nur hier”, sondern gilt auch für die von Engels
übersehenen DD.198 u. 199 von Mai 8 u. 14!) hätten für die
Erweiterung der Intitulatio um
sue regalis prosapie (außer in der eigentlichen Intitulatio in DD.201 u. 202 auch in der
Publikatio, in DD.200 u. 201 auch in der Signumzeile und in DD.198 u.
200–202 auch in der Datumzeile) das D.117 als Vorbild genommen, obwohl
die Phrase weder in unserem D. noch in einem anderen D. Heinrichs V.
(aber auch keinem Diplom der älteren Salier oder Lothars III.)
anzutreffen ist! Dass es sich um kein bloßes Versehen handelt, ergibt
sich daraus, daß Engels
diesen vermeintlichen “Zufallsfund” der Kanzlei (vorgeblich in D.117)
damit zu erklären sucht, dass Abt Wolfram von St. Lambrecht, der
Empfänger des in Salzburg ausgestellten D.Ko.III.201 (s. oben), schon
in dem angeblich “ersten” Diplom mit dieser Phrase, dem in Friesach
ausgestellten D.200 für Kl. Moggio, als Zeuge genannt ist, der “also
mit dem Diplom Heinrichs V. [D.117] dem Königshof entgegengeeilt”
gewesen sei (bis in das friaulische Gemona, wo D.198, gleichfalls für
Kl. Moggio, ausgestellt wurde?)!
– Die von Stumpf
als Reg. 3101 verzeichnete, in zwei Ausfertigungen überlieferte
(Stiftsarchiv Urk.-Rep. I no
9 = NUU.I u. II; davon nur NU.II bei Zahn
a.a.O. 117 no
99 gedruckt), um 1200 gefälschte “Stiftungsurkunde” Hz. Heinrichs,
die nach eigener Aussage am selben Tage wie D.117,
presentia et nutu [nur II:
et auctoritate] Hainrici imperatoris, ausgestellt und durch dieses bestätigt worden sein will (vgl. Text
nach NU.I:
Actum Moguntie [= II; I:
Mang-] …, scriptum XVI. kl. febr., indictione VII. [II:
VI., s. Anm. ad], anno incarnationis dominicę millesimo CXIIII [in I das X später durch Rasur getilgt; II:
CIIII], temporibus Hainrici quarti Romanorum imperatoris augusti,
cuius privilegiis datis loco et tempore prenotato hęc traditio
confirmata invenitur), übernimmt wörtlich und unverändert (zu einer Umstellung vgl. Anm.
a’) die hiesige Intervenienten- als Zeugenliste; Meyer von Knonau
a.a.O. behauptet fälschlich, D.117 biete nur die “nicht ganz
vollständige Zeugenliste von St. 3101” (erklärt sich durch seine
Abhängigkeit von Zahns
Druck des D.117 mit Auslassung von vier Namen, vgl. dazu Anm. o und
s). Zu den beiden Fassungen der Herzogsurkunde vgl. Jaksch
a.a.O. 97f.; zur Hand des Fälschers vgl. Wonisch
a.a.O. 168 (s.a. Fichtenau
a.a.O. 194 Anm. 148 und 219 mit Anm. 107).