Original (ca. 30/31,5 b : 28/28,5 h) im Generallandesarchiv zu
Karlsruhe (A); Rückvermerk des 12. Jh.:
Concanbium inter Brunonem episcopum et fratres maioris ecclesie [andere Hand:] super curiis Iudeorum; darunter von Hand des 12./13. Jh.:
XIII; 14. Jh.:
Super censu III lib. et V sol. de curtibus Iudeorum capitulo Spirensi
de consensu et auctoritate H(einri)ci quarti imperatoris solvendo,
Spira; 15. Jh.:
R(egistra)t(um) libro antiquo privilegiorum sub numero XIII.
Drucke: Würdtwein, Nova subsidia 1,135 kurzer Auszug. – Aus A: Dümgé, Reg. Badensia 121 no
74. – Wirtemberg. UB 1,340 no
269. – Remling, UB von Speyer 1,89 no
81. – Bresslau, Diplomata centum 54 no
39 mit Zusatzbemerkungen S. 177, alle zu 1114.
Reg.: Crollius, Erläuterte Reihe der Pfaltzgraven 197 zu 1114 Sept. 1. – Goerz, Trierer Reg. 330 zu 1114. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,464 no
1665 zu 1113 (nach Stumpf). – Fester, Reg. Baden 1,6 no
44 zu 1114. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,230 no
1088. – Knipping, Kölner Reg. 2,15 no
98, beide zu 1113. – Aronius, Reg. z. Gesch. d. Juden 99 no
216 zu 1104 (Versehen, da im Reg.-Text 1114). – Ehlers, Metropolis 279 no
46 zu 1114 (vgl. aber 127 Anm. 248 und 128: zu 1113; 122 Anm. 226,
132, 190 und 206: zu 1113 oder 1114). – Böhmer
Reg. 2028. – Stumpf
Reg. 3097, beide zu 1113.
Ohne Beteiligung der Kanzlei verfasst und geschrieben von einem mit
den Formen und insbesondere dem Formular eines Diploms sowie der
Diplomschrift ganz unvertrauten Schreiber des Bischofs oder wohl eher
des Domkapitels. Die von Wibel
in AfU 6,258 behauptete Ähnlichkeit der Schrift mit derjenigen einer
Urkunde B. Johanns I. von Speyer von 1103 Febr. 9 (Stumpf
Reg. 2962; Or. im Generallandesarchiv Karlsruhe C 8; Drucke: Remling
a.a.O. 82 no
76 und Roth von Schreckenstein
in ZGO 32,62 no
3; vgl. Acht, Urkundenwesen der Speyerer Bischöfe 287) lässt sich nicht
bestätigen. – Erst recht besteht keine Schriftverwandtschaft mit der
einzigen als Original erhaltenen, in perfekter diplomatischer Minuskel
geschriebenen Urkunde B. Brunos von 1116 (Or. a.a.O. C 12; Druck: Würdtwein
a.a.O. 1,138); mit letzterer gemeinsam hat unser D. nur die
Beschränkung der Elongataschreibung auf den Anfang der 1. Zeile (hier
für die Intitulatio, dort für die Invokatio).
Der im jüngsten Rückvermerk erwähnte
Liber antiquus privilegiorum ist nicht erhalten, ist aufgrund der Numerierung
XIII (zweimal) jedenfalls nicht mit dem keine Eintragszählung aufweisenden
(jüngeren) Codex minor Spirensis von 1280/81 identisch.
Die aus unerfindlichen Gründen nachgetragene (s. Anm. v) Datierung ist
in sich widersprüchlich, da das neben dem Inkarnationsjahr 1114
angegebene 7. Regierungsjahr B. Brunos auf das Jahr 1113 verweist (s.
Anm. 2). Letzterem wäre, mit Böhmer
und Stumpf, allein schon deshalb der Vorzug zu geben, weil ein Irrtum
hinsichtlich des bischöflichen Amtsjahres in Speyer selbst sehr
unwahrscheinlich erscheint. Die Unmöglichkeit des Inkarnationsjahres
1114 in Verbindung mit dem Tagesdatum ergibt sich aber aus der
Zeugennennung des letztmals in D.117 von 1114 Januar 17 am Hofe
nachweisbaren EB. Friedrich von Köln, der sich im Sommer des Jahres
1114 an die Spitze der Aufstandsbewegung gegen Heinrich gesetzt hatte
(vgl. Meyer von Knonau, Jahrb. 6,297ff.; Stüllein, Itinerar 64).
Für das Itinerar ist D.114 übrigens nur bedingt verwertbar; denn ein
von Stumpf
a.a.O. und Stüllein
a.a.O. 59 aufgrund unseres D. ohne weiteres für den 29. August 1113
angenommener Speyerer Aufenthalt des Hofes hat zwar einige
Wahrscheinlichkeit für sich, kann jedoch nicht aus dem Vorhandensein
des an der Urkunde befindlichen, einwandfrei befestigten echten
Siegels abgeleitet werden, da dieses Siegel erst wesentlich später
angebracht wurde: Das Siegelfragment hatten die Herausgeber des
Wirtemberg. UB (a.a.O. 341 Anm. 2) und ebenso Stumpf
(“mit dem Siegelfrgt. des Bischofs Bruno”) dem B. Bruno
zugeschrieben, während Bresslau
a.a.O. eher an ein Kaisersiegel gedacht hatte (“potius imperatoris
videtur esse”), was Wibel
a.a.O. 258 Anm. 2 bestätigte und dahingehend präzisierte, dass das
Fragment “auffallenderweise nicht dem ersten, sondern dem zweiten Kaisersiegel
Heinrichs V., das sonst erst mehrere Jahre später im Gebrauch
nachweisbar ist”, entspreche. Die Identität mit S.4. ergibt sich in
der Tat eindeutig aus dem Faltenwurf des Obergewandes.
Der Zeitpunkt der Einführung dieses neuen Siegels ist sehr ungewiss,
da zwischen dem letzten Beleg für das erste Kaisersiegel (S.3.) an
D.198 von 1117 Januar 3 für S. Severo in Ravenna und dem ersten
datierten Beleg für das zweite Kaisersiegel (S.4.) an D.224 von 1120
Januar 21 eine dreijährige Lücke klafft; es ist aber wohl anzunehmen,
dass das neue Typar erst nach der Rückkehr vom 2. Italienzug im
Spätsommer 1118 in Auftrag gegeben wurde. – Da in der Kanzlei
Heinrichs V., anders als unter Konrad II., Heinrich III. und Heinrich
IV., der gleichzeitige Gebrauch von zwei oder gar mehreren Stempeln
nicht belegt ist (vgl. Bresslau, Handb. 22,574), kann die Besiegelung des D.114 mit S.4. nicht vor 1118 erfolgt
sein.
Warum das vom Empfänger, mit Aussparung eines Platzes für die von der
Kanzlei einzusetzenden Unterfertigungszeilen (s. Anm. v), in Erwartung
eines Besuches des Hofes in Speyer vorbereitete Diplom nicht gleich,
noch im Jahre 1113, die Anerkennung durch die Kanzlei fand, bleibt
unklar; möglicherweise stieß man sich an der – beginnend mit dem
Fehlen einer Invokatio sowie der falschen Devotionsformel und der
fehlenden Ordinalzahl in der Intitulatio und bis zur Datierung
reichend – gänzlich unkanzleigemäßen Form, um dann später, nach dem 2.
Italienzug, bei erneuter Vorlage dennoch die Besiegelung zu gewähren
(zu ähnlich gelagertem Fall vgl. D.261 für Deventer), ohne aber jetzt
auch die Signum- und Rekognitionszeile nachzutragen; in dem gut
ausgeprägten Fragment dürften wir dann übrigens den ältesten Abdruck
des neuen Typars besitzen.
Heidrich
in Die Salier u. das Reich 2,217 mit Anm. 212 macht darauf
aufmerksam, dass die Formulierung
restitueret (Z. ■) mit Bedacht gewählt ist, da nach der Urkunde des B.
Rüdiger/Huozmann von 1084 Sept. 13 (Remling
a.a.O. 57 no
57; zur Urk. vgl. Heidrich
a.a.O. 196ff.), mit der er den Juden einen ummauerten Siedlungsplatz
zuwies, der Zins daraus schon damals für das Domkapitel bestimmt war (locum vero habitacionis … tradidi eis [scil. den Juden] ea condicione, ut annuatim persolvant tres libras et dimidiam
Spirensis monetę ad communem usum fratrum); da das Äquivalent von 1/2 Pfund jedoch 10
solidi sind, vermutet sie in unserem D. (das sie auf 1114 datiert) eine
Verschreibung von
V statt
X (s. Anm. f).
Zur Scheidung zwischen Bischofs- und Kapitelsgut in Speyer sowie zur
diesbezüglichen Stellung des Propstes vgl. Glasschröder
in ZGO 85,484f. – Der unter den Domkanonikern genannte Magister (=
Scholaster) Onulf ist möglicherweise identisch mit dem aus Speyer
stammenden, gleichnamigen Verfasser der “Colores Rhetorici”, vgl. Weber, Domschule von Speyer 35f. (zu ihm s.a. Vorbemerkung zu D.90). – Zu
den Vögten Ekbert (zu ihm s.a. D.87) und Egeno vgl. Doll
in ZGO 117,247ff. – Zu den Kompetenzen des
tribunus s. Arnold, Verf.-Gesch. d. Freistädte 1,84, Koehne, Stadtverfassung 184f. und Doll
a.a.O. 266; in der erwähnten Huozmann-Urk. von 1084 wird er in seinen
Gerichtskompetenzen mit dem Vorsteher der Synagoge verglichen (sicut tribunus urbis inter cives, ita archisynagogus omnem iudicet
querimoniam, quę contigerit inter eos vel adversus eos; vgl. auch das von B. Huozmann erwirkte Schutzprivileg für die
Speyerer Juden DH.IV.411 von 1090 Febr. 19 (S. 547 Z. 20f.):
… ab eo, qui ex parte episcopi preest synagoge, iuxta legem suam
cogatur …). – Die sicher nach Speyer gehörigen drei Schlusszeugen, von denen
Gerungus auch in D.90 begegnet, werden von Doll
a.a.O. 257 sowie von Krey, Bischöfl. Herrschaft 60 als Speyerer Ministerialen bezeichnet; zur
Speyerer Familie der Anselme vgl. ausführlich Krey
a.a.O. 59ff..