Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<109.>>

Heinrich bestätigt dem Marienstift in Aachen die Schenkung des Hofes Walhorn durch Ks. Heinrich IV. und bestimmt, dass die Kanoniker daraus jährlich zum Jahrtag seines Vaters ein Pfund erhalten sollen.

Worms, 1112 November 30.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 48,5/49 b : 50,5/52 h) im Hauptstaatsarchiv zu Düsseldorf (A); Rückvermerke des 14. Jh.: Confirmatio domini .. Heinrici quarti imperatoris augusti de Harne cum omnibus suis appendiciis universis; secunda littera; in XXII. cista.

Drucke: Aus Chartular von 1192: Ritz in Allg. Archiv 10,224 no 24 unvollständig. – Reiffenberg, Chronique de Philippe Mouskès 1,559 app. no 11 unvollständig. – Aus Chartular des 13. Jh.: Quix, CD Aquensis 1,18 no 26. – Aus A: Lacomblet, Niederrhein. UB 1,177 no 273. – Aus Chartular von 1192: Ernst, Histoire du Limbourg 6,120 no 34 unvollständig. – Aus A: Meuthen, Aachener Urk. 167 no 21. Reg.: Erhard, Reg. Westf. 1,221 no 1382. – Wauters, Table chronol. 2,62. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,462 no 1655. – Fester, Reg. Baden 1,5 no 32. – Stumpf Reg. 3092.

Verfasst und geschrieben von Notar Adalbert A (s. Hausmann, Reichskanzlei 65 no 49), der mit D.109 in seinen Datierungen endgültig auf die Angabe der Ordinationsjahre verzichtet, vgl. Vorbemerkung zu D.106. Die Gedanken der Arenga kehren zum Teil wörtlich in dem von ihm verfassten D.148 wieder, vgl. Pivec in MÖIG 51,28 und Fichtenau, Arenga 127f.

D.109 spiegelt sowohl durch die Nennung des Arnoldus capellanarius in der Intervenientenliste als auch durch die Formulierung der Rekognitionszeile die durch den Sturz EB. Adalberts von Mainz (s. D.110) eingetretenen Veränderungen in Kanzlei und Hofkapelle wider, deren beider Leitung – und Revenuen – er auch als Erzkanzler nicht aus der Hand gegeben, aber jetzt ebenfalls verloren hatte: Das bisher vakante deutsche Kanzleramt übernahm der Straßburger Dompropst Bruno von Zollern, der auch in der Folge bis einschließlich D.145 von 1115 (Okt.)/Nov. 1 alle Diplome für deutsche Empfänger (ausnahmsweise auch statt des sonst rekognoszierenden italienischen Kanzlers Burkhard das D.143 für Cremona) in der einfachen Form wie in D.109, ohne Nennung des Erzkanzlers, rekognoszierte, ehe ab D.147 von 1115 Dez. 13 nach Adalberts Rehabilitation die Rekognition wieder, mit wenigen Ausnahmen (s. DD.153, 186, 223 mit Kurzformulierung wie D.109), wie früher mit Angabe der Stellvertretung des Erzkanzlers erfolgte.

Die Erledigung der unmittelbaren Kanzleigeschäfte hatte Adalbert zu seiner Entlastung im Frühjahr 1112 dem bis zuletzt als einfacher Kaplan der Hofkapelle anzusehenden Arnoldus übertragen, der zwischen 1112 März 26 und Oktober 16 (DD.100 … 108; DD.103/104 sind ohne Rekognitionszeile, D.102 ist nochmals von Adalbert selbst rekognosziert), ohne jeden Titel, in Vertretung Adalberts rekognosziert hatte.

Arnold übernahm nun nach Ausweis von D.109 die aus Adalberts Hand genommene Leitung der Hofkapelle, zusammen mit der damit als Ausstattung verbundenen Würde eines Propstes des Aachener Marienstiftes, vgl. dazu Hausmann a.a.O. 80ff. und Meuthen, Aachener Pröpste 27f. Die Verleihung des D.109, das Arnold erstmals in beiden Ämtern nennt, kann als Belohnung für seinen bisherigen Hofdienst betrachtet werden.

Die Schenkung Walhorns durch Heinrich IV. war mit dessen D.254 von 1072 April 27 erfolgt; mit DH.IV.283 von 1076 April 21 hatte er auch die in der Pertinenzliste von D.109 genannte Vogtei zu Walhorn und an zwei weiteren Orten geschenkt, und mit DH.IV.458 von 1098 Febr. 10, in dem Heinrich V. an erster Stelle als Intervenient genannt ist (ob interventum dilecti filii nostri Heinrici regis; vgl. Stumpf Reg. 2943 und vor Reg. 3006 zu 1099), beide Schenkungen bestätigt.

Bei der Abfassung von D.109 hat der Notar, mit leichter Umstellung und geringen Auslassungen, aber Einfügung der advocatia, nur die Pertinenzlisten der Diplome Heinrichs IV. herangezogen, wovon die unten in Anm. f mitgeteilte aus DH.IV.254 in D.458 wörtlich wiederholt, in D.283 leicht variiert ist; Meuthen, Aachener Urk. verneint die Benützung der drei Diplome als Vorurkunden. – Umgekehrt diente D.109 neben dem DH.IV.458 als teilweise Vorurkunde des DKo.III.4 von 1138 April 10 (= NU.) über die Restitution der genannten Besitzungen.

Zu Walhorn s. Nolden, Besitzungen u. Einkünfte d. Aachener Marienstifts 237ff. Die Dotation von Heinrichs Todestag u.a. mit Harna ist unter Nennung der verfügbaren Summe (marca statt libra) zum 7. August im Totenbuch des Marienstiftes notiert (s. Vorbemerkung bei MEUTHEN a.a.O.). – Bei Meuthen a.a.O. ist, unter Berufung auf Meyer von Knonau, Jahrb. 6,259, Herimannus marchio fälschlich mit dem Grafen Hermann von Winzenburg identifiziert, vgl. dazu Vorbemerkung zu D.127.

(C.) In nomine sanctae et individuae trinitatis. Heinricus divina favente clementia quartus Romanorum imperator augustus. Considerantes, quod conditio huius lubrici seculi brevis sit et incerta, statuimus in hac valle lacrimarum serere, quod in futuro cum gaudio sit metendum. Quapropter exemplo predecessorum nostrorum et precipue parentum nostrorum imperatorum, qui decorem ecclesię quamplurimum dilexerunt, cultum dei ampliandum, ubi et quantum possumus, decrevimus. Notum itaque facimus omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus, qualiter curiam Harnam, quam pater noster Heinricus beatę memorię tercius imperator ęcclesię sanctę dei genitricis Marię, quę est Aquisgrani, delegavit, eandem nos ammonitione et rogatu principum nostrorum et catholicorum virorum, videlicet Brvnonis Treuerensis archiepiscopi, Harthvici Ratisponensis episcopi, Ottonis Bauembergensis episcopi, Erlvngi Werceburgensis episcopi, Bvrchardi Monasteriensis episcopi, Arnoldi capellanarii nostri et predictę ęcclesię prepositi, Godefridi comitis de Caloen, Herimanni marchionis et aliorum multorum, delegamus cum omnibus appendiciis suis, scilicet mancipiis, advocatia, agris, pratis, pascuis, areis, silvis, venationibus, piscationibus, aquis aquarumve decursibus, molis, molendinis, viis et inviis, exitibus et reditibus, cum adquisitis et adquirendis, et delegando imperiali nostra auctoritate corroboramus et confirmamus, ea videlicet ratione, ut singulis annis in exequias (!) patris nostri Heinrici pii augusti ad refectionem fratrum libra una de supradicta curia persolvatur. Ut autem hoc ab omnibus credatur et omni tempore inviolabiliter observetur, hanc cartam inde conscriptam et manu propria corroboratam impressione nostri sigilli insigniri iussimus.

Signum domni Heinrici quarti Romanorum imperatoris invictissimi. (M.9.)

Bruno cancellarius recognovit. (SI.[3.])

Data II. kl. decembris, indictione Vta, anno dominicę incarnationis millesimo CXII, regnante Heinrico quinto rege Romanorum anno VI, imperante II; actum Warmacię; in Christo fęliciter amen.