Heinrich schickt mit einem Schreiben ausgestattete Abgesandte zur Synode von Vienne.
(vor 1112 September 16).
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Stumpf Reg. –.
In dem von der Synode von Vienne, auf der erneut die Verdammung des “Pravilegs” ausgesprochen und darüber hinaus Heinrich exkommuniziert wurde, von EB. Guido von Vienne als päpstlichem Legaten und den an der Synode teilnehmenden (französisch-burgundischen) Bischöfen und Äbten an P. Paschal II. gesandten Synodalbrief mit der Bitte um Bestätigung der Beschlüsse (folgender Auszug nach Schilling, Guido von Vienne 369 Anm. 82; vgl. ebenda 672 Reg. 125): Affuerunt legati regis, litteras bullatas quasi ex parte vestra ad eum missas audacter et publice pretendentes, in quibus erga eum vester bonus affectus pacis et concordie et perfecte amicitie significabatur, quas nimirum litteras post concilium, quod in preterita ultima quadragesima Rome celebrastis [Lateran 1112 März 18–23; Const. 1,570 no 399 u. 400; s. JL nach no 6310], se recepisse et sibi missas idem rex testabatur. Cumque super hiis multa nobis incuteret admiratio, memores tamen litterarum illarum, quas humilitati nostre [= Guido], illarum etiam, quas Gerardo Engolismensi episcopo et vestre sedis legato de bona iustitie perseverantia miseratis …
Zur am 15. September 1112 eröffneten Synode und der zurückhaltenden Reaktion des Papstes in seinem Schreiben an Guido und die Synodalen von 1112 Oktober 20 (JL 6330; Schilling a.a.O. 673 Reg. 126*) vgl. u.a. Meyer von Knonau, Jahrb. 6,242ff., McKeon in Medievalia et Humanistica 17,10ff., Servatius, Paschalis II. 319ff., Schilling a.a.O. 362ff. – Bei den erwähnten Paschal-Briefen an Guido und B. Girard von Angoulême handelt es sich vermutlich um JL 6313 und 6327 mit Informationen über die Ergebnisse des Laterankonzils (vgl. Schilling a.a.O. 364 Anm. 61; ein weiterer Brief Paschals an Guido, JL 6325, der früher, z.B. von Meyer von Knonau a.a.O. 241f., gleichfalls zu 1112 datiert wurde, gehört nach Schilling a.a.O. 383ff. in das Jahr 1116).
Zu B. Girard von Angoulême, päpstlicher Legat in Aquitanien, der übrigens an der Synode von Vienne nicht teilgenommen hatte (s. Schilling a.a.O. 365f.), vgl. Schieffer, Legaten 184ff. u. 218ff., Janssen, Legaten 5ff., Servatius a.a.O. 310ff.; er hatte auf dem Laterankonzil die Verdammung des “Pravilegs” verlesen (s. Const. 1,571 Z. 36ff.; Meyer von Knonau a.a.O. 235) und war außerdem mit der Mission betraut worden, Heinrich V. die Konzilsbeschlüsse mitzuteilen (s. Meyer von Knonau a.a.O. 235f. und Servatius a.a.O. 311).
Von dem in Vienne vorgelegten – in den Augen der Synodalen angeblichen (quasi … pretendentes) – Papstbrief (littere bullate; Servatius a.a.O. 322 Anm. 118 und Schilling a.a.O. 369 Anm. 82 übersetzen dies pluralisch) an Heinrich aus dem Jahre 1112 (post concilium) ist sonst nichts bekannt; zu dem mit April 1111 einsetzenden, offenbar sehr intensiven Briefwechsel zwischen Paschal und Heinrich, den die Synodalen von Vienne jedenfalls für die Zukunft unterbunden sehen wollten (s. Meyer von Knonau a.a.O. 244, Servatius a.a.O. 322f.), vgl. Vorbemerkung D.*81.
Das den Gesandten mitgegebene Schreiben Heinrichs, das aus dem idem rex testabatur zwingend zu erschließen ist und das zweifellos propagandistische Ziele verfolgte, erinnert mit dem (als “Zitat” aus Paschals littere bullate sicher in ihm enthaltenen) Hinweis auf das gute Einvernehmen zwischen Papst und Kaiser an die Gedanken in Heinrichs Briefen an B. Hartwich von Regensburg aus den Jahren 1116 und 1117 (DD.185 und 200; s. Servatius a.a.O. 333f.).