Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<†101.>>

Unecht.

Heinrich bestätigt dem von dem Pfalzgrafen Heinrich gegründeten Kloster Maria Laach die von diesem und seinem Nachfolger Siegfried geschenkten Besitzungen, (nimmt es in seinen Schutz?) <und verfügt die Absetzbarkeit des Vogtes>.

Münster, 1112 April 25.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Angebliches Original des 12. Jh. (ca. 48/50 b : 58,5/59 h) im Landeshauptarchiv zu Koblenz (A); Rückvermerk vom Ende des 12. oder Anfang des 13. Jh.: Confirmatio bonorum nominatim expressorum a rege Henrico.

Faks.: Kaiserurk. in Abb. Lief. 4 Taf. 26.

Drucke aus A: Dokumentirte Nachricht den Flecken Bendorff betr. 154 no 21. – Acta Palat. 3,126 no 30. – Günther, CD Rheno-Mos. 1,177 no 84. – Beyer, Mittelrhein. UB 1,481 no 421. – Jaffé, Dipl. quadr. 41 no 32. – Heinemann, CD Anhalt. 1.1,144 no 180. – Posse, CD Sax. regiae 1.2,29 no 34 unvollständig. Reg.: Raumer, Reg. Brandenburg. 1,130 no 725. – Erhard, Reg. Westf. 1,220 no 1378. – Wegeler, Kloster Laach CD 5 no 3. – Mittelrhein. UB 2,673 no 468. – Wauters, Table chronol. 2,60. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,461 no 1649. – Böhmer-Will, Mainzer Reg. 1,245 no 18. – Fester, Reg. Baden 1,5 no 27. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,228 no 1079. – Knipping, Kölner Reg. 2,13 no 88. – Böhmer Reg. 2017. – Stumpf Reg. 3085.

Das Original der echten Vorlage, von der das unbeschädigte Siegel sorgfältig auf das Falsum übertragen wurde (s. Anm. k”), war verfasst und geschrieben von Notar Adalbert B; vgl. Hausmann, Reichskanzlei 71 no 4. Seinem Diktat entspricht vor allem die Formulierung der Datierung, die genau mit derjenigen der Fassung A2 des zwei Tage jüngeren D.102 übereinstimmt, lediglich das dort fehlende eius nach imperii vero hat seine Entsprechung allein in Fassung A1 (vgl. dortige Vorbemerkung); bei der falschen Indiktionsziffer I (s. Anm. 3) handelt es sich daher mit Sicherheit um die bloße Verlesung der vom Notar in DD.102–104 immer verwendeten richtigen V (zuvor in DD.98 u. 100 die für 1111 richtige IIII). Dass der Notar auch der Mundator des verlorenen Originals war, zeigt sich zunächst in einigen Äußerlichkeiten: Die Aufteilung der Datierung auf 3 Zeilen (s. Anm. l”) findet sich auch in Fassung A1 von D.102; die Eröffnung des Kontextes schon in der 1. Zeile hat eine gewisse Parallele in D.98, wo allerdings bis zum Ende der Zeile Elongata verwendet ist, während der Kontext hier mit Normalschrift einsetzt. – Außerdem ist der Fälscher bemüht, die graphischen Zeichen (zum Chrismon s. Anm. a) sowie die Elongata der Vorlage nachzuahmen, so mit der Schrägstellung der beiden Schäfte des offenen a und mit der allerdings übertriebenen Zackung der d-Rundung. – In der Kontextschrift hingegen, in der er weitgehend auf Nachahmung des Vorbildes verzichtet (so ist immer ein anderes dipl. Kürzungszeichen verwendet), schlagen die eigenen Schreibgewohnheiten des Fälschers durch: Neben überwiegendem und dem Vorbild entsprechenden langen s und geradem d begegnet öfters rundes s (außer am Wortende auch am Anfang und in der Mitte eines Wortes) und rundes unziales d; das für Adalbert B typische g mit Öse in der offenen Unterlänge ist regelmäßig durch eine gedrängte, einer 8 ähnelnde Form mit dicht an die Kopfrundung gerückter geschlossener Unterlänge ersetzt; vor allem aber sind die oberen Ansätze der Schäfte der Mittelbandbuchstaben (i, u, r, erste Schäfte von m und n) sowie von p fast ständig teils spachtelförmig, teils gegabelt gestaltet.

Alle diese Merkmale sprechen für Entstehung der Fälschung im ausgehenden 12. Jh. In Textband zu KUiA 81ff., wo er die wesentlichen Fälschungskriterien zusammenstellte, beschied sich Bresslau mit der Angabe der 2. Hälfte des 12. Jh. als Entstehungszeitraum. Inhaltliche Anhaltspunkte für eine engere zeitliche Eingrenzung fehlen; die erstmalige ausdrückliche Erwähnung Heimbachs (s. Anm. d’) in einer Urkunde von 1179 (Beyer a.a.O. 2,79 no 38: feoda … ad curtem …, quę est in Bettendorph et in Heimbach; vgl. weiter unten), auf die Schippers in Trier. Archiv 15,71 (s. auch 64) und in seiner neuen Untersuchung des D. † 101 Resmini in Jahrb. f. westd. Landesgesch. 11,40ff. (bes. 42, s. auch 39) als Terminus post quem verweisen, liegt sicher etliche Jahre vor der Fälschung, weshalb Resmini a.a.O. 54 sich letztlich mit einer Datierung auf Ende 12./Anfang 13. Jh. begnügt. – Eine exakte Datierung wäre möglich, wenn die Behauptung Oppermanns in Rhein. Urk.-Studien 1,377ff. zuträfe, die Hand des Fälschers von D. † 101 sei identisch mit der des Schreibers zweier Urkunden von 1196 (Beyer a.a.O. 2,192f. no 150 u. 151); diese Gleichsetzung hat Resmini a.a.O. 41 mit Anm. 155–158 (s. auch 4f.) mit Recht verworfen, aber (a.a.O. Anm. 158) eine gewisse paläographische Nähe zu einer der beiden Urkunden (Beyer no 150) zugestanden.

Der Kontext des Falsum weist eine äußerst mangelhafte Gliederung sowie Diktatunregelmäßigkeiten auf, was größtenteils darauf zurückzuführen sein wird, dass der Fälscher mehrere spätere Urkunden verarbeitete, wobei ohne Not ganze Formularteile des ursprünglichen Textes ausgetauscht oder weggelassen wurden (vgl. dazu weiter unten). Drei dieser Urkunden sind schon bei Bresslau a.a.O. benannt: Die undatierte Urkunde des 1113 März 3 gestorbenen Pfalzgrafen Siegfried von ca. 1112 (Beyer a.a.O. 1,487 no 425 = VU.III), das DKo.III.8 von 1138 (April 17/23) (= VU.I) und das DF.1.6 von 1152 April 20 (= VU.II); als zusätzliche Vorurkunde nennt Resmini a.a.O. 42 das Privileg P. Innocenz’ II. von 1139 März 23 (JL 7956; Germ. pont. 10.1,335 no 3; Beyer a.a.O. 1,560 no 506 = VU.IV); für eine einzelne Formulierung ist schließlich noch die Urkunde EB. Arnolds von Köln von 1146 Februar 4 (Beyer a.a.O. 1,587 no 530 zu 1144; Knipping a.a.O. 2,75 no 442 zu 1146 = VU.V) herangezogen. Wie weit die im Text von D. † 101 erwähnte Gründungsurkunde des Pfalzgrafen Heinrich († 1095) von 1093 (Beyer a.a.O. 1,444 no 388) Verwendung fand, lässt sich nicht mehr ermitteln, da sie nur in offenbar erst im Jahre 1209 entstandener verfälschter Gestalt vorliegt; vgl. Schippers a.a.O. 53ff. (bes. 72ff.) und Resmini a.a.O. 9ff. Eine Benützung wäre auszuschließen, wenn beider Annahme (Schippers a.a.O. 66 u. 70f.; Resmini a.a.O. 15 u. 17) zuträfe, dass die ursprüngliche Gründungsurkunde in der 2. Hälfte des 12. Jh. überhaupt nicht mehr existierte und für die Neuanfertigung der Fälschung nicht mehr zur Verfügung stand, was uns jedoch nicht erwiesen erscheint (S. 17 zieht Resmini denn auch in Betracht, dass das Original “von Laach unterdrückt” worden sei). Ihrerseits weist die Fälschung von 1093 nur geringe Anklänge an D. † 101 auf (vgl. Anm. g und o’), übernahm aber wörtlich die (verfälschte) Liste der Heinrich-Schenkungen (s. Anm. a’; vgl. Paralleldruck bei Schippers a.a.O. 71; Resmini a.a.O. 17 u. 36f. Anm. 135).

Im Druck haben wir zwar alle Übereinstimmungen mit den genannten fünf Urkunden durch Petitsatz gekennzeichnet. Doch kommt es einem Vexierbild gleich, will man zu klären versuchen, inwieweit das noch unverfälschte D. † 101, das selbst in keiner von ihnen erwähnt wird, diesen späteren Urkunden seinerseits als Vorurkunde gedient hatte, also gewisse Textstellen direkt aus dem echten Diplom geschöpft waren und die vermeintlichen Vorurkunden in Wirklichkeit teilweise Nachurkunden darstellten. – Man wird dies am ehesten und hauptsächlich für den auch durch VU.I vermittelten ersten Teil annehmen dürfen, der mit der durch D. 102 gedeckten Intervenientenliste endet, wohingegen Resmini a.a.O. 15 Anm. 66 (s. auch 17 Anm. 73 und 42 Anm. 159) ohne Begründung die Narratio uneingeschränkt für aus VU.I übernommen erklärt (zu seiner in Einzelheiten unzutreffenden Ansicht über die aus dem echten Diplom stammenden Partien insgesamt vgl. a.a.O. 43 Anm. 164). Auf unmittelbare Benützung des verlorenen Originals dürfte auch hinweisen, dass der Kontext, anders als in VU.I, wie die meisten von Adalbert B verfassten Diplome ohne Arenga (zu ihr vgl. weiter unten) eröffnet wird (vgl. DD.100, 102, 103); andererseits scheint VU.I an einigen Stellen den ursprünglichen Wortlaut getreuer als das Falsum selbst bewahrt zu haben (vgl. z.B. Anm. l und p).

Ebenfalls aus dem echten Diplom stammt wohl die Passage über die Zusatzdotation durch Siegfried, da für sie nochmals auf die Intervenientenliste zurückverwiesen wird. Schließlich enthielt das echte Diplom, das vermutlich nur eine Besitzbestätigung beinhaltet hatte, gerade deshalb auch die auf Pfalzgraf Heinrich zurückgeführten und vermutlich aus dessen noch unverfälschten Gründungsurkunde geschöpften und auch wieder in der Urkunde Siegfrieds (VU.III) aufgezählten Besitzungen, da deren Bestätigung der Gegenstand der in Gegenwart der Intervenienten geäußerten Petitio Siegfrieds (s. Z.■ – ■: postulavit … confirmari) gewesen war.

Wir beschränken uns im Druck darauf, nur die unseres Erachtens mit Gewissheit nicht aus dem echten Diplom geschöpften Stellen durch spitze Klammern als interpoliert zu kennzeichnen: (1) Als Interpolation verrät sich in erster Linie durch seine Einkleidung in eine wörtliche Entlehnung aus VU.IV der – zusätzlich mit einer Formulierung aus VU.V angereicherte – Passus über den Vogt, in dem Resmini a.a.O. 43 zu Recht das eigentliche Motiv der Fälschung erblickt.

(2) Hinsichtlich der Korroboratio sind Hausmann in Vorbemerkung zu DKo.III.8 sowie Resmini a.a.O. 43 Anm. 164 (Punkt 4: “Das Eschatokoll ut autem … bis Amen”) fälschlich der Meinung, sie gehöre schon zum echten Diplom und sei von dort in das DKo.III.8 übernommen. Zwar ist eine gleichförmige Korroboratio weder in den Diplomen Heinrichs V. noch Konrads III. ein weiteres Mal anzutreffen, doch hatte zuvor Bresslau a.a.O. 83 aus der Verwendung des für Heinrich unpassenden Begriffs regia die Priorität des DKo.III.8 gefolgert. Seine Bemerkung über die für die Zeit Heinrichs V. auffallenden Ausdrücke, für die sich “gerade in den Diplomen aus den beiden ersten Jahren [1138/9] Konrads” Analogien fänden, bezieht sich wohl, neben regia auctoritas (z.B. in D.2) und regius bannus (z.B. in D.6), in erster Linie auf das per omnem successionem temporum in dem wie die beiden anderen Diplome von Notar Arnold A verfaßten D.4 (s. dazu noch weiter unten; vgl. analog per succedentia tempora in DD.3 und 26).

Es gibt aber nun einen eindeutigen Beleg dafür, dass das echte Diplom eine ganz anders lautende Korroboratio besaß, die im Falsum aus unerfindlichen Gründen vollständig gegen die Formulierung des DKo.III.8 ausgetauscht wurde: Die Urkunde Pfalzgraf Siegfrieds (VU.III) war von Oppermann a.a.O. 371ff. als eine zur Erwirkung von VU.IV von 1139 hergestellte Fälschung aufgrund der echten Siegfried-Urkunde gewertet worden; gegen Oppermanns Verdachtsgründe, zu denen namentlich die Verwendung eines Hängesiegels zählt, hatte Resmini a.a.O. 19ff. einen weitschweifigen, aber verfehlten Rettungsversuch unternommen; er hatte dabei jedoch einerseits den Hinweis Bresslaus a.a.O. 82 auf die, eine Originalität der Siegfried-Urkunde in der vorliegenden Gestalt ausschließende falsche Lesung milites statt mansos (s. Anm. i’), vor allem aber eine fundamentale kompositorische Schwäche übersehen: Während in der ganzen Urkunde bis zur die Dispositio abschließenden Nennung der eigenen Schenkungen Siegfrieds (Beyer a.a.O. 488 Z. 25) konsequent die 1. pers. sing. verwendet ist (vgl. Zitate in Anm. a’ und i’), erfolgt noch in der 25. Zeile unvermittelt ein Wechsel zur 1. pers. plur., der auch in der Korroboratio (Z. 29ff.) beibehalten ist.

Da nun diese Korroboratio von VU.III mutatis mutandis (vgl. Hinweise auf Varianten gegenüber D.102 in Anm. y”ff.) dem Diktat des Adalbert B entspricht, kann es keinem Zweifel unterliegen, dass sie dem echten Original von D. † 101 entnommen ist, weshalb wir uns für berechtigt hielten, ihren Wortlaut in Spaltdruck neben die des Falsum zu setzen.

Uns scheint darüber hinaus außer Frage zu stehen, dass die Siegfried-Urkunde auch die der Korroboratio vorangehende, an seine Schenkungen anschließende Pertinenzformel (a.a.O. 25ff.; gleichlautend in der Fälschung von 1093, dort hinter Heinrichs Schenkungen und vor Datierung und Korroboratio), die sich wie eine Kombination der Fassungen A1 und A2 des D.102 liest, aus dem echten D. † 101 entnommen hat, die wir deshalb, als weiteren Baustein für die Rekonstruktion des echten Textes, hier mitteilen (Übereinstimmungen mit D.102 in Petit): Hęc inquam[!] beatę Marię tradidimus [sicher Ersatz für ein confirmavimus des echten D. † 101; 1093: tradidi] cum omnibus appenditiis suis [so D.102/A2; in A1: cum omni iusticia ad id pertinente; das suis fehlt 1093], idest [A1: hoc est; fehlt A2] cum utriusque sexus mancipiis [so A1; in A2 nur mancipiis an anderer Stelle], * ędificiis, areis, exitibus et reditibus, agris, * quesitis et inquirendis, pratis, pascuis, viis et inviis, aquis aquarumque decursibus, molis, molendinis, piscationibus, vineis, vinetis [= für Laacher Besitz angezeigte Erweiterungen], silvis * ac [1093: atque] cum omni utilitate, quę ullo modo inde provenire poterit; die Pertinenzliste von VU.I lautet ganz anders, aber mit gleicher, aus dem echten Original von D. † 101 übernommener Schlussformel (dort auch hoc est).

Der folgende, als offensichtlicher und deplazierter Nachtrag zwischen Korroboratio und abschließender Zeugenliste der Siegfried-Urkunde eingeschobene Satz, in dem derselbe Numeruswechsel wie zu Beginn der Pertinenzliste begegnet, ist möglicherweise die Kompensation für ein in der Pertinenzliste des echten D. † 101 (wie in D.102, dort nach silvis) vorhanden gewesenes venationibus, das vom Fälscher versehentlich ausgelassen worden war: Postremo, ut nullum scrupulum dimittam, determinandum est, quid ei in venatione concessimus: tam abbas quam advocatus sibi venari poterunt.

Unentschieden bleibt, ob schon die echte Siegfried-Urkunde die aus D. † 101 übernommene Pertinenzliste und Korroboratio enthalten hatte, dann wäre sie jünger als dieses und mit Resmini a.a.O. 19 Anm. 79, der dafür andere, im Verhältnis Siegfrieds zu Heinrich V. beruhende Gründe anführt, auf die zweite Jahreshälfte 1112 zu datieren, oder ob die Übernahme erst bei der späteren Verfälschung erfolgte, wofür der Numeruswechsel sprechen könnte, dann ergäben sich mit Resmini a.a.O. die Jahre 1111–1112 als möglicher Ausstellungszeitraum; für die spätere Datierung spricht jedoch, dass in D. † 101 noch keine Urkunde Siegfrieds erwähnt wird, vielmehr seine Zusatzschenkung als gleichzeitig mit der Ausstellung von D. † 101 erscheint.

(3) Die als Ersatz einer am Textbeginn fehlenden (s. oben), hier (Z.■ – ■) an deplazierter Stelle und mit der nichtssagenden kausalen Anknüpfung Quia vero … nachgelieferte Arenga erweist sich schon dadurch als Interpolation, dass sie höchst ungeschickt aus VU.I und der nur an dieser Stelle herangezogenen VU.II zusammengestückelt ist, wobei nicht einmal die in beiden VUU. auf das Königtum ihrer Aussteller bezüglichen Begriffe ausgetauscht wurden, sogar das regia von VU.II lediglich zu regali geändert wurde (s. Anm. y), statt es durch das kurz zuvor (Z. ■) verwendete imperiali zu ersetzen; während übrigens die Anleihe bei VU.II wenigstens aus deren Arenga genommen ist, beinhaltete der aus dem Kontext von VU.I bezogene erste Teil dort, wie schon bei Bresslau a.a.O. 83 festgestellt, eine reine Zeitangabe. Interpoliert ist aber auch der der Arenga vorangehende, an die Petitio anknüpfende Kausalsatz mit gleichfalls arengenartigem Gedanken (eo quod …, Z. ■f.), in dem das traditione (statt confirmatione) ganz sinnlos ist und das per successiones temporum offensichtlich eine Entlehnung aus der Formulierung der Korroboratio von VU.I (und A) darstellt (s. oben).

(4) Die Interpolation von Bendorf (und Heimbach) ergibt sich daraus, dass das Kloster im Jahre 1112 nicht mehr im Besitz dieser, sicher in der echten Urkunde von 1093 enthalten gewesenen (s. Resmini a.a.O. 16f.) Schenkung des Pfalzgrafen Heinrich (vgl. DF.I.6 ausdrücklich: ex donatione Henrici palatini comitis) war: Nachdem Pfgr. Siegfried – jedenfalls vor 1105 – darüber zugunsten Heinrichs IV. verfügt hatte (s. Anm. q), hatte aufgrund dessen Heinrich V. mit D. 150 die curtis nostra Bettendorf seinem Vasallen Anselm von Molsberg zu Lehen gegeben; dass in der Restitutionsurkunde Konrads III. von 1138 (VU.I) diese Verlehnung unerwähnt blieb, war vermutlich der Grund dafür, dass nach Aussage des DF.I.6 von 1162 (VU.II) noch unter Konrad III. (tempore patrui nostri Cůnradi) Anselms Sohn Heinrich von Molsberg sich den Hof wieder gewaltsam aneignete, und zwar unter Berufung auf seine Lehnsansprüche (sub occasione beneficii), für die Barbarossa bei seiner endgültigen Restitution eine Geldabfindung zahlen musste. Vgl. dazu zuletzt Kölzer, Studien 213ff., der dort die Hypothese Resminis a.a.O. 36ff. verwirft, dass in DKo.III.8 und in DF.I.6 zwei verschiedene Höfe gemeint seien, die Restitution Konrads III. also gleich in Kraft getreten sei (vgl. dazu Kölzer a.a.O. 214 Anm. 304).

Zutreffen könnte hingegen RESMINIs Annahme (a.a.O. 38f.), dass das unmittelbar nw. Bendorf gelegene Heimbach, über dessen Erwerb nichts bekannt ist und das erstmals im Jahre 1179 ausdrücklich als Klosterbesitz genannt wird (s. oben), ein Bestandteil der einen größeren und erst später aufgeteilten “Herrschaftsverband Bendorf-Heimbach” umfassenden Bendorf-Schenkung Pfgr. Heinrichs war; in dem oben mitgeteilten Zitat aus der Urkunde von 1179 erscheinen jedenfalls Bendorf und Heimbach als eine einzige curtis; und auf eine relative Größe dieser curtis verweist auch die Tatsache, dass das mit D.490 von 1105 Nov. 24 von Heinrich IV. an Kl. Siegburg geschenkte predium, quod habuimus in villa, quę dicitur Bettindorp, wohl gleichfalls Bestandteil des von Siegfried an Heinrich IV. übertragenen Komplexes war, zu dem auch die Güter (bona) des Marienstiftes zu Utrecht in der villa Bendorf gehört haben dürften, die Barbarossa mit seinem D.609 von (1173) Dez. 3 gegen Übergriffe in Schutz nahm; zu diesem wohl als ursprüngliches Reichsgut in pfalzgräflichem Besitz befindlichen Herrschaftsgebiet vgl. Dt. Städtebuch 4.3,88 u. 90f.

Bei zwei weiteren Stellen ist ebenfalls in Betracht zu ziehen, aber nicht erweislich, dass es sich um Interpolationen handeln könnte: In der an die interpolierte Arenga (s. Punkt 3) anschließenden Schutzverleihung (eandem ecclesiam … suscipimus, Z. ■f.) irritiert wiederum das unpassende regie, bei dem kaum angenommen werden kann, dass es unter dem Einfluss der mehrfachen Verwendung paralleler Begriffe im vorangehenden Abschnitt ein ursprüngliches imperialis verdrängt hätte; wenn das Original nur eine Besitzbestätigung enthielt (s. oben), könnte vor dem inhibentes (Z. ■) eine die Petitio (… postulavit … confirmari …) aufgreifende einfache Formulierung wie cuius postulationi annuimus o.ä. gestanden haben. – Den Satz Tale etiam ius … munivit (Z. ■ – ■), in dem der Inhalt des ius völlig offen gelassen wird und der den Paralleltext von VU.I zerreißt, wertet Resmini a.a.O. 15 Anm. 66 wohl zu Recht als Einschub, der nach Schippers’ Annahme (a.a.O. 71) mit seiner Betonung der schriftlichen Abfassung der Gründungsurkunde diese – die entweder unterdrückt (s. oben) oder deren Neufassung schon ins Auge gefasst war – gegen Verdächtigungen schützen sollte.

Die Brabanter Besitzungen, von denen das ca. 18 km ssö. Löwen gelegene Mélin letztmals in VU.IV von 1139 (s. Anm. i’) genannt war, während von den beiden anderen nur noch Ouerhoben in der Siegfried-Urkunde begegnet (s. Anm. i’: Houerhof), und die anscheinend schon vor 1146 dem Kloster verloren gingen (vgl. Resmini a.a.O. 24 mit Anm. 93 und 43 Anm. 144), stammten vermutlich aus Siegfrieds Erbgut von seiner Großmutter Adela von Löwen (s. Anm. 1; vgl. Resmini a.a.O. 28 Anm. 109). – Bei Willeberch handelt es sich nach Resmini a.a.O. 14 Anm. 61 um den zwischen Eich und Kell (beide Stadt Andernach) gelegenen “späteren Walpener-Hof” (auf der top. Karte nicht verzeichnet). – D. † 101 wurde von Joh. Trithemius ausgiebig für seine Fälschung des D. † 304 verwendet.

(C.) In nomine sancte et individue trinitatis. Henricus divina favente clementia quartus Romanorum imperator augustus. Omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus notum esse volumus, qualiter felicis memorie Henricus comes palatinus superna illuminatione succensus ęcclesiam unam in honore beate Marie perpetue virginis apud Lacum in predio suo a fundamentis erexit, quam assentiente et cooperante honorabili coniuge sua Adeleide de suo patrimonio large et legitime dotavit et viros religiosos monachicam vitam sequentes ad serviendum deo in ea ordinavit. Tale etiam ius, quali eos post mortem suam voluit gaudere, iussit conscribi eisque tradidit pro libertate conservanda et sigilli sui inpressione munivit, subternotatis etiam bonis, quę eidem ęcclesię iuste contulerat, quę omnia Eilbertus Treuirorum archiepiscopus, cum merito approbasset, banno et episcopali auctoritate confirmavit. Post mortem vero predicti palatini comitis Henrici Sigefridus palatinus, qui prefato comiti in palatii comitatu successit, ad maioris stabilitatis aucmentum á nobis postulavit coram principibus, Adilberto videlicet Mogůntiensi, Brunone Treuer(ensi), Friderico Coloniensi, archiepiscopis, Herimanno marchione, item Herimanno de Winzeburch, Godefrido de Calowa, ceterisque nostri fidelibus pium factum vitrici sui confirmari nostra imperiali maiestate, <eo quod sepius statuta maiorum mutantur per successiones temporum, nisi firma traditione stabiliantur. Quia vero nos divina dignatio ad regni solium provexit, ut ęcclesiis per regnum constitutis regali provisione consulamus, earumque iura et possessiones á pravorum hominum inquietatione salvemus>, eandem ęcclesiam, que Lacus dicitur, cum omni integritate sui iuris sub tuitione nostrę regie defensionis suscipimus, inhibentes, ne quisquam ei iniuriam inferat in bonis sibi collatis á predicto comite Henrico, que placuit nobis nominatim exprimere: Crůth cum ęcclesia, <Bettendorp et Heimbach et eorum adiacentia>, Belle, Reida, Alkena, Willeberch, et quę ipse Sigefridus comes addidit in presentia nostri et prefatorum principum ad promotionem sepedicti loci de patrimonio suo, Meilen scilicet in Brabant, Ouerhoben et Geneheiden cum suis pertinentiis. <Porro advocatus, qui pro tempore fuerit, si lege sibi statuta á comite Henrico palatino et á nobis confirmata contentus non fuerit, quod plerumque accidere solet in advocatis, dum ambitione dominandi et potestate sibi concessa ultra terminos suos se extendunt et aliorum iura infringunt, et his ammonitus infra sex ebdomadas non satisfecerit, liceat eum amovere et alium loco suo substitutere>.

angebliches Original

<Ut autem hec carta per omnem successionem temporum rata et inconvulsa permaneat et ne cuiusquam temeritas hanc labefactare presumat, regia nostra auctoritate et banno roboravimus et manu nostra notatam et sigilli nostri impressione signatam’ munivimus>.

Urkunde des Pfalzgrafen Siegfried von ca. 1112

Ut autem hęc nostra traditio firma et inviolabilis in perpetuum permaneat, hanc cartam inde conscriptam nostri sigilli impressione insigniri fecimus.

Signum domni Henrici quarti Romanorum imperatoris (M.8.) invictissimi. (SMP.)

Arnoldus vice Adilberdi archicancellarii et archiepiscopi recognovi. (SI.3.)

Data VII. kal. mai, anno dominice incarnationis millesimo CXII, indictione I, anno XIII. ordinationis domni Henrici V. regis Romanorum, regni autem eius VI, imperii vero eius IIo; actum est Monasterii; in nomine domini amen.