Digitale Briefausgabe Ernst Kantorowicz

Inv.-Nr. 3157: Ernst H. Kantorowicz an Paul Fridolin Kehr, 20.02.1931

Metadaten

Inventar-Nr.: 3157
Dateiname: d19310220_kantorowicz_kehr.xml
Empfänger: Paul Fridolin Kehr Paul Fridolin Kehr (1860-1944), dt. Historiker. 1903-1936 kommissarischer Direktor des Preußischen Historischen Instituts in Rom, 1915-1929 Generaldirektor der Preußischen Staatsarchive bzw. Direktor des Preußischen Geheimen Staatsarchivs, ab 1917 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Deutsche Geschichte. Zwischen 1919 und 1935 gewählter Vorsitzender der Zentraldirektion der MGH, 1935/36 kommissarisch beauftragter Leiter des Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde.
Schreib-/Versandort: Hofgastein
Empfängerort: -
Datum des Schreibens: 20.02.1931
Datum des Poststempels: -
Korrespondenzform: Brief
Typ: Manuskript
Umfang: 2 Bl., 3 S.
Aufbewahrung: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz/VI. HA, Nl Kehr, P. F., Nr. 20, Bl. 103r-104r

Brieftext

GRAND HOTEL ST. WOLFGANG
FERNSPRECHER NR. 5 UND 11
GRAND HOTEL HOFGASTEIN
FERNSPRECHER NR. 56 UND 57
HOTEL SCHAFBERGSPITZE
FERNSPRECHER ST. WOLFGANG 19

Hofgastein, 20.II.1931

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Den gestrigen ersten Regentag hatte ich eigentlich dazu benutzen wollen, Ihnen einige Zeilen zu schreiben, um Ihnen für die Empfehlung von HofgasteinHofgastein (Österreich) an Stelle von Bad GasteinBad Gastein (Österreich) zu danken [1] . Stattdessen erhielt ich Ihren Heinrich III. Paul Fridolin Kehr, Vier Kapitel aus der Geschichte Kaiser Heinrichs III. (Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 1930, Nr. 3), Berlin 1931. und las ihn in einem Zuge und mit allergrösstem Interesse durch, mit dem einzigen Bedauern, dass Sie Ihre grosse Beobachtungsgabe nicht doch auch einmal |Seitenwechsel der Darstellung der Geschichte des Kirchenstaates zuwenden wollen oder einem anderen grossen Gebiet. Denn gerade in diesem Fall trifft es ja doch nicht zu, dass der Diplomatiker nicht auch Historiker sei, was sonst offenbar wirklich nur selten zusammenfällt.

Von HofgasteinHofgastein (Österreich) bin ich ausserordentlich entzückt, während oben das Bad tatsächlich ganz ausgestorben und überdies völlig sonnenlos ist. So reizvoll es im Sommer sein mag - im Winter ist es hier unten unvergleichlich schöner u. die |Seitenwechsel Bäder sind doch die gleichen. Ich bleibe noch einige Tage hier und bin in den letzten Februartagen wieder in BerlinBerlin, um die letzten Korrekturen des jetzt fertig ausgedruckten zweiten Bandes Ernst H. Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite. Ergänzungsband. Quellennachweise und Exkurse, Berlin 1931. , der ca. 320 Seiten stark wird, noch durchzuarbeiten [2] . Am 1. April siedle ich nach FrankfurtFrankfurt am Main über [3] , wo ich Ende Januar Fedor SchneiderFedor Schneider (1879-1932), dt. Historiker, von 1923 bis zu seinem Tod Ordinarius f. Mittelalterliche Geschichte an der Universität Frankfurt a. M. besucht hatte. Er war gesundheitlich in keiner sehr guten Verfassung [4] .

Ich vermute Sie schon auf dem Wege nach RomRom (Italien) u. hoffe sehr, Sie machen auf dem Rückwege in FrankfurtFrankfurt am Main einen kurzen Halt [5] .

Inzwischen verbleibe ich mit dem besten Dank für Ihre Abhandlung Paul Fridolin Kehr, Vier Kapitel aus der Geschichte Kaiser Heinrichs III. (Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 1930, Nr. 3), Berlin 1931. u. mit den besten Wünschen
stets Ihr dankbar ergebner
Ernst Kantorowicz.

1Verfasst von: Hedwig Munscheck-von Pölnitz. Die Empfehlung Hofgasteins ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass Kehr vom 1. bis 11. Januar 1931 seinen Urlaub in Bad Gastein verbracht hatte; vom 13. Januar zum 25. Februar war er dann in Berlin und nach eigener Aussage "täglich in den Monumenten", wo ihn Kantorowicz' Brief also erreicht haben dürfte. Zu den Daten vgl. Kehr, Liber Vitae, hg. v. Munscheck-von Pölnitz (in Vorbereitung) Paul Fridolin Kehr, Liber Vitae Pauli Fridolini Kehr (Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, VI. HA, Nl Kehr, P.F., Nr. 183), ed. Hedwig Munscheck-von Pölnitz (in Vorbereitung)., Bl. 112v.

2Verfasst von: Hedwig Munscheck-von Pölnitz. Diesen "Ergänzungsband", in dem Kantorowicz mittels eines breit angelegten Quellenstudiums die wissenschaftliche Untermauerung von Kantorowicz, Friedrich der Zweite (1927) Ernst Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite, Band [1], Berlin 1927. nachreichte, hatte er bereits ebd. S. 651 angekündigt und nach eigenen Angaben im Vorwort zu Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite. Ergänzungsband (1931) Ernst H. Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite. Ergänzungsband. Quellennachweise und Exkurse, Berlin 1931. , o. S. "in großen Teilen schon im Sommer 1927" fertiggestellt; anschließend reiste er für weitere Recherchen nach Rom, wo er auch im von Kehr geleiteten Preußischen Historischen Institut arbeitete (vgl. Inv.-Nr. 12Inv.-Nr. 12: Ernst H. Kantorowicz an Karl Hampe, 20.12.1927 mit Kommentar). Zu den sich dort und im Anschluss einstellenden Verzögerungen der Arbeit am Band vgl. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 152 f., zu ihrer Fortsetzung und ihrem Abschluss in den MGH in Berlin von Herbst 1928 bis Frühjahr 1931 ebd. S. 164 ff. und S. 179. Dem Arbeitsort trägt auch die Danksagung am Ende des Vorworts (s.o.) Rechnung: "Ganz besonderen Dank weiß er [sc. der Verfasser] für die Erlaubnis, zur Fertigstellung des Bandes die Hilfsmittel der Monumenta Germaniae Historica zu benutzen, Geheimrat Paul Kehr." Eine dem Widmungstext gegenläufige, pejorative Charakterisierung des Ergänzungsbandes u.a. als ('literarisch-positivistischer'?) "Bastard" bietet Kantorowicz in einem Brief an Stefan George vom 08.07.1931Inv.-Nr. 913: Ernst H. Kantorowicz an Stefan George, 08.07.1931.

3Verfasst von: Hedwig Munscheck-von Pölnitz. Zum Umzug Kantorowicz' vgl. seinen Brief an Edgar Salin, 18.04.1931Inv.-Nr. 202: Ernst H. Kantorowicz an Edgar Salin, 18.04.1931 oder zwei seiner Schreiben an Carl Erdmann (Inv.-Nr. 354Inv.-Nr. 354: Ernst H. Kantorowicz an Carl Erdmann, 10.03.1931 und 355Inv.-Nr. 355: Ernst H. Kantorowicz an Carl Erdmann, 28.03.1931); danach Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 179. Kantorowicz war im Vorjahr auf Betreiben des Frankfurter Universitätskurators Kurt Riezler trotz fehlender Habilitationsschrift zum Honorarprofessor ernannt worden (vgl. ebd. S. 174-177). Begründet wurde dies mit der "ungewöhnlichen Erstleistung, die in dem Buche 'Kaiser Friedrich II[.]' zu erblicken ist", seine Lehrtätigkeit trat Kantorowicz im Frühjahr 1931 an (vgl. nach den Hinweisen von Gudian, Der 'ganze Mensch' (2014) Janus Gudian, Ernst Kantorowicz. Der 'ganze Mensch' und die Geschichtsschreibung (Gründer, Gönner und Gelehrte), Frankfurt am Main 2014. , S. 78-83 die Abschriften des Antrags des Universitätskuratoriums beim Ministerium für Wissenschaft und Volksbildung Berlin vom 21.05.1930 bzw. die Bestätigung durch den Minister vom 11.08.1930: UAF, Abt. 14, Nr. 101, Bl. 3-4).

4Verfasst von: Andreas Öffner. Fedor Schneider, der als Freund und 'Parteigänger' Albert Brackmanns im Vorfeld Kantorowicz' Berufung nach Frankfurt zu verhindern versucht hatte (vgl. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 176), litt unter den Folgen einer Malariainfektion (vgl. ebd. S. 181) und starb im Februar des folgenden Jahres; vgl. dazu auch Inv.-Nr. 3158Inv.-Nr. 3158: Ernst H. Kantorowicz an Paul Fridolin Kehr, 18.04.1932.

5Verfasst von: Hedwig Munscheck-von Pölnitz. In der Tat reiste Kehr am 26. Februar Richtung Rom ab; bezüglich der Rückreise nach Berlin am 18./19. April notierte er in seinem Notizbuch keinen Zwischenstopp in Frankfurt am Main. Vgl. Kehr, Liber Vitae, hg. v. Munscheck-von Pölnitz (in Vorbereitung) Paul Fridolin Kehr, Liber Vitae Pauli Fridolini Kehr (Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, VI. HA, Nl Kehr, P.F., Nr. 183), ed. Hedwig Munscheck-von Pölnitz (in Vorbereitung)., Bl. 112v–113r.

Abbildungen (3)

Das Copyright am Brieftext liegt bei: Ariane Phillips

Projektphase 1: -
Projektphase 2: Transkription (Hedwig Munscheck-von Pölnitz) | Textauszeichnung (Andreas Öffner) | Kommentar (Hedwig Munscheck-von Pölnitz/Andreas Öffner)

Zitierlink zu diesem Datensatz: https://data.mgh.de/databases/eka/eka3157

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