Inv.-Nr. 12: Ernst H. Kantorowicz an Karl Hampe, 20.12.1927
Metadaten
Inventar-Nr.: | 12 |
Dateiname: | d19271220_kantorowicz_hampe.xml |
Empfänger: |
|
Schreib-/Versandort: | Rom |
Empfängerort: | - |
Datum des Schreibens: | 20.12.1927 |
Datum des Poststempels: | - |
Korrespondenzform: | Brief |
Typ: | Manuskript |
Umfang: | 1 Bl., 2 S. |
Aufbewahrung: | Universitätsbibliothek Heidelberg/Heid. Hs. 4067 III A - 189; Blatt 3-4 |
Brieftext
Rom. 20.XII.27.
Via Bocca di Leone 11.
Sehr verehrter Herr Geheimrat!
Gestatten Sie, dass ich Ihnen für die liebenswürdige Zusendung Ihrer Abhandlung
Karl Hampe,
Kaiser Friedrich II. als
Fragensteller, in: Kultur- und Universalgeschichte (FS Walter
Goetz), Leipzig/Berlin 1927, S. 53-66.
über die Fragen Friedrichs II.Friedrich II. von Hohenstaufen (1194-1250), Kg.
v. Sizilien, röm-dt. Kg., 1220-1250 Ks. aufrichtigst danke.
Begreiflicherweise hat mich der ganze Aufsatz
Karl Hampe,
Kaiser Friedrich II. als
Fragensteller, in: Kultur- und Universalgeschichte (FS Walter
Goetz), Leipzig/Berlin 1927, S. 53-66.
ausserordentlich interessiert, zumal ich gestehen muss, dass
mir in der Tat ein paar Übersetzungsfehler unterlaufen sind [1] .
Was meine gegenwärtigen Arbeiten anbetrifft, so bin
ich nicht so ganz zufrieden, da ich sie längst nicht so weit gefördert habe, als
ich es mir ursprünglich vornahm. Schuld daran ist einmal die Stadt RomRom (Italien) selbst, da man sich jedesmal, wenn man
arbeitend im Zimmer sitzt, schilt, dass man nicht lieber draussen ist und sich
RomRom (Italien) anschaut. Ausserdem aber ist das sonst
sehr schöne und reichhaltige InstitutPreussisches Historisches Institut in Rom;
Rom
gerade
hinsichtlich der Geschichte Friedrichs II.Friedrich II. von Hohenstaufen (1194-1250), Kg.
v. Sizilien, röm-dt. Kg., 1220-1250 Ks. doch
recht lückenhaft, weil sich ein grosser Teil der einschlägigen Bücher in BerlinBerlin befindet [2] . Das Herumlaufen auf den verschiedenen Bibliotheken, die
überdies insgesamt Bücher nicht ausleihen, ist gerade für das blosse
Zusammensuchen von Zitaten ausserordentlich ermüdend und zeitraubend, so dass
ich die Arbeit an dem Anhangsband
Ernst H. Kantorowicz,
Kaiser Friedrich der Zweite.
Ergänzungsband. Quellennachweise und Exkurse, Berlin
1931.
eigentlich nur noch nebenbei betreibe. Dennoch hoffe ich aber, |Seitenwechsel wenigstens
einige Teile in absehbarerer Zeit fertig zu haben, die ich dann Ihnen zu
übersenden mir erlauben würde mit der grossen Frage, ob die Arbeit so, wie ich
sie aufasste, auch ihrem Zweck und Ihren Anforderungen entsprechend sei.
In der Hauptsache befasse ich mich gegenwärtig mit dem Kardinal AlbornozGil Álvarez Carillo de Albornoz (gest. 1367), Ebf. von Toledo und Kardinal am Papstpalast in Avignon, seiner Eroberung des Kirchenstaats und seiner Gesetzgebung, um mich in eine andere Epoche der mittelalterlichen Geschichte einzuarbeiten. Dass ich dabei lieber ins XIV. Jhdt. hineinging und nicht auf die früheren Zeiten zurückgriff, hat darin seinen Grund, dass für die spätere Zeit erhebliche Mengen noch ungedruckten Materials vorliegen, das mir anderswo als in RomRom (Italien) garnicht zugänglich wäre, und so bin ich gerade damit beschäftigt, die Registerbände Innocenz VI.Innozenz VI. (Étienne/Stephan Aubert), gest. 1362, 1352-1362 Papst durchzuarbeiten - eine etwas mühselige Arbeit, die aber doch lohnend sein dürfte. Jedenfalls hätte ich für Colloquien damit Stoff genug. [3]
Sonst ist das Leben in Rom ausserordentlich abwechslungsreich, so dass es sich gut hier aushalten lässt, obwohl es seit drei, vier Tagen bitterlich kalt ist und Schnee liegt. Mit BaethgenFriedrich Baethgen (1890-1972), dt. Historiker, 1913 bei Karl Hampe über die "Regentschaft von Papst Innozenz III." promoviert. Nach der Habilitation (1920) bei den MGH in Berlin beschäftigt, 1924-1927 außerordentlicher Professor in Heidelberg, wo er Kantorowicz kennenlernte. 1927-1929 2. Sekretär am Preussischen Historischen Institut in Rom, 1929-1939 Ordinarius für Geschichte in Königsberg, 1939-1948 in Berlin, 1948-1959 Präsident der MGH in München. bin ich natürlich sehr viel zusammen, der im Ganzen ausserordentlich angespannt arbeitet.
Ihnen und Ihrer Frau GemahlinCharlotte Hampe, geb. Rauff (1883-1950), seit
1903 verheiratet mit Karl Hampe geht es
hoffentlich nach Wunsch. Mit den besten Empfehlungen und Wünschen für ein
schönes Fest und ein gutes neues Jahr bin
stets Ihr sehr ergebner
Abbildungen (2)
Das Copyright am Brieftext liegt bei: Ariane Phillips
Projektphase 1: Transkription (Lisa-Maria Speck/Janus Gudian) | Textauszeichnung (Lisa-Maria Speck) | Kommentar (Lisa-Maria Speck)
Projektphase 2: Textauszeichnung (Andreas Öffner) | Kommentar (Martina Hartmann/Hedwig Munscheck-von Pölnitz/Andreas Öffner)
Zitierlink zu diesem Datensatz: https://data.mgh.de/databases/eka/eka0012
Link zur XML
1Verfasst von: Andreas Öffner. Hampe, Kaiser Friedrich II. als Fragensteller (1927) Karl Hampe, Kaiser Friedrich II. als Fragensteller, in: Kultur- und Universalgeschichte (FS Walter Goetz), Leipzig/Berlin 1927, S. 53-66. , S. 56-59 bietet eine Übersetzung von Fragen, die Friedrich II. seinem Hofastrologen Michael Sccotus laut dessen "Liber particularis" gestellt habe und die wenig zuvor bereits von Kantorowicz im Friedrich-Buch ins Deutsche übertragen worden waren (Kantorowicz, Friedrich der Zweite (1927) Ernst Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite, Band [1], Berlin 1927. , S. 323 f.); s.E. korrekturbedürftige Passus hat Hampe in seinen Fußnoten zu den S. 56-59 notiert. Auf diese "Übersetzungsfehler" kommt Kantorowicz in Inv.-Nr. 13Inv.-Nr. 13: Ernst H. Kantorowicz an Karl Hampe, 06.01.1928 vom 6. Januar 1928 zurück.
2Verfasst von: Hedwig Munscheck-von Pölnitz. Während seines Romaufenthalts von 1927/28 (zu ihm vgl. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 145-152) arbeitete Kantorowicz in den Monaten Oktober/November im (von Paul Fridolin Kehr geleiteten) Preußischen Historischen Institut an seinem Ergänzungsband zu "Friedrich dem Zweiten"; vgl. den Kommentar zu Inv.-Nr. 3025Inv.-Nr. 3025: Ernst H. Kantorowicz an Paul Fridolin Kehr, 15.03.1930 sowie Otto Vehse an Kehr, 03.12.1927 (Archiv des DHI Rom, R3 Personal Nr. 73, Bl. 45): "Bericht über die Monate Oktober-November […] Längere Zeit arbeiteten auf dem Institut nur die Herren: Dr. Kantorowicz über Friedrich II. […]". Bezüglich Kantorowicz' Klage über die Lückenhaftigkeit der Institutsbibliothek und die anderen Gründe für die Verzögerungen seiner Arbeit ist auf die Einschätzung Lerners zu verweisen, dem zufolge die Wahl des Forschungsstandorts Rom von vornherein nicht in erster Linie wissenschaftlichen Notwendigkeiten geschuldet war; vgl. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 145.
3Verfasst von: Andreas Öffner. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 152 sieht in diesem Absatz (Ankündigung von Quellenstudien zu Kardinal Albornoz, Erwähnung des gesammelten Materials) "die ersten Hinweise darauf, dass EKa eine Karriere als Mediävist an der Universität anstrebte".