Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<†283.>>

Unecht.

Heinrich bestätigt dem Stift St. Servatius zu Maastricht auf Intervention seines Propstes, des Kanzlers Adalbert, die althergebrachten Rechte hinsichtlich der Gerichtsbarkeit über die Hintersassen, Ministerialen, Vasallen und Amtleute des Kapitels und der Kanoniker sowie einen vor 33 Jahren zwischen dem Kapitel und dem königlichen Fiskus vorgenommenen Tausch zweier Höfe an einer zum Flusse Jeker führenden Straße.

1109.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Angebliches Original (ca. 62,5/63 b : 51,5/52 h) des 12. Jh. im Reichsarchiv in Limburg zu Maastricht (A); teilweise unleserlicher Rückvermerk des 13. Jh.: Carta de libertate officiatorum ecclesie et iurisdictio eorum infra ecclesiam … prepositi et canonicorum et decani; andere Hand: ac de libertate … Seruacii; darüber von Hand des 14. Jh.: Henrici Vti regis. – Einzelabschrift des 13. Jh. in Urkundenform in Ms. lat. 9.307 no 3 der Nationalbibliothek zu Paris (B). – Originaltranssumpt Kg. Richards von 1268 September 22 (B.-Ficker Reg. 5448) im Fonds St. Servaas Inv. no 48 im Reichsarchiv (C), beide ohne Unterfertigungszeilen.

Teilfaks.: Niermeyer, Onderzoekingen Taf. VI. – Seegrün, Erzbistum Hamburg Taf. 8.

Drucke: Copye van de Memorie gepresenteerd aan haar Hoog Mog. door Hoog-Proost, Deeken en Kapittel van St. Servaas tot Maastricht, Bylagen 2 no II, “Per Extractum ex Libro Privilegiorum” durch “De Fontaine, Secret. et Not.” (nach 1734), enthalten in St. Servaas Inv. no 1755 im Reichsarchiv, zu 1108. – Miraeus-Foppens, Dipl. Belg. 4,190 cap. 19, “Ex Archivio Mosœ-Traject.”, zu 1108. – Aus A: Böhmer, Acta imp. 69 no 75. – Waitz, Urk. z. Dt. Verf.-Gesch. 118 no 8; 237 no 16, in Spaltdruck mit D. † 26. – Van de Kieft in Elenchus font. hist. urb. 1,427 no 17.

Reg.: Borman in Compte rendu de la comm. royale d’hist. 3.9,16. – Wauters, Table chronol. 2,39 zu 1108. – Schambach in MIÖG 35,505 zu 1109 (Jan. – April). – Doppler, Verzameling 1,32 no 29. – Stumpf Reg. 3034 zu 1109 (Jan. – Apr.).

Das schon seit längerem als solches erkannte Falsum (vgl. zuletzt Gawlik in Festschr. Hausmann [1987] 530f.) bildet im wesentlichen eine um 2 Jahre später datierte Adaptation des Lütticher D. † 26 von 1107 (= VL.I), aus dem auch das partiell verstümmelte (s. Anm. ap) Eschatokoll einschließlich des nicht kanzleigemäßen Monogramms (s. Anm. ao) übernommen wurde. Für die in ihrer Formulierung ebenfalls aus D. † 26 entlehnte und evtl. ursprünglich vergessene (s. unten) Datumzeile, mit Lücken für Tagesdatum und Ausstellort (s. Anm. av und aw), hat der Fälscher die dortigen Zahlen für Inkarnationsjahr, Indiktion (s. Anm. at) und Königsjahr schematisch jeweils um 2 Einheiten erhöht, worin Gawlik a.a.O. 531 Anm. 25, der das Inkarnationsjahr 1109 als “Erfindung” des Fälschers bezeichnet, dessen Absicht vermutet, “einer Entlarvung vorzubeugen”.

Für die von Schambach und Stumpf vorgeschlagene engere zeitliche Eingrenzung auf Jan.-April 1109 fehlt die Grundlage, da beide offenbar von der Nennung EB. Ruthards von Mainz († 1109 Mai 2) in der gedankenlos aus D. † 26 übernommenen Rekognitionszeile ausgingen. Der Fälscher hat jedenfalls, wie die erwähnten Lücken belegen, hinsichtlich der örtlichen und zeitlichen Zuordnung keine konkrete Vorstellung gehabt, weshalb auch zu bezweifeln ist, ob er an den Lütticher Aufenthalt an Ostern (25. April) des Jahres 1109 gedacht hatte, dem vermutlich das Maastrichter D. † 41 angehört und dem Meyer von Knonau, Jahrb. 6,93 Anm. 2 auch das D. † 283 zuweisen möchte. – Dem D. † 41 (= VL.II) hat der Fälscher zweifellos auch die Intervention des Kanzlers Adalbert – mit nicht unpassendem Ersatz des dortigen petitione durch interventu (s. Anm. f) – entnommen (so auch Meyer von Knonau).

Da VL.I keine Korroboratio enthielt, mußte der Fälscher auch dafür auf eine andere Vorlage zurückgreifen: Er entlehnte sie, wie Niermeyer a.a.O. 181 feststellte, dem um die Mitte des 12. Jh. verfälschten DH.IV.91 von 1062 Sept. 21 (= VL.III), unter zusätzlichem Rückgriff auf DH.IV.394 von 1087 (s. Anm. ai), evtl. auch auf DH.III.270 von 1051 Juni 14 (s. Anm. ag und ai). – Auszuschließen ist auf jeden Fall die Möglichkeit, daß die Korroboratio aus einem von den Herausgebern vermuteten, wenn auch als “zweifelhaft” bezeichneten und aufgrund der Zeitangabe unseres D. in Z. ■ auf 1073 datierten Deperditum Heinrichs IV. (DH.IV.*494) entnommen sein könnte, das aber nie existiert hat (vgl. auch weiter unten); das hiesige ut subtus cernitur ist nämlich in der Kanzlei Heinrichs IV. nur in den Jahren 1059–1063, welchem Zeitraum ja auch DH.IV.91 angehört, von den Notaren GB, FA sowie FB, von dessen Hand die echte Vorlage dieses D.91 herrührte, verwendet worden; vgl. DDH.IV. Einl. S. LIV-LVI mit Belegen für das Vorkommen der Formulierung bei GB und FA (für ihn wäre auf S. LV zusätzlich noch D.85 zu nennen gewesen), jedoch ohne entsprechende Belege für FB, bei dem sie (neben Varianten mit inferius statt subtus in den von ihm nur geschriebenen DD.99 und 100) außer in D.91 noch in DD.80, 92, 101, 106, 107, 114, 115 und 117 begegnet.

Das Falsum wartet in seinem äußeren Erscheinungsbild mit einer Reihe von Besonderheiten auf (zu einigen Punkten vgl. Niermeyer a.a.O. 179f.). Dazu zählt zunächst das betonte Querformat. Ferner der nicht recht erklärliche häufige Wechsel in der Helligkeit der Tinte, außer in der 1. Zeile (s. Anm. b und d) und im Eschatokoll (s. Anm. am, ao und ar) noch in der 5. (zweimal, s. Anm. b’ und c’), 7. (s. Anm. i’), 10. (s. Anm. u’) und 17. Zeile (s. Anm. u”); es scheint sich dabei nicht um bloße Helligkeitsschwankungen, sondern um tatsächlichen jeweiligen Tintenwechsel zu handeln, was vor allem für den Wechsel zu sehr blasser Tinte im letzten Drittel der 7. Zeile zu Beginn des 3. Artikels (s. Anm. i’) mit Sicherheit gilt. Am auffälligsten ist die von Niermeyer übersehene und erst von Gawlik (a.a.O. 531) konstatierte Tatsache, daß das Pergamentblatt, das im Bereich der 16.–20. Zeile einige Beschädigungen mit durch B und C gedeckten Textverlusten aufweist (vgl. Anm. s”, v”, aa und ad), schon vor seiner Beschriftung gefaltet war, und zwar zweimal quer (zwischen der 7. und 8. sowie zwischen der 16. und 17. Zeile; eine mittlere Querfalte zwischen der 12. und 13. Zeile ist offenbar erst jüngeren Ursprungs) und dreimal senkrecht. Während die Querfalten die Beschriftung offenbar nicht behinderten (vgl. Anm. v”), ist der Schreiber den senkrechten Falten zumeist durch Lücken innerhalb eines Wortes oder vergrößerten Abstand zwischen zwei Wörtern ausgewichen (vgl. Anm. e, g, l), und zwar bei der mittleren Längsfalte immer, während er bei der 1. und 3. Falte vor allem in der unteren Hälfte gelegentlich über die Falte hinweggeschrieben hat (bei der 1. Falte siebenmal, bei der 3. Falte zweimal, vgl. Anm. c). – D.† 283 steht damit jedoch unter den Urkunden für St. Servatius nicht allein da; vielmehr weist das im 12. Jh. gefälschte DH.IV. † 395 von angeblich 1087 denselben Befund auf, vgl. dortige Vorbemerkung, Deeters, Servatiusstift 42 und Gawlik a.a.O. Anm. 20; in der Vorbemerkung ist DH.IV. † 395 dem “hohen 12. Jh.” zugerechnet, Deeters a.a.O. 59 hält die Mitte des 12. Jh. für wahrscheinlich, während Gysseling-Koch, Dipl. belgica 1,384 no (*)231 eine gleichzeitige Verfälschung in Betracht ziehen (vgl. DDH.IV. S.741). Für die vorgängige Faltung des DH.IV. † 395 findet sich in der Literatur keine Deutungsversuch. Eine denkbare Erklärung, daß es sich um ein Palimpsest handeln könnte, scheidet für unser D. auf jeden Fall aus, da nicht die geringsten Anzeichen für erfolgte Rasur oder Spuren einer früheren Beschriftung erkennbar sind. Vielleicht hatte der Schreiber ein gefaltetes Pergamentblatt mit nach Lüttich genommen, um es dort für die direkte Kopierung des D. † 26 zu verwenden, ohne daß es dazu kam, da für die erhaltene Fassung des D. † 283 mit seinen teilweise starken Veränderungen gegenüber VL.I ein Zwischenkonzept erforderlich war. – Als Parallele für vorherige Faltung kann auf das Original des DLo.III.58 von 1133/34 für Kloster Clarholz (B.-Petke Reg. 382; Faksimile in Kaiserurk. in Abb. Lief. 6 Taf. 8) verwiesen werden, vgl. dortige Vorbemerkung; Schum im Textband zu KUiA S. 126ff. sowie B.-Petke erwähnen den Tatbestand nicht. Bei der Beschriftung fand dort nur eine zwischen der 15. und 16. Zeile verlaufende Querfalte Berücksichtigung durch geringfügig vergrößerten Zeilenabstand und Verlängerung der Oberlängen der Schrift der 16. Zeile; da die Schrift über die zwei Längsfalten überall ungebrochen hinwegführt, waren diese vermutlich noch nicht vorhanden.

Befremdlich ist sodann, daß der in relativ großem und gleichmäßigem Zeilenabstand von ca. 17–18 mm niedergeschriebene Kontext, der schon am Schluß der Zeilen 19–21 den Raum rechts neben der 3. Längsfalte in Höhe von knapp 14 cm für das Siegel hatte aussparen müssen (vgl. Anm. ac), für das ganz ungewöhnlich gestaltete Eschatokoll wenig mehr als das untere Siebtel des Blattes in Höhe von ca. 7,5 cm freigelassen hatte. Zur unkanzleigemäßen, durch die Vorauszeichnung des Monogramms verursachten starken Einrückung der Signumzeile vgl. Anm. am. Vielleicht war auch die auf dem untersten Blattrand eingezwängte Datumzeile (s. Anm. ar) ursprünglich ganz vergessen worden.

Die räumliche Bedrängnis, die auch zur Anbringung des Siegels in der äußersten unteren rechten Ecke nötigte (s. Anm. al), ist wohl nur dadurch zu erklären, daß die Dispositio ursprünglich mit dem aus VL.I übernommenen dispositiven Text in der 16. Zeile (s. Anm. r”), etwa 17–18 cm über dem unteren Blattrand hatte enden sollen; für eine dort anzuschließende Korroboratio hätten noch die 17. Zeile und die erste Hälfte der 18. Zeile in Anspruch genommen werden müssen, so daß unterhalb der 18. Zeile mit einer Höhe von ca. 14 cm ein angemessener Platz verfügbar geblieben wäre (dann wäre auch für das Siegel unterhalb der 17. Zeile und rechts neben der vermutlich nur zur Hälfte zu füllenden 18. Zeile Platz in Höhe von ca. 16 cm vorhanden gewesen).

Warum die zu vermutende ursprüngliche Intention, das Falsum allein der Übernahme des bedeutsamen Textes des Lütticher D. † 26 vorzubehalten, anscheinend während der Niederschrift aufgegeben und das Pergament zusätzlich mit dem inhaltlich nicht dazu passenden, letztlich auch vergleichsweise unbedeutenden Tauschgeschäft befrachtet wurde, bleibt unerfindlich; allenfalls könnte das Motiv in der Tatsache gesehen werden, daß Heinrich IV. der Tauschpartner gewesen war.

Gegen die durch DH.IV.*494 zum Ausdruck kommende Annahme eines Deperditums Heinrichs IV. sprechen mindestens zwei Gründe: Da dessen Dispositio ja unmittelbare Vorurkunde gewesen wäre, hätte nichts näher gelegen, als auch dessen Korroboratio zu übernehmen (s. oben); stattdessen ist der Inhalt des Zusatzes mühsam und ungeschickt (dem tam vor in legum traditione fehlt eine folgende Entsprechung) in die aus VL.III entlehnte Korroboratio eingebaut worden. Außerdem ist es schlecht vorstellbar, daß die Formulierung des Zusatzes überhaupt auf ein Diplom zurückgehen sollte; der stark urbarartige Text erinnert eher an eine privaturkundliche Aktnotiz, die womöglich auch eine der Rückrechnung der angegebenen 33 Jahre zugrundeliegende Datierung enthalten haben könnte. – Deeters, der den Tausch selbst “um das Jahr 1070” datieren möchte (a.a.O. 86), hält die Existenz einer “ursprünglich selbständigen Urkunde über den Tausch” für möglich, wobei er aber direkt an ein Deperditum Heinrichs V. denkt, da er, was ganz abwegig ist, ein solches (alternativ zu D. † 41/VL.II) als Quelle für die Angabe der Intervention Adalberts in Betracht zieht (a.a.O. 62).

Den letzten und eindeutigsten Beweis gegen die Echtheit des angeblich aus dem Jahre 1109 stammenden D. † 283 liefert die Tatsache, daß es mit einem Abdruck des erst seit Frühjahr/Sommer des Jahres 1110 in Gebrauch befindlichen (vgl. Gawlik a.a.O. 536 mit Anm. 54) 2. Königssiegels versehen war. Das Siegel muß daher auf ein – verlorenes (s. D.*48) – echtes Heinricianum zurückgehen, das jedenfalls vor dem Aufbruch zum 1. Italienzug, also vor dem August des Jahres 1110, und für St. Servatius (ein anderer Empfänger kommt keinesfalls in Betracht) ausgestellt worden war. Die nicht sicher entscheidbare Frage, ob es sich bei dem nur als Fragment erhaltenen Siegel um das von dem Deperditum übertragene Original (zu dieser Annahme neigt Gawlik a.a.O. 531) oder um eine durch Abformung hergestellte Kopie handelt, ist nur von relativer Bedeutung. Haben wir es mit dem echten Siegel zu tun, so ergibt sich daraus immerhin, daß man dem Deperditum, das der Ermöglichung der Besiegelung des bedeutsamer erschienenen D. † 283 geopfert wurde, geringere Bedeutung zugemessen hätte. Ein Diplom wird man nun kaum leichten Herzens drangegeben haben, abgesehen davon, daß man einem solchen ja auch zumindest die Korroboratio hätte entnehmen können und dafür nicht auf VL.III angewiesen gewesen wäre. Es liegt daher die Vermutung nahe, daß das Siegel von einem Mandat abgelöst wurde, des nur ephemere Bedeutung besaß – das aber auch über keine Korroboratio verfügt hatte und, da Mandate regelmäßig undatiert waren, auch keine Hilfe für eine bessere Datierung des D. † 283 bieten konnte.

Die Herstellung der Fälschung des D. † 283 wird in der jüngeren Literatur (u.a. Hausmann, Reichskanzlei 17 Anm. 4; Gawlik a.a.O. 531 und in DH.IV.*494) sehr allgemein in das “spätere 12. Jh.” datiert. Niermeyer bot demgegenüber wiederholt (a.a.O. 151, 154, 165f. u.ö.) eine genauere Datierung auf “um 1160” und begründete diese mit dem ungefähren Zeitraum der Tätigkeit eines von ihm mit der Sigle “S” bezeichneten Schreibers (a.a.O. 172ff., dem er außer D. † 283 noch die Schrift des DH.IV.91 (VL.III) sowie eine Interpolation in der (mit impe- endenden) 14. Zeile des Originals von DKo.III. † 147 von 1146 (S. 269 Z. 28f.) zuschrieb (vgl. ebenso dortige Vorbemerkung). D. † 283 stammt nach unserer Einschätzung jedoch nicht von derselben Hand wie das in der Vorbemerkung in die Mitte des 12. Jh. datierte DH.IV.91 (bei Gysseling-Koch a.a.O. 383 no *230 ist dessen Schrift, unter Ablehnung der Datierung Niermeyers, in das Ende des 11. Jh. datiert, vgl. DDH.IV. S. 717), vielmehr versuchte der Fälscher des D. † 283 lediglich, diese Hand sehr geschickt nachzuahmen, so daß keine genauere Datierung des D. † 283 als in die 2. Hälfte des 12. Jh. möglich scheint. Die Zuweisung der Schrift der Interpolation in DKo.III. † 147 an den Schreiber des D. † 283 entbehrt gleichfalls jeder Grundlage. Und vollends abwegig ist der von Niermeyer (a.a.O. 200f.) unternommene, von späteren (bes. Seegrün) aufgegriffene Versuch, Schriftzusammenhänge mit Hamburger Papsturkunden-Fälschungen herstellen zu wollen, vgl. dazu Gawlik a.a.O. 531 Anm. 18.

Zu dem am Paralleldruck bei Waitz, dessen Artikel-Zählung auch hier übernommen ist (vgl. aber Anm. e”), ablesbaren Verhältnis zu D. † 26 vgl. dortige Vorbemerkung. – In der allgemeinen Privilegienbestätigung und Schutzverleihung des D. Friedrichs II. von 1215 Juli 28 (B.-Ficker Reg. 811; Huillard-Bréholles 1.2,396 = NU.) fand allein der 4. Artikel des D. † 283 fast wörtliche Übernahme, obwohl dort (vor dem Text von Anm. n’) erklärt ist: Duximus tamen quedam[!], que eidem ecclesie per privilegia[!] ipsorum imperatorum sive regum indulta et concessa sunt, specialiter exprimenda.

(C.) In nomine sancte et individue trinitatis. Heinricvs dei gratia quintus Romanorvm rex. Notum sit universis ęcclesię catholicę filiis, qualiter interventu fidelis nostri Adelberti cancellarii et prepositi ęcclesię sancti Seruatii in Traiecto et communi peticione fratrum eiusdem ęcclesię asscriptas leges, antiquissimo tempore eidem ęcclesię traditas, in medium productas recepimus, postmodum coram multis principibus regni nostri et legittime renovandas in perpetuo corroborandas regia auctoritate decrevimus. Sunt autem hę:

(1) Si quis rusticus aliquam angariam prepositi ęcclesię vel fratrum de villa prosecutus fuerit, nullum forense iudicium sustinebit, sed etiam si reus fuerit, quamdiu in predictis ęclesię prepositi vel canonicorum detinetur obsequiis, eundo et redeundo cum suis omnibus liber erit.

(2) Item si aliquis ministerialis prepositi famulus, qui de familia ęccclesię fuerit vel beneficium ęcclesię de manu prepositi habuerit, sive apud villas sive in Traiecto manens, vel si alicuius canonici serviens proprius vel precio conductus, qui in cotidiana sua familia et in convictu suo sit, aliquid in civitate peccaverit, nullum forense iudicium sustinebit, nisi publicus mercator fuerit. Sed, si prepositi ministerialis fuerit, in domo sua, si vero alicuius canonici serviens fuerit, in refectorio sancti Servatii forensi potestati vel cuicumque reus fuerit, domini sui conductu, cuius cliens est, iudicio parium suorum claustralium servientium satisfaciet.

(3) Item si quis de convictu alicuius canonici vel clerici non fuerit, sed beneficium ab eo habuerit et homo eius fuerit et de villa servitii vel visitacionis gratia ad eum venerit, eundo et redeundo ab omni iure civili liber erit, et si proclamatio in eum exorta fuerit, domini sui conductu iudicio parium suorum satisfatiet proclamantibus.

(4) Villici ęcclesię et omnes officiales ministri de villis eorum et officiales ministri, scilicet pistores, coci, cellerarii, bretzedarius, campanarii et cęteri claustrales ministri, ab omni iure forensi et civili liberi erunt et in se proclamantibus conductu domini vel magistri sui satisfacient.

(5) Item cives in Traiecto, qui curtilia fratrum vel molendina vel alias terras infra bannum eiusdem loci possident, si constitutis terminis censum dare neglexerint vel presumpserint, vocati a camerario in capitolium, ubi investiri solent, ipsi coram fratribus de negligentia et presumptione iudicio parium suorum satisfaciant. Quodsi satisfacere noluerint, terra, quam possident, ibidem eis abiudicetur. Si vero, postquam abiudicata fuerit, eam per violentiam obtinere voluerint, querimonia de rebellione fiet coram iudicibus villę et ipsi inde <eis> pacem facient. Furta et pugnę, si in domo alicuius canonici contigerint, ipse dominus domus cum cęteris canonicis inde diiudicet. Si infra officinas interioris claustri contigerint, decanus, si infra ęcclesiam aut atrium, inde prepositus iudicium faciet. Iudex autem villę nichil eorum, quę infra emunitatem claustri vel atrii vel ęcclesię contigerint, iudicet neque in festo sancti Servatii a mercatoribus infra emunitatem theloneum exiget vel aliquam iusticiam faciet.

(6) Si quis suburbanus clericus domum hereditariam habuerit vel emerit et in eadem manserit, liberam ab omni iure civili obtineat.

(7) Si quis clericum vulneraverit et verberaverit, synodali censura iudicetur. Si negaverit, summo iudicio se expurget.

Preterea peti[cione] ips[iu]s predicti cancellarii et fratrum ęcclesię peticione quandam commuta[tionem] d[uorum c]urtil[ium XXXta tri]bus an[n]is [a]n[t]e suscept[tio]nem regni nostri tempore patris nostri imperatoris factam [a]mplius stabilem fore [dec]revimus: Curtile quidem illud, quod regię potestati pro alio in commutationem datum est, ad censum IIIIor solvit denarios; curtile vero illud, quod de fisco regio datum est fratribus in commutati[o]nem, II [s]ol[vi]t den[a]r[i]os; et est situm ad exitum claustri versus plateam, quę ducit ad fluvium Gecoram, habens in se domum fundatam, cuius tercia pars in emunitate claustri consistit; curtile eti[a]m illud, quod a fratribus in r[e]gi[um] f[iscum] datum est, in eadem etiam platea constat. Et ut hec omnia tam in legum traditione et corroboratione et curtilium commutatione perpetuo stabilia et [in]convulsa permaneant, hanc cartam inde conscribi fecimus et manu propria, ut subtus cernitur, corroborantes sigilli nostri impressione iussimus insigniri. (SI.2.)

Signum domini Heinrici quinti (M.) regis Romanorum.

Ego Adelbertvs cancellarius vice Rothardi archicancellarii recognovi.

Anno dominicę incarnationis MCVIIII, indictione II, anno autem domni Heinrici quinti Romanorum regis regni IIIIto; data; actum; feliciter in nomine domini.