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Inv.-Nr. 22: Ernst H. Kantorowicz an Karl Hampe, 07.06.1935
Metadaten
Inventar-Nr.: | 22 |
Dateiname: | d19350607_kantorowicz_hampe.xml |
Empfänger: |
|
Schreib-/Versandort: | Berlin-Charlottenburg |
Empfängerort: | - |
Datum des Schreibens: | 07.06.1935 |
Datum des Poststempels: | - |
Korrespondenzform: | Brief |
Typ: | Manuskript |
Umfang: | 1 Bl., 2 S. |
Aufbewahrung: | Universitätsbibliothek Heidelberg/Heid. Hs. 4067 III A - 189; Blatt 23-24 |
Brieftext
Charlottenburg 2, 7.6.35.
Carmerstr. 14.
Hochverehrter Herr Geheimrat!
Als ich nach zweimonatiger Abwesenheit vor einigen Tagen wieder in das MGMGH: Monumenta Germaniae Historica; Berlin (1875-1935) /
München (1946-)-Institut kam, fand ich zu meiner Freude Ihre
beiden Abhandlungen [1] auf meinem Platz und
dazu als Gabe von ErdmannCarl Erdmann (1898-1945), dt. Historiker,
1926-1932 Assistent am Preußischen Historischen Institut in Rom, seit 1934
Mitarbeiter der MGH den "Charlemagne?"
Karl der Große oder Charlemagne? Acht Antworten
deutscher Geschichtsforscher, Berlin 1935.
, in dem ja auch ein Beitrag
Karl Hampe,
Die Persönlichkeit Karls, in: Karl
der Große oder Charlemagne? Acht Antworten deutscher Geschichtsforscher (Probleme
der Gegenwart), Berlin 1935, S. 9-29.
von Ihnen den Auftakt
bildet [2] . Haben Sie sehr herzlichen Dank für
diese Zeichen des Gedenkens, die ich wollte, in entsprechender Weise erwidern zu
können. Allein, meine grössere Arbeit schreitet nur langsam vorwärts [3] und einige Splitter - einer für das NANA: Neues Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtskunde zur
Beförderung einer Gesamtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des
Mittelalters;
Berlin
bestimmt, der andere für die QFQuellen und Forschungen aus italienischen Archiven und
Bibliotheken (QFIAB): seit 1898 erscheinendene Zeitschrift des Deutschen
Historischen Instituts in Rom - werden, da in beiden Fällen die nächsten Hefte schon
abgeschlossen waren, noch eine ganze Weile auf den Druck warten müssen [4] . Nun, ich habe keine Eile! - Besonders interessant war mir
der Heinrich v. PlauenHeinrich von Plauen (1370-1429), 1410-1413
Hochmeister des Deutschen Ordens
. Es gibt offenbar Zeiten, in denen
sich hervorragende Naturen tatsächlich nicht durchsetzen können, und dass dann
nur - bald in diesem, bald jenem Land - quasi eine Insel übrigbleibt, wo man
diese Grösseren erträgt. Hoffen wir, dass in unserer - im Einzelnen ja sehr viel
anders gelagerten oder geschichteten - Zeit für nicht minder Wesentliches
gleichfalls ein solches Refugium verbleibt. Auch dafür, wie stark gewollte
Verschleierung die Aufdeckung der |Seitenwechsel tatsächlichen Vorkommnisse für alle
Zeiten unmöglich macht oder doch erschwert, liessen sich moderne Parallelen in
nicht geringer Zahl anführen. Doch ist mir im Laufe dieser letzten Jahre doch
aufgefallen, dass Gerüchte, wenn sie nicht von Anfang an den Stempel des
Unsinnigen aufgeprägt trugen, sich doch fast immer nachträglich bestätigt haben.
Die Details mögen einer Ausschmückung unterworfen sein - im Ganzen trügt die
Fama doch viel weniger, als es sich in den Zeiten freier und sozusagen
gesicherter Nachrichtenübermittlung, wie wir sie durch ein, zwei Menschenalter
gewöhnt waren, vermuten liess.
Mit grosser Spannung sehe ich ErdmannsCarl Erdmann (1898-1945), dt. Historiker,
1926-1932 Assistent am Preußischen Historischen Institut in Rom, seit 1934
Mitarbeiter der MGH
Publikation über den Kreuzzugsgedanken
Carl Erdmann,
Die Entstehung des
Kreuzzugsgedankens (Forschungen zur Kirchen- und
Geistesgeschichte 6), Stuttgart 1935.
entgegen, die ich freilich aus den Korrekturen schön grösstenteils kenne. Er ist
ein "Lichtblick" im MGMGH: Monumenta Germaniae Historica; Berlin (1875-1935) /
München (1946-)-Institut, zumal nach dem
Ausscheiden MommsenTheodor E. Mommsen (1905-1958), dt. Mittelalter-
u. Renaissancehistoriker, seit 1936 in den USA (1938-1942 Instructor in Yale,
1946-1954 Assistant bzw. Associate Professor an der Princeton University,
1954-1958 Full Professor an der Cornell University). Freund Kantorowicz' aus
seiner Zeit bei den MGH, der ihn dann maßgeblich darin unterstützte, in den USA
Fuß zu fassen, und auch seine Berufung ans IAS in die Wege leitete.'s, der z.Z. in CambridgeCambridge (UK) ist (wenn auch nur für einige Wochen),
jedoch nicht ins Institut zurückkommt. Aber ich bin froh, dass der
unverwüstliche KehrPaul Fridolin Kehr (1860-1944), dt. Historiker.
1903-1936 kommissarischer Direktor des Preußischen Historischen Instituts in
Rom, 1915-1929 Generaldirektor der Preußischen Staatsarchive bzw. Direktor des
Preußischen Geheimen Staatsarchivs, ab 1917 Direktor des
Kaiser-Wilhelm-Instituts für Deutsche Geschichte. Zwischen 1919 und 1935
gewählter Vorsitzender der Zentraldirektion der MGH, 1935/36 kommissarisch
beauftragter Leiter des Reichsinstituts für ältere deutsche
Geschichtskunde., der seit einigen Tagen
wieder hier ist, mir wieder meinen Arbeitsplatz einräumen liess und für die
Dauer seiner "Oberherrschaft" mir diese Stätte sicherte. Was dann kommt, ist
noch recht ungewiss, zumindest was die Organisation anbetrifft.
Ich hoffe Sie und die Ihren [5] bei bester Gesundheit. Mit den besten Grüssen und Wünschen
Ihnen u. Ihrer Frau GemahlinCharlotte Hampe, geb. Rauff (1883-1950), seit
1903 verheiratet mit Karl Hampe verbleibe ich
stets
in aufrichtiger Verehrung
Ihr
Abbildungen (2)
Das Copyright am Brieftext liegt bei: Ariane Phillips
Projektphase 1: Transkription (Lisa-Maria Speck/Janus Gudian) | Textauszeichnung (Lisa-Maria Speck) | Kommentar (Lisa-Maria Speck)
Projektphase 2: Textauszeichnung (Andreas Öffner) | Kommentar (Martina Hartmann/Andreas Öffner)
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1Verfasst von: Martina Hartmann. Vermutlich einerseits Karl Hampe, Der Sturz des Hochmeisters Heinrich von Plauen Karl Hampe, Der Sturz des Hochmeisters Heinrich von Plauen, in: Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 1935, Bd. 3, S. 62-102. (unwahrscheinlicher: Hampe, Heinrich von Plauen (1935) Karl Hampe, Heinrich von Plauen (1365/70-1429), in: Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie in vier Bänden, hg. v. Willy Andreas/Wilhelm von Scholz, Berlin 1935, Bd. 1, S. 267-283. oder Hampe, Zum Sturz des Hochmeisters Heinrich von Plauen (1935) Karl Hampe, Zum Sturz des Hochmeisters Heinrich von Plauen, in: Forschungen und Fortschritte 11/15 (1935), S. 197 f. ) sowie andererseits ders., Welfen und Waiblinger Karl Hampe, Weifen und Waiblinger. Zur Wertung Heinrichs des Löwen und Friedrich Barbarossasin: Zeitwende 11/9 (1935), S. 137-150. .
2Verfasst von: Andreas Öffner. Auch Erdmann hatte einen Beitrag für den Charlemagne-Band beigesteuert (Erdmann, Der Name Deutsch (1935) Carl Erdmann, Der Name Deutsch, in: Karl der Große oder Charlemagne? Acht Antworten deutscher Geschichtsforscher (Probleme der Gegenwart), Berlin 1935, S. 94-105. ), für den Hampe die redaktionelle Verantwortung trug.
3Verfasst von: Andreas Öffner. Gemeint sein dürften Kantorowicz' Vorarbeiten zu den Laudes regiae Ernst H. Kantorowicz, Laudes Regiae: A Study in Liturgical Acclamations and Mediaeval Ruler Worship (University of California Publications in History 33), Berkeley/Los Angeles 1946. oder sein nicht realisiertes Buchprojekt Ernst H. Kantorowicz, Interregnum [nicht realisiert]. zum deutschen Interregnum, waren das laut Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 242 doch seine "zentrale[n] Forschungsanliegen zwischen dem Herbst 1934 und dem Herbst 1936".
4Verfasst von: Andreas Öffner. Veröffentlicht hat Kantorowicz in der näheren Zukunft an Zeitschriftenaufsätzen nur einen Beitrag im MIÖG Ernst H. Kantorowicz, Petrus de Vinea in England, in: Mitteilungen des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung 51 (1937), S. 43-88. ; Kantorowicz, Die Wiederkehr gelehrter Anachorese im Mittelalter (1937) Ernst H. Kantorowicz, Die Wiederkehr gelehrter Anachorese im Mittelalter [nur als Sonderdruck], Stuttgart 1937. war für die (nicht ausgelieferte) Festschrift Ludwig Curtius vorgesehen; vgl. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 228.
5Verfasst von: unbekannt. Karl Hampes Ehefrau CharlotteCharlotte Hampe, geb. Rauff (1883-1950), seit 1903 verheiratet mit Karl Hampe und die sieben gemeinsamen Kinder.