Miguel Ángel Ladero Quesada, Investigaciones sobre la política marítima de los Reyes Católicos 1475–1515, Madrid 2024, Dykinson, 388 S., ISBN 978-84-1070-292-9, EUR 24. – Das Buch behandelt das Thema der „maritimen Politik“, der Katholischen Könige. Unter diesem Begriff werden in erster Linie Flottenunternehmungen untersucht, die sowohl für den Krieg als auch für den Handel eingesetzt wurden, in manchen Fällen auch zu beiden Zwecken. Daher ist das Werk für verschiedene Forschungsrichtungen wie die Politik-, Handels-, Schifffahrtsgeschichte sowie die Geschichte der frühen europäischen Expansion von Interesse. Zentral sind die folgenden drei Studien zu einzelnen Flottenoperationen: der „Vizcaya–Flotte“ (1492–1494), der „Flandernflotte“ (1496/97) und den ersten Reisen zu den Westindischen Inseln (1494–1502). Die Flandernflotte diente primär einer diplomatischen Zielsetzung, nämlich der Überfahrt der Infantin Juana zur Hochzeit mit Philipp dem Schönen von Österreich. Flankiert werden die drei Untersuchungen von einem einführenden Kapitel zur Thematik und einem ausleitenden Kapitel zur Admiralität im Königreich Kastilien, die um die Mitte des 13. Jh. unter Alfons X. institutionalisiert wurde. Permanente Kriegsflotten existierten im Spät-MA noch nicht, so dass Flotten immer wieder neu zusammengestellt wurden. Richteten die Katholischen Könige bis zum Ende des 15. Jh. ihr Hauptaugenmerk auf das Mediterraneum, so verlagerten sich ihre Interessen politischer und ökonomischer Natur ab der Wende zum 16. Jh. zunehmend in den Raum des Zentralatlantiks. Allen zentralen Teilen des Buchs sind edierte Quellen aus dem Archivo General de Simancas und dem Archivo General de Indias angefügt, weshalb es auch zum Studium relevanter und sehr detailreicher Dokumente genutzt werden kann. Vor allem handelt es sich um Dokumente der Rechnungsführung, Inventare und Königsbriefe. Neben Ausführungen zur Politik, zu Kriegen und zum Handel erlauben die Quellen präzise Einblicke in die Zusammensetzung der Flotten und Besatzungen sowie in die Ausrüstung der Schiffe und die Versorgung während der Reisen und in Übersee. Diese aus den Quellen hervorgehenden Aspekte werden auch in der Analyse berücksichtigt. Ferner wird der Quellentypus der Libros de armada, Flottenbücher, vorgestellt und insbesondere auf dasjenige des Nicolás de Ovando (1501/02) eingegangen, das über die frühe Kolonisierung der „Neuen Welt“ Auskunft gibt, beispielsweise über die Dimensionen der entsandten Flotten, die Besatzungen und Passagiere. Insgesamt gesehen, bietet das Werk sowohl einen Überblick über das Thema als auch ausgewählte Fallstudien. Hervorzuheben sind die zahlreichen edierten Dokumente. Zur leichteren Erschließung und Vertiefung wären eine ausführlichere Bibliographie und ein Register wünschenswert gewesen.
Christian Alexander Neumann