1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, hg. von Brigitte Burrichter / Barbara Schmitz / Regina Toepfer (Ringvorlesungen der Univ. Würzburg 22) Würzburg 2024, Verlag Königshausen & Neumann, 260 S., ISBN 978-3-8260-8736-3, EUR 40. – Das im Titel genannte Jubiläumsjahr 2021 wurde allerorten in deutschsprachigen Gebieten groß geplant und – soweit es die Pandemie zuließ – auch begangen. Im Vorfeld, während des Jahres sowie im Nachgang gab es zahlreiche Publikationen, so auch die hier angezeigte aus einer Ringvorlesung der Univ. Würzburg hervorgegangene. Für diese steuerte neben dem Universitätspräsidenten Paul Pauli auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster ein Grußwort bei. Der Ansatz der Veröffentlichung ist prinzipiell regional auf Würzburg und Unterfranken konzentriert, greift dafür aber zeitlich umso weiter aus – vom MA bis in die aktuelle Gegenwart. Dies ist konsequent, sollte doch mit dem Jubiläum das jüdische Leben als integraler Bestandteil in allen Regionen seit seinen Anfängen (mithin nicht nur in der ersten Hälfte des 20. Jh.) dargestellt werden; vgl. so auch die Hg. im Vorwort (S. IX). Nicht nur chronologisch, sondern ebenso thematisch wird in dem Sammelband eine große Bandbreite abgedeckt, was nochmals durchaus positiv gegenüber vergleichbaren Publikationen hervorzuheben ist. So beschäftigt sich Katrin Kogman-Appel (S. 1–32) hinsichtlich der ma. jüdischen Bildkultur in Franken vom 13. bis zum 16. Jh. nicht nur mit kunstgeschichtlichen, sondern mehr noch mit den oft vernachlässigten Aspekten der regionalen Ausprägungen im Bereich der Liturgie und der religiösen Gewohnheiten in den untersuchten illuminierten Hss. Helmut Flachenecker (S. 33–58) überbrückt Spät-MA und frühe Neuzeit mit der Darstellung nicht nur der Pogrome und Ausweisungen, sondern auch weiterer Ereignisse und Aspekte, etwa des Zusammenlebens oder institutioneller Mechanismen, durch Lorenz Fries, den Archivar und Chronisten des Fürstbistums Würzburg in der ersten Hälfte des 16. Jh. Dessen Haltung teils unkritischer Wiedergabe von normativen Quellen, aber auch Stereotypen wird nachgezeichnet und kontextualisiert. Die nachfolgenden Artikel behandeln neuzeitliche Themen.
René Richtscheid