Christene D’Anca, Medieval Mausoleums, Monuments, and Manuscripts: French Royal Women’s Patronage from the Twelfth to the Fourteenth Centuries (Women in the Arts: New horizons 2) Turnhout 2024, Brepols, 200 S., Abb., ISBN 978-2-503-60696-5, EUR 95. – Die Handlungsfelder ma. Frauen stellen ein relevantes Forschungsfeld der historischen Kulturwissenschaften dar, das erst seit wenigen Jahren stärkere Aufmerksamkeit im wissenschaftlichen Diskurs erfährt. D’A. schließt mit ihrer Monographie zum Mäzenatentum sechs bedeutender Frauen des MA an diese Diskussion an. Die Vf. untersucht Grabdenkmäler, Hss. und weitere Artefakte, die mit Eleonore von Aquitanien († 1204), ihren Töchtern Maria von Champagne († 1198) und Mathilde, Gemahlin Heinrichs des Löwen († 1189), sowie den französischen Königinnen Maria von Brabant († 1321), Johanna von Évreux († 1371) und Blanka von Navarra († 1398) in Verbindung stehen. Dabei ist es das Ziel D’A.s, diese Artefakte als Medien zu verstehen, welche die untersuchten Akteurinnen im Hinblick auf ihre dynastische Verortung und die Festigung gesellschaftlicher Positionen einsetzten, um diese Identifikationen letztlich im kulturellen Gedächtnis zu manifestieren. Mit der Wahl der sechs Königinnen und Prinzessinnen umschreibt die Vf. einen Untersuchungszeitraum von etwa 150 Jahren. Ebenso umfassend wie die zeitliche Perspektive ist das zugrunde gelegte erweiterte Verständnis von Mäzenatentum, wenn D’A. sowohl Stiftungen für die eigene Person und Dynastie als auch der Mäzenin gewidmete Artefakte untersucht, da solche Widmungen und empfangene Geschenke, insbesondere literarische Werke, auf das Selbstverständnis und die Interessen der Adressatin ausgerichtet gewesen seien (S. 14). Die Studie gliedert sich nach dem Einleitungsteil, der Fragestellungen und Methoden formuliert, in vier chronologisch geordnete Fallstudien. Kapitel 2 widmet sich Eleonore von Aquitanien und zweien ihrer Töchter. Von diesen wird Maria von Champagne als Auftraggeberin von Chrétiens de Troyes Lancelot und Andreas Capellanus’ De amore behandelt. In Mathilde von Sachsen, der Gemahlin Herzog Heinrichs des Löwen, sieht D’A. die maßgebliche Förderin des Braunschweiger Evangeliars Heinrichs des Löwen. Kapitel 3 konzentriert sich auf Maria von Brabant. Behandelt werden ihre Präsenz im Kontext der höfischen Dichtung ebenso wie ihre Grablege im Pariser Franziskanerkloster Couvent des Cordeliers, die im Vergleich zu den Grablegen anderer französischer Königinnen diskutiert wird. In Kapitel 4 liegt für Johanna von Évreux der Fokus auf der vergoldeten Statuette der Jungfrau mit Kind, ihrem Stundenbuch und weiteren Werken ihrer Bibliothek, die zusammen als markante Vergegenwärtigungen des Endes der kapetingischen Dynastie interpretiert werden. In Kapitel 5 steht das umfangreiche Testament Blankas von Navarra im Zentrum, das als Begräbniskunst interpretiert wird. Abschließend fasst D’A. ihre Ergebnisse zusammen, indem sie die verwandtschaftlichen Bindungen und die Sicherung der eigenen Position am Hof als wichtige Ziele des mäzenatischen Handelns der Herrscherinnen betont. Es ist zu bemerken, dass sich die Arbeit fast ausschließlich auf englischsprachige Literatur stützt und dass etwa das Werk von Bernd Schneidmüller und Harald Wolter-von dem Knesebeck zum Evangeliar Heinrichs des Löwen und Mathildes von England (2018) sowie Jitske Jasperse, Medieval Women, Material Culture, and Power. Matilda Plantagenet and her Sisters (2020), nicht berücksichtigt wurden. Bedauerlich ist die Ausstattung des Buchs ausschließlich mit Schwarz-Weiß-Abbildungen. Gleichwohl ist es das Verdienst der Vf., bedeutende Werke der Kulturgeschichte in die Diskussion um die Handlungsfelder ma. Herrscherinnen eingeführt zu haben. Mit ihrer Arbeit gibt D’A. Anstöße für zukünftige Forschungen, die besonders im Hinblick auf die Untersuchung der umfassenden Dimension der Memoria fruchtbar werden können.
Carola Fey