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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Memoriały polityczno-ustrojowe XV–XVI w. „Monumentum“ Jana Ostrororga i „Rady Kallimachowe“ [Politisch- und verfassungsorientierte Gedenkschriften des 15.–16. Jh.: Monumentum von Jan Ostroróg und Ratschläge des Callimachus], hg. von Adam Talarowski (Folia Jagellonica. Fontes 40) Kraków 2024, Societas Vistulana, LVI u. 181 S., ISBN 978-83-67609-68-5, 978-83-67277-31-0, PLN 48. – Der Band enthält die Edition zweier lateinischer Texte, die Forderungen nach politischen und sozialen Reformen äußern. Der erste ist das sogenannte Monumentum, das in Hss. dem Posener Wojewoden Jan Ostroróg († 1501) zugeschrieben wird, aber von manchen Historikern für das Werk eines Anonymus aus der Mitte des 16. Jh. gehalten wird. Seine Ausgabe stützt sich auf die zwei ältesten Hss., die zwei Fassungen des Texts überliefern; daher sind diese beiden Fassungen parallel gedruckt (S. 2–51); gesondert ist eine polnische Übersetzung beigefügt (S. 53–80), die jedoch nur die erste Version wiedergibt (was nicht weiter erklärt wird). Das zweite Werk ist ein Consilium von Filippo Buonaccorsi gen. Callimachus (1437–1496), einem italienischen Humanisten im Dienst der polnischen Könige Kasimir und Johann Albrecht (an letzteren ist das Werk adressiert). Auch in diesem Fall ist nicht sicher, ob der ganze Text von diesem Autor stammt oder ob gewisse Passagen erst später hinzugefügt wurden. Auch hier sind in den Hss. zwei Fassungen überliefert, die wieder parallel abgedruckt werden (S. 82–89) – unter Zugabe von zwei Übersetzungen (S. 90–97), von denen eine aus einer altpolnischen Hs. entnommen und die zweite neu angefertigt wurde. Das Verhältnis der beiden Versionen zueinander und die Frage nach einer verlorenen Urfassung bleiben umstritten. Die reiche Überlieferung (ein Dutzend Hss.) der altpolnischen Übersetzungen wird komplett außer Acht gelassen. In einer umfassenden Einführung präsentiert der Hg. die beiden Autoren, ihre Werke, die Hss. und weist auf Diskussionen über Datierung und Verfasserschaft hin. Besonders wichtig ist der Kommentar zu Ostrorógs Monumentum, da in diesem einzelne Paragraphen in ihrem Kontext eingehend erklärt werden, eine notwendige Voraussetzung, um die Frage der Datierung erörtern zu können. Der Hg. weist nicht nur überzeugend auf die feste Verankerung des Werks in den Realien des 15. Jh. hin, sondern er kommt auch ohne jeglichen Anachronismus aus. T. formuliert zwar ein eindeutiges Fazit (S. XXIIIf.), lehnt es aber ab, sich für eine eindeutige Datierung des Traktats zu entscheiden. Zum Text des Callimachus gibt es keinen Kommentar, und auch hier enthält sich T. in der Einführung – nach Zusammenfassung der Diskussion – einer eindeutigen Entscheidung. Wichtig ist die neue, verbesserte und kritische Ausgabe der Texte (die bisherigen Editionen stammen noch aus dem 19. Jh.), obschon ihr Konzept ziemlich kompliziert zu sein scheint. Das Hauptziel des gesamten Unternehmens war die Klärung aller mit der Genese der beiden Texte verbundenen Fragen – anhand einer ausführlichen Analyse ihres Inhalts. Diese Hoffnung erfüllt das Buch leider nicht. Das sehr kurze englische Summary wird der Dimension der betrachteten Probleme nicht gerecht (S. 170f.), und auch das Sachregister fällt bescheiden aus (S. 173–179).

Tomasz Jurek