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Hanno Jansen, Rektorwahlen an mittelalterlichen Universitäten Europas. Eine Studie zur Entscheidungskultur im akademischen Raum (Kulturen des Entscheidens 9) Göttingen 2023, Vandenhoeck & Ruprecht, 589 S., ISBN 978-3-525-35699-9, EUR 100. – Ziel der 2022 an der Westfälischen Wilhelms-Univ. als Diss. approbierten Arbeit ist ein erstmaliger europaweiter Vergleich der Entscheidungsfindung bei der Wahl eines Rektors an den Universitäten des MA. Nach einem einleitenden Kapitel (S. 11–49) zur Geschichte des Rektoramts und seiner Stellung gegenüber der Universität, zu Forschungsstand und Quellenlage und einem kurzen Abschnitt (S. 51–72) mit Überlegungen zu Vorbildern der Rektorwahl im kirchlichen Bereich stellt der Hauptteil der Monographie die jeweiligen Wahlverfahren vor, die der Vf. am Beispiel einzelner Universitäten erläutert, in deren (Gründungs-)Geschichte sie eingebettet werden. Es handelt sich um die Ausschusswahl (S. 73–177), die Repräsentantenwahl (S. 179–335), die Plenarwahl (S. 337–475), den Sonderfall der Mehrfachausschusswahl an der Universität Krakau (S. 477–489) sowie die Entscheidungsfindung unter Einbeziehung des Losverfahrens (S. 491–521), wobei jeweils auch Überlegungen zu Vor- und Nachteilen der verschiedenen Verfahren bzw. zu den Gründen für ihre Anwendung angestellt werden. Das abschließende Resümee (S. 523–542) fasst die Ergebnisse gut und konzis zusammen, wie sich überhaupt die Studie insgesamt durch gute Lesbarkeit auszeichnet und zweifellos einen schönen und vor allem nützlichen Beitrag zur ma. Universitätsgeschichte leistet. Erheblich beschädigt wird sie jedoch durch zum Teil stark fehlerhafte Transkriptionen der lateinischen Quellentexte in den Anmerkungen. Diese strotzen teilweise geradezu von nicht existenten lateinischen Wörtern oder falscher Syntax (vgl. etwa S. 85 Anm. 252: ab impostionibus liberentur nicbil recipietis ... cedulam manu propris signatam; S. 93 Anm. 268: Universitatiss; S. 478 Anm. 1309: quam sie trahens; S. 497f. Anm. 1367: in Consiiariorum electione … et in singulis globulis cereis innoluantur; betroffen sind auch lateinische Literaturzitate, vgl. S. 478 Anm. 1307: Codex Diplomaticus Universitatis Studii Generalis Cracoviensis continent privilegia et documenta … Pars Prima pertinent ab anno 1365 … ; usw.), wobei vieles auf nicht oder sehr nachlässig kontrollierte Verwendung von OCR-generierten Lesungen älterer Drucke zurückzugehen scheint (und hoffentlich nicht auf gravierende Mängel des Vf. in der Beherrschung des ma. Latein, worauf, wie an den oben angeführten Beispielen teils schon erkennbar, allerdings die größtenteils nicht vorhandene oder sogar grob sinnstörende Interpunktion in den Quellentexten hindeuten könnte, die eine Lektüre der betreffenden Quellenstellen in den Anmerkungen extrem mühsam macht).

M. W.