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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Klaus Gereon Beuckers, Das Kölner Kaiserinnen-Evangeliar W 312. Ein ottonisches Prachtevangeliar im Historischen Archiv der Stadt Köln (Forschungen zu Kunst, Geschichte und Literatur des MA 11) Köln 2024, Böhlau, 232 S., Abb., ISBN 978-3-412-53099-0, EUR 49. – Das wohl zum Begräbnis der Kaiserin Theophanu 991 hergestellte, bei der Kölner Archivkatastrophe glücklicherweise praktisch unbeschädigt gebliebene Evangeliar (Historisches Archiv der Stadt Köln, Bestand 7010, Nr. 312) ist eines der Hauptwerke der sogenannten „Malerischen Gruppe“ der Kölner Buchmalerei der Ottonenzeit. Die hier vorgelegte Monographie des an der Christian-Albrechts-Univ. zu Kiel lehrenden Spezialisten für die hochma. Buchkunst gibt zunächst einen kurzen Überblick über den derzeitigen Forschungsstand, die umstrittene Provenienzfrage sowie den kodikologischen Aufbau der Hs., die im Anschluss vor allem in kunsthistorischer Perspektive untersucht und in die Kölner Buchmalerei des 10. Jh. eingeordnet wird. Der Vf. schließt sich dabei der zuletzt von der Forschung fast einhellig vertretenen Datierung der Hs. als Schlusspunkt der „Malerischen Gruppe“ an und hält ihre Entstehung in St. Gereon in Köln für wahrscheinlich. Seine abschließenden Ausführungen zum Evangeliar als Memorialobjekt und zu Nutzungsspuren und Dipinti im Evangeliar werden durch zwei Beiträge anderer Vf. ergänzt: Beate Braun-Niehr (S. 103–124) untersucht das Capitulare evangeliorum am Ende der Hs. und kommt zu dem Schluss, dass dessen Perikopenliste eine offenbar an konkrete liturgische Bedürfnisse angepasste Fassung des Λ-Typus darstellt, der in dem Evangeliar in Manchester, Rylands Library, MS Latin 10, vertreten ist. Doris Oltrogge / Robert Fuchs (S. 125–140) untersuchen Farbmittel und Maltechnik des Kaiserinnen-Evangeliars mit dem Ergebnis, dass die verwendeten Materialien weitgehend jenen anderer Kölner illuminierter Hss. des 10./11. Jh. entsprechen, wobei die Maltechnik vor allem dem Gießener Evangeliar (Gießen, UB, Cod. 660) nahesteht. Abgeschlossen wird der Band durch Faksimile-Abbildungen der wichtigsten, also vor allem, aber nicht ausschließlich, der illuminierten Seiten der Hs. Er hätte sich, zumal der Aufwand dafür aufgrund des überschaubaren Umfangs nicht übertrieben hoch gewesen wäre, auch ein Register, insbesondere eines der zitierten Hss., verdient.

M. W.