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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Franz-Reiner Erkens, Lonsdorf, Weißeneck und Praunfalk. Studien und Quellen zu den frühen Privilegien für die Märkte im Passauer Abteiland (Veröffentlichungen des Instituts für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen der Univ. Passau 74) Passau 2024, Dietmar Klinger Verlag, VII u. 118 S., ISBN 978-3-86328-201-1, EUR 19. – Der leicht kryptische Titel des Buchs soll wohl neugierig machen, denn erst bei genauerem Hinsehen erschließt sich, dass er aus den Namen der Passauer Bischöfe Otto von Lonsdorf (1254–1265) und Gottfried von Weißeneck (1342–1362) sowie des Ende des 16. Jh. tätigen Notars Norbert Praunfalk besteht. Deutlicher bezeichnet der Untertitel, worum es eigentlich geht, nämlich um die Edition von 24 Urkunden aus den Jahren 1263–1563, die von den Passauer Bischöfen für einige Orte auf dem Gebiet ihres Hochstifts ausgestellt wurden (dass „Abteiland“ eben den Kern dieses Territoriums bezeichnet, wissen vermutlich nur Eingeweihte). Immerhin 14 davon sind im Original überliefert, die anderen kopial, sofern es sich nicht überhaupt um Deperdita handelt. Nur die Hälfte der Stücke wird im Volltext dargeboten, die andere Hälfte als Regesten; eine Art Anhang bilden Nr. 25–31, in denen ein Rechtsstreit zwischen den Bürgern des Markts Obernzell und dem bischöflichen Pfleger am selben Ort im Jahr 1599 dokumentiert wird. Dieser Rechtsstreit war es nämlich offenbar, der den Notar Norbert Praunfalk zur Fälschung des ältesten Privilegs von angeblich 1263 (= Nr. †1) animiert hat. Die Einleitung (S. 3–21) dient hauptsächlich dem ausführlichen Nachweis, dass es sich bei diesem Stück um eine Fälschung handelt; dies ist zwar schon mehrfach vermutet, aber bislang noch nie fachkundig untersucht und begründet worden. Neu ist somit auch die Konsequenz, dass sich das Jahr 1263 eher schlecht als Referenzpunkt für ein Ortsjubiläum eignet, was sich zum Glück für die Obernzeller aber erst nach den entsprechenden, 2013 abgehaltenen Feierlichkeiten herausgestellt hat. Über derlei Lokalhistorisches hinaus ist die Edition natürlich vor allem für die Erforschung des Urkundenwesens der Passauer Bischöfe bedeutsam, waren doch die Texte bislang entweder nur an verschiedenen entlegenen Stellen oder überhaupt nicht gedruckt; aus der umfangreichen Vorbemerkung zu Nr. 24 lernt man nebenbei einiges über die Entwicklung des Selbstverständnisses der Aussteller als Bischöfe und als Fürsten. Eine gewisse Vorsicht ist freilich beim Register geboten, das bewusst unvollständig gehalten ist: Zwar sind dort alle inhaltlich relevanten Orte und Personen zuverlässig aufgelistet, die Zeugennamen aus den älteren Urkunden jedoch nicht.

Roman Deutinger