Carina Zeiler, mit recht, gerechtikait, unser maynung. Die Testamente der Gräfinnen und Herzoginnen des Hauses Württemberg im Spätmittelalter (Reihe Geschichtswissenschaften 1) Sankt Ottilien 2023, eos-verlag, 540 S., ISBN 978-3-8306-8205-9, EUR 49,95. – Die Tübinger Diss. analysiert einerseits die Testierpraxis fünf ausgewählter spätma. württembergischer Fürstinnen (Elisabeth von Nürnberg, Henriette von Mömpelgard, Mechthild von der Pfalz, Margarethe von Savoyen und Elisabeth von Brandenburg-Ansbach) vor allem nach genderspezifischen Kriterien, nimmt aber außerdem diesen speziellen Quellentypus als Basis für zeit- und geschlechtsgebundene Rechts- und Gerechtigkeitsüberlegungen, die in den weiblichen Testamenten zum Ausdruck kommen und das Handeln und Entscheiden der Testierenden leiteten. Um zu diesen zwei thematischen Schwerpunkten vorzustoßen, braucht es allerdings eine Vielzahl an Rahmeninformationen und Kontextualisierungen, denen sich Z. mit Akribie hingibt. Nach dem Referat des Forschungsstands, der allgemeinen Erbpraxis im Haus Württemberg und der Materialität der Testamente mit ihren rechtlichen und formalen Bedingtheiten stehen im 4. Hauptkapitel endlich die fünf Akteurinnen im Zentrum mit ihren Biographien, Handlungs- und Schicksalsräumen und den Eigenheiten ihrer Testierpraxis, die jeweils durchaus individuelle Züge aufweist und natürlich abhängig ist von der jeweiligen Lebenssituation – Ehefrau, Mutter und/oder Witwe, Erbtochter –, von den materiellen Möglichkeiten und familiären Verantwortungen sowie auch von rechtlichen Gewohnheiten im Haus Württemberg, die allerdings nicht immer befolgt wurden. Das 5. Kapitel verortet die Testamentserstellung zunächst räumlich nach den Lebensmittelpunkten der Fürstinnen und versucht auch die Frage nach ihrer generellen Mobilität anhand der Itinerare zu beantworten. Außerdem geht es in diesem Abschnitt um die finanzielle Beweglichkeit, die vor allem die Morgengabe gewährleistete – während Heimsteuer und Widerlage, die auch für die Witwenversorgung vorgesehen waren, kaum angesprochen werden –, und um die sozialen Netzwerke und Beziehungen, die die Testamente offenbaren. Ein nicht allzu ausführliches Resümee bildet den Abschluss des deskriptiven Teils, dem sich die Edition der Testamente – entgegen der üblichen Praxis ist der Quellentext kursiv gesetzt –, ein tabellarischer Quellenapparat und ein sehr umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis sowie das obligatorische Register anschließen. Die Monographie, die den Charakter einer Qualifizierungsarbeit nicht ganz ablegen kann, ist mit viel Fleiß entstanden, was nicht zuletzt an der Vielzahl der angeschnittenen Themen abzulesen ist und was vor allem auch der beeindruckende Fußnotenapparat verdeutlicht. Sie zeigt aber doch einige Schwächen. So verwundert die Eigenheit, Fragen aufzuwerfen, die dann keine Beantwortung erfahren, ebenso wie die verwirrende Fülle an Ergebnissen, die manchmal außerhalb des Zusammenhangs präsentiert werden. Die Frage nach dem Rechts- und Gerechtigkeitsempfinden, die eigentlich den „roten Faden“ bilden sollte, wird zwar immer wieder erörtert, geht aber letztlich doch ein wenig unter. Eine sprachliche Überarbeitung hätte dem etwas sperrigen Text auch gutgetan.
Julia Hörmann-Thurn und Taxis