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Karel Pacovský, Pražské benediktinky mezi klášterem a světem. Klauzura ve svatojiřském opatství ve středověku [Benedictine Nuns of Prague Between the Convent and the World: enclosure in St. George’s abbey in the Middle ages], in: Český časopis historický 122 (2024) S. 467–486: Nach Ansicht des Vf. wurde im Prager Benediktinerinnenkloster St. Georg nicht von Anfang an strenge Klausur praktiziert, sondern erst nach dem Konzil von Trient zu Beginn des 17. Jh. eingeführt. Obwohl eine der Forderungen des Visitators Kardinal Guido im Jahr 1143 die Verschärfung der Klausur war, konnte sie sich damals nicht durchsetzen. In diesem Zusammenhang steht die Erzählung in den Annalen des sogenannten „Vyšehrader Kanonikers“ über den Brand des Klosters St. Georg im Jahr 1142. Dieses Ereignis wurde bislang meist ausschließlich als historischer Vorfall interpretiert. Der Vf. legt jedoch nahe, dass die Darstellung des Brandes bewusst mit dem Motiv einer wundersamen Rettung verknüpft wurde, um kirchliche Reformbestrebungen zu legitimieren. Die Verbindung zur heiligen Ludmila, die ihre Reliquien im Kloster behalten wollte, diente dabei als symbolisches Vorbild für die geforderte Sesshaftigkeit der Nonnen. Der Vf. nennt auch andere ähnliche Wundererzählungen aus ausländischen Quellen, die dazu dienten, die Klausur in Frauenklöstern zu legitimieren. Einheimische Quellen aus dem 13.–16. Jh. deuten allerdings darauf hin, dass eine strikte Klausur von den Nonnen in dieser Zeit weder geübt noch verlangt wurde.

Přemek Bar