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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Studie o rukopisech 54/1–2 (2024): Aus dem MA: Jiří Černý / Soňa Černá, Die Organisation des Losbuchs mit 32 Fragen in den Handschriften aus Olmütz, Heidelberg und Edinburgh (S. 7–35, 6 Abb.), analysieren Zusammensetzung und Funktion von drei illuminierten Hss., die zum Wahrsagen dienten. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen das sogenannte Olmützer Losbuch (Olomouc, Vlastivědné muzeum v Olomouci [Heimatgeschichtliches Museum in Olmütz], „Olmützer Losbuch“, K-14905, 1. Viertel des 15. Jh.), das mit zwei zeitgenössischen Codices verglichen wird (Heidelberg, Univ.-Bibl., Cpg 7, wahrscheinlich um 1430; Edinburgh, The Royal Observatory, Cr. 5. 10, Mitte des 15. Jh.). Die Vf. klären das Verhältnis der Text- und Bildkomponenten zueinander und rekonstruieren die Wege, auf denen die Benutzer zum Orakel gelangten. Ungeachtet des fehlerhaften Systems der Verweise, das möglicherweise schon auf einen Archetypus des 14. Jh. zurückgeht, konnten die Hss. ohne größere Probleme benutzt werden. Ihre Hauptfunktion war eine lockere, gesellige Unterhaltung mit einigen moralisierenden Aspekten, keineswegs jedoch ernsthafte Weissagung. – Katarzyna Grochowska, An Elephant Manuscript in a Franciscan Nunnery: Fragment PL SS-Muz 6.4. of Stary Sącz (S. 36–47, 3 Abb.), analysiert ein Pergamentfragment (200 x 150 mm) aus der Bibliothek der Klarissen in Stary Sącz (Kleinpolen). Auf der Grundlage einer paläographischen und musikwissenschaftlichen Analyse identifiziert die Vf. es als Fragment eines deutlich überdimensionierten liturgischen Buchs (Graduale oder Sequentionar, mit der Sequenz Grates nunc omnes). Die Hs. wurde wahrscheinlich Ende des 15. Jh. für die Krakauer Kathedrale geschrieben und gelangte, da sie als veraltet galt, irgendwann nach 1577 nach Stary Sącz. Teile des Codex wurden im Klarissenkloster zum Einbinden oder als Material für die Reparatur anderer Bücher verwendet.

Jan Hrdina