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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Michal Dragoun, Knihovna mistra Křišťana z Prachatic [Die Bibliothek des Meister Křišťan von Prachatitz], Praha 2024, Národní knihovna ČR, 537 S., ISBN 978-80-7050-815-2, CZK 351. – Die Publikation stellt die Bibliothek des Křišťan von Prachatitz (1360?–1439) vor, eines bedeutenden Gelehrten der Prager Universität in der Hussitenzeit. Das Buch ist in zwei Hauptteile gegliedert. Der erste Teil zeichnet den Lebensweg Křišťans nach von seiner Tätigkeit an der philosophischen und medizinischen Fakultät bis hin zu seiner Rolle in der Kirchenleitung. Křišťan war ein enger Freund von Jan Hus, vertrat aber selbst eher konservative Ansichten. Gegen Ende seines Lebens wurde er zum Administrator der Diözese Prag ernannt. Zu seinen Interessen gehörten Mathematik, Astronomie und Medizin, und viele seiner Werke, wie z. B. eine Anweisung für die Konstruktion und den Gebrauch von Astrolabien oder ein Herbarium, waren sehr beliebt. Seine Bibliothek war schon zu ihrer Zeit außergewöhnlich und ist bis heute eine der am besten erhaltenen persönlichen Bibliotheken des Spät-MA. Dank einem Signatursystem (die Initiale C – wie Cristianus – und eine arabische Zahl) konnten bis heute 34 Bände identifiziert werden, während der ursprüngliche Umfang der Bibliothek auf etwa 200 Bücher geschätzt wird (die höchste Signatur trägt die Nummer 151). Die Bibliothek enthielt hauptsächlich Predigerliteratur, aber auch naturkundliche Texte, worin sich Křišťans Interessen und seine Tätigkeit in der Kirchenleitung widerspiegeln. Der zweite Teil der Publikation besteht aus einem detaillierten Hss.-Katalog, ergänzt durch einen umfangreichen Registerapparat (Sprachliches, Chronologie, Orte, Namen, Sachen, Schreiber und Provenienzen, illuminierte Hss. und lateinische Incipits). Die Publikation bietet somit nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Křišťans Persönlichkeit und Werk, sondern auch einen wertvollen Einblick in die spätma. intellektuelle Produktion der Prager Universität und in die Buchkultur dieser Zeit.

Ondřej Vodička