DA-Rezensionen online

Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Stadt und Adel. Tagungsband der 59. Jahrestagung des Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung, hg. von Manfred Wassner / Tjark Wegner / Ben Pope (Stadt in der Geschichte 49) Göttingen 2025, Vandenhoeck & Ruprecht, 366 S., Abb., ISBN 978-3-525-30293-4, EUR 50. – Das Verhältnis von Stadt und Adel treibt die Forschung epochenübergreifend bereits länger um. Entsprechend greift der Band an vielen Fällen etablierte Fäden auf bzw. spinnt sie weiter. Herausgegangen aus der 2022 pandemiebedingt online abgehaltenen Tagung des renommierten Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung, schlagen die Aufsätze einen Bogen vom Spät-MA bis ins 19. Jh. Im Folgenden seien von den zwölf Studien nur jene vorgestellt, die für die Mediävistik relevant sind. Den Anfang macht eine gut lesbare Synthese bisheriger Arbeiten zur Thematik von Ellen Widder (S. 7−34). Es folgt eine archäologische Annäherung von Michael Kienzle / Moritz Foth / Lukas Werther (S. 35−65) an die in der Historiographie erwähnte Zerstörung der Greifensteiner Burg im Jahr 1311 durch die Reichsstadt Reutlingen. Überzeugend wird hierbei nachgewiesen, dass tatsächlich frühestens im zweiten Drittel des 14. Jh. ein entsprechender Brand anzunehmen ist. Heraldischer Kommunikation im städtischen Raum des spätma. Reichs widmet sich anschließend Marcus Meer (S. 67−101). Für Fragen der vormodernen Archivgeschichte sowie des Umgangs mit Schriftstücken am Übergang vom MA zur frühen Neuzeit äußerst ergiebig ist die Studie von Roland Deigendesch (S. 253−274) zu Urkundenhinterlegungen bei der Reichsstadt Reutlingen, wobei auch Beispiele aus anderen Städten behandelt werden. An den hier untersuchten Beispielen zeigt sich, dass die in der Forschung ohnehin schon länger zu Recht angezweifelte Vorstellung eines intensiven Gegensatzes von Adel und Stadt auf tönernen Füßen steht. Deponiert wurde gerade von Niederadligen im urbanen Raum viel; auch über Konflikte und Konfessionsgrenzen hinweg. Ausgehend von ihren einschlägigen Dissertationen zum 15. Jh. behandeln nachfolgend Niklas Konzen (S. 275−293) die Rolle antistädtischer Ressentiments in der Fehdeführung Hans von Rechbergs und Ben Pope (S. 295−326) die adligen Diener der Reichsstadt Nürnberg. Inhaltlich beschlossen wird der Band durch eine Studie Tjark Wegners (S. 327−351) zur Bedeutung von Burgenöffnungen – nicht, wie bisher in der Forschung meist üblich, für adlige Herrschaftsträger, sondern für schwäbische Reichsstädte. Beschlossen wird die für Fragen der Adels- und Stadtgeschichte ertragreiche Publikation, die das beachtliche Niveau der Reihe mühelos hält, durch ein Register der Personen und Familien sowie ein Ortsregister.

Benjamin Müsegades