Una discussione su „L’asino e il battello“ di Chris Wickham, a cura di Fabio Saggioro / Gian Maria Varanini, in: Reti Medievali Rivista 25,2 (2024) S. 7–105: Die Sektion „Interventi a tema“ widmet sich der Rezension von Chris Wickham, The Donkey and the Boat. Reinterpreting the Mediterranean Economy, 950–1180 (2023) bzw. der nicht viel später erschienenen italienischen Übersetzung (2024). Fabio Saggioro, Asini, battelli e la ‘crescita economica’ di XII secolo: uno sguardo archeologico sull’Italia settentrionale (S. 9–22), betont die Bedeutung der Verschiebung des Blickwinkels vom internationalen Fernhandel hin zur Warenproduktion und -verbreitung im regionalen und lokalen Umfeld. Für die italienische Halbinsel wurden Fallstudien zu vier Untersuchungsräumen geliefert: Venedig und der nordadriatische Raum, Genua, Pisa und die Toskana sowie die Lombardei. Dabei wird anhand archäologischer Funde deutlich, wie eng das Wirtschaftswachstum des 11. und 12. Jh. mit der gestiegenen Binnennachfrage nach Gebrauchsgegenständen zusammenhing. Die Betonung der Produktionsprozesse wird allerdings durch das weitgehende Fehlen von Textquellen erschwert. – Die Frage des Verhältnisses zwischen Schriftquellen und archäologischen Funden steht auch im Mittelpunkt der Beobachtungen von Andrea Augenti, Storia e archeologia: è questa la strada del dialogo? (S. 23–32), der am Beispiel von Comacchio und Vetricella auf die Gefahr der Überinterpretation von quantitativ sehr eingeschränkten archäologischen Funden hinweist. Methodologisch stellt das Fehlen von Graphiken und Photographien die Leser vor Probleme; die Archäologie wird in ein umfangreiches Narrativ eingebettet. – Philippe Sénac, The Donkey and the Boat: quelques remarques andalouses … (S. 33–44), unterstreicht den wichtigen methodologischen Neuansatz des Werks, weist aber auch auf das (ungelöste) Problem hin, Globalgeschichte und detailreiche, aber nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählte Fallstudien zusammenzuführen. Die These von der Isolation von al-Andalus ist seiner Meinung nach wegen der engen Beziehungen zum Maghreb nicht haltbar. – Giuseppe Petralia, Dai battelli agli asini: fine di un primato (S. 45–75), betont unter Berücksichtigung der umfangreichen Historiographie zur ma. Wirtschaftsgeschichte Italiens die zahlreichen neuen Impulse, insbesondere die Ausweitung auf das Früh- und Hoch-MA und die verstärkte Einbeziehung der contadini. Der von Wickham gewählte norditalienische Raum lässt sich zwar gut in seine anderen Fallbeispiele integrieren, es fehlt allerdings der Vergleich zu Süditalien. – Chris Wickham, Risposta (S. 77–105), nimmt umfassend Stellung zu den obigen Rezensionen (sowie zur Rezension von Sergio Tognetti im Archivio Storico Italiano 678, 2023, S. 821–835). Insbesondere in seiner Replik auf Tognetti wird – neben gegensätzlichen ideologischen Prämissen – deutlich, dass zwischen der Wirtschaftsgeschichte des Früh- und des Spät-MA fundamentale Unterschiede liegen. Vielleicht kann, zumindest für den italienischen Raum, der Zeitraum des ausgehenden 11. und des 12. Jh. als Übergangsphase fungieren.
Thomas Hofmann