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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern (1314–1347) nach Archiven und Bibliotheken geordnet, hg. von Michael Menzel, Heft 13: Die Urkunden aus den Archiven und Bibliotheken Hessens, bearb. von Sigrid Oehler-Klein, Wien / Köln 2023, Böhlau, LVII u. 564 S., ISBN 978-3-412-52952-9, EUR 80. – Im Zuge der 1967 begonnenen Neubearbeitung der Regesten zu den Urkunden Kaiser Ludwigs des Bayern, die für die Archive und Bibliotheken von Württemberg, Baden, München, Schwaben, Österreich, Oberpfalz und Tschechien, Unter-, Mittel- und Oberfranken, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie dem Elsass und der Schweiz bereits gedruckt vorliegen, ist nun auch das umfangreiche Regionalheft zu Hessen erschienen, dem kurz danach die gedruckten Erträge aus Norddeutschland (Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein) folgten. Damit sind die meisten in deutschen Archiven aufbewahrten Dokumente dieses Herrschers und etwa zwei Drittel des ca. 5800 Urkunden umfassenden Gesamtbestands erfasst, von denen Johann Friedrich Böhmer (1839–1865) nur rund 3600 gekannt hat. Die hier vorgelegten insgesamt 774 Regesten (darunter 542 Vollregesten bei 390 Originalurkunden) zu Herrschaftsgebieten, die weit über Hessen hinausgreifen, geben wichtige Einblicke in die Reichspolitik. Ihnen geht eine fundierte Einleitung voraus, die die große Zersplitterung des Raums im Süden und in Rheinhessen veranschaulicht, die Überlieferungslage charakterisiert, die wichtigsten inhaltlichen Schwerpunkte aufzeigt sowie die diplomatischen Merkmale des Bestands beschreibt. Erkennbar wird die besondere Privilegierung Frankfurts und der drei anderen Wetterauer Reichsstädte Friedberg, Wetzlar und Gelnhausen, denen – wie auch den regionalen Adelsfamilien (etwa den Landgrafen von Hessen, den Grafen von Nassau und Katzenelnbogen, den Herren von Eppstein, Hanau und Limburg u.a.) – zahlreiche Reichsaufgaben in Krieg, Verwaltung und Finanzwesen auferlegt und im Gegenzug wiederum Zollbefreiungen, Messe- und Stadtrechte gewährt wurden. In Frankfurt, vor dessen Toren Ludwigs Königswahl erfolgte, wurden bei seinen über 50 Aufenthalten immerhin 699 Urkunden für ein breites überregionales Empfängerfeld ausgestellt. Auch wenn nur 89 der in Hessen überlieferten Urkunden, also nur 16,5 %, die Geistlichkeit betreffen, ist die Rolle des Mainzer Erzstifts in Konkurrenz zu den Landgrafen und die lokale Funktion des Stifts Fulda im Zwist mit Adel und Bürgern nicht zu unterschätzen. Die Regesten veranschaulichen Schlichtungsversuche und Entschädigungsleistungen, Belehnungen und Verpfändungen, die Indienstnahme von Edlen, Burggrafen und Burgmannen, den Umgang mit Reichsforsten und Wildbann sowie Ludwigs Politik gegenüber jüdischen wie nichtadeligen Familien. Die vielfältigen Beobachtungen und Querverweise, die in den Regesten zuverlässig aufbereitet sind, können deshalb als wahre Fundgrube für die weitere Forschung gelten. Ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis, eine Auflistung der Empfänger(gruppen) sowie ein Namen-, Orts- und sogar Sachregister bereiten die weit über die Geschichtswissenschaft hinaus einschlägige Veröffentlichung bestens auf. Dabei ist es erfreulich, dass trotz der Einspeisung aller Daten in die RI Online auch die gedruckte Version fortgeführt wird.

Ingrid Baumgärtner