Anna Santoni, Le costellazioni e i loro miti al tempo di Carlo Magno. Il contributo della tradizione aratea alla conoscenza del cielo in età carolingia (il mito – testi e saggi) Pisa 2023, Edizioni ETS, 197 S., 54 Abb., ISBN 978-88-4675-987-0, EUR 25. – Im Zentrum der Veröffentlichung stehen fünf lateinische Texte über den Sternenhimmel, die im karolingischen Frankenreich auf Basis der antiken sogenannten Aratea-Überlieferung verfasst wurden. Wie die Vf. einleitend darlegt, dokumentieren diese Texte eine Phase, in der das Wissen über Himmelskonstellationen, einschließlich der damit verbundenen Mythologie, aus antiken Quellen extrahiert und dauerhaft in den abendländischen Bildungskanon integriert wurde. Bei den Texten handelt es sich um 1) De signis caeli, 2) Excerptum de astrologia Arati, 3) De ordine ac positione stellarum in signis, 4) den Anonymus Sangallensis (oder Herodius), und 5) De astronomia more Christiano. Zum Abdruck dieser Texte auf der Basis bestehender Editionen (besorgt von A. Dell’Era, A. Borst u. H. Le Bourdellès) und deren Übersetzung ins Italienische durch die Vf. kommen jeweils ausführliche Anmerkungen, welche den Textinhalt zur breiteren Überlieferung in Beziehung setzen. Näheres zu dieser Überlieferung erfährt man in der 50-seitigen Einleitung, welche u.a. betont, dass sich die Benennung von Sternbildern nach vorchristlichen Mythen im Früh-MA gegen patristische Bedenken durchsetzen konnte (S. 54–58). Das den Editionen angehängte Literaturverzeichnis (S. 187–194) ist sehr knapp gehalten, lässt aber nicht allzu viel Wesentliches aus. Enttäuschend ist, dass bei Stellungnahmen zur zeitgenössischen Komputistik die neuere Forschung (z. B. von I. Warntjes) unberücksichtigt geblieben ist und stattdessen allein auf die diskussionswürdigen Thesen A. Borsts, etwa zum Ursprung der „Aachener Enzyklopädie von 809“ (S. 13), rekurriert wird. Bei den Literaturhinweisen, die stets nach dem Autor-Jahr-System erfolgen, fällt ein gewisser Mangel an Sorgfalt auf, wenn z. B. Jahreszahlen falsch genannt werden oder bestimmte in den Fußnoten der Einleitung genannte Titel im Literaturverzeichnis nicht vorkommen. Trotzdem gelingt der Vf. ein nützlicher Beitrag zu einem bereits vielfach erforschten Themenfeld.
Philipp Nothaft