János Incze, „Our Lord the King Looks for Money in Every Corner“. Sigismund of Luxembourg’s Pledgings in Hungary (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des MA 50) Wien / Köln / Weimar 2024, Böhlau Verlag, 275 S., ISBN 978-3-412-53197-3, EUR 55. – Die Geschichte des politischen Agierens der ma. Herrscher mit Geld findet in jüngerer Zeit wieder die Aufmerksamkeit der internationalen Forschung. I. legt nun eine grundlegende Arbeit in englischer Sprache vor, in der die Verpfändungen Sigismunds von Luxemburg im Königreich Ungarn untersucht werden. Im Spät-MA waren Kreditverhältnisse eine Grundlage der politischen Ordnung. Die Verpfändung von Städten, Burgen und Territorien brachte Einkünfte und erzeugte Bindungen zwischen Herrscher und Untertanen, die Abhängigkeit schufen, aber auch politische Teilhabe eröffneten. Man hat daher vorgeschlagen, von einem „Verpfändungszeitalter“ zu sprechen, wie im ersten Kapitel dargestellt wird. Nach dem Geldbedarf (Kap. 2) und den regelmäßigen Einkünften (Kap. 3) des Königs werden dessen Verpfändungen zwischen 1385 und 1437 untersucht. Die Quellengrundlage bilden die erhaltenen Pfandurkunden, die I. auch tabellarisch erfasst (S. 205–243). Nacheinander werden der Verpfändungsprozess (Kap. 4), der Umfang der Verpfändungen (Kap. 5), die Pfandobjekte (Kap. 6) und die Pfandnehmer (Kap. 7) analysiert. Abschließend erfolgt ein Blick auf den Einsatz der so geschöpften Gelder (Kap. 8). Der Vf. kann den Wissensstand durch mikrohistorische Untersuchungen differenziert weiterentwickeln: Es wird deutlich, dass Sigismund zwar als säumiger Schuldner galt, aber in Ungarn über nennenswerte Einkünfte verfügte. Auf Verpfändungen wurde nicht nur in finanziellen Notlagen zurückgegriffen. Sie wurden aktiv als politisches Gestaltungsmittel eingesetzt. Erstmals werden mit Karten räumliche Dimensionen der Verpfändungspraxis visualisiert. Die meisten Verpfändungen dienten der Finanzierung militärischer Auseinandersetzungen, aber nicht nur zur Verteidigung. Auf diplomatischen Reisen in Europa konnte Sigismund durch die Erhöhung von Pfandsummen auf das Vermögen der ungarischen Fürsten zugreifen, die ihn begleiteten. Nach dem Konzil von Konstanz wurde der Umzug des Hofs in das reichsnahe Bratislava über Verpfändungen in Ungarn finanziert. Diese und andere wertvolle Ergebnisse der schlanken Arbeit werfen Fragen auf, die man nun in weiterführenden Forschungen verfolgen könnte. Dazu gehört nicht nur die mikrohistorische Untersuchung der Auswirkungen von Verpfändungen auf das Leben der Untertanen in den verpfändeten Städten. Eine vergleichende Untersuchung der Kreditwirtschaft Sigismunds in Ungarn, Böhmen und im römisch-deutschen Reich, um Spezifika und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, ist durch I.s Arbeit in greifbare Nähe gerückt.
Mathias Kluge