Andar per mare, custodire il mare. Le commissioni ducali per i capitani veneziani di galea (sec. XV), a cura di Alessandra Rizzi, con la collaborazione di Umberto Cecchinato (Deputazione di storia patria per le Venezie – Testi 6) Roma 2024, Viella, 157 S., ISBN 979-12-5469-412-1, EUR 30. – R. hat sich darauf spezialisiert, Texte von commissioni ducali an verschiedene Vertreter der venezianischen Autorität herauszugeben, die als Rektoren in Istrien und Dalmatien, als Kapitäne von Handelsgaleerenkonvois oder von Polizeigaleeren in der Adria tätig waren. Die Quelle für die vorliegende Ausgabe befindet sich im Archivio di Stato in Venedig im Bestand Collegio, Formulari di commissioni, Register 4, in dem sechs normative Texte zusammengefasst sind, die an die Offiziere solcher Schiffe gerichtet waren. C. beschreibt diese Quelle sorgfältig und weist darauf hin, dass die gesammelten Texte aus der Zeit zwischen 1382 und 1413 stammen, also zwischen dem Ende des sogenannten Chioggia-Kriegs und der Eroberung der Terreferme bis zum Gardasee, als Venedig, bis dahin eine Seemacht, auch zur Landmacht und zur italienischen Macht wurde. Das Buch spiegelt also einen Zeitpunkt wider, zu dem Venedig auf See die genuesische Gefahr beendet hatte und noch nicht einem gefährlicheren Feind, dem Osmanischen Reich, gegenüberstand, als es also seine größte Macht erreicht hatte. R. stellt die Texte in einer einleitenden Anmerkung vor (S. 7–25), in der sie die „allgemeinen Charakterzüge“ dieser Kommissionen zusammenfasst, Ergänzungen und Korrekturen der verschiedenen Formulare erläutert und sich dann dem Kern ihrer Arbeit zuwendet, dem Inhalt der Kommissionen. Sie untersucht der Reihe nach die Kommissionen des Capitano del Golfo, des Sopracomito del Golfo, der Capitani delle galee di Romània (und des Schwarzen und Asowschen Meeres), delle galee di Alessandria, delle galee di Beirut und delle galee di Fiandra. Die sogenannten Aigues-Mortes-, Barbaria- und Traffego-Galeeren kamen später hinzu und werden in der Schlussbemerkung (S. 23–25) erwähnt. Einige Galeeren hatten eine militärische Funktion und machten Jagd auf feindliche Schiffe, Korsaren und Schmuggler, die die Zolleinnahmen der Kommune gefährdeten, andere, zahlreichere, waren vor allem Handelsschiffe, die die Zwischenstationen des östlichen Mittelmeers aufsuchten und von dort leichte und teure Waren wie Gewürze mitbrachten. Eine Sonderstellung nimmt die Muda aus Flandern ein, die Brügge und Antwerpen oder die englischen Häfen erreichte, die Metalle (Zinn) und Wolle exportierten. Diese Rohstoffe waren unverzichtbar für die florierende Industrie Venedigs, das seine Einkäufe im Orient mit dem Export von Wolltuch, Zinngeschirr und Glaswaren finanzierte. Durch Zusammenführung der in den Anmerkungen verstreuten Informationen hätte man leicht eine Bibliographie gewinnen können, und ein Personenindex mit nur drei Einträgen wirkt merkwürdig (S. 157).
Jean-Claude Hocquet