Danica Ramsey-Brimberg, Viking and Ecclesiastical Interactions in the Irish Sea Area from the 9th to 11th Centuries, London / New York 2024, Routledge, XIII u. 357 S., 40 Abb., ISBN 978-1-032-37289-1. – Die Vf. will am Beispiel der Irischen See zeigen, dass wikingerzeitliche „furnished burials were the product of negotiations between clerical and lay authorities to gain and display power, wealth, and status and to control what was acceptable, including how to bury the dead“ (S. 1). Zunächst wird der Kontext der beigabenführenden Gräber erläutert: Wer wurde an kirchlichen Plätzen begraben, wie sahen die Gräber aus und wo genau lagen sie? Drei weitere Kapitel nehmen Region für Region die einschlägigen Plätze in den Blick: Schottland und England im Osten, die Isle of Man im Zentrum und Irland im Westen. Insgesamt kommen 28 identifizierte küstennahe Orte zusammen, die sich ungefähr gleichmäßig auf die Regionen verteilen; bei der Anzahl der betreffenden Gräber ragt Irland deutlich hervor und beansprucht die Hälfte. Das mit 100 Seiten umfangreichste Kapitel analysiert die Befunde vergleichend. Bei unterschiedlichen kirchlichen Plätzen – Kirchen, Klöster, Kapellen – fanden sich Gräber mit Beigaben. Datierung und Ausstattung der Kirchen spielten für die Anlage der Gräber höchstens eine untergeordnete Rolle. Auch die jeweiligen kirchlichen Friedhöfe weisen keine prinzipiellen Besonderheiten auf. In der Landschaft lagen sie oft gut sichtbar; es waren also keine abgelegenen Plätze, an denen man wenige herausgehobene Personen bestattete. Insgesamt 78 Gräber – je nach Platz zwischen einem und 18 – liegen der detaillierten Analyse zugrunde. Betrachtet werden Geschlecht und Alter, Position des Leichnams im Grab und Grabkonstruktion, Ausrichtung der Grabgrube und Spektrum der Grabausstattung – letzteres bildet den Ausgangspunkt der Studie und reicht von Schmuck über Kleidung bis zu Waffen, was nicht prinzipiell „wikingisch“ oder skandinavisch ist, sondern den Sozialstatus betont. Des Weiteren werden die spezifische topographische Lage am jeweiligen Ort (innerhalb oder außerhalb der kirchlichen Plätze) sowie die Datierung der Gräber zwischen dem 8. und 11. Jh. ausgewertet. Im Ergebnis erscheinen diese Bestattungen nicht als grundverschieden von anderen Gräbern ohne Beigaben, sondern fügen sich jeweils ein. Zahlreiche Tabellen und Diagramme bereiten die Daten auf, die dennoch auf einer recht schmalen Zahlengrundlage beruhen. Als Archäologe vermisst man Pläne der jeweiligen Plätze und Friedhöfe ebenso wie Abbildungen zumindest ausgewählter Grabbeigaben, um einen unmittelbaren Eindruck von den Quellen zu gewinnen. Zwei Aspekte hebt die Vf. abschließend hervor: Zum einen reflektierten die dynamischen Beziehungen zwischen Klerikern und Laien rege Interaktionen zwischen beiden, und zum anderen stellte die Ausstattung von Toten im Grab lediglich eine weitere Variante frühma. Begräbnisse dar.
Sebastian Brather