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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Records and Processes of Dispute Settlement in Early Medieval Societies. Iberia and Beyond, ed. by Isabel Alfonso / José M. Andrade / André Evangelista Marques (Medieval Law and Its Practice 41) Leiden / Boston 2024, Brill, XIV u. 425 S., Abb., ISBN 978-90-04-68295-5, EUR 144. – Der Sammelband verfolgt das Ziel, die Frage zu klären, was vom Konflikt übrigbleibt. Was lernen heutige Forscher aus den Quellen, die aus frühma. Konflikten, ihrer Führung und Beilegung entstanden? Insbesondere die reichhaltige Urkundenüberlieferung der Iberischen Halbinsel, Italiens und Skandinaviens soll vergleichend herangezogen werden, um die mitunter auftretende Gleichzeitigkeit von formell gerichtlichen und außergerichtlichen Arten der Konfliktlösung besser verstehen zu können. Nach der Einleitung der drei Hg. (S. 1–33) ist der Band in drei Teile gegliedert. Der erste befasst sich im Schwerpunkt mit Konflikten auf der Iberischen Halbinsel und verfolgt einen stark regionalisierten Ansatz. So werden Galizien, León, Kastilien, Navarra und Aragón sowie Katalonien vor 1100 bearbeitet. Dem schließt sich eine Vorstellung der PRJ Database of Iberian Judicial Records (PRocesos Judiciales en las sociedades medievales del norte peninsular) von Francesca Tinti (S. 181–193) an, die u. a. die verschiedenen Suchmöglichkeiten erläutert. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der textuellen Konstruktion gerichtlicher Prozesse. Warren C. Brown (S. 197–221) untersucht fünf Urkundenformulare aus den Formulae Visigothicae und nähert sich letztlich der Frage, über welche Gesellschaft man etwas lernt, wenn man die Formulae sowie ihre Überlieferungskontexte auswertet. Wendy Davies (S. 222–249) und François Bougard (250–279) befassen sich ebenfalls mit Vorlagen für Texte im Kontext von Gerichtsprozessen. Igor Santos Salazar (S. 280–308) fragt nach der Genese und Überlieferung von Laientexten in kirchlichen Kontexten. Im dritten Teil geht es um den Spannungsrahmen zwischen sozialer Ordnung und gerichtlichen Autoritäten. Adam J. Kosto (S. 311–337) fragt nach den Teilnehmern von Gerichtsprozessen. Juan José Larrea (S. 338–363) untersucht Grenzkonflikte in den westlichen Pyrenäen im Früh-MA im Hinblick auf den Aufbau klösterlicher Territorien. Julio Escalona (S. 364–386) behandelt einen Mordfall anhand einer Urkunde des 10. Jh. aus Sahagún. Last but not least beschäftigt sich Kim Esmark (S. 387–410) mit der Konfliktbeilegung im Dänemark des 12. Jh. Ein gemeinsamer Index schließt den Band ab.

Florian Dirks