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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Josef Riedmann, Historische Beziehungsgeflechte. Fünfzig Aufsätze aus fünf Jahrzehnten, ausgewählt und hg. von Julia Hörmann-Thurn und Taxis / Gustav Pfeifer (Schlern-Schriften 377) Innsbruck 2024, Univ.-Verlag Wagner, 925 S., Frontispiz, ISBN 978-3-7030-6642-9, EUR 79,90. – R., 1966 nach Studien in Innsbruck, Marburg und Wien bei Heinrich Appelt an der Univ. Wien promoviert, ging bereits drei Jahre später, 1969, ans Institut für Geschichte der Univ. Innsbruck, wo er sich 1975 habilitierte. Sowohl seine Diss. über die Beurkundung der Verträge Friedrich Barbarossas mit italienischen Städten (vgl. DA 32, 245f.) als auch seine Habil.-Schrift über die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahr 1335 (vgl. DA 35, 321f.) markieren frühe wissenschaftliche Schwerpunktsetzungen, die sich in unterschiedlicher Form auch durch sein weiteres Schaffen ziehen sollten. Sowohl die Diplomatik als auch die durchaus übergreifend gestaltete Regional- und Landesgeschichte – dies nicht zuletzt in Entsprechung zu der Brückenfunktion Tirols zwischen dem nordalpinen und dem südalpinen Raum – nehmen im Œuvre des Geehrten durch die Jahrzehnte hindurch einen gewichtigen Platz ein. Die chronologische Perspektive hat sich im Lauf von R.s ungemein breit angelegtem Schaffen nachhaltig geweitet, wobei insbesondere auf seine Arbeiten zum Spät-MA und auch – und das sei mit großer Reverenz betont – zur Zeitgeschichte zu verweisen ist. Die beiden Hg. haben sich in enger Abstimmung mit R. der Aufgabe unterzogen, aus dessen sehr viel umfangreicherer Liste unselbstständiger Arbeiten – eine Gesamtbibliographie findet sich am Ende des Bandes (S. 839–863) – nach den folgenden Kriterien eine Auswahl zu treffen (vgl. S. 12f.): (1) Umfang der Beiträge (in der Regel ab zehn Druckseiten), (2) Vermeidung von Überschneidungen, (3) Repräsentativität für das Gesamtwerk und (4) pragmatischer Ansatz (Fokus auf Arbeiten, die nicht in Periodika veröffentlicht wurden, die in der Region leicht greifbar sind). Diese vier Herangehensweisen ermöglichten die Realisierung eines alles andere als einfachen Vorhabens der Rückschau und Präsentation von besonders signifikanten Beiträgen für wichtige Aspekte eines Lebenswerks. Ob dabei der Ausschluss von leicht in der Region greifbaren Arbeiten angesichts eines deutlich weiter über diese hinausreichenden Publikums strikt zu befolgen war, bleibt zu diskutieren, wenngleich – das sei eingeräumt – jede Auswahl ohne subjektiven Ansatz und Entscheidung praktisch zum Scheitern verurteilt wäre. In insgesamt fünf trefflich definierten Gruppen – (1) Kulturelle Prozesse, (2) Kontaktzone Italien, (3) Zeitgeschichte, (4) Tirol im Beziehungsgeflecht und (5) Kirche und Welt – Säben-Brixen, Trient und Salzburg – findet sich in enger Ausrichtung auf den ebenso trefflich gewählten Gesamttitel der Aufsatzsammlung und unter Beachtung der Leitzahl 5 eine Anthologie, wie sie sich die Fachwelt, aber auch der Geehrte wohl nur wünschen kann. Wie sehr R. bis weit in sein achtes Lebensjahrzehnt hinein wissenschaftlich aktiv geblieben ist, davon legen bis ins Jahr 2022/23 erschienene Arbeiten ein besonders eindrucksvolles Zeugnis in deutscher, italienischer und englischer Sprache ab. Und es sei gestattet, hier mit großer Bewunderung auch auf seine Edition der Innsbrucker Briefsammlung hinzuweisen (MGH Briefe d. späteren MA 3, 2017), mit der es R. gelungen ist, in seiner Heimat-Univ.-Bibl. den bislang bekannten urkundlichen Überlieferungen zu Friedrich II. und Konrad IV. 208 – bis dahin größtenteils unbekannte – Briefe, Mandate und Diplome hinzuzufügen – eine ebenso außerordentliche wie würdige Glanzleistung seiner mediävistischen Werke.

Ferdinand Opll