Thomas M. Izbicki, Ministry to the Sick and Dying in the Late Medieval Church, Washington 2023, Catholic Univ. of America Press, IX u. 238 S., ISBN 978-0-8132-3735-0, USD 75. – Das Buch bietet einen faszinierenden Einblick in die Art und Weise, wie insbesondere Priester in der spätma. Kirche mit der Betreuung von Kranken und Sterbenden umgingen. Der Vf. veranschaulicht die Vielfalt des religiösen Lebens in dieser Zeit, in der trotz lokaler Unterschiede eine bemerkenswerte Kontinuität darin herrschte, wie die Sakramente der Buße, der Eucharistie (viaticum) und der Letzten Ölung in ganz Europa gespendet wurden. Besonders das erste Kapitel ist wichtig für ein gutes Verständnis der ma. Sicht auf Krankheit und Tod. Der Vf. zeigt, wie aufgrund biblischer Zeugnisse ein enger Zusammenhang zwischen Sünde und Krankheit gesehen wurde. Schon in der Kirchenväterzeit wurde zunehmend Wert darauf gelegt, dass Sünde und geistige Schwäche die eigentlichen Ursachen für körperliche Beschwerden und Krankheiten seien. Bei aller Vielfalt bildete dies den Ausgangs- und Mittelpunkt der Überlegungen der Theologen im MA zu diesem Thema. Die Kapitel 2–4 befassen sich dann mit der Spendung der drei Sakramente. Der Vf. greift dabei umfassend auf die verfügbaren Quellen zurück. Er präsentiert eine breite Palette von Quellen, darunter insbesondere die Dekrete des Vierten Laterankonzils, (lokale) Pastoralhandbücher und weitere (kanonische) Texte. Dies macht das Werk nicht nur historisch wertvoll, sondern auch relevant für zeitgenössische Debatten über religiöse Rituale und Pflegepraktiken, weil gerade die Praxis im Zentrum der Arbeit steht. Kapitel 5 befasst sich mit der Sterbebegleitung und der im Spät-MA so wichtigen Tradition der Ars Moriendi. Auch die Bestattungspraxis und der Umgang mit der Kindersterblichkeit werden hier thematisiert. Der Epilog regt weitere Untersuchungen zu späteren Entwicklungen an, beispielsweise zu den Auswirkungen der protestantischen Reformation, die charakteristischerweise starke Kritik am sakramentalen Denken zum Ausdruck brachte. Wie üblich schließt das Buch mit einer Bibliographie. Insbesondere die Aufstellung der Primärquellen fällt auf: Sie umfasst beeindruckende zehn Seiten. Gerade durch die Arbeit mit einem breiten Spektrum an Quellen ergibt sich ein vielschichtiges Bild. Leider finden Texte in den Volkssprachen, die im Spät-MA zunehmend eine wichtigere Rolle spielten, jedoch wenig Beachtung. Sind diese Texte nicht vorhanden oder handelt es sich dabei um Material für weitere Studien? Das Buch gibt nicht nur Einblick in die ma. Theorie der Pflege, sondern auch in die tägliche Praxis und die Herausforderungen, mit denen die Geistlichen konfrontiert waren. Gerade weil es in der modernen Zeit so oft an Symbolen, symbolischen Handlungen und/oder Ritualen mangelt, kann das von I. präsentierte Material eine Herausforderung für das moderne Denken darstellen. Die ma. Form der Begleitung am Krankenbett und am Lebensende kann somit zu neuen Perspektiven für die moderne religiöse und spirituelle Begleitung und Seelsorge herausfordern.
Jan Klok