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Secundum Evangelium Christi et vitam apostolicam. I Canonici Regolari dal Medioevo ai nostri giorni, a cura di Bernard Ardura / Gert Melville (Atti e Documenti 67) Città del Vaticano 2023, Libreria Editrice Vaticana, IX u. 536 S., ISBN 978-88-266-0873-0, EUR 35. – Der Band versammelt 20 Beiträge, die bei einer internationalen Tagung des Pontificio Comitato di Scienze Storiche im Jubiläumsjahr 2022 aus Anlass der 900-Jahr-Feier der Gründung der Abtei Prémontré (1122) vorgetragen wurden. Eine Auswahl sei hier angezeigt: Gert Melville, I Canonici regolari medievali nel contesto generale della vita religiosa (S. 1–23), legt in seiner Einführung zu den Strukturen des religiosen Lebens den Schwerpunkt auf die zentralen Fragestellungen nach dem Platz der Regularkanoniker im Ordensleben, den Faktoren ihrer Identität und ihrer Einheit in vielfältigen Erscheinungsformen der vita religiosa. – Florian Hartmann, Chrodegang von Metz und der Kontext seiner regula canonicorum (S. 25–53), widmet sich den Anfängen der Kanonikerregel und stellt den „markanten Einfluss Benedikts von Nursia“ (S. 27) ebenso wie die Vorbildfunktion der römischen Liturgie und Gewohnheiten heraus, die in die Bischofsstadt Metz übertragen wurden und erst nach den Aachener Synoden von 816 und 817 eine reichsweite Umsetzung erfuhren. – Yannick Veyrenche, La fondation de Saint-Ruf et les premières formes d’autoconscience du clergé régulier (S. 99–120), kann zeigen, dass sich am Ende des 11. Jh. vor allem ausgehend von der Abtei Saint-Ruf in Avignon die Lebensform der Regularkanoniker als gemeinsames Leben des Klerus ohne persönlichen Besitz in Südfrankreich und Katalonien verbreitete. – Julia Becker, L’imitazione del progetto di vita „ad instar Apostolorum“ e la regula apostolica come idea guida della riforma canonicale nel XII secolo (S. 197–216), findet die Antwort auf die Frage nach dem Weg der Regularkanoniker zur authentischen Apostolizität in der ältesten erhaltenen Professformel des Prämonstratenserordens aus dem Kloster Schäftlarn (Clm 17174) mit dem Versprechen, das Leben secundum Evangelium Christi et apostolicam institutionem et secundum canonicam regulam beati Augustini auszurichten. – Die monastischen Reformgemeinschaften und Doppelklöster des 12. Jh. und ihre Realisierung der vita apostolica gemäß Act. 2,44 und 4,32 stehen im Fokus von Christina Lutter, Diversity of Roles and Functions in the Community – Men and Women, Clerics and Laypeople (S. 321–356). Exemplarisch werden an den Beispielen der Salzburger Bistumsreform von Erzbischof Konrad I. und des von Markgraf Leopold III. und seiner Gemahlin Agnes gegründeten Stifts Klosterneuburg (Bistum Passau) mit seinem Doppelkonvent von Chorherren und Chorfrauen die Entwicklungsmöglichkeiten und Grenzen für die Reformbewegungen aufgezeigt. Ein weites Forschungsfeld eröffnet sich noch für Untersuchungen zu den „complex double-sided spiritual and material economies that formed a substantial basis of religious institutions like Klosterneuburg“ (S. 354). – Die Regularkanoniker in den Blick der Forschung gerückt zu haben, ist ein Verdienst des internationalen Kongresses und des eindrucksvollen Tagungsbandes, der inhaltlich durch ein Personen- und Ortsregister erschlossen wird.

Edeltraud Klueting