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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Iberia pontificia sive Repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum MCLXXXXVIII Hispaniae et Portugalliae ecclesiis monasteriis civitatibus singulisque personis concessorum 8–9: Provincia Toletana, Dioeceses Secobiensis et Seguntina, congessit Daniel Berger. Provincia Bracariensis, Dioecesis Zamorensis, congesserunt Santiago Domínguez Sánchez / José Luis Martín Martín / Frank Engel (Regesta pontificum Romanorum) Göttingen 2024, Vandenhoeck & Ruprecht, LIV u. 262 S., ISBN 978-3-525-35228-1, EUR 100. – Das Werk umfasst eigentlich zwei eigenständige Bände der Iberia Pontificia, die aufgrund des geringen Umfangs des zweiten Bandes sowie aus finanziellen Erwägungen gemeinsam gedruckt wurden. Nachdem in den früheren Bänden die Kontakte zwischen den Päpsten und den Bistümern Burgos (2012, vgl. DA 68, 625), León (2013, vgl. DA 70, 229f.), Palencia (2015, vgl. DA 71, 661), Ávila, Salamanca, Coria, Ciudad Rodrigo, Plasencia (2016, vgl. DA 72, 653f.), Oviedo, Astorga (2019, vgl. DA 77, 206f.), Calahorra, Tarazona und Pamplona (2022, vgl. DA 79, 708–710) in Regestenform erfasst worden sind, liegt nun ein entsprechendes Hilfsmittel für die Diözesen Sigüenza, Segovia und Zamora vor. Dadurch kann die gesamte „Mitte Spaniens“ als aufgearbeitet gelten. Nach dem Auslaufen des Akademievorhabens „Papsturkunden des frühen und hohen Mittelalters“ sollen künftig im Rahmen eines DFG-Folgeprojekts die restlichen Bistümer im Osten und Westen der Iberischen Halbinsel bearbeitet werden. Die beiden Bände folgen dem üblichen Muster und verzeichnen sämtliche überlieferten Kontakte zwischen Institutionen und Personen aus den genannten Bistümern und den Päpsten, ihren Legaten, delegierten Richtern sowie den Kardinälen bis einschließlich Cölestin III. († 1198). Der Sigüenza und Segovia gewidmete Band gibt Auskunft über insgesamt 226 Interaktionen. 145 von ihnen basieren auf original (49) oder kopial (96) überlieferten Urkunden, 81 sind Deperdita. Die Anzahl der Fälschungen ist überschaubar; als solche werden nur zwei ausgewiesen. Der Band über Zamora verzeichnet insgesamt 114 Kontakte, wobei 50 auf tatsächlich überlieferte Urkunden und 64 auf sonstige Nachrichten zurückzuführen sind. Die Zahl der Fälschungen beträgt zwei. Nicht so leicht zu ermitteln ist die Anzahl der Originale, da bei vielen Regesten auf Einträge in anderen Bänden der Ib. Pont. verwiesen wird. Ein Unterschied zwischen Band 8 und Band 9 besteht darin, dass letzterer die Einleitungen nicht auf Latein, sondern auf Spanisch bietet. In beiden Bänden bezieht sich der überwiegende Teil der Regesten auf die Bischofskirchen selbst und nicht etwa auf Domkapitel, Klöster oder sonstige Institutionen. Dies erklärt sich vor dem Hintergrund, dass die fraglichen Diözesen erst zu Beginn des 12. Jh. im Zuge der sogenannten Reconquista wiedererrichtet wurden. Beim Prozess der kirchlichen Durchdringung des jeweiligen Gebiets kam dem Ordinarius eine zentrale Rolle zu. Sehr aktiv waren vor allem die ersten Bischöfe. Nach einer Ausbildung in Toledo amtierte Petrus von Agen fast 30 Jahre als Bischof von Segovia (1120–1148), erhielt durch die Vermittlung seines Neffen, König Alfons’ VI. von Kastilien, ein erstes großes Privileg von Papst Calixt II. im Jahr 1123, richtete in seiner Bischofskirche ein Domkapitel ein und nahm an verschiedenen Synoden teil. Ähnlich verlief die Laufbahn Bernhards von Sigüenza. Er stammte ebenfalls aus Agen, war mit Petrus von Segovia verwandt, wirkte in Toledo als Kantor und stand dem Bistum Sigüenza über 30 Jahre vor (1121–1152). In dieser Zeit bemühte sich Bernhard mit königlicher Unterstützung um die päpstliche Anerkennung der eigenen Herrschaft über die Stadt Soria, die jedoch auch von den Bischöfen von Tarazona, Zaragoza, Osma und Burgos beansprucht wurde. Zur Klärung der Kontroverse entsandte Innocenz II. Guido von SS. Cosma e Damiano als Legaten nach Spanien, der schließlich ein Urteil zugunsten des Bischofs von Sigüenza fällte. Daraus resultierte die erste päpstliche Urkunde im engeren Sinn für eben dieses Bistum (1139), auf die wenige Jahre später ein umfangreiches Privileg folgte (1146). Mit anderen Problemen war Bernhard von Périgord, der erste Bischof von Zamora, konfrontiert, der – nach einer Amtszeit als Archidiakon in Toledo – grosso modo in denselben Jahren wie seine Amtskollegen von Segovia und Sigüenza amtierte (1121–1149). Das Bistum Zamora wurde gleich nach der Wiedereinrichtung zum Gegenstand eines langwierigen Streits zwischen den Erzbischöfen von Toledo, Braga und Compostela, die mit verschiedenen Argumenten die Ausübung der Metropolitangewalt über Zamora beanspruchten. Der Konflikt zog sich bis ins 13. Jh. hin und prägte die Frühgeschichte einer Diözese, die ohnehin mit strukturellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Im Licht der skizzierten Umstände und Vorgänge erklärt sich die Zusammensetzung der Bände, die vergleichsweise viele Handlungen von Kardinallegaten in den drei Bistümern bezeugen und ebenso zahlreiche Kontakte zwischen Päpsten einerseits und Königen sowie Metropoliten andererseits dokumentieren. In der langen und nicht linearen Aufbauphase, die auf die christliche Eroberung der fraglichen Gebiete folgte, war die strukturierende Aktion von Legaten, Herrschern und Erzbischöfen nicht weniger wichtig als diejenige der Bischöfe selbst. Eher im Hintergrund bleiben im erfassten Zeitraum Domkapitel, Klöster und Stadtgemeinden, von denen – im Vergleich zu anderen Regionen Europas – nur sporadische Kontakte mit den Päpsten belegt sind. Die beiden Bände lassen die unersetzliche Bedeutung der Grundlagenforschung einmal mehr ans Licht treten. Die Hoffnung des Projektleiters Klaus Herbers, dass sie nicht die allerletzten Ergebnisse der Ib. Pont. sein werden, kann man nur teilen.

Étienne Doublier