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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Gerda Brunnlechner / Nadine Holzmeier / Daniel Syrbe / Petra Waffner / Petra Widmer (Hg.), Positionsbestimmungen. Mediävistik im kulturgeschichtlichen Kontinuum. Festschrift für Felicitas Schmieder zum 60. Geburtstag (Nova Mediaevalia 25) Göttingen 2025, V&R unipress, 717 S., Abb., ISBN 978-3-8471-1702-5, EUR 90. – Angelehnt an die zentralen Arbeitsgebiete der an der Fernuniv. Hagen lehrenden Jubilarin, ist diese Festschrift in fünf Sektionen unterteilt: „Kartographie“, „Gemeinschaften“, „Begegnungen“, „Prophetie“ und „Erinnern“. Die insgesamt 26 Aufsätze liefern S. / B. zufolge angesichts ihrer „thematischen Breite, des weiten räumlichen Horizonts und der zeitlichen Tiefe … eine Positionsbestimmung einer modernen Mediävistik“ (S. 15). Explizit versucht eine solche Kristin Skottki (S. 597–621) am Ende der Abteilung 5. Andere Studien dieser Sektion behandeln die Chronologia Magna des Franziskaners Paolino Veneto (Nadine Holzmeier / Daniel Syrbe, S. 481–507), den Traktat des Augustiner-Chorherrn Paul Walther von Guglingen über seine Reise ins Heilige Land im Jahr 1482 (Michele Campopiano, S. 509–524) sowie Interdependenzen von hagiographischen Wundergeschichten und imperial-dynastischer Geschichtsschreibung in Byzanz (Stavroula Constantinou, S. 525–550). Besondere Aktualität hat Olga Kozubska-Andrusiv (S. 579–596) über das Magdeburger Recht in der öffentlichen Erinnerungskultur der Ukraine. Mit Dan Terklas (S. 551–578) Rezeptionsgeschichte der Hereforder Weltkarte wird zurückverwiesen auf Sektion 1, in der es u.a. um „schriftbildliche Konzeptionen“ der Stadt Zürich „als Zeitenraum“ (Martina Stercken, S. 21–45), Andrea Biancos Atlante Nautico (Ingrid Baumgärtner / Franziska Haarhaus, S. 47–74) und die Genuesische Weltkarte von 1457 geht (Gerda Brunnlechner, S. 75–95). Von den jeweils vier Beiträgen in den Sektionen 3 – der kürzesten – und 4 sind nur je drei mediävistisch. Besonders hingewiesen sei auf Zaroui Pogossians (S. 387–419) kommentierte englische Übersetzung der im Jahr 967 verfassten Visio des armenischen Katholikos Nerses und auf Frances Kneuppers (S. 421–445) Untersuchung der Ansprüche von Konstanze von Rabastens und Marie Robine alias Marie von Avignon auf prophetische Autorität in den 1380er und 1390er Jahren. In Sektion 2 geben Gabriel Zeilinger (S. 159–170) und Katalin Szende (S. 171–198) Einblicke in ihre Forschungsprojekte zu Stadthöfen von Klöstern und Stiften respektive zu den Standorten und der Genese von Bischofssitzen in Ostmitteleuropa. Ellen Diehm (S. 199–221) beschäftigt sich mit den Ratsmitgliedern von Frankfurt a.M. aus den Reihen der Handwerker und fokussiert dabei die Laufbahn und das tragische Ende des Bäckers Peter von Walstadt. Marc von der Höh (S. 243–265) widmet sich der Funeralheraldik am Beispiel der Totenschilde von Dogen im Markusdom zu Venedig und legt einen transalpinen Einfluss auf den Brauch des Anbringens von Totenschilden in Kirchen süddeutscher Städte nahe. Ein souveräner Überblick von Thomas Sokoll (S. 267–312), der von der griechischen Antike bis zur Gegenwart reicht, zeigt die Problematik der Versuche von Philosophen, Historikern und Soziologen auf, eine bürgerliche Mittelschicht oder „middle class“ zu identifizieren. Die gelungene Festgabe enthält zahlreiche Abbildungen und schließt mit einem reichhaltigen Quellen- und Literaturverzeichnis. Ein seitens der Hg. nicht angesprochener Schönheitsfehler sei hier nicht verschwiegen: Der 60. Geburtstag der Geehrten wurde bereits im Januar 2021 gefeiert!

Gerd Mentgen