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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,2 (2025) *.

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Stefano Manganaro, Roma e gli Ottoni. Strategie politiche e linguaggi simbolici (951–1002) (Istituzioni e società 28) Spoleto 2024, Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo, VI u. 382 S., 2 Karten, ISBN 978-88-6809-412-6, EUR 52. – Das zweite Buch aus der Feder von M. setzt sich zum Ziel, die Verbindungen von Otto I., Otto II. und Otto III. (den Ottonen im engeren Sinn) zur Ewigen Stadt näher in den Blick zu nehmen. Wie der Vf. in der Einleitung zu Recht betont, hat die Forschung der Herrschaft der Ottonen südlich der Alpen (und vor allem in Rom) auffällig wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Obwohl das Kaisertum und die „Kaiseridee“ seit jeher Lieblingsthemen der deutschen Mediävistik sind, steht nur selten der Rahmen im Mittelpunkt, in dem sie ausgefaltet worden sind: die Stadt Rom selbst. Dank der Arbeiten von Percy Ernst Schramm zu „Kaiser, Rom und renovatio“ haben zwar die Beziehungen Ottos III. zu Rom immer wieder das Interesse der Historikerzunft genossen. Mangels vergleichbarer Untersuchungen zu Otto I. und Otto II. hat das allerdings den Blickwinkel der Geschichtswissenschaft eher verengt denn geweitet. Diese Forschungslücke wird nun auf teilweise souveräne Art gefüllt. Der Vf. kennt sich in der deutschen und italienischen Mediävistik bestens aus und baut auf wichtigen Vorarbeiten zu Königsherrschaft im Regnum Italicum (Huschner, Vignodelli, Bougard), symbolischer Kommunikation (Althoff, Keller) und der Stadt Rom im 10. Jh. (Wickham) auf. Das Buch gliedert sich in drei ungefähr gleich große Kapitel, die jeweils einem Herrscher gewidmet sind. Die wichtigsten sind die ersten zwei, zu Otto I. und Otto II., denn hier betritt der Vf. weitgehend wissenschaftliches Neuland. Dennoch ist das Ganze weit mehr als die Summe seiner Einzelteile. Einerseits kann M. bisher unberücksichtigte Kontinuitäten und Entwicklungen feststellen, beispielsweise was die Zusammenarbeit der Ottonen mit den Päpsten, ihr Selbstverständnis als Schutzherren bzw. Schutzvögte der römischen Kirche (ihre „funzione avvocatizia“) sowie ihre Beziehungen zur römischen Führungselite angeht. Andererseits arbeitet er wichtige persönliche Akzente der drei Herrscher heraus: für Otto I. standen Rom und das Kaisertum in engster Verbindung mit der Gründung von Magdeburg und der Ausbreitung des christlichen Glaubens (der missio ad gentes), für Otto II. boten sie vor allem Möglichkeiten, sich als ein zweiter Constantin zu präsentieren und seine Herrschaft nach Süden auf den Mittelmeerraum auszubreiten, während für Otto III. Rom selbst zum zentralen Regierungssitz werden sollte. Durch lange Exkurse zu einzelnen Themen wie der Grablege Ottos II. (S. 122–190) oder der Lage der neuen Pfalz Ottos III. (S. 241–281) verliert die Argumentation manchmal an Schwung. Und bei der Erörterung des liturgischen Hintergrunds der Kaiserkrönung Ottos I. (S. 56–60) hat der Vf. leider die wichtigen Arbeiten von Henry Parkes zum Thema übersehen, die eine Entstehung des Pontificale Romano-Germanicum in Bamberg unter Heinrich II. (statt in Mainz um 950) nahelegen (vgl. DA 73, 347f.). Dennoch ist es M. gelungen, wichtiges neues Licht in eine der dunklen Ecken dieses saeculum obscurum zu werfen. Dafür kann man ihm nur herzlich danken.

Levi Roach